Tanith

Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob meine Rezension irgendwie erhellend ist. Aber vielleicht geht es ja noch Anderen wie mir?

Vor einiger Zeit lag eine Probe des Extraits einer Duftpost bei (tatsächlich hatte ich den Duft null auf dem Schirm, dementsprechend stiefmütterlich habe ich ihn behandelt). Schnell gesprüht, für zu männlich empfunden, an meinen Freund weitergereicht (richtiger Nutznießer, der Gute. Bekommt alles, was halbwegs Unisex sein könnte ;-))

Der hat ihn dann tatsächlich auch getragen - das erste Mal bei ca. 25 Grad Außentemperatur. Meine Assoziationen waren wieder recht männlich: würzig, Zeder und ein Hauch Rasierwasser. Aber alles irgenwie locker und luftig, ich habe gerne in der Duftwolke gestanden und geschnuppert. Eine ganz leise Portion Orange meine ich auch zu erhaschen - das kann aber an der Assoziation zu Eau des Merveilles liegen, die ich bei Baccarat durchgängig habe. Dieses "frisch - Zeder - orangige" ist nämlich auch in diesem Hermes dominierend für mich. Nachdem ich also aus Neugier nochmal nachgeschaut habe (und tatsächlich höchst erstaunt war, als ich das Pröbchen als einen Kurkdjian identifizierte), musste ich gleich Nachforschungen anstellen. Nur um tatsächlich schwarz auf weiß zu lesen:

"Der Duft ist süß-blumig"
HÄ?

Ich glaube, es ist mir tatsächlich noch nie passiert, dass ich einen Duft KOMPLETT anders wahrgenommen habe, als er hier kategorisiert wurde. Und nachdem ich nun "vorbelastet" bin und nicht mehr so frei urteilen kann wie zuvor, fällt es mir zunehmend schwerer, Baccarat Rouge einzuordnen. Ja, nach einer Weile wird er süßer - aber ich würde ihn nicht als süß beschreiben. Und wer weiß, ob ich es nur rieche, weil ich es riechen "sollte"? Die menschliche Kognition kann so einiges, da bin ich nichtmal fachfremd. Safran - ein Gewürz, ich rieche Würze - der Verursacher? Ich weiß es nicht.
Offen gestanden verwirrt mich dieser Duft durch und durch. Vor allem, weil viele etwas wahrzunehmen scheinen, was mir verborgen bleibt....
Ich mag ihn, ehrlich. Diese leicht medizinische Note (da kann ich mitgehen!) macht irgendwie süchtig und war mir so noch nicht geläufig, aber dieser Flakon ist für mich ein bisschen wie ein Außerirdischer.
Wer und was ist es, woher kommt es und bist du Freund oder Feind?

Nachtrag: Wie sehr Stimmung und Wetter die Wahrnehmung beeinflussen.. meine Rezension ist Delina E. nicht ganz gerecht geworden. Mittlerweile nehme ich die fruchtigen Noten intensiver wahr und den Duft insgesamt als "voller". Irgendwas lässt mich immer wieder zu meiner Abfüllung zurückkehren, wie ein Lockstoff. Gelayert sind die Beiden übrigens auch wunderschön .





Ich mach's vorab ganz knapp: ich bin ein bisschen enttäuscht. Aber andererseits hab ich somit eine nicht unerhebliche Menge Geld gespart - Glück im Unglück

Delina O. war für mich Liebe auf den ersten Sprüher. Eine kleine Offenbarung und originell anders, durch den sauren Rhabarber Auftakt, der sich durch den gesamten Duftverlauf zieht.
Genau dieses "besondere" fehlt Delina E.. zumindest meinem Empfinden nach.
Sie ist viel milder, pudriger, fast schon "artig". Auf Grund der Noten, Rezension und Assoziationen hätte ich mit einem verführerischen, ja schon fast verruchten Duft gerechnet. An mir ist Delina E. nichts davon.
Die Kombination aus Rose, Oud und Vanille lässt mich immer an den berühmt-berüchtigen Francis Kurdijan denken, den ich zwar nicht tragen kann, aber unglaublich gerne an an Anderen wahrnehme und für vollendet schön halte. Auch davon kann ich hier nichts finden. Alles was ich wahrnehme, ist eine leise, schüchterne Rose, die in Puder gebettet ist. Dazu eine milde Litschi und eine noch mildere Birne. Am Ende dann noch etwas Amber, was Delina E. noch etwas mehr Tiefe verleiht.
Diese Rose hat keine Dornen, und leidenschaftlich rot ist sie auch nicht. Allenfalls ganz zart und romantisch rosa - was zweifelsohne auch meinem Beuteschema entspricht, versteht mich nicht falsch. Delina E. ist ein hübscher Duft, der vermutlich nicht wirklich Missfallen kann - fast 240€ würde ich hier allerdings nicht investieren.
Mal schauen

Ich sollte aufhören, Düfte zu testen, deren Umverpackung bereits teurer anmutet als so mancher Drogerie Flakon.

