Tanith

Ach Gott, ich bin ganz aufgeregt. Erst der zweite Kommentar. Da sollte man sich wirklich Mühe geben, da erwarten die Leute noch etwas. Und unter "etwas" verstehe ich sowas wie wirklichen Informationsgehalt.
Nun denn.

Meine Erwartungen an diese Neuerscheinung waren hoch, ist Miss Dior (edp) doch seit langem mein Signatur-Duft. Nicht, dass ich nur ihn tragen würde (ich untreue Seele), aber er ist eben doch am meisten "Ich". Schlechte Laune, unschlüssig, eines jeden Duftes überdrüssig? Ein klarer Fall für Miss Dior!
Und vielleicht ist genau dies auch ein Teil meines "Problems": Absolutely Blooming ist keine Reformulierung/Verbesserung/Verschlechterung von meiner geliebten Miss, sondern schlichtweg ein eigenständiger Duft. Dementsprechend sollte man nicht mit der "Miss-Dior-Sparkling-Glitzer-Patschuli-Brille" an diesen Flakon herantreten, diese Prüfung würde er nicht bestehen.

Nun aber zum Duft selbst:
Der erste Sprüher, als ich den Flanker nach wochenlanger Pirsch endlich im hiesigen Müller entdeckt hatte, war ein kleiner Schock. Ohweh, was ist das denn? Die Kopfnote erinnert mich, gnädig ausgedrückt, an ein rosanes Stück Seife (seifig mag ich nicht...) mit irgendwas melonigem.
Weniger gnädig würde ich fast meinen Spülmittel. Ungelogen, sosehr es mir in der Seele wehtut.
Die "roten Früchte" kann ich dabei durchaus wahrnehmen, aber eher auf eine Art und Weise, wie man sie im verhassten Hustensaft erschnuppert und sich verzweifelt fragt, was sich die Kompositeure dabei gedacht haben. Dieser Eindruck verfliegt (Gott sei Dank) nach einigen Minuten. An dieser Stelle kommen auch die Rosen ins Spiel und fächern den Duft etwas auf, die Spülmittelnote verfliegt und macht einer rosigen, süßen und doch etwas eindimensionalen Basis platz, die erst durch den weißen Moschus wirklich gut wird. Denn: weißer Moschus rettet für mich fast alles. Fluffig, leicht und lecker fängt er alles auf und macht die rosane Miss zum ersten mal wirklich interessant und "yummi", davor war sie für mich allenfalls eine nette 5-6 auf einer Skala von 1-10.
Zu meinem großen Glück kann ich verlauten lassen: der Moschus schleicht sich schon recht früh in den Duftverlauf mit ein, nach ca. einer Stunde entfaltet sich auf meiner Haut und der Kleidung das "Endergebnis", welches dann auch unerschütterlich an mir festhält. Haltbarkeit und eine moderate Sillage sind für dieses Stückchen kein Problem.
Meinem prickelnden Patschuli trauere ich trotzdem etwas hinterher...

Habe ich mir den das neue Miss Dior Absolutely Blooming gekauft?
Himmel, ja!
Würde ich es mir nachkaufen?
Fraglich.

Ich habe mich so lange auf diese Neuerscheinung gefreut und konnte es nicht über mich bringen, den hübschen Flakon mit dem rosanen Inhalt stehen zu lassen. Außerdem mag ich den Duft wirklich, sobald sich der Moschus dazu gesellt - doch eine große Liebe wird es wohl nicht.
Ich bin durchaus gewillt, meine Wertung nach oben zu korrigieren, sollte sich mein bisheriger Eindruck ändern. Doch vorerst bleibt diese neue Miss für mich eine solide 7.

Ich gestehe: ich mag rosa. Ich finde Glitzer toll. Und ich weiß seit ich 14 bin, wie meine Hochzeit mal aussehen soll.
Mein Professor im Seminar für "Gendertheorien" würde nun vermutlich rückwärts vom Stuhl kippen. Ich Opfer unserer gesellschaftlichen Konventionen!

