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In meinen bald zwei Jahren hier auf Parfumo ist das Schreiben von Kommentaren etwas, dem ich nicht unbedingt gefrönt habe - das Verfassen eines guten Kommentars benötigt Zeit und Reflexion, deshalb ist es bei mir Düften vorbehalten, die bei mir etwas Besonderes wecken. Umso mehr Respekt vor all jenen, die deutlich häufiger und länger kommentieren!

Heute ist es aber wieder einmal soweit - wir haben ca. 20 Grad in New York und nach einem überdurchschnittlich verregneten Frühling, der noch dazu von COVID-19 überschattet ist, ist es endlich wieder einmal länger sonnig. Die Luft an diesen frühsommerlichen Tagen hat für mich immer eine besondere Energie und an solchen Tagen ist AdP Colonia ein Duft, der diese Energie unterstreicht, aber gleichzeitig daran erinnert, dass es nicht viel braucht, um das Leben zu genießen

Die Energie äußert sich hier insbesondere durch den spritzigen und von Zitrone dominierten Auftakt, der gleichzeitig angenehm kühlt. Untermalt mit einer leichten Bergamotte tritt Colonia hier selbstbewusst, aber sehr natürlich auf und bringt einen Kick an Frische, der die Stimmung hebt und energetisiert. Dieser Auftakt ist ein eher kurzes Vergnügen, denn nach ca. 20-30 Minuten betten sich die Zitrusfrüchte sehr harmonisch in die Basis des Duftes ein, die aus wenig ganz viel macht. Zitrone und Lavendel sind hier getragen von anderen Kräutern und einer frischen, leicht seifigen Note, die Assoziationen weckt mit dem Süden, mit Sonne, aber auch mit Bodenständigkeit. Hier braucht es keine ausladende Duftpyramide, es reichen wenige und natürliche Zutaten - Synthetik sucht man hier vergeblich.

Einen sehr ähnlichen Duft hatte ich vor wenigen Wochen bei einem Herrenfriseur in einer mexikanischen Stadt in der Nase, auch dort gab es nichts Aufgesetztes: ein Stuhl, ein wunderbar gealtertes Holzmobiliar und einen Barbier samt Lehrling, die ihr Werk verrichtet haben. Schlicht, aber effizient, und stolz auf das, was man ist und macht - das Gefühl habe ich bei diesem Klassiker von Acqua di Parma ebenfalls. Und vielleicht ist es diese Assoziation, die mich bei Colonia durchaus auch an einen sogenannten "Barbershop"-Duft denken lässt, oder vielmehr an einen Vorläufer dieser.

Haltbarkeit und Sillage sind bei Colonia nicht das wichtigste. 4-5 Stunden hat man eine Freude mit ihm, wobei die Sillage zu Beginn stärker ist als gedacht, sich dann aber rasch zurückzieht, und den Träger fast allein mit seinen Freuden lässt.

Insgesamt ist Colonia ein wunderbarer Begleiter für warme Tage, der mich daran erinnert, dass weniger oft mehr sein kann - gerade in Corona-Zeiten eine wichtige Lektion

Das Cologne der L'Homme Idéal-Reihe war für mich neben dem EdT lange das Stiefkind der Reihe. Während das EdP im Winter Opulenz im positiven Sinne verbreitet und die Sport-Version meines Erachtens zu Unrecht unterschätzt wird und mit seiner Kombination aus Mandeln und Aquatik recht einzigartig ist, machte das Cologne bei diversen Tests auf Teststreifen immer ein bisschen den Eindruck des netten Buben von nebenan, über den man eigentlich nichts Schlechtes sagen kann, der aber recht beliebig daher kommt.

Wie erste Eindrücke manchmal doch täuschen können...

Für das Frühjahr und den Sommer habe ich mir eine Abfüllung ersoukt und habe diese in den letzten Tagen mehrmals getestet, und vor allem bei Sonnenschein und auf meiner Haut habe ich eine neue Seite des Colognes kennengelernt, die mich begeistert hat. Der Star dabei ist die Grapefruit in der Kopfnote. Es handelt sich dabei nicht um jenen Vertreter, der an den sauren und bitteren Saft von diversen mittelmäßigen Frühstücksbuffets erinnert, sondern um eine süßere, reifere Frucht, die sofort das Gemüt erhellt und mich in Gedanken in den Sommer versetzt. Dies ist wohl der Süße der L'homme-Idéal DNA geschuldet - hier funktioniert es wunderbar und wird durch eine nur flüchtig wahrnehmbare Bergamotte abgerundet.

