Splitter

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6 - 10 von 96
Splitter vor 7 Monaten 9 6
Silberschein am Nachthimmel

Sorcinelli bringt einen neuen Duft und der Teaser dazu schreit schon wieder vor Aufmerksamkeit. Ich bin auf dem Hypetrain und warte auf weitere Infos, Noten, Veröffentlichung. Dann kommt wie versprochen zwei Wochen nach Ankündigung alles Wissenswerte geballt. Und der Flakon sieht wieder gigantisch aus. Nur die Noten machen mich (Weih-)Rauchliebhaber, der bei den letzten Düften schon etwas stutzig bis verwirrt war, etwas zermürbt. Erst mal testen, dann den Flakonkauf abwägen. Zumindest für die nächsten zwei Stunden, dann ging meine Bestellung raus und der Flakon sich einige Tage später auf den Weg von Rom nach Westhessen.

Mit Vorfreude packte ich den Karton auf, schaute mir den Karton ganz intensiv von allen Seiten an, zerpflückte in vorsichtig und nahm das Skalpell zur hand, um das Etikett/Siegel aufzuschneiden. Zum Vorschein kommt ein Bild, das bereits aus den Teasern bekannt ist und dahinter liegt die ominöse Schere mit einem kleinen Anhänger mit Aufdruck Sorcinellis Unterschrift und dem Namen des Duftes gebettet auf dem Samtsäckchen des Flakons. Dieser wiederum ist zwar silber lackiert aber quasi versiegelt von einem breiten Streifen Gummi, den es eben zuerst mit der Schere zu öffnen bedarf. Möglicherweise kann man auch andere Methoden wählen aber die Schere ist ja schon zum Greifen nahe.

Deckel ab und rauf damit!
Spannung baut sich auf. Und ganz kurz zusammengefasst kann ich spoilern: kommt gut, gefällt mir!

Aber langsam:

Der Start ist zitrisch. Aber nicht freundlich, hell und quietschend, sondern knarzend und schreiend. Fast wie ein nicht mit Kolophonium benetzter Bogen auf den Saiten eines Cello. Tief, ernst, sogar minimal seifig. Und ich hatte Angst vor Zitronen und Maiglöckchen.

Dann wird es harzig, holzig, silbrig glänzend. Die Iris dunkelt pudrig ab, die Rose macht metallisch, alles ist von adstringierendem Gewürz umgeben. Zwar nicht stark oder erschlagend aber durchaus merklich und faszinierend.

Langsam aber sicher schwächt das alles ab und es bleibt ein klassisches, warmes Gemisch aus Sandel und Amber. Immerzu mit klarer und harziger Kante. Schneidend und dennoch nicht schmerzhaft. Bitter und dennoch nicht zu eintönig und abstoßend. Neu und dennoch bekannt.

Alles in allem ein Gesamterlebnis, das sich lohnt. Die Schere liegt nun beim aufgeschnittenen Flakon im Regal und wird begutachtet. Zumindest wenn jemand da und es somit hell ist. Sonst stehen meine Regale dunkel und munkeln.

Wer mal einen ganz besonderen Flakon haben möchte und dazu eine wilde Komposition, hier bitte.

Einzig bei der Projektion fehlt mir bei Sorcinellis Werken teils die Kraft. Hier auch. Aber das ist der einzige Kritikpunkt an diesem Kunstwerk.
6 Antworten
Splitter vor 7 Monaten 10 6
6
Sillage
5
Haltbarkeit
4.5
Duft
Wie konnte ich nur…
Geblendet von massiven Flakons mit Hirschkopf, ausladenden Beschreibungen, vielversprechenden Noten, war ich auf etwas Großes vorbereitet.
Doch als meine Sharingabfüllung ankam und ich sie probierte, war ich ernüchtert.
Auch später, als die Marke lokal zu finden war, konnten mich die Kompositionen so gar nicht überzeugen. Zu bekannt. Zu süß. Zu teuer.

Seitdem sind einige Monate ins Land gezogen, ich habe nach Umräumen und neuem Parfumschrank meine Abfüllung wiedergefunden und wollte sie erneut ausprobieren. Hat sich was verändert? Nein.

Mir ist dieser Duft weiterhin zu süß, ich habe keine Ahnung was das Wood im Namen zu suchen hat, der Preis schockt mich tatsächlich und ich bin froh, keinen Flakon zu haben.

