Serenissima

Serenissima

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1 - 5 von 1057
Serenissima vor 11 Stunden 7 8
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
der besondere Reiz der Bitterorange
Ich durfte in der letzten Zeit einige der Düfte aus der Kollektion „Les Eaux de Chanel“ testen und bei allen bezauberte mich diese Transparenz im Duftverlauf.
Gerade weil ich bekanntermaßen kein ausgesprochener Chanel-Fan bin, wurde ich sehr angenehm überrascht.
So traf ich auf schimmerndes Licht, leises Leuchten und bei „Paris – Riviera“ auf ein mediterranes Flirren, durchsetzt vom Konzert unzähliger Zikaden.
Das ist schon äußerst eindrucksvoll.

Gerade in „Paris – Riviera“ überrascht einmal mehr der besondere Reiz von Petitgrain, eigentlich ja einem „Abfallprodukt“ der Bitterorange, werden hier doch Blätter, Zweige und unreife Früchte „unter Dampf gesetzt“, um das herrlich duftende Öl zu gewinnen.

Zusammen mit der Spritzigkeit der Orangenschale entsteht so ein sommerherrliches Duftgespinst, noch aufgewertet durch Nerolis Herzenswärme verströmendes Aroma, bevor Jasmin seine strahlendweiße, sommerliche Sinnlichkeit entfaltet.
Moschus, hier stilvoll verwoben mit Benzoes Goldbraun, verleiht diesem Duftarrangement eine angenehme Cremigkeit, die „Paris – Riviera“ deutlich aus dem Rahmen der typischen Zitrusdüfte heraushebt.
Es entfaltet seinen besonderen Reiz, ein besonderes Lebensgefühl, für das die Riviera seit langer Zeit berühmt und beliebt ist: „Savoir vivre“ ist wohl auch hier der passende Ausdruck.

„Paris – Riviera“ vermittelt das Gefühl der Leichtigkeit des sonnigen Südens und lädt zu einem Kurztrip dorthin ein: Dieser Flacon beinhaltet eine kleine Auszeit mit südlichem Flair, so ganz ohne Kofferpacken und Anreisestress.
8 Antworten
Serenissima vor 16 Stunden 12 12
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Rosenmorgenlicht
Lutetia – Lutèce – Paris: All das benennt die Stadt an der Seine.
Schon Caesar eroberte Lutetia – Asterix-Leser werden sich daran erinnern, dass unsere gallischen Freunde in einem Band zum Marsch zur Rettung der Stadt blasen.
„Lutèce“, die Stadt des Lichts, gab ihren Namen einem Duft der Marke Dana und ich kann mich auch noch gut daran erinnern, dass Yves St. Laurent einen gleichnamigen Duft (in einem schlanken lilafarbenen Glasflacon und nach dieser Stadt des Lichts benannt) auf den Markt brachte. Wo ist der wohl geblieben?
Oder wurde er still und heimlich zu „Paris“, einem noch heute sehr beliebten Begleiter?

Die „Stadt des Lichts“: Wir finden sie erneut in Chanels „Paris – Paris“, einem Duft der Serie „Les Eaux de Chanel“, den ich testen durfte.
An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank für die großzügige Abfüllung.

Es steht geschrieben: „Paris – Paris“ ist die Stadt des Lichts im Sonnenaufgang, wenn die nächtlichen Schatten sich zurückziehen, der erste Café au Lait, das erste, noch warme, nach Butter duftende Croissant am kleinen Tisch vor dem Bistro an der Ecke.
(nach einem Zitat aus dem Hause Chanel.)

„Paris – Paris“, das sind erwachende Rosen, von Aurora geküsst, in der Frische des Morgens noch nicht ihre volle Duftintensität entfaltend.
Ist „Paris – Paris“ aus diesem Grund ein als zuerst einmal recht kühl empfundener Rosenduft?
Oder kühlen hier die bizzelnden Aromen vom Rosa Pfeffer und die Spritzigkeit der sommerlich reifen Zitrusfrüchte?
Es erinnert etwas an zitrisch parfümierten Rosenchampagner am Morgen – pourquoi pas?

Jedenfalls ist „Paris – Paris“ ein prickelnder Rosenduft, der mit ganz eigenem, lebhaftem Charme auf den Zauber eines reichen Dufttages vorbereitet.
Auch er erwärmt sich, wird runder, und wenn dann schließlich Patchouli mit seinem goldbraunen Erdenschimmer die Bühne betritt, liegt ein reich duftendes Rosenlicht über allem: umhüllend und verzaubernd!

