Stanze

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101 - 105 von 105
Stanze vor 6 Jahren 11 4
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Mit Rosen und Vanille in die Oper
Demnächst singe ich im Rahmen einer Musikschulfestivität zwei Arien, eine davon ist "Se tu m'ami." Der Text: "Se tu m'ami, se sospiri" etwa "Wenn du mich liebst, wenn du seufzt.." fiel mir ein, als ich die Beschreibung in den Kommentaren zu diesem Parfum las. Ich musste es daher ausprobieren und ließ mir eine Abfüllung machen.

Laut der offiziellen Beschreibung (bei essenza-nobile, die hier oben angegebene offizielle Webseite funktioniert bei mir nicht) erscheint ein Prinz aus dem Süden in einem Obstgarten. (Also von Prinzen halte ich schonmal gar nichts.) Dann überhäuft ein Kaufmann die Prinzessin (aha) mit dem ganzen Zeug aus der Herznote. (Ich muss jetzt spontan an Asterix und Kleopatra denken, wo ein Architekt mit Gold überhäuft wird, bis nur noch der Bürzel rausguckt. Wahrscheinlich verbeugt sich die Prinzessin aber nicht und ihr Krönchen schaut raus. Mit Leder würde ich jedenfalls trotzdem nicht überhäuft werden wollen.) Sodann gibt es eine Hochzeit und verschenkt wird das Zeug aus der Basisnote. Ein paar Balken Zedernholz? (Romantik ist nicht so mein Ding..)

Wie riecht Opera? Getestet habe ich es auf mir und auf familiärem Tester M, der nur ganz selten erlaubt, dass ich ihn besprühe. Das bedeutet, Opera hat ihm auf mir sehr gut gefallen. Die Kopfnote überreichte uns beiden einen Obstkorb, den wir aber schnell an die anderen Opernbesucher weiterreichen mussten. Dann umhüllte uns beide Rosenduft. Hier fingen aber schon die Unterschiede an. Bei mir wurde der Rosenduft sofort von Ylang-Ylang und Leder unterlegt. M hingegen roch sauber nach Rosen und Vanille. Die Vanille blieb bei mir im Hintergrund, dafür haute dann das Vetiver echt ziemlich rein. Bei M erschien das Vetiver später und wirkte nicht gar so dunkel, wurde mehr durch Moschus im Zaum gehalten.
Zusammenfassung: bei mir schnell ein sehr opulenter - ich hätte fast schwülstig gesagt - Geruch, der zwar edel wirkt, den man aber wirklich nur in der Oper tragen kann, oder noch besser, wenn man selbst auftritt. So richtig lieben kann ich es nicht. Zu edel für meinen Alltag. Bei M jedoch ein alltagstauglicher Duft, sauber und tief zugleich für den besonderen Mann. Da kann man auch schonmal seufzen.

Projektion ist eher stark, daher nicht für die Arbeit geeignet. Bei sparsamer Verwendung aber nicht gefährlich. Die Haltbarkeit ist gut, reicht auch für den Ring des Nibelungen.

Der Preis ist nicht gerade gering und daher reicht mir persönlich meine kleine Abfüllung, die ich nur für besondere Anlässe hervorholen werde. Außer ich besprühe M damit. Man wird sehen.
4 Antworten
Stanze vor 6 Jahren 14 5
4
Flakon
4
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Es musste halt getestet werden
Meine beste Freundin in Teenagertagen benutzte das Felce Azzurra Körperpuder und als ich zurück nach Deutschland zog und feststellte, dass man das hier überall kaufen kann, kaufte ich es und halte mich seitdem damit auf der Arbeit trocken. Das klingt falsch. Ich setze es an Arbeitstagen ein. Das klingt besser. Ich mag den Geruch des Puders sehr und so musste ich einfach das Eau de Toilette testen. Auf der Webseite des Herstellers finde ich keinerlei Angaben über die Inhaltsdüfte. "100 Zutaten aus der ganzen Welt" seien enthalten und die Formel sei geheim, "handgeschrieben zwischen den Seiten eines Notizbuches". Ich tippe auf Veilchen, Galbanum, Zimt und Gewürznelke sowie Moschus und Patchouli. Die anderen 90+ Zutaten erkenne ich nicht und vielleicht tippe ich ja auch falsch.