Aber ich möchte doch ein wenig differenzierter auf Imperial Wood eingehen. Trotz dass ich da kein Holz sehe. Stattdessen beginnt der Duft opulent mit einer Menge weicher Gewürze, warmen Noten von Tabak und Harzen, die weder kratzen, noch rauchen, einem Hauch Blume und das war’s. Verfliegt der erste Schein wird es im Untergrund süßer und obenrum weiter weich und würzig. Zimt, Vanille und Tonka spielen miteinander. Gekonnt und dennoch komme ich nicht vom Gefühl weg, diese Mischung schon zigfach gerochen zu haben und ihr einfach zuwider zu sein. Dazu stößt ganz unten in der Süße der Komposition eine stechend synthetische Note. Und die zerstört mir dann alles.
Der restliche Verlauf ist linear und ohne weitere Überraschungen. Das ist auch voll in Ordnung so. Es braucht keine Richtungswechsel, um gut komponierter Duft zu sein. Aber hier wurde ich enttäuscht.

Wie bereits erwähnt: zu süß, zu bekannt, zu teuer. Schade.
6 Antworten
Splitter vor 7 Monaten 4 3
3
Sillage
6
Haltbarkeit
3.5
Duft
Gurkensalat, Deospray und Sonnencreme
Mehrfach mein Interesse geweckt, nie mein Herz erobert. Von der ersten Ankündigung online bin ich neugierig. Doch die Noten und Kommentare konnten mich nicht kriegen. Ich wollte es selbst wissen. Abfüllung bestellt und nie getraut. Im Geschäft gewesen und auf Papier ausprobiert. Konnte mich nicht überzeugen. Doch ich wollte diesen Duft. Mit diesem wunderschönen Thema und dieser kunstvollen Zeichnung.
Kurz vorm Blindkauf wurde die Libelle dann doch noch mal ausprobiert.

Der Auftakt abschreckend. Wirkt wie allgegenwärtige Deosprays, die insbesondere an Frauen haften und ich mir regelmässig wünsche, dass ich dann doch lieber den Schweißgeruch, anstelle dieser olfaktorischen Vergewaltigung wahrnehmen könnte. Irgendwo zwischen synthetischem Zitronensaft, Sonnencreme und undefinierbarem Irgendwas. Geradezu angewidert blicke ich auf meine Arme, die diese Höllenqual von sich geben, in der Hoffnung, dass es besser wird und imaginär den Duft gänzlich von allen Listen streichend. Eine Träne will sich bilden; ich lasse sie nicht.

Der Albtraum verfliegt und wird greifbarer, bitterer zitrisch und transparent aquatisch grünlich. Ein Hauch Gurkensalat liegt in der Luft. Ich wünsche mir irgendwie den 2019er "Dodo (2019) | Zoologist" zurück. Melancholie.
Die Gedanken kreisen. Was ist das? Was macht es an mir? Und wie zum Geier kommt es an mich heran?
Immer wieder kommen kleine Schwaden der Deospraynoten in meine Nase und ich möchte weinen. Alles andere ist einfach Irgendwie.
Irgendwie grün, irgendwie blumig, irgendwie leicht, irgendwie anstrengend, irgendwie ganz angenehm. Aber eben nur irgendwie. Und irgendwie auch zum Abgewöhnen. Deospray sei Dank.

Und neben Deo, Grapefruit und Gurkensalat scheint auch noch Sonnencreme durch. Ich bekomme leichte Seahorse-Vibes aber ganz leicht. Der angenehmste Part, obwohl der schon eine ziemliche Enttäuschung, dennoch akzeptabel für mich war. Cremiger Reis, wässrige Blüten, grün-cremiges Irgendwas runden das Erlebnis ab. Dabei könnte die Neuinterpretation von Dragonfly in grüner, intensiver wässrig und weniger cremigen und zitrischen Noten so viel spannender und mehr Zoologist sein. Beeindruckend abschreckend. "Hyrax | Zoologist" ist geradezu erhellend im Vergleich.