Diese Kopfnote bleibt für ein Cologne erstaunlich lange erhalten und wird mit der Zeit von der typischen Mandel ergänzt, die hier im Vergleich zu EdT und EdP aber auf Sparflamme unterwegs ist. Sie nimmt nicht die Hauptrolle ein, sondern untermalt stimmig den Charakter des Duftes, begleitet von einem Hauch Neroli. Gebettet ist das Ganze auf einer Basis, die anders als bei EdT/EdP nicht schwer geraten ist, sondern angenehm und leicht fluffig in Form von einem hellen Moschus eine interessante Tiefe gibt. Vetiver, wie hier gelistet, errrieche ich keinen.

Insgesamt hat sich hier für mich sehr überraschend ein Favorit der Reihe hervorgetan, den ich bis vor zwei Wochen noch belächelt habe - den ich aber in den kommenden warmen Monaten gerne tragen werde, wenn mir der Sinn nach sommerlicher Erfrischung ohne kühle Zitrone steht.

Und die Lektion aus der Geschicht - nur auf Papier testen lohnt sich nicht!

...dann wäre es für mich wohl Terre d'Hermès. Ich war noch nie ein großer Verfechter des Konzepts des Signaturduft und hatte schon vor meiner Zeit auf Parfumo eine kleine Rotation an Düften, die bei verschiedenen Anlässen zum Einsatz kamen. Mittlerweile ist diese Rotation etwas angewachsen, aber an der Grundeinstellung, dass ich verschiedene Stimmungen mit unterschiedlichen Parfums unterstreichen möchte, hat sich nichts geändert. Trotzdem ist TdH bei mir inzwischen als Signaturduft gelistet - wieso?

Nun, es hat mehrere Gründe - der Wichtigste ist aber, dass mir der Duft von allen meinen Parfums am besten gefällt. Wenn ich in der Früh unschlüssig bin, was ich tragen möchte, wandern meine Gedanken meistens zuerst an TdH. Es gibt für mich keinen anderen Duft, der sowohl beruflich als auch in der Freizeit jederzeit tragbar ist und bei dem ich mich so wohlfühle, wenn ich ihn trage. Die für mich sehr gute Haltbarkeit und Sillage und auch das hier sehr sinnvoll eingesetzte Iso E Super sorgen dafür, dass ich im Laufe des Tages immer wieder Duftwolken in die Nase bekomme, die regelmäßig meine Laune etwas heben - so soll ein Duft doch sein!

Zudem ist es Jean Claude Ellena gelungen, in TdH Aspekte einzubauen, die zu jeder Jahreszeit passen und dem Duft einen changierenden Charakter geben. Im Frühling ist es vor allem die Frische mit Grapefruit und Pfeffer, die passt; im Sommer erinnern die Orange und die leicht rauchige Note mich ein bisschen an Sommerregen in der Luft an heißen Tagen, was auch vom Iso E Super mit seiner holzigen Luftigkeit herrührt. In den kälteren Jahreszeiten kommt dafür die Basis mit Zeder und Vetiver stärker hervor und unterstreicht das Erdige an Terre d'Hermès. Ich kenne nicht viele Düfte, die derart facettenreich sind, und dennoch simpel zu tragen sind. TdH fällt nie unangenehm auf, sondern umschmeichelt den Träger in einer dezenten, aber stets wahrnehmbaren Duftaura.

Und nicht zuletzt erinnert mich Terre d'Hermès an den Ort, wo ich ihn gekauft habe, und wo ich ein spannendes halbes Jahr verbringen durfte - Beirut. Eine dynamische, multikulturelle und vielfältige Stadt getragen von Moderne, Tradition und Herzlichkeit. TdH - Tradition, Dynamik, Herzlichkeit? Für mich ja, das Parfum in seinem Facettenreichtum und seiner Wärme passt perfekt zu dieser Stadt.

Ich glaube nicht an das Konzept des Signaturdufts - aber wenn es nur einen gäbe, hätte Terre d'Hermès wohl die besten Karten und wird deshalb ständig einen besonderen Platz in meiner Sammlung haben.

PS: Das hier gelistete Bild tut dem Flakon leider etwas unrecht und lässt den geradlinigen, aber eleganten Flakon fehlproportioniert wirken. Schade!

Es ist gerade ein kalter, gelegentlich feuchter Frühlingsmorgen in Wien - die 6 Grad entsprechen für mich der perfekten Temperatur für das l'Instant EDT und die Stimmung schreit auch gerade nach einem Kommentar.

Guerlain hat es mit diesem Parfum geschafft, einen Duft für kältere Jahreszeiten zu kreieren, der einerseits stark genug ist, um bei niedrigen Temperaturen gut zu bestehen, andererseits aber auch während des gesamten Verlaufs eine gewisse Leichtigkeit bewahrt - anders als das EDP, das für mich etwas zu opulent (und alt) geraten ist.