Die Kopfnote des Eau de Toilette entspricht haargenau dem Geruch des Puders. Es ist sogar genauso pudrig. Leider verschwindet der pudrige Duft auf meiner Haut schon nach sehr kurzer Zeit (echt sehr kurz, Sekunden oder ein- zwei Minuten) und macht einem synthetisch-grün-herben Geruch Platz, der an etwas ganz anderes erinnert. M (fam. Tester 1) nannte es Toilettenstein. Ich soll in meinen Kommentaren Parfums nicht beleidigen, das weiß ich. Auch dann nicht, wenn ich enttäuscht bin. Aber ich musste M leider recht geben. Nennen wir es daher künstliche Moschusverbindungen zum Einsatz in sanitären Vorrichtungen.

Vorhin stellte ich fest, dass es analog zu Vexierbildern auch Vexierdüfte gibt. Düfte, die einerseits nach dem riechen, nach dem sie riechen sollen und zugleich nach etwas völlig anderem. Ein Parfum kann nach Pfeffer und Rosen duften und zugleich nach Menthol auch wenn kein Menthol drin ist. Felce Azzurra ist auch ein Vexierduft.

Das Eau de Toilette wird aber schnell schwächer und eine Viertelstunde später finde ich es wieder angenehmer. Es riecht dann würzig-frisch mit einer mehr oder weniger herben Note. Allerdings wird es nie wieder so, wie das Puder. Nach 4 bis 5 Stunden ist auch der letzte blaue Farn auf meinem Arm verschwunden.

Fazit: Ich werde weiterhin das Puder benutzen und auch der Deo Stick riecht wirklich gut. Das Eau de Toilette musste halt getestet werden, wird aber im besten Fall in die Parfumbox im Keller wandern.
5 Antworten
Stanze vor 6 Jahren 16 2
9
Flakon
7
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Wenn es ein Herrenduft ist, dann bin ich ein Herr
Ich trage gern schwarze Kleidung in meiner Freizeit. Fast nur schwarz und grün. Dazu passt ja vielleicht ein schwarzer Duft. Ich habe mir also zu Testzwecken eine Abfüllung von Encre Noir machen lassen und kann daher noch nichts zum Flakon sagen. Nach dem Spätdienst fand ich gestern Duftpost vor, die ich gleich gierig aufriss. Ich suchte Encre Noir heraus und besprühte meinen linken Unterarm, der nach stundenlanger Desinfektion nur ganz schwach nach Gummihandschuh roch.

In der Kopfnote ist die Zypresse ganz deutlich. Helles, leicht harziges Holz. Nach 15-20 Minuten wird das Holz schwächer und das Vetiver kommt durch. Vetiver ist nahe verwandt mit Sorghumhirsen, teilt sich aber einige morphologische Charakteristiken mit den Zitronengräsern und das riecht man auch. Der Duft ist zitrisch-grün ohne stechend zu sein und ähnelt dem Cymbopogon citratus (Zitronengras) und Cymbopogon martinii (Citronella). Ich finde den Geruch lecker, aber ich mag auch gern thailändische Küche und benutze Zitronengras relativ häufig zum Würzen.

Wenn die Kopfnote verklingt, wird der Duft warm und frisch zugleich. Ich hatte an dieser Stelle beim ersten Aufsprühen kurz ein Bild von Friedhofsblumenkränzen vor Augen. Das kann ich aber nach mehrmaligem Gebrauch nicht reproduzieren. Es kann sein, dass ein Windstoß Blumenduft aus dem Garten hereingeweht hat. Ich wohne nicht in einem Labor. Und solche Assoziationen können auch immer durch Namen und Image eines Parfums entstanden sein. Für mich riecht es jedenfalls auch nicht nach Tinte. Ich habe noch einen Kolbenfüller und saue mich meistens voll, wenn ich ihn nachfülle, sollte also den Geruch von Tinte noch kennen. Erdig ist der Duft auf mir auch nicht.

Der Duft entwickelt sich nicht so unheimlich. Ab und zu wird er wieder holziger, dann dominiert wieder mehr das Vetiver. Und ja, auch Moschus ist schließlich präsent. Die Haltbarkeit ist gut aber nicht überragend, 5 bis 6 Stunden würde ich schätzen. Die Projektion (oder Sillage) ist gut aber auch nicht übermäßig, so dass ich den Duft morgen mutig auf der Arbeit einsetzen werde.

Die familiären Tester sagten:
- "Ich kann den Schwarzwälder Schinken aus der einen Rezension nachvollziehen." Diesem Tester lese ich Parfumo Kommentare und Statements vor. Ich selbst verstehe nicht, wie man hier Schwarzwälder Schinken riechen kann. Wahrscheinlich isst dieser Tester gern Schinken, denn er findet den Duft toll.
- "Das riecht noch besser als Räuchermännchen (Eau de Rochas Fraîche)."
- "Dezent." Dezent!