Dazu muss man kein ausgewiesener Liebhaber dieser Stadt oder dieser Marke sein; die Liebe zu Rosendüften in all ihrer Vielfalt ist hier völlig ausreichend oder sie entwickelt sich bei näherem Kennenlernen dieser Komposition sogar noch.

Dem Namen der Serie „Les Eaux des Chanel“ entsprechend, verfügt auch diese Kreation von Olivier Polge nicht über die außergewöhnliche Haltbarkeit der üblichen Rosendüfte; ist aber für ein „Duftwasser“ ausgesprochen reichhaltig und langanhaltend.
So können die Rosen auf der Haut mit der Zeit auch voll erblühen und mit einer lässigen Eleganz, die die Kleider von Mademoiselle Coco Chanel einmal auszeichnete, umhüllen.
„Paris – Paris“: Voll von Pariser Charme und Leichtigkeit, anmutig in Duft umgesetzt.

„Paris erwacht …“ heißt es im deutschen Text eines bekannten französischen Chansons.
Jetzt können auch wir den von der Morgengöttin Aurora erweckte und von Chanel im Flacon eingefangenem Zauber dieses Moments erleben.
Mehr noch: „Paris – Paris“ begleitet uns anmutig durch den Tag, das frische Baguette unter dem Arm, vom Rosenatem und schimmernden Licht dieser Stadt umgeben.
12 Antworten
Serenissima vor 3 Tagen 13 6
7
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
mein ganz privater Maifeiertag
Als „Pfingstheiligabend“ bezeichnet Theodor Fontane in seinen bekannten „Wanderungen“ im Oderbruch den Tag, insbesondere den Abend vor Pfingstsonntag.
Er nutzt ihn für einen langen Spaziergang, genießt den offenen Blick über weite Wiesen und Wälder, noch in die unterschiedlichsten Grüntönen des frühen Sommers gekleidet, hier und dort unterbrochen von hellen Stellen aus Kastanienkerzen und Robinien-Blütentrauben.
Frühabendliche Stille liegt über allem, unterbrochen nur durch das „Sechs-Uhr-Läuten“ der Kirchen in den im Grün eingebetteten Dörfern, das innehalten und lauschen lässt: Lauschen auf die Schwingungen der gerade erwachenden Natur mit ihren berührenden Überraschungen für alle Sinne.

So intim, so privat beschreibt er diesen Moment (der noch etwas entfernt ist), dass in mir die Erinnerung an einen langvergessenen Duft von Yves Rocher erwacht, den ich zu seiner Zeit nicht zu schätzen wusste: Ich trieb mich in anderen, für mich aufregenderen Duftgefilden herum.

Deshalb bin ich besonders froh die Gelegenheit für eine zweite Chance bekommen und noch eine Miniatur zwischen all ihren kleinen Duft-Geschwistern gefunden zu haben; der Inhalt hat sich nicht verändert.
Dies ist eine sehr erfreuliche Zugabe: Die meisten der Düfte von Yves Rocher zeigen eine große Beständigkeit, nur selten verändern sie sich über die Jahre: Sie bleiben sich selbst treu!

So überreicht mir „Vie Privée“, nach kurzer Zeit auf meiner Haut eingerichtet, einen liebevoll zusammengestellten Strauß aus saisonalen Blüten unter einem feinen, geschmackvollen dosierten Moschus-Sandelholz-Schleier.
Wie schön harmoniert die fast fragile Schönheit von Orangenblüten und Freesien, zwei sehr anmutige Duftbausteine, deren leise Schönheit zu treffen mir immer wieder viel Freude bereitet.
Diese edlen Klassiker vieler Kompositionen zeigen sich auch hier in ihrer noch nicht allzu reifen aber doch schon duftvollen Blüte.
Sie sind noch nicht aus dem Winterschlaf erwacht, recken und strecken sich Licht und Sonne entgegen, öffnen ihre Blütenköpfe und versenden ihren Duft voller Entzücken über die Wiedergeburt der Natur.
Strahlende Jasminblüten, fast noch unschuldig in ihrem weiß-grünen Gewand und ihren goldenen Gesichtern, versprühen, gemeinsam mit Ylang-Ylang Heiterkeit.
Nicht ganz so edel wie die Damen Rose und Iris, aber sie alle lassen das Herz vor Freude aufgehen und all dies, wie zum ersten Mal im Leben, neu entdecken.
Der bereits genannte Schleier aus Moschus- und Sandelholzakzenten fügt Tiefe und leicht animalische Wärme bei, die zu so einem frühen Zeitpunkt des Jahreskreises noch sehr willkommen ist.