Nunja, zurück zum Thema: in einem meiner Kleinmädchen-Hochzeitsträume spielt Lavendel eine nicht ganz unwesentliche Rolle, denn: (seien wir ehrlich) so eine Hochzeit auf einem Lavendelfeld hat schon was. Was besonders malerisches und romantisches (gebt es zu!)
Klirrende Hitze, warme Sonnenstrahlen auf der Haut, das durchdringende lila des Lavendel und noch ein paar zierpende Heuschrecken - jaja, da werde ich schwach!

Mon Exclusif vereint also vieles in sich, was ich mir wünsche: eine wundervolle Lavendelnote, die ich wirklich durchgehend wahrnehme und dem Duft jegliche "Beliebigkeit" nimmt, etwas sommerlich-warmes (sind es die Sonnen-Noten?) und eine Menge Prinzessinnen Attitüde.
Ich empfinde ihn als süß, jedoch niemals klebrig. Gourmandig und fruchtig, aber dennoch leicht und ausbalanciert. Der Lavendel hält alle Komponenten zusammen und fängt sie auf, so auch eine wundervoll cremige Sandelholznote.
Naja. Und er ist rosa.
Alles in Allem muss ich also sagen, dass mein kleiner Exklusiver der beste Blindkauf meiner bisherigen Parfumo Laufbahn war. Er hat sich nicht nur in mein Herz, sondern eindeutig auch auf Platz 1 meiner liebsten Düfte geschlichen. Das sieht sogar mein Freund so! (Und der ist wahrlich schwer zu begeistern - wenn er bei einem Duft die Augen aufreißt, will das schon was heißen...)

Jetzt bleibt zu hoffen, dass das Schätzchen noch laaaange unter uns weilt - denn was soll ich sonst mal zu meiner (noch höchst fiktiven) Hochzeit tragen?!

Wie findest du dich selbst? Dringst tief in den innersten Kern, erkennst dein wahres Ich? Es sind die Momente, die Tintenspuren auf deiner Seele hinterlassen. Sie verblassen mit der Zeit, haben sich jedoch unauslöschlich in das zarte Pergament deiner Selbst gesaugt.
Erinnerungen wie die eines kleinen Mädchens, allein an einem rauen Strand. Grauer Himmel, graue Kiesel, graues Wasser, grauer Fels. Hinauf und hinab, sich windend durch schroffe Klippen, ein schmaler Pfad. Der Wind bläst dem Mädchen ins Gesicht, die Luft ist salzig. Und es spürt tiefes, vollkommenes Glück. Ganz fest saugt es sich selbst ein, konzentriert sich auf den tiefen, runden Punkt in sich selbst, der Alles zusammenhält. Sich selbst so nahe sein, dafür gibt es nur wenige Orte.

Bois de Iles führt mich an den meinen zurück.

Dabei habe ich längst vergessen, wo dieser Ort liegt. Und ob meine Erinnerungen, nach all den Jahren, noch der Realität entsprechen. Dennoch hüte ich sie wie einen Schatz. Ich muss diesen Ort nicht suchen, zu groß ist auch die Angst, ihn durch meine neue, ältere, verdorbenere und abgeklärtere Wirklichkeit zu zerstören. Ich trage ihn in mir, geschrieben mit immer währender Tinte.

Wie könnte ich also etwas mehr lieben als Bois de Iles? Der Duft, der mir diese Erinnerung immer wieder schenkt.

Parti Pris ist für mich wie ein liebliches Mädchen: anschmiegsam und hell, strahlend, glücklich, bezaubern, durch sanften Morgentau oder den ersten, klirrenden Reif tanzend.
Sie ist sich ihrer Grazie und Lieblichkeit bewusst, ohne sie zu ihrem Vorteil zu nutzen. Wenn ihre Umwelt sie darauf anspricht, lässt sie nur ein silbernes Lachen klingen, das unweigerlich ansteckt. Am liebsten trägt sie schwingende Kleider in weiß oder Pastell, die sich in Rüschen um ihre Knöchel säumen. Wenn sie in ihnen durch sanfte Wiesen spaziert, raschelt der Wind in ihnen.
Für mich ist Parti Pris wie einem Jane Austen Roman entsprungen.