Für mich ist Encre Noir zumindest ein Unisexduft. Wenn es ein Herrenduft ist, dann bin ich ein Herr. Ich könnte mir vorstellen, ihn das ganze Jahr durch zu tragen und zu jeder Gelegenheit. Falls mein Arbeitsumfeld nicht dieser Meinung ist, werde ich das morgen erfahren.
2 Antworten
Stanze vor 6 Jahren 35 18
8
Flakon
4
Sillage
10
Haltbarkeit
7.5
Duft
Sie nannten ihn Räuchermännchen
Dann saß da Frau Soundso und roch total nach sauber und frisch. Ich also gefragt, was sie trägt und sie sagte, sie wisse es nicht. Eine Freundin von Frau Soundso, die irgendwo in der Walachei (nicht in Rumänien) in einer Parfümerie arbeitet, habe ihr das Parfum mitgebracht. Ich habe dann solange herumgenervt, bis Frau Soundso mir den Namen des Parfums sagen konnte: Eau de Rochas Fraîche (klar, sonst würd ich diesen Kommentar woanders schreiben). Ich bin noch am gleichen Tag in die nächstgelegene Parfümerie gelatscht und habe gefragt, ob sie es haben. Sie hatten nicht. Ich ging heim und bestellte es in einem Onlinekaufhaus. Es war mir ernst.

An mir riecht Eau de Rochas Fraîche total anders als an Frau Soundso. Ich trage das Parfum zur Arbeit montags, mittwochs und freitags. (Di, Do und samstags trage ich etwas anderes.) Hier in dieser Gegend ist es schrecklich heiß, ich zerfließe, ich bin auch in dem Alter, in dem einem andauernd zu warm ist. Eau de Rochas Fraîche hält mich einigermaßen zusammen und spendet mir kühlenden Trost. Die Sillage ist bei mir relativ gering. Wenn ich meine familiären Tester befrage, müssen sie ihre Nasen schon sehr dicht an mich heranschieben. Die Haltbarkeit ist bei mir aber phänomenal. Wenn ich nach dem Spätdienst nicht dusche, weil ich ja eh gleich wieder aufstehen muss, rieche ich am Morgen noch nach Eau de Rochas Fraîche.

Die familiären Tester halten diesen Duft für den bisher besten Sommerduft, nennen ihn aber gleichzeitig "Räuchermännchen." Denn seltsamerweise riecht das, was bis zum nächsten Morgen bleibt, an mir wirklich wie Räuchermännchen, ich muss es zugeben. Es ist aber ein tolles Räuchermännchen. Wenn ich nach ein paar Stunden nachsprühe, finde ich, dass ich diesen Effekt verschiebe, aber die Familie nennt es immer Räuchermännchen. Egal wann. Ich kann mir nicht erklären, wieso es überhaupt nach Räuchermännchen riecht, denn es ist angeblich kein Weihrauch enthalten. Man muss auch bedenken, dass meine familiären Tester auf plakative Ausdrücke stehen und vielleicht auch nicht so zuverlässig sind wie mir lieb wäre. Eau de Rochas Fraîche riecht toll, ehrlich.

Dafür könnte ich schwören, dass sich schon in der Kopfnote Blumen und Moschus tummeln. Die Bergamotte ist natürlich auch vorhanden. Nach wenigen Sekunden ist das Parfum so zitrisch-frisch-blumig und süß zugleich, dass ich meine Nase kaum von meinem Arm kriege. (So kann ich natürlich nicht arbeiten. Ich brauche meinen Arm da schon.) Auch nach einigen Minuten ist die Bergamotte noch deutlich anwesend. Nach etwa einer halben Stunde wird die Bergamotte ein bisschen schwächer.

