Sublim22

Gelegentlich wache ich nachts auf, kann nicht gleich wieder einschlafen und denke dann manchmal an Parfum. Außerhalb dieses Forums würde ich das niemandem verraten. Und so war es gerade mal wieder soweit: Schlaflos in Süd-Ost-Niedersachsen. Am Handgelenk noch immer ein Hauch Eau de Missions, meinem winterlichen Zubettgehduft, den ich einige Stunden zuvor aufgesprüht hatte. Noch immer wohltuend und anschmiegsam wie die Daunendecke um mich herum. Denn dieser Duft ist wie für die nächtliche Stille gemacht.

Meinen anderen Düften fehlt dieses Potenzial. Sie sind vielleicht aussagekräftiger, haben chicere Flakons oder eine bessere Haltbarkeit. Eau de Missions hat nichts davon, hat nicht mal eine nennenswerte Entwicklung. Allenfalls beim Aufsprühen ist er vielschichtiger, wenn er diese leicht alkoholische Likörnote hat. Als würde man Jägermeister mit Hustensaft und Zucker mischen und erwärmen, zumindest stelle ich mir das so vor. In den ersten Minuten erinnert er mich sogar an den anbetungswürdigen Angelique Noir, den ich -leider- nur vom immer wieder Testen kenne. Aber spätestens nach 10 Minuten hat Eau de Missions schon das leicht süße, vanillig-herb-würzige Stadium erreicht, was ich so liebe. Beschützend und schmusig. Und so bleibt er, wird nur sanfter und ist am Morgen verschwunden wie ein guter, heimlicher Liebhaber.
In diesem Sinne: ceep calm und ein Hoch auf stille Helden!

Moschusdüfte, animalisch, sexy sollen sie sein, sogar dirty, bei vielen heiß geliebt. An mir wirken sie nicht nur unpassend, sondern ich empfinde sie meistens als so richtig unangenehm. Ist es die sagenumwobene Hautchemie, die mir vermittelt, ich müsste dringend unter die Dusche und mit irgendetwas Frischem die dumpfe Pudermoschuswolke zum Verschwinden bringen? Kann mich irgend jemand verstehen? Bin ich allein?

Die Flakons von N R sind allesamt gelungen, so gradlinig und schwer, scandi design fast. Ich wollte schon gerne einen davon besitzen, aber: siehe oben...

Und dann ein letzter Test, Rouge, der quasi im feuerroten Tütü aus der Reihe tanzt und mein Herz im Sturm erobert hat.

Beim Aufsprühen eine sauber wirkende Iris, sanft und süß, ein Hochgenuß, auch der so feine Sprühnebel. Rose nur ganz zart im Hintergrund zum Glück. Hauptakteur ist natürlich mein bisheriger Endgegner, der Moschus. Aber hier hat er seinen schönen Auftritt, präsent, aber nicht erdrückend wie eine erzwungene Umarmung älterer Damen, die ich manchmal als Kind über mich ergeheh lassen musste. Stattdessen ein heller Moschusduft, cremig, sauber, warm. Ziemlich bald hautnah, das macht den Duft auf subtile Art anziehend und sinnlich, ohne ihn sexy nennen zu wollen. Eher zärtlich, schmusig, statt heiß und fordernd. Verführerisch UND clean, das muss ein Duft erstmal schaffen! Rouge kann das und ist damit für mich die Doris Day unter den Düften Übertreiben sollte man es nicht mit der Dosierung, sonst ist diese Wirkung dahin. Der fluffig-süße Moschushauch wirkt anziehend über Stunden. Love it!

Manchmal, wenn ich ehrlich bin: meistens, ist mr nach einem Arbeitstag danach, mich mit 2 Sprühern Eau de missions in die Tiefen des Sofas zu stürzen, zusammen mit den Herren Dr. Oe. (Pizza) und Inspektor Columbo. Aus Vernunftsgründen tue ich das natürlich nicht, sondern packe statt dessen brav meine Sporttasche. Lust loszufahren habe ich nicht für fünf Pfennig, aber jetzt habe ich einen Verbündeten: Gingembre!