Ich sollte aufhören, Düfte zu testen, die nach Google-Recherche mein Studentinnen-Budget nur müde belächeln können.

Ich sollte aufhören, mich zwischen Düften und einer Woche trocken Brot entscheiden zu müssen.

(Spaß - ganz so schlimm dann doch nicht)

Delina.. ich hätte es ahnen sollen. Ich wusste einfach, dass ich sie lieben würde (also habe ich es geahnt, rannte aber voller Euphorie in mein Verderben).
Dieser Duft ist wirklich, ich kann es nicht anders zusammenfassen, ein Gedicht. Ein Märchen. Einfach wun-der-schön!
Himmel. Selten habe ich eine so zarte und doch saftige, leckere und doch nicht essbare, florale und doch nicht altbackene Kombination unter der Nase gehabt.
Die Kopfnote ist wie ein Rhabarberkuchen mit streuseln, süß und sauer zugleich, richtig schön "prickelnd". In der Herznote wird es dann blumiger, wobei die Rose von etwas Vanille und der noch stets präsenten Rhabarbernote untermalt wird. Eine gewisse, leichte Cremigkeit vermag ich auch zu erkennen, aber insgesamt würde ich Delina nicht als cremig beschreiben - eher süß-blumig-fruchtig mit einer gewissen Frische, damit es nicht zu "dicht" wird.
Ein bisschen wie Marmelade mit Rosen, mit Butterstreuseln im Hintergrund. Und dazu ein Glas Champagner, der prickelt nämlich so schön in der Nase (wie Delina bei mir).
Dies ist ein Duft für schönes Wetter, Sonnenschein, romantische Dates oder gute Laune, die man gekonnt unterstreichen möchte. Ich spüre Lebenslust und Freude, Jugendliche Frische und Leichtigkeit, ein schelmisches und süßes Lächeln auf den Lippen. Ich bin einfach hin und weg! Und das Schöne: sie hält! Sillage und Haltbarkeit sind phänomenal, man muss also nicht regelmäßig 10€ hinterher sprühen.

Jetzt stecke ich in einem Schlamassel. Ich habe mich verliebt. So richtig heftig, Delina fühlt sich nach einem 100% Haben-Wollen Kandidaten an. Aber der Preis.. schmerzhaft. Zum Glück reicht meine Probe noch für ein paarmal Tragen!

Wenn ich nur einen Duft behalten dürfte, dann wäre es dieser.
Ein größeres Kompliment kann man einem Parfum kaum machen. Zumindest ich nicht.

In keinem anderen Duft fühle ich mich so anziehend, süß, frech, gepflegt und auch ein wenig edel zugleich. Coco Mademoiselle Intense ist ein gelungener Spagat zwischen jungendlich-fröhlich (Orange, Jasmin und auch die dezente Vanille) und erwachsen-sophisticated (Patchoulie und sanfte Rose). Im Vergleich zum Original ist das würzig-erdige dominanter, die Orange reifer und weniger zuckrig, das Bouquet vollmundiger. Die Intense Version wirkt an mir irgendwie "tiefer", ohne die für Coco Mademoiselle typische "Leichtigkeit" gänzlich zu verlieren. Mademoiselle bleibt Mademoiselle - vielleicht ist sie etwas älter geworden.
Der orangig-fruchtige Kopf geht hierbei relativ bald in eine etwas blumigere Herznote über, die an mir aber den kürzesten Part einnimmt. Das hier dominantere Patchoulie ist der hauptsächliche Duettpartner der Orange, welche sich eine Jasminblüte hinters Ohr gesteckt hat. Aber auch die Tonkabohne betritt ab und an das Parkett.
Insgesamt empfinde ich die Komposition als äußerst ausgewogen und vielschichtig, jede einzelne Note ist fein verwoben und scheint der anderen Komplimente zu machen. Hier ist nichts unfreundlich, kratzig oder aufdringlich. Auch die sattere Farbe empfinde ich als äußerst passend, Coco Mademoiselle Intense ist nämlich tatsächlich auf vielerlei Ebenen einfach "intensiver". Eben so, als wäre sie etwas gereift.

Für mich wirklich ein wunderschönes Parfum, das ich mir Flakon nach Flakon schenken werde, ohne es jemals satt zu haben! Mein ganz persönlicher Signaturduft eben.

