Tomalisman

Tomalisman

Rezensionen
Tomalisman vor 1 Jahr 18 4
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Totensonntagsmesse 1884
1884, Heilige Messe zum Totensonntag in einer erzkatholischen Gemeinde in Niederbayern. Der Pfarrer referiert einen monotonen Singsang von Gebeten in lateinischer Sprache. Die Besucher verstehen kein Wort und dösen in lethargischer Muse vor sich hin. Die zwei jungen Messdiener auf jeder Seite des Pfarrers schwenken gemächtlich ihre Weihrauchgefäße wie Pendel einer Stehuhr.

Da geschieht es...einer der Messdiener verliert den Rythmus und, im vergeblichen Versuch wieder Gleichklang herzustellen, löst sich die mit glühendem Weihrauchharz gefüllte, metallene Schale und poltert lautstark die Stufen vor dem Altar hinunter. Der Inhalt ergießt sich zischend auf dem kalten Steinboden des Gotteshauses. Eine nicht unerhebliche, gräuliche Weihrauchwolke entfleucht der Masse und hüllt den gesamten vorderen Kirchenbereich in den unglaublich konzentrierten, harzig-düsteren Dunst von somalischen Weihrauch.

Im Schutz der Wolke nascht ein Junge in den vorderrn Bänken an seinem, zugegebermaßen nicht erlaubten aber dennoch mitgebrachten, salzigem Laugengebäck. Die Gottesdienste damals waren lang, eintönig, gestreng und im Winter kalt....und so mancher Besucher hatte dabei eine Stärkung, sei es durch Nahrungsmittel oder auch durch Schnaps, nötig.

"Mystic Incense | The Merchant Of Venice" startet virtuos mit kühlem ,authentischem Weihrauch, wie man ihn aus katholischen Gottesdiensten kennt. Dieser spielt bei diesem Duft eindeutig die Hauptrolle. Im Hintergrund lässt