Taika

Ohne die Beigabe einer lieben Parfuma hätte ich diesen Duft nie getestet. Der Flakon sieht aus wie etwas von Mein Kleines Pony. Und Ariana Grande, ist das nicht irgendso ein Instagram-Sternchen? Gut, mittlerweile habe ich mich informiert. Wobei mir das den Duft auch nicht gerade sympathischer macht. Ich bin mit 35 Jahren wohl einfach nicht die Zielgruppe.

Aber alles, was ich hatte, war ein kleines durchsichtiges Röhrchen und so ging ich ganz unvoreingenommen an diesen Duft dran. Zuerst war da etwas Fruchtiges, Saftiges, vielleicht Birnenlikör mit Himbeeren...
Allerdings nur in den ersten Sekunden. Dann wurde daraus eine herrliche Cremigkeit. Kokos, ja, aber nicht in your face. Eher abstrakt und zu gleichen Teilen durch Vanille ausbalanciert. Ich nahm tatsächlich Praliné wahr, wie die Haselnuss-Cremefüllung von mit Schokolade umhüllten Keksstangen.

Das klingt jetzt nach einem klassischen Gourmand, aber das ist Cloud für mich nicht. Der Duft verzichtet auf diesen plumpen, essbaren Aspekt, den viele Gourmands haben. Da ist eine trockene, holzige Sauberkeit, die die cremig-süßen Vanillenoten wunderbar einbindet und erdet. Ich kann verstehen, was gemeint ist, wenn jemand diesen Duft mit einem Männerdeo vergleicht. Speick-Lavendel oder so etwas. Aber zusammen mit der süßen, femininen Komponente wird daraus etwas Großartiges. Das eine ohne das andere wäre nichts und beides ist mehr als die Summe seiner Teile. Eine faszinierende, schillernde Duft-Kreation. Ich habe bisher nichts Vergleichbares gerochen, da ich Baccarat Rouge 540 nicht kenne ;)

Jedenfalls bekam ich die Nase gar nicht mehr von meinem Handgelenk weg. Auch mein Mann fand den Duft total klasse. Am nächsten Tag bestellte ich mir Cloud dann in Full Size.

Die Haltbarkeit ist übrigens bombig, ich rieche ihn noch am nächsten Morgen nach dem Duschen. Sillage könnte wegen mir noch raumfüllender sein, aber ich bin auch ein Addict, was diesen Duft angeht.

Liebe Jenny05, danke für einen neuen Lieblingsduft!

Es war der Sommer, bevor ich Abi machte. An der Uni Kaiserslautern gab es eine Veranstaltung für naturwissenschaftlich interessierte Schüler. Ich hatte mich bei einem Workshop zur Haargel-Herstellung eingetragen. Polymere, fand ich Bombe. So panschten wir also unser Haargel, meins war am Ende gelb und hatte goldenen Glitzer drin.
Vor allem aber erinnere ich mich an den Duft, den man aus einer bereitgestellten Laborflasche dazu träufeln konnte: synthetisch, nach Haarspray, aber auch frisch und sauber wie gerade geduscht. Rosiger Weichspüler, seifig und feminin, gutbürgerliche Mädchen-Gepflegtheit. Das pinke Farbgel für die Haare, das es zu Fasnacht in den Drogerien gibt, riecht ähnlich. Sehr eigen, mit viel Wiedererkennungswert. Man kann auch sagen, eine Keule.

Sommer 2017: Auf einmal roch ich mein altes Haargel von der Uni Kaiserslautern im Treppenhaus wieder - soviel also schon mal zur Sillage. Das interessierte mich nun sehr, welcher Duft da so wie mein Polymer-Sommermärchen riecht. Ich traute mich allerdings nicht, nun alle Nachbarinnen nach ihrem Parfum zu fragen.

Aber ich musste nicht lange warten. Im Supermarkt war mein Haargel auf einmal wieder in der Luft und da man sich wahrscheinlich sowieso nicht wieder sieht, traute ich mich. "Entschuldigung? Was haben Sie da für ein Parfum drauf? Das riecht so gut." "Ah, danke! Das ist Chloé. Der ganz normale."

