Taurus

Taurus

Rezensionen
1 - 5 von 1155
Taurus vor 15 Stunden 8 15
7.5
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Lederloser Süßholzraspler
Es ist zwar schon gut 20 Jahre her, dass ich das erste und letzte Mal auf Kuba weilte, aber von den vielen Geruchseindrücken assoziere ich die Insel in keinster Weise mit Leder.

Ja - Tabak, Rum, scharf gerösteter Kaffee, Früchte, Salzwasser ... das alles ist bei mir olfaktorisch ein wenig haften geblieben, aber Leder nicht. Selbiges nehme ich bei Cuir Cuba auch gar nicht wahr. Eher halt viel Lakritzvibes dank Anis und Süßholz sowie ein paar Spritzer Zitrone mit leichtem Minzhauch. Das kommt nach meinem Empfinden recht frisch, modern und vor allem außergewöhnlich.

Alles andere was danach an floralen und würzigen Noten samt Tabak noch dazu kommt, bereichert zwar Cuir Cuba in seiner Komplexität, ist aber einzeln kaum zu verorten. Was fehlt ist Leder - woher auch sollte es kommen?

Was mich jedoch überrascht ist der leichte Vibe von Sauvage Eau de Toilette , der sich in Cuir Cuba zeigt. Das mag eventuell an der Zitrone liegen, die aufgrund der anderen Ingredienzien (ich habe da u. a. Salbei und Lavendel in Verdacht) ein wenig mutiert. Würde mich jetzt auch nicht wundern, wenn da jemand eine Ähnlichkeit zu Sauvage Elixir erkennt.
Ansonten halte ich es für weniger für möglich, dass Patricia de Nicolaï in ihren Kreationen mit Ambroxan rumexperimentiert.

Trotz des fehlenden Leders ist Cuir Cuba für mich ein absolut ansprechender und stabiler Duft, den man ruhig mal testen sollte, sofern man keine Vorbehalte gegenüber Anis und Lakritz hat.
15 Antworten
Taurus vor 4 Tagen 9 15
7.5
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
6.5
Duft
Weder Bazinga noch Heureka
Auch wenn Dzongkha nach freudigem Ausruf klingt, so nüchtern muss ich diesen Duft betrachten. Nun, er ist nicht schlecht - schließlich sind sowohl Betrand Duchaufour als auch das Label L ´Artisan Parfumeur bekannt dafür solide Kreationen hervorzubringen - jedoch ist er auch nicht überragend.

Schuld daran ist m. E. das recht spröde Aufreten mit reichlich Kardamom, Papyrus und holzigen Noten. Eventuell sind auch ein paar florale Noten und ein Streifchen Leder mit in den Kessel geraten, diese fallen jedoch nicht weiter ins Gewicht. Was mich wundert, weil ohne Angabe, ist eine recht hohe Wahrnehmung von Moschus. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, trägt aber keineswegs dazu bei Dzongkha spannender zu finden. Zu sehr habe hier biedere Handcreme-Vibes in der Nase.

Das einzige was mich noch einigermaßen versöhnlich stimmt ist eine feine seifige-grüne Nuance, die sich im späteren Mittelpart auftut. Passt und fügt sich harmonisch ins Geschehen.

Ansonsten passiert bei Dzongkha nicht viel. Zu linear, zu unspannend, zu uninspiriert. Allerdings hat er seine Berechtigung als Büro-Duft im Herbst, wenn die Freshies nicht mehr zur Jahreszeit passen und man nichts Aufdringliches und auch nichts von der Stange tragen möchte. Dann macht es eventuell bei dem ein oder anderen Zoom!
15 Antworten
Taurus vor 9 Tagen 9 14
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Nur echt mit der Zimtstange*
Düfte mit "Gimmick" im Flakon kenne ich bisher nur von Gravel mit Kieselsteinchen sowie von Ateliers des Ors mit Goldglitter. Diese haben allerdings m. E. keinerlei Einfluss auf den Inhalt, was man bei den Zimtstangen von Pure Oudi nicht ausschließen kann.

Denn trotz des irreführenden Namens ist das Oud sehr weich, nur leicht medizinisch und insgesamt gefällig wobei eher der Zimt domiert.
Neben den holzigen kommen noch würzige Noten gepaart mit Amber und einer kleinen Spitze Vanille sowie einen Hauch Jasmin zum Vorschein. Zusammen ergibt das einen süßlich-orientalischen Duft der eventuell für pure Oud-Enthusiasten zu weich ist oder Oud-Skeptiker gar nicht erst erreicht, da der Name abschreckt.