Ich kenne die große Schwester Eau de Rochas (ohne Fraîche) nicht und kann daher nichts zur Ähnlichkeit sagen. Bei jedem riecht jeder Duft anders. Ich habe hier einen Blindkauf gewagt und wurde belohnt.
18 Antworten
Stanze vor 6 Jahren 29 9
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Die Geister der Vergangenheit
Sagt sie (nennen wir sie Q): "Ich hab da noch was von früher. Es ist ein Chanel mit einer Nummer. Ich hab das früher immer benutzt, bevor ... geboren wurde." Punktpunktpunkt wurde 1990 geboren. Ich (Parfumo hat mich verdorben): "Wie hast du es denn gelagert?" Q: "Ich hab es dunkel gelagert." Wir begeben uns also an ein Holzschränkchen. Sie sucht etwas herum und zieht dann einen uralten Karton hervor. Von vor der Zeit des Barcodes. (Barcode wurde 1976 in Europa eingeführt. Chanel führte 1990 Barcodes ein.) Ich werde ganz aufgeregt. Ich wusste vorher nicht einmal, dass es N°19 gibt. Ich öffne die leicht vergilbte Packung, auf der hinten "Nachfüllbarer Zerstäuber" steht. Eine edle mattsilberne Plastikhülle mit einem golden Band in der Mitte. Die mattsilberne Hülle mit dem Logo kann man nach oben abziehen. An beiden Seiten des goldenen Teils unter dem Sprühkopf kann man drücken. Dann kann man den goldenen Teil hochziehen. In der unteren Plastikhülle steckt eine klare Flasche mit grüner Flüssigkeit. "Recharge Refill Eau de Toilette N°19 Chanel Paris 50ml-80% vol" steht darauf.

Ich stecke alles wieder ehrfürchtig zusammen, schnappe mir Qs rechten Unterarm und besprühe ihn mit dem Hinweis, dass sie jetzt rückwärts in der Zeit reisen würde. Damit hat sie nicht gerechnet, sie dachte, ich würde mich besprühen. Q: "Das möchte ich aber vielleicht gar nicht" (in der Zeit reisen). Da muss sie durch. Es gibt kein zurück. Man muss auch Mal Opfer bringen für die Wissenschaft.
Die Kopfnote haut uns Galbanum um die Ohren. Das gefällt mir jedenfalls gar nicht. Es riecht medizinisch. Dann kommen lauter kleine süße Blümchen. Auf der Wiese mit den kleinen Blumen machen sich wenige Minuten später zahllose altmodische Biker in Ledermontur breit. So viel Leder und ganz kleine Blümchen. "Da muss ich in einer Stunde nochmal dran riechen," sagte ich dann. Q: "Ich wasch es mir ab". Ich: "Sowas kann man nicht abwaschen." Und Q zieht von dannen.

Nach ein paar Minuten der Kontemplation bin ich der Versuchung erlegen und habe meinen eigenen rechten Unterarm besprüht. In der Kopfnote hat N°19 bei mir den gleichen medizinischen Geruch, wie bei Q, aber es ist nicht so unangenehm wie bei ihr. Mit viel Wohlwollen kann ich es grün-harzig nennen. Die Kopfnote hält viel länger als bei Q. Meinetwegen hätte sie schneller vergehen können. Wo bleiben die kleinen Blümchen? Mein Freund meint, es rieche nach älteren Verkäuferinnen in Drogerien. Er meint das, glaub ich, positiv. Er macht immer schöne Bemerkungen über meine Testreihen und sollte eigentlich statt meiner hier angemeldet sein.
Ein gefühltes Jahrhundert später wird der Duft zumindest süßer. Einzelne Blümchen kann ich aber nicht ausmachen. Es ist eine ganz undefinierte Süße. Dann kommt wieder das Leder. Und mein Freund behauptet, dass der Geruch stärker wird. Bei Q wurde er schwächer, bei mir wird er angeblich intensiver sobald die Lederfetischisten eintreffen. Aber Galbanum bleibt da.
Wieder eine halbe Stunde später verschmelzen die einzelnen Duftnoten. Die süßen Drogerieverkäuferinnen umarmen die Biker in einem Wald voller Moos, Zedern und Sandelholzbäumen und auf einmal riecht es total toll. Alle lächeln sich an. Ein Wohlfühlduft.
Das ist aber nicht alltagstauglich. Wer kann denn anderthalb Stunden warten, bis das Parfum einen schönen Geruch angenommen hat?
Danach vergeht die Süße langsam und nur Moos und Hölzer bleiben zurück. Ein leerer Wald. Mein Freund meint, es riecht noch genauso wie vorher. Entweder ich bin durch Reizüberflutung unempfindlich geworden oder er leidet unter Stockholm-Syndrom. (Denn ich habe die ganze Zeit direkt neben ihm gesessen.)

Es ist natürlich möglich, dass das Parfum in all der Zeit im Holzschränkchen ein bisschen gelitten hat. Es war zwar dunkel im Schrank aber nicht kühl. Dies ist eine schrecklich warme Gegend im Sommer.

Den Flakon werde ich natürlich noch fotografieren. Morgen.
9 Antworten
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