Dabei hat der Duft von der Kopf- bis zur Herznote eine frappierende Ähnlichkeit zu Gaultiers Classique, was ich vor allem der Orangenblüte zuschreibe. Nur ist die Orangenblüte hier weder alkoholisch noch pfeffrig untermalt, sondern viel eher mit einem ordentlichen Klacks feinster Creme. Diese Cremigkeit zieht sich durch den gesamten Duftverlauf und macht Parti Pris so unheimlich anschmiegsam und wohltuend.
Anders als Classique würde ich Parti Pris auch mitnichten "sexy" nennen (nichts läge Jane Austen ferner!), die Anziehungskraft ergibt sich eher aus einer natürlichen Schönheit und fröhlichen Eleganz.
Genau aus diesem Grund ist Parti Pris auch kein Sillagemonster, sondern ein körpernaher Skin-Scent, der wie eine natürliche Aura wirkt und strahlt.
Wenn ich diesen Duft trage, kann ich mich einfach keiner Melancholie oder gar schlechten Stimmung hingeben - mit dir, Parti Pris, du wünderschönes Mädchen, kann ich nicht traurig sein!

Bei Tonka Imperiale und mir war es keine Liebe auf den ersten Schniff. Auch nicht auf den Zweiten oder Dritten. Schuld daran ist vor allem der enthaltende Weihrauch und meine Aversion gegen alles rauchige - Kindheitstrauma sei dank.
Meine Mutter, passionierte Kettenraucherin, qualmte nämlich überall in der Wohnung. Küche, Badezimmer, Wohnzimmer, sogar vor dem Kinderzimmer machte sie nicht halt. Es gibt für mich folglich nichts schlimmeres, als eine noch so "dezente", rauchige Note. Davon wird mir regelrecht schlecht. (Überflüssig zu erwähnen, dass ich militante Nichtraucherin bin ;-))
Trotzdem konnte ich nie ganz von diesem Duft lassen. Meine Abfüllungen wurden weitergereicht, neu angefordert, verstaubten - ganz aufgeben konnte ich ihn aber nicht. Dafür war und er ist er einfach zu besonders, er ließ mich nie ganz los.
Zum Glück, wie ich jetzt (endlich) feststellen durfte!

TI startet nämlich ganz wundervoll: unheimlich warm und süß, ich erkenne die Mandel sofort wieder. Etwas Würze verleiht der Rosmarin, aber nur so viel, dass sie Süße in Schach gehalten wird. Der Tabak braucht auch nicht lang, um um die Ecke zu luken. Hier wird es dann zunehmend aromatisch. Immer noch süß, aber eher auf eine vollmundig-würzige Weise, als zuckrig. Ein bisschen Holz schleicht sich auch ein, der gourmandige Charakter steht für mich aber klar im Vordergrund.
Und dann, an dieser Stelle hab ich in der Vergangenheit meistens aufgegeben und panisch am Waschbecken gestanden, kommt der Weihrauch zum Vorschein.

Ja, es wird rauchig. Ja, es ist für mich hart an der Grenze. Aber: Wenn ich durchhalte, werde ich belohnt. Der Rauch schafft es nämlich keinesfalls, die anderen Elemente zu überlagern. Stattdessen schwebt er in sanften Schwaden über süß-aromatisierten Mandelbergen. Großen Mandelbergen, mit Tonkabohne bestäubt. So groß, dass der Rauch wirklich kaum eine Chance hat, dominant zu werden. Und nun bin ich uneingeschränkt verliebt!
Der Schatten der Vergangenheit hat seine Klauen ausgestreckt und wollte mir dieses Meisterstück verunzieren, doch ich habe gesiegt. Tonka Imperiale und ich haben das Tonka-Mandel Imperium eingenommen und Altlasten von uns abgeschüttelt, nun schreiten wir Hand in Hand in den Sonnenuntergang - wie romantisch!

Kleine Anmerkung am Ende: sollte ich jemals einen Mann treffen, der diesen Duft trägt, werde ich mich sabbernd auf ihn stürzen. Gebt also Acht!