08.04.2018 - 02:00 Uhr
loewenherz
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26
Die sich stets auf die Freundlichkeit von Fremden verließ
So lässt sich Tennessee Williams' Blanche DuBois in aller Kürze mit ihrem eigenen Zitat umreißen, jene tragische Hauptfigur in seinem neben 'Cat on a hot tin roof' und 'The glass menagerie' wohl bekanntesten Bühnenwerk 'A streetcar named desire', auf deutsch: 'Endstation Sehnsucht'. Blanche, eine ehemalige Lehrerin aus Mississippi, die ebenso verzweifelt wie vergeblich der versinkenden Südstaatenaristokratie und deren gesellschaftlichen Normen (und ihrer ihr wie Sand zwischen den Händen verrinnenden Jugend) nachhängt, sagt diesen berühmten und oft zitierten Satz ganz am Ende zu einem namenlosen Mann, in dessen Arm sie sich einhakt, als er sie abzuholen und in eine Anstalt einzuweisen kommt: 'I have always depended on the kindness of strangers.'
Für die selbstbewusste und -bestimmte Frau der Gegenwart wird die Abhängigkeit von der Gunst Fremder kaum nachvollziehbar, geschweige denn reizvoll erscheinen. Und doch finde ich eine eigenartig verblichene Poesie darin - etwas von einem taumelnden Schmetterling, der gleichermaßen aufreizend wie hilflos ist - in blassen Pastelltönen leuchtend und ohne die Sonne doch dem Untergang geweiht. Derselbe paradoxe Dualismus - das kokett Lockende und das Fallende - finde ich auch in Terry de Gunzburgs Parti Pris, der er-(nicht ver-)blühende Weiblichkeit mit schutzsuchender, beinahe nostalgisch anmutender Mädchenhaftigkeit verbindet. Und gerade darum auch und gerade von einer Trägerin, die der Freundlichkeit von Fremden nicht bedarf, getragen werden kann.
Die ihn kennzeichnenden Noten - Tuberose und Orangenblüte - gelten als die vielleicht weiblichsten (im Sinne von am wenigsten unisexgeeigneten) und polarisierendsten unter den in gegenwärtigen Parfums gängigen. Da ist das Launische, das Schwierige, das mitunter affektiert Anmutende, das es auch bei Williams' Blanche nicht durchweg einfach macht, mit ihr zu fühlen. Dem entgegen steht etwas Schutzloses und Verletzbares, repräsentiert durch eine bitterflimmernde Süße - lichthelle Hölzer und etwas ganz entfernt Verbranntes - und eine Flüchtigkeit und Scheu, die zumindest ungewöhnlich ist für einen Tuberose-Orangenblütenduft. Das alles - das Aufreizende, das Zarte und das Verletzliche - machen Parti Pris in seiner blassen Mädchenhaftigkeit reizvoll und sehr besonders.
Fazit: ein Duft wie das ferne Zitat einer verlorenen Weiblichkeit. Zu tragen jedoch auch heute - vielleicht zu einem hellgelben Seidenkleid, mit einem Strauß künstlicher Veilchen am Revers - wie Blanche DuBois aus Laurel in Mississippi, als sie sich zum letzten Mal auf die Freundlichkeit eines Fremden verließ.
Für die selbstbewusste und -bestimmte Frau der Gegenwart wird die Abhängigkeit von der Gunst Fremder kaum nachvollziehbar, geschweige denn reizvoll erscheinen. Und doch finde ich eine eigenartig verblichene Poesie darin - etwas von einem taumelnden Schmetterling, der gleichermaßen aufreizend wie hilflos ist - in blassen Pastelltönen leuchtend und ohne die Sonne doch dem Untergang geweiht. Derselbe paradoxe Dualismus - das kokett Lockende und das Fallende - finde ich auch in Terry de Gunzburgs Parti Pris, der er-(nicht ver-)blühende Weiblichkeit mit schutzsuchender, beinahe nostalgisch anmutender Mädchenhaftigkeit verbindet. Und gerade darum auch und gerade von einer Trägerin, die der Freundlichkeit von Fremden nicht bedarf, getragen werden kann.
Die ihn kennzeichnenden Noten - Tuberose und Orangenblüte - gelten als die vielleicht weiblichsten (im Sinne von am wenigsten unisexgeeigneten) und polarisierendsten unter den in gegenwärtigen Parfums gängigen. Da ist das Launische, das Schwierige, das mitunter affektiert Anmutende, das es auch bei Williams' Blanche nicht durchweg einfach macht, mit ihr zu fühlen. Dem entgegen steht etwas Schutzloses und Verletzbares, repräsentiert durch eine bitterflimmernde Süße - lichthelle Hölzer und etwas ganz entfernt Verbranntes - und eine Flüchtigkeit und Scheu, die zumindest ungewöhnlich ist für einen Tuberose-Orangenblütenduft. Das alles - das Aufreizende, das Zarte und das Verletzliche - machen Parti Pris in seiner blassen Mädchenhaftigkeit reizvoll und sehr besonders.
Fazit: ein Duft wie das ferne Zitat einer verlorenen Weiblichkeit. Zu tragen jedoch auch heute - vielleicht zu einem hellgelben Seidenkleid, mit einem Strauß künstlicher Veilchen am Revers - wie Blanche DuBois aus Laurel in Mississippi, als sie sich zum letzten Mal auf die Freundlichkeit eines Fremden verließ.
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