Ha, perfekt. Ab zu Kaufhof und eine kleine Packung vom Eau de Toilette gekauft. Ja, das ist es... Nun halte ich mir Chloé immer mal wieder unter die Nase und bin noch mal jung. Tragen wollte ich es bisher noch nicht. Es ist eher ein trip down memory lane.

Teures, weiches Wildleder. Zwar blumig umspielt, aber für mich mit einem herben, maskulinen Touch. Den weißen Pfirsich kann ich nachvollziehen, dennoch ist "fruchtig" ungefähr das Letzte, was ich mit diesem Duft verbinde.
Ich entschuldige mich vorab für etwaige Klischees: Spontan assoziiere ich eine Hamburger Immobilienmaklerin oder Bankerin in einem gut sitzenden Hosenanzug, hübsch, aber etwas streng, mit einem straffen blonden Pferdeschwanz. Ein Business-Duft. Ein bisschen leider auch: Kennste einen, kennste alle.

Wenn ich seriös rüberkommen und ansonsten nicht viel von mir preisgeben will, ist er meine erste Wahl. Eignet sich perfekt, um in edlen Schreibwarengeschäften Montblanc-Füller kaufen zu gehen. Aber kein Wohlfühl-Duft.

Die Haltbarkeit ist bemerkenswert, der überlebt eine ganze Nacht. Sillage: Oh ja, den riecht man.

Der kommt meinem lange gesuchten, verloren geglaubten Duft „Macaron Pistache“ sehr nahe.
Gerade der erste Sprüher ist herrlich, wenn der Alkohol noch nicht verflogen ist: knirschige Pistazien-Macarons und cremiges, authentisches Pistazieneis. Süß und mit einem kompakten, sahnigen Schmelz. Die Eiscreme ist bestreut mit karamellisierten italienischen Pistazien und hat einen leichten Amaretto-Anklang. Der Alkohol ist für mich Teil der Komposition, kein lästiges Übel, das man eilig wegwedelt.

Wenn der Alkohol dann leider doch verflogen ist, ist der Duft ohne Frage immer noch schön. Allerdings wird er mir etwas zu stickig, als wäre das Pistazieneis auf ein altes Plüschsofa getropft. Ich muss an ein Waffeleisen für Eiswaffeln denken, das schon etwas zu lange im Gebrauch war und wo sich langsam Teigreste einbrennen. Leicht kratzig und dumpf stechend.
Das war es dann auch mit der Entwicklung, aber die Demeter-Düfte sind ja ohnehin monothematisch gedacht.

Viel Raum nimmt er nicht ein, aber das ist okay. Haltbarkeit empfinde ich als unterdurchschnittlich.

Tragesituation: Eher für zu Hause, für Dates ist er zu unsexy und für die Arbeit mutet er zu heimelig an.

Insgesamt aber mein klarer Gewinner über „Pistachio Brûlée“ von Urban Outfitters (dumpfe, beliebige Vanillesoße) und erst recht über „Pistachio Gelato“ von Ganache (schmieriges Stück Handseife).

Irgendwann hatte ich mal eine Abfüllung von einem Duft bekommen, auf der einfach nur "Macaron Pistache" stand - für mich der perfekte Pistazienduft. Schnapsig süß, nussig-mandelig, auf eine gute Art synthetisch intensiv, man schmeckte fast einen knirschig-weichen Pistazienmacaron des Pariser Kult-Herstellers. Von welchem Hersteller allerdings dieser Duft war, habe ich nie herausfinden können.

Auf der Suche nach diesem oder einem ähnlichen Duft habe ich viel im Bereich Pistazie gewildert. Dabei habe ich Pistachio brûlée entdeckt und blind bestellt.

Hm. Der Duft ist nicht übel, gourmandig-süß und ja, man kann eine leichte, charakteristische Pistaziennote ausmachen. Allein: Mir fehlt der Schnaps. Mir ist das zu warm, zu weich, zu schwammig. Oder überspitzt formuliert, zu muffig. Ich will diesen süffig-intensiven Touch, nicht nur warmen Vanillepudding. Nur leider verfliegt dieser innerhalb von Sekunden. Und das, was übrig bleibt, hat nur noch eine schale, flache Süße.

Eine Entwicklung kann ich ansonsten nicht feststellen, die Haltbarkeit ist ebenfalls nicht berauschend. Ein typischer Klamottenmarken-Duft. Werde ich wohl nicht tragen.