10.12.2024 - 19:47 Uhr

Rogaux
35 Rezensionen

Rogaux
Sehr hilfreiche Rezension
7
Aquatische Apokalypse oder: Vamos a la playa
Shunryu Suzuki schreibt in dem wunderbaren Buch „Zen-Geist, Anfänger-Geist“ einen Satz, um den es im Endeffekt auch bei né il giorno né l'ora geht:
„Bald werden wir sterben.“
Dem Zen-Mönch geht dieser Satz ganz gelassen und als grundsätzliche Feststellung über die Lippen bzw aus der Feder,
dem katholischen Christen - und ich vermute mal Filippo Sorcinelli ist als Italiener grundsätzlich RÖMISCH-katholisch sozialisiert - geht es da tendenziell eher anders:
Da ist zum einen eine archaische (Heiden-) Angst vor den Tod.
Die Urangst, die Vernichtungsangst, die Angst des selbstreferenziellen, autopoietschen Systems vor dem Unvorstellbaren:
die eigene Nicht-Existenz.
Im Kern apokalyptische Religionsgemeinschaften haben hier meist ein Narrativ erdacht, das Hoffnung machen soll:
„Wenn Du stirbst, ist es nicht vorbei.
Wenn alles hopps geht, sind wir auf der sicheren Seite, weil wir uns an die RICHTIGEN Regeln gehalten haben, und dann wird‘s erst richtig geil!“
Aber es gibt auch eine katholische Angst:
Die Angst, dass nicht mehr genug Zeit zum Beichten ist.
Denn, wann es soweit ist, mit der Apokalypse, weiß man leider nicht.
Und das steht sogar so in der Bibel:
Matthäusevangelium 24
„36. Von jenem Tag aber und jener Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.
37. Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird es sein beim Kommen des Menschen-sohnes.
38. Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut: Sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging,
39. und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und sie alle dahinraffte - so wird auch das Kommen des Menschensohnes sein.“
Nicht den Tag und nicht die Stunde
né il giorno né l'ora
Das was mir hier also eigentlich als recht angenehm zitrischer Sommerfreshie unter die Nase weht, ist in Wirklichkeit die Welle der neuen Sintflut.
Ein Aquat zum Judgement Day, haha, wie wunderbar.
Und dennoch breche ich nicht recht in Angstschweiß aus,
denn alle Blüten, Zitrusfrüchte und Hölzer sind schon auf dem Weg zum Strand, zur Party, zu essen, zu trinken, zu heiraten und heiraten zu lassen,
und ich höre sie singen
„vamos a la plaja, o‘ o‘o o‘oh!“,
und keiner hat den Text von Righeira jemals gelesen oder übersetzt,
geschweige denn auf dem Schirm, dass das auch Italiener sind.
Und in einem Pulk schöner, junger Menschen werde ich gezogen, mit zum Strand, zur Party, wo die Fackeln lodern und der Mond sich in der Gischt des dunklen Meeres spiegelt.
Und ich taumle gerne mit,
YOLO!
und Maynard James Keenan ist dabei und wir reden über L.A. in den 90ern und den Text von Ænema,
WOOP WOOP!
und da vorne ist ja auch Filippo, Ehrensache, und ich frag ihn noch, wie das gemeint ist, mit der Angst,
und er bleibt kurz stehen, lächelt gelassen und sagt, mehr leise als laut:
„Bald werden wir sterben.“
„Bald werden wir sterben.“
Dem Zen-Mönch geht dieser Satz ganz gelassen und als grundsätzliche Feststellung über die Lippen bzw aus der Feder,
dem katholischen Christen - und ich vermute mal Filippo Sorcinelli ist als Italiener grundsätzlich RÖMISCH-katholisch sozialisiert - geht es da tendenziell eher anders:
Da ist zum einen eine archaische (Heiden-) Angst vor den Tod.
Die Urangst, die Vernichtungsangst, die Angst des selbstreferenziellen, autopoietschen Systems vor dem Unvorstellbaren:
die eigene Nicht-Existenz.
Im Kern apokalyptische Religionsgemeinschaften haben hier meist ein Narrativ erdacht, das Hoffnung machen soll:
„Wenn Du stirbst, ist es nicht vorbei.
Wenn alles hopps geht, sind wir auf der sicheren Seite, weil wir uns an die RICHTIGEN Regeln gehalten haben, und dann wird‘s erst richtig geil!“
Aber es gibt auch eine katholische Angst:
Die Angst, dass nicht mehr genug Zeit zum Beichten ist.
Denn, wann es soweit ist, mit der Apokalypse, weiß man leider nicht.
Und das steht sogar so in der Bibel:
Matthäusevangelium 24
„36. Von jenem Tag aber und jener Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.
37. Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird es sein beim Kommen des Menschen-sohnes.
38. Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut: Sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging,
39. und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und sie alle dahinraffte - so wird auch das Kommen des Menschensohnes sein.“
Nicht den Tag und nicht die Stunde
né il giorno né l'ora
Das was mir hier also eigentlich als recht angenehm zitrischer Sommerfreshie unter die Nase weht, ist in Wirklichkeit die Welle der neuen Sintflut.
Ein Aquat zum Judgement Day, haha, wie wunderbar.
Und dennoch breche ich nicht recht in Angstschweiß aus,
denn alle Blüten, Zitrusfrüchte und Hölzer sind schon auf dem Weg zum Strand, zur Party, zu essen, zu trinken, zu heiraten und heiraten zu lassen,
und ich höre sie singen
„vamos a la plaja, o‘ o‘o o‘oh!“,
und keiner hat den Text von Righeira jemals gelesen oder übersetzt,
geschweige denn auf dem Schirm, dass das auch Italiener sind.
Und in einem Pulk schöner, junger Menschen werde ich gezogen, mit zum Strand, zur Party, wo die Fackeln lodern und der Mond sich in der Gischt des dunklen Meeres spiegelt.
Und ich taumle gerne mit,
YOLO!
und Maynard James Keenan ist dabei und wir reden über L.A. in den 90ern und den Text von Ænema,
WOOP WOOP!
und da vorne ist ja auch Filippo, Ehrensache, und ich frag ihn noch, wie das gemeint ist, mit der Angst,
und er bleibt kurz stehen, lächelt gelassen und sagt, mehr leise als laut:
„Bald werden wir sterben.“
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