Diese Leichtigkeit stellt sich bei mir allerdings erst ein, nachdem die Kopfnoten überwunden sind, diese finde empfinde ich als etwas zu altbacken geraten - die Mischung aus deutlichem Anis, Zitrone und Jasmin erinnert mich an die Wohnung einer Großtante leider, daher auch die nicht ganz so hohe Bewertung. Es dauert ungefähr 30-45 Minuten, bis die Herznote und damit das Highlight des Duftes in den Vordergrund tritt. Diese herrliche Mischung aus Kakaonoten und Patchouli, leicht gestützt von Lavendel, die so einzigartig natürlich und luftig ist und an der ich im Tagesverlauf immer wieder schnuppern muss, verströmt eine gewisse Erhabenheit, die schwierig zu beschreiben ist - man weiß, dass der Duft besonders ist und aus der Masse hervortritt, ohne dabei eine Rampensau zu sein. Nobles Understatement. Dieses Highlight bleibt dann 4-5 Stunden deutlich wahrnehmbar, ehe sich l'Instant langsam und ebenso zurückhaltend verabschiedet, wobei ich die hier angegebenen Basisnoten kaum erriechen kann.

Die Sillage ist für mich gut gelungen - wahrnehmbar, aber bei richtiger Dosierung zu keiner Zeit aufdringlich. Schade finde ich es um den alten Flakon, der deutlich eigenständiger war - die neuen sind zwar schlicht und nett, aber mehr auch nicht.

Sechs Grad in Wien - es wird (hoffentlich) diesen Frühling nicht mehr allzuviele solcher Tage geben. Aber wenn doch, erfreue ich mich an den Instants de Guerlain, die diesen Duft so besonders machen.

Inzwischen bin ich doch schon einige Monate hier angemeldet, in denen sich mein Kontostand verringert, meine Sammlung im gleichen Ausmaß aber vergrößert hat - nur zum aktiven Schreiben bin ich bisher nicht gekommen. Ich finde, es ist Zeit, das zu ändern und Rive Gauche ist der Duft, der mir den Anlass dazu bietet.

Vorschicken möchte ich, dass ich mit vielen einzelnen Noten, die auf Parfumo vorhanden sind, eher wenig anfangen kann, da meine Nase vielleicht nicht fein genug arbeitet, aber vor allem deshalb, weil ich Düfte als etwas sehr subjektives empfinde und sich meine Bewertungen von Düften nicht an einzelnen Noten festmachen, sondern vielmehr an Assoziationen und Verknüpfungen.

Und es sind genau solche Assoziationen, die mich Rive Gauche schätzen lassen, weil ich mit dem Duft, der hier und auf vielen anderen Plattformen als Barbershop-Duft bezeichnet wird (zu Recht), das Ritual der Nassrasur verbinde, das ich inzwischen dank Bart nicht mehr so häufig pflege, aber dennoch einige Male im Jahr genieße. Warmen Rasierschaum selbst aufschlagen und im Gesicht auftragen, einwirken lassen, 2-3 Rasiergänge, anschließend abschrecken mit kaltem Wasser und ein pflegendes Aftershave - nach diesen 10 Minuten fühlt man sich erfrischt, gepflegt und auch entspannt. Rive Gauche schafft es, diese Emotion in einen Duft zu packen, der etwas von Rasierschaum hat, aber mir vor allem das Gefühl von Entspannung und Ruhe vermittelt. Mit dieser Ruhe geht aber auch ein gutes Maß an Selbstsicherheit einher: "Ich bin ein Duft aus vergangenen Jahren, das mag sein, aber ich habe meine Daseinsberechtigung - finde zuerst was Jüngeres, was in diese Richtung geht" - das vermittelt mir dieser Duft, und ich habe bisher nichts besseres gefunden, bis dahin erfreue ich mich an diesem gelungenen Duft, der von Anfang bis Ende selbstbewusste Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt und sich für mich im Verlauf auch nicht groß wandelt.

Ich finde Rive Gauche darüberhinaus recht universell einsetzbar - Freizeit, Büro, geht beides. Jahreszeiten gehen alle, auch der Sommer, da der Duft für mich keinerlei Süße oder Schwere vermittelt. Zum Ausgehen würde ich wohl etwas Anderes auflegen, aber auch das ist ok. Haltbarkeit ist für mich sehr gut, der Duft bringt mich durch einen Arbeitstag. Die Sillage nehme ich als ordentlich, aber nicht übertrieben wahr - über den Tag zieht sich der Duft zurück, ohne seine Präsenz ganz zu verlieren. Der Flakon ist schlicht, aber hübsch.

In diesem Sinne ein schönes Wochenende mit Ruhe und Kraft - und hoffentlich einem gelungenen Einstieg in die Kommentarwelt von Profumo ;)