Eigentlich bin ich in den letzten Monaten extrem "Kommentar-faul" geworden, aber dieser Duft war es mir trotzdem irgendwie wert.
Vielleicht, weil ich das Gefühl hatte, es wurde noch nicht alles gesagt (was es vermutlich schon wurde, für so übermäßig erhellend halte ich meine Beiträge nämlich nicht ;-))
Jedenfalls habe ich vor einiger Zeit meine Sammlung extrem verkleinert. Damit meine ich, dass ich gut und gerne 40 Flakons weitergereicht habe.
An Freunde und Familie verschenkt, oder aber einfach verkauft. Das lag vor allem daran, dass ich mir eingestehen musste: besitzen (horten?) ist schön und gut, aber wie glücklich macht es mich im Endeffekt? Nur einen Bruchteil der Sammlung habe ich tatsächlich regelmäßig ausgeführt, die anderen wollte ich einfach haben. Ich mochte sie, bewunderte sie sogar - aber hab sie doch nie getragen. Irgendwann konnte ich diese "Verschwendung" einfach nicht mehr ertragen. Lieber gebe ich sie an Menschen weiter, die sie tatsächlich zu würdigen wissen (indem sie eben doch auch häufiger Verwendung finden).

Herauskristallisiert hat sich für mich ganz klar: die Düfte, die ich wirklich als "ich" empfinde, entspringen der Sparte "süß, fröhlich, zuckrig und allermeistens rosa".
Mon Guerlain, Shalimar initial oder Coco Mademoiselle intense - viel mehr brauche ich gar nicht. Und trotzdem habe ich mich nach etwas neuem gesehnt. Einem Duft, der sich in diese Beschreibung einfügt (damit ich ihn tatsächlich auch verwende!), aber doch noch eine Variable mehr in meine Duftsammlung bringt. Die Süße war mir wichtig, ein florales Gegenspiel und eben dieses gewisse mädchenhaft-verspielte. Ohne komplett nach 15 jährigen Teenie Girl zu duften. Nach mehrtätiger Recherche stieß ich auf diesen Kilian und war Feuer und Flamme, ihn zu testen. Glücklicherweise ist die Breuninger Filiale mit ihrem exklusiven Angebot direkt um meine Ecke, und noch glücklicher, dass der Herr am Kilian Stand kaum älter als ich und super locker war. Tatsächlich fühle ich mich nämlich oft sehr unwohl unter dem klassischen Luxus-Kaufhaus Klientel. Häufig auch, weil die Angestellten einem vermitteln, man wäre etwas fehl am Platz (ich sehe gut und gerne 10 Jahre jünger aus, als ich tatsächlich bin).

Jedenfalls konnte ich den Duft ohne viel rumdrucksen und Schweißausbrüche testen.

Mein früheres ich hätte vermutlich sofort zugeschlagen - denn der erste Eindruck hat mich positiv umgehauen.
Extrem laut und blumig, mit einer äußerst prägnanten Orangenblütennote, die mich sehr an Classique erinnert (welches in mir starke Erinnerungen an eine geliebte, verstorbene Person auslöst). Das Ganze natürlich süß-zuckrig untermalt, mit leichten Anklängen von Popcorn und Erdbeermarmelade (Miss Dior Cherie Anklänge?) Also eindeutig girly, aber auch ein bisschen sexy. Im weiteren Verlauf (denn ich bin besonnen nach Hause abgezogen und habe ein paar Tage verstreichen lassen!) wird der Duft wesentlich leiser und gedimmter, die Süße wird schmelzig und fluffig, nicht mehr so "crispy". Vielleicht ist es auch der Amber, der für diese besonderen Schmelz sorgt - schwer zu sagen, denn sonst kenne ich ihn eher in Verbindung mit weniger "rosa" Düften. Der Duftverlauf von "Love, don't be shy" ist nicht sonderlich komplex. Man bekommt genau das, was man zu Beginn in lauter präsentiert bekommt. Keine Überraschungen, keine Haken, keine Abwege. Irgendwie sympathisch "direkt und ehrlich". Ich mag das!
Lange Rede kurzer Sinn: auch nach mehrtätiger Evaluation und Außenandersetzung mit dem happigen Preis, kam ich zu dem Schluss, dass dieser Duft es mir wert wäre, in meine Sammlung aufgenommen zu werden. Er entspricht all meinen Kriterien, die ihn für mich regelmäßig "tragbar" machen. Ich habe das Gefühl, er ist eine Erweiterung von mir und meiner persönlichen Duftaura - eben genau das, worauf ich mich mittlerweile beschränken möchte.
Und was soll ich sagen: seit Anschaffung habe ich ihn tatsächlich ausnahmslos jeden Tag getragen!