Wie unprätentiös und gleichzeitig wunderschön wurde „Vie Privée“ kreiert: Als charmanter alltäglicher, die Persönlichkeit unterstreichender Begleiter, leichtfüßig und doch so vollkommen in seiner ganz eigenen Anmut.
Von einem Eau de Toilette erwarte ich nicht mehr an Sillage und Haltbarkeit und werde somit auch nicht enttäuscht: Hier dominieren frühsommerliche Leichtigkeit und Heiterkeit in Form eines liebevoll zusammengestellten Blumengebindes.

Ich habe die Zeit der pompösen, vor Opulenz nur so strotzenden Duftkunstwerke in meinen jüngeren Jahren bewusst erlebt und mich von ihnen tragen und verführen lassen: Sie bezaubern mich auch heute noch!
Aber von Fall zu Fall ziehe ich, selbst älter und fragiler, dünnhäutiger geworden, die leisen harmonischen Töne vor, die ich in einem Teil der großen Duftwelt finde, den ich damals nie betrat.

Deshalb gibt es heute, am 1. Mai, einen Grund den Frühling, den bevorstehenden Sommer duftvoll zu feiern!
Diesmal nicht mit Maiglöckchen – aber bitte nicht vergessen: Heute ist „Maiglöckchen-Tag“! -, sondern mit dem herrlichen Blumenstrauß, der uns bereits vor Jahren durch die Parfümeure im Namen von Yves Rocher überreicht wurde und immer noch sehr willkommen ist.
6 Antworten
Serenissima vor 5 Tagen 11 6
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
magisches, rauchiges Dunkel
Lange Jahre liegt sie schon hier, diese Abfüllung von meinem lieben Freund Can777 und wie viele andere, die er für mich aussuchte, brauchte ich einige Zeit, auch einige Schreibansätze, um mich „Osang“ aus Mendittorosas „Talismans-Collection“ zu nähern:
So komplex ist dieser Duft, so tief und die Sinne stark berührend.

Jetzt scheint der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein; vielleicht ist es das Frühjahr mit all dem beginnenden Leben, das mir den Zugang zu einem Duftauftakt, Klee durchwachsenen blühenden Wiese mit vielen sich spielerisch ernährenden Insekten gewährt.
Einige helle Töne im sonstigen getragenem Moll-Duftkonzert: Auch wenn diese Frühlings- und Sommerwiese im Laufe des Duftverlaufs reift, das erst noch frische blumige Grün zu wohlriechendem Heu und die Ernte der Bienen zu sattem, sämigem und goldenem Honig wird.
Nur Heliotrop mit seinem Vanilleschleier hält diesem Wandel stand, bis er sich mit der pudrigen sommerlichen Schönheit der stolzen Iris zauberhaft verwebt und so das Netz für die würzige und harzig-rauchige Vielfalt, die nun folgt, ausbreitet.
Hier endet auch die Helligkeit dieser Komposition; ab jetzt beherrschen dunkle Töne und Klänge das sich gemächlich auf der Haut ausbreitende Duftbild.
Styraxharz trägt noch eine Ahnung von Vanille in sich und setzt so kurze Lichteffekte in beginnende Rauchschwaden aus wertvollen und köstlichen Harzen, deren Auswahl eventuell etwas gewöhnungsbedürftig sein könnte.
Benzoe und Labdanum treffen auf goldbraune Myrrhebrocken, Weihrauch- und Amberschleier vermählen sich mit der auffallenden, bekannten Moschus-Animalik: Dieser satte, reich mit Muskat und Pfeffer gewürzte Rauch erweckt die Sinne, betört sie oder bürstet sie gegen den Strich, stößt eventuell sogar ab – das variiert nach Tagesform!
Schwere Oudschwaden setzen Duft-Höhepunkte, bevor hier erstaunlich cremige Sandelholzakkorde zusammen mit Perubalsam für einen weichen, voll schwebenden Finalklang sorgen.
Etwaige Unebenheiten in der Duftentwicklung werden hierdurch geglättet; es entsteht ein fernes Gefühl des Wohlbehagens.