Persönlich finde ich dieses EdP recht stabil und linear, eventuell könnte das auch am Zimt liegen der sich von Anfang bis Ende durchzieht. Somit halte ich es für höchst unwahrscheinlich, dass ich mir Pure Oudi an zwei Tagen hintereinander aufsprühe, denn ein wenig mehr Abwechslung im Verlauf hätte der Kreation gut getan.

*Allerdings könnten die schwimmenden Teile auch nur zimtbraune Holzstückchen sein. Genauer ließe sich das nur analysieren, wenn ich den Flakon öffnen (zerdeppern) würde, denn trotz Recherche habe ich selbst auf der Lattafa Seite nichts über die kleine Zugabe erfahren können. Klassisches Adlerholz halte ich für den schmalen Preis jedoch für ausgeschlossen
14 Antworten
Taurus vor 15 Tagen 7 11
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Tragische Figur - tragbarer Duft
Kulturbanausenhafterweise habe ich den Roman von William Makepeace Thackerey über einen irischen Emporkömmling im 18. Jahrhunder nicht gelesen. Dafür aber das filmische Meisterwerk von Stanley Kubrick aus dem Jahr 1975, der nicht nur episch die Geschichte der titelgebenden Figur widergibt, sondern auch mit authentischen Bildern aufwarten kann, mehrmals gesehen. Immerhin gab es für die Produktion vier Oscars in den Kategorien "Bester Film", "Bestes Kostümdesign", "Beste Filmmusik" und "Bestes Szenenbild".

Letzteres ist definitiv dem Umstand geschuldet, dass man damals mit sehr lichtempfindlichen Kameras gedreht hat, welche die Szenen ohne künstliche Beleuchtung aufnehmen konnten. Im Film gab es dementsprechend nur Sonnen-, Fackel- oder Kerzenlicht, was für eine besondere Atmosphäre der Bilder sorgte.

Umso gespannter kann man sein, ob der Duft die Tiefe und Komplexität der Erzählung nachkommt oder ob das Thema irgendwie, wenn auch zumindest historisch, getroffen wurde.
Und was soll ich sagen? "Barry Lyndon" startet sehr krautig, würzig und ungehobelt mit einer parallel laufenden Cremigkeit, die an Moschus denken lässt. In dieser Phase wirklich krude, beinahe billig mit einem ordentlichen stechenden Auftritt und somit alles andere als ein Genuss bzw. ansprechender Duft.

Nur zögerlich kommt Ordnung und Kultiviertheit zum Vorschein, ähnlich wie bei der Filmfigur, die sich vom einfachen Landadeligen, Mittellosen, Soldaten, Deserteur, Spion, Aristokrat ohne Titel, Vater bis hin zur Persona non grata, Invaliden und Falschspieler durchwurschtelt. Der Duft macht zwar nicht ganz so viele Verwandlungen durch, aber zeigt sein Potenzial zwischen Herz und Basis, wenn die würzigen Nuancen in zarte Vanille- und Ledernoten übergehen.
Gegen Ende hat man einen gut durchwachsenen Charakterduft, ein wenig würzig, rustikal, streng und animalisch mit minimal süßlich-vanilligem Gegenpart.

Da darf man trotzdem keine Projektions- und Haltbarkeitswunder erwarten, aber die Filmlänge von über 180 Minuten wird "Barry Lyndon" gut zweimal überstehen.
11 Antworten
Taurus vor 18 Tagen 9 12
8
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Mandarinen Zeder Duett
Solo Cedro ist zwar offiziell als linear ausgewiesen, macht aber im Verlauf leichte Veränderungen mit. Gerade zu Beginn offenbart sich eine wunderbare Melange aus Mandarinen-Limonade und Zedernholz. Nur ein wenig angesüßt und mit minimaler Würze.

Im mittleren Part meint man auch einen Hauch von Lavendel und Muskat wahrzunehmen, aber auch wirklich nur einen Hauch. Fällt kaum auf, wirkt jedoch bestimmt komplexer. Und von irgendwoher hat sich eine winzige Prise Pudrigkeit eingeschlichen.

Auch die anderen Hölzer machen sich mit der Zeit auf angenehme Weise bemerkbar und hat man den Eindruck, dass sich alles gut austariert zusammen fügt.

Entsprechend ist Solo Cedro alles andere als ein monotoner Zedernduft, sondern ein fast schon zart-fruchtiger Erfrischer mit Holzbasis. Zu Beginn erreicht er leider auch kurzfristig seinen Höhepunkt und flacht dann flott wieder ab. Schade, denn dieses Zusammenspiel hätte sonst mit mehr Power noch überzeugender sein können.
12 Antworten
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