So, meine Damen und Herren, wurde ich vor der vermutlich größten Enttäuschung all meiner Blindkäufe verschont.
3 Antworten
Splitter vor 7 Monaten 8 4
3
Sillage
2
Haltbarkeit
3.5
Duft
Wer wollte nicht schon immer nach Seifenblasenwasser riechen?
Maiglöckchen in Düften, insbesondere grossartig beliebter Marken, machen mich grundsätzlich immer skeptisch. Zu schnell wirkt es wie günstige Reinigungsmittel. Hier war diese Einschätzung wieder richtig.

New York ist das Thema und ich denke an Wolkenkratzer, belebte Hintergassen, Orte von Verbrechen, Broadwayshows, teuren Wohnraum, eine ganze Menge Menschen, volle Touribusse und Nahverkehr und noch so viel mehr. Und was bekomme ich mit dieser Komposition? Das kleine Kind, das gedankenverloren eine kurze Zeit im Central Park steht und Seifenblasen verteilt, bis die kleine Dose leer ist. Und das meine ich wirklich so, denn nach nicht mal einer Stunde ist da nichts mehr. Gar nichts mehr. Und außer seifigen Noten in Form von Aldehyden, Maiglöckchen und ein paar anderen weißen Blüten hab ich nicht mal wahrgenommen, bei einer Projektion von nicht mal fünf Zentimetern. Es bleibt etwas länger eine wachsige Holznote übrig aber bis die von Hautduft überdeckt ist, vergehen auch nur Minuten.

Das ist doch ein schlechter Scherz bei mindestens fast zwei Euro pro Milliliter.
Was hat das nun mit New York zu tun?
4 Antworten
Splitter vor 8 Monaten 2
9
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Gemütlicher Ritt durch die Wüste
Memo veröffentlicht ja aktuell exzessiv neue Düfte. Teils limitiert, teils exklusiv in bestimmten Geschäften oder für eingegrenzte Märkte. Zusammen mit der Preispolitik des Unternehmens macht es das Interessent:innen und Fans der Marke nicht leicht, alles zu entdecken. Auch dieser Duft hier, den ich nunmehr vor zwei Jahren aus Paris geordert habe, gehört zu solchen Exklusivitäten. Auch habe ich das Gefühl, dass in letzter Zeit die Anzahl cremig-blumiger oder in verschiedenen Facetten zitrisch-frischer Kompositionen des Hauses massiv ansteigt und kantige, ledrige und eben nicht sehr beliebige Werke mehr und mehr die Ausnahme bilden. Nach Wegfall der niedrigen Preiskategorie (früher 180, 225, 430) wirkt mir die Marke teils unsympathisch. 230€ für 75ml eher kurzlebiger Zitrusdüfte wirkt mir mehr als überzogen. Aber genug der Vorgeschichte, kommen wir zum Duft:

Auf dem Papier ein staubig trockener Lederduft mit genau der richtigen Menge trockene Früchte und nicht zu viel Rose. Überzeugend. Und auf der Haut?


Was riecht denn hier so nach Kokos?
Ja, Mea culpa, Kokos riecht nicht. Trotzdem hat die Industrie dem eine Duftnoten zugeschrieben. Und ey, Kokospalmen sind auch keine Palmen.
Aber die Kokosnote bleibt nicht lange, denn sie trocknet auf dem sandigen Untergrund. Gekonnte Würze von Leder und warmem Sand finden sich zusammen, decken sanft zu. Die Sonne flirrt. Die Rose blitzt. Die Umgebung ist grell. Blinzelnd wage ich mich Stück um Stück tiefer in die Komposition und je länger es dauert, desto angenehmer wird es.
Fruchtsüße ist zwar vorhanden aber nicht aufdringlich.
Felsen liegen am Wegrand, sind niemals kantig im Weg. Die Komposition bewegt sich zwischen trocken-ledrig und fruchtig mit orientalischer Süße hin und her. Angenehm.

Mehr gibt’s nicht
Die Projektion könnte größer sein, ist aber insbesondere an warmen Tagen sehr ausreichend und wird durch die sehr gute Haltbarkeit unterstützt. Der Preis ist wie für Memo typisch etwas hoch angesetzt, bin mir sicher, dass es günstigere Alternativen gibt, die ebensogut oder besser zu gefallen wissen. Erschwerend kommt die Verfügbarkeit hinzu, die aus "Jamal's Desert | Memo Paris", "Jamal's Palace | Memo Paris" und "Fleurs Bohèmes - Odéon | Memo Paris" vermutlich primär Souvenirkäufe macht. Schade eigentlich.
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