Denn dieser Duft funktioniert bei mir wie ein Schwungrad. Er dient nur zu meiner Erfrischung und Wiederbelebung der Sinne, denn dieser Stimmungsaufheller hat kaum Slllage. Auch die Haltbarkeit ist sehr kurz, selbst für ein eau fraiche. Aber genug, um mir Antrieb zu verschaffen für alles, wofür ich mich aufraffen muss, perfekt für die Fahrt ins Fitnessstudio.

Im Sommer nutze ich dafür gern meinen Arden Teeduft oder auch den Rochas, aber beide empfinde ich als sehr "kalt". Im Winter darf es für mich dann zwar frisch sein, aber mit einem Hauch Wärme und Süße. Jetzt kommt Gingembre ins Spiel, denn genau so ist er. Frisch, aber nicht nur. Frisch und warm. Der Ingwer bringt nicht die erwartete Schärfe, aber doch etwas Wärme mit. Sicher sind noch andere Komponenten dabei, aber dafür müsste ich meine Nase nach einer Stunde schon auf die Haut pressen, um noch etwas zu erahnen.

Ginembre duftet übrigens absolut natürlich. Nichts piekt, nichts stört, keine künstliche WCFrische.. Obwohl der Duft günstig ist, riecht er nicht billig.

Wenn ich einen frischen und haltbaren Duft will, den auch andere an mir wahrnehmen, kommen andere Frischlinge zum Einsatz. Die sind aber auch keine Marathonläufer, zumindest meine nicht.

Ginenbre funktioniert nur in Ultrakurzstrecke (100 m). Da ist er für mich aber der Usain Bolt!

Oder: Die Suche nach Mademoiselle right

Coco mademoiselle, dieser Duft begeistert mich schon seit vielen Jahren, ist aber eine ganze Zeit lang aus meiner kleinen Sammlung verschwunden. Nicht aber aus dem Gedächtnis! Seit ein paar Wochen schleiche ich also wieder um den Chanel counter herum und kann mich nicht entscheiden, welches Fräulein mich denn nachhause begleiten soll. Jedes hat seinen Reiz.

Das "normale" edP, das ich vor Jahren hatte und liebte, empfinde ich jetzt als recht laut, fast schon aufdringlich, darum käme es bei mir nicht so häufig zum Einsatz. Fürs Büro zu viel, für Dinnerdates zu viel, im Sommer zu viel, ach, ich weiß nicht, die 90er sind doch -leider- vorbei. Diese Wahnsinnssillage macht das edP so schwierig, so wenig alltagstauglich für mich. Ein Klasseduft, aber Nein, du bist es nicht mehr für mich.

Kandidatin 2, das edT: so fein, so edel im Duft und dabei herrlich unkompliziert, freundlich und fröhlich, hier darf ich nach Herzenslust sprühen. Haltbarkeit und Sillage sind wie für den Sommer gemacht. Classy princess charming: du bist es vielleicht...

Und nun Kandidatin 3, du Schöne, die sich "intense" aufs Kleid gedruckt hat und mich anfangs rätseln ließ, ob das nun anscheinend übertrieben ist oder nur scheinbar. Denn erwartet wird bei "intense" immer mehr, was hier im Verhältnis zum normalen edP ja kaum möglich bzw. nötig sein sollte. Was also ist hier intense? Gleich in der Kopfnote ist unverkennnbar die mademoiselle am Start, dieser Duft mit starkem Wiedererkennungswert. Aber cremiger, runder, einfach toll! Die Haltbarkeit ist erwartungsgemäß gut, besonders auf Kleidung. Die Sillage dagegen ist allerdings nur dezent, selbst bei 4-6 Sprühern nervt der Duft nicht, sondern umschmeichelt mich und alle, die mir nahe kommen. Stundenlang! Und genau das alles macht diese mademoiselle intense zu einer perfekten Begleiterin für so viele Gelegenheiten! Ob Restaurantbesuch, Familienfeier, Seminare, Party, dieser Duft passt, immer edel, sophisticated, hautnah, anziehend. Ich komme ins Schwärmen!