„Osang“ bot auch mir erst lange Zeit seine Widerhaken dar, mit denen ich so gar nicht zurechtkam; nie gelang es mir auch nur in die Nähe des doch so harmonischen Duftfinale zu gelangen.
Aktuell entwickelte sich für mich eine Reise von der grünen, blühenden Auferstehung bis zum harzigen, sehr stark gewürzten Dunkel, tief im Inneren der Erde mit all seinen Fragen und seiner Magie!

Birgt dieser „Talisman“ eine Erinnerung an das Gewesene oder/und an das zu Erwartende?
Reichhaltige Sillage und die Dauer der Haltbarkeit geben Gelegenheit sich darüber Gedanken zu machen.
„Osang“ ist kein alltäglicher Duftbegleiter, keine bloße Begegnung im Vorübergehen.
Hierdurch öffnet sich wohl eher die Tür zu einem Ort der Kontemplation, einer Kapsel zum Innehalten, zum Verweilen und zu sich selbst Finden.
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Serenissima vor 27 Tagen 11 7
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
erst Buddeln im Modder, dann balsamisches Mittelmeer-Feeling
Dunkle Strände: Ich weiß gar nicht, wie viele es davon geben mag; ist doch der Begriff „Strand“ bei uns immer eine kleinere oder größere Strecke voll hellem, manchmal sogar fast weißen Sand am Meeresraum.
Ich erinnere mich zwar einmal von einem „Schwarzen Strand“, irgendwo in Skandinavien, gelesen zu haben, aber so richtig vorstellen kann ich mir das bisher nicht.

Nach dem ersten Sprühen mit „Birdie“ buddele ich also im dunklen schweren Patchouli-Boden, irgendwo am Mittelmeer, durchzogen von dieser Duftnote so häufig begleitendem Vetiver:
Ich bin also umgeben von mir sehr vertrauten Duftschwaden, die ich mag.
Doch plötzlich treffe ich auf etwas Überraschendes:
Würziges, holziges, fast spritziges (vergorenes?) Grün hüpft mich an: Wurden hier wohl gehäckselte Abfälle von Pflanzen, Büschen und Holz abgeladen und gesammelt?
Lavendelduft in den unterschiedlichsten Formen von Holz, Blatt und Blüte scheint auf jeden Fall dabei zu sein; wir kennen uns doch schon seit einiger Zeit recht gut.
Auffallend und zuerst auch erschreckend ist aber etwas Kampfer- oder Wermutähnliches: Ein Schwall dunkelgrünen, sehr bitteren Aromas fährt mir sofort bizzelnd in die Nase, scheint dort aromatherapeutisch tätig zu werden und bevor ich mich noch so richtig schütteln kann, wird „Birdie“ auf angenehme Art balsamisch und recht schmiegsam.
Jetzt fühle ich mich überraschend wohl und lasse mich treiben, so dass ich auch sich langsam entwickelnde deutlich maritime Noten wahrnehmen kann.
Meerwasser mit all seinen interessanten Bestandteilen scheint ganz nah; fast höre ich die Wellen rauschen und spüre den Wind; es ist mehr als nur eine leichte Brise.
So stapfe ich barfuß, einen reifen, saftigen Apfel essend, durch nun doch weichen Sand, der sich an diese feuchte Patchouli-Vetiver-Erde mit reichen Grüneinschlüssen anschließt und lasse mich von einer sehr strengen und kräftigen Komposition begleiten, die sich mir im Laufe der Zeit sehr sympathisch und wohltuend offenbart.

XerJoffs „Birdie“ ist sehr rustikal, sehr gewöhnungsbedürftig, aber auch sehr interessant in seiner Duftentwicklung.
Erst vertraut Patchouli schwer, dann erfolgt ein grüner kräftiger „Rumms“, eine Art Explosion aus dunklen, sehr bitteren Pflanzen- und Holz-Aromen, der viel Raum einnimmt, bis sich die nun entstehenden Kreation balsamisch anschmiegt und an einen verwunschenen sandigen Platz an der Mittelmeerküste entführt.

Ich bin angenehm überrascht, wie sich dieses Duft-Chamäleon im Laufe des Tragens entwickelt: Es ist mehr als nur ein bloßes Arrangement, es entsteht eine tiefe Sympathie zu diesem Duftwesen.

Meine Neugier führte mich also hier wieder auf ganz andere, aber nicht ganz fremde Pfade; bin ich doch seit langem der Aromatherapie zugetan.
Vielleicht harmonieren wir deshalb so gut!
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