Intense! Dieser Ausdruck, hier ist er nur scheinbar falsch, denn der Duft hat viele Qualitäten, die ihn intense machen. Eine Mördersillage gehört mit Recht nicht dazu.

Wenn jetzt noch der hype um ihn noch nachlassen würde, das wäre schön. Das ist aber nun mal die Kehrseite der Erfolgsmedaille.

Danke fürs Lesen!

Gestern Morgen, einem klirrend kalten Märzmorgen, lachte mich die Probe Sorriso an , die mir eine aufmerksame Parfuma vor ein paar Tagen einem Tauschpäckchen beigelegt hatte. Schon lange hatte ich den Duft auf der Merkliste. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit verhieß Süße und Wärme und das ist genau das, was ich brauche, wenn es draußen duster und frostig ist.

Drei satte Sprüher an den Hals und einen für mich zum Schnuppern ans Handgelenk, wie ich es immer mache. Mindestens... Ups. Der hat aber Bumms! Bruce Willes würde wieder sagen: mächtiges Badabum. Aber auch zum Anbeißen lecker, love it! Bißchen heftig, egal, zu spät, schnell in den Mantel und zur Arbeit. Im Vorbeigehen meinte der beste Ehemann von allen, das wäre aber ein schöner Vaniileduft und auf keinen Fall zu viel. Ok, er ist das gewohnt von mir und auch selbst ein Parfumjunkie. Mit der Vanille hat er aber nicht Recht, wie ich finde. Denn mich erinnert Sorriso von Anfang an an heiße Schokolade. Aber nicht in der Tasse mit Sahnehäubchen, sondern an das Instantpulver. Als würde ich meine Nase in eine Dose mit dem teuren, dunklen kakaopulver stecken. So trocken, so dunkel und intensiv schokoladig, herb und süß zugleich.

Die Sillage ist aber wirklich überirdisch, das merkte ich selbst und das führte den ganzen Vormittag zu Kommentaren der Kollegen: Hast du Brownies mitgebracht? Gibts Kekse? Du weißt doch, dass ich faste! Mach bloß die Tür zu, ich kriege Kopfschmerzen. .... All das durfte ich mir anhören. Banausen, allesamt! Obwohl: (Fast) alle mochten den Duft, es war nur too much. Also saß ich dann mit Tür zu und Fenster auf bei Minus 10 Grad am Schreibtisch und erfreute mich allein an diesem traumhaft schönen Duft.

Begleitet hat er mich ohne zu schwächeln bis ins Sportstudio, wo er leider noch weniger hin paßte als ins Büro. Die Haltbarkeit ist eben genau so überirdisch wie die Sillage. Das merkte ich auf dem Crosser. Das Duracellhäschen Sorriso hat die Wärme meiner Haut wohl noch mal ausgenutzt und mich quasi rechts überholt. Das war der erste und einzige Moment, an dem Sorriso nervte. Nach dem Duschen war es dann auch gut. Ein bißchen ist er aber immer noch zu erahnen.

Fazit:
Sorriso ist ein reinrassiger Gourmant, der ausschließch in homöopathischen Dosen im Winter getragen werden sollte. Aber wenn, dann mit Wonne und einem Lächeln. Vielleicht besser nicht zur Arbeit oder ins Restaurant. Obwohl: das Dessert kann man sich locker sparen, das darf man später selbst sein!

P. S. Wie man jemals einen Flakon davon leeren kann, ist mir ein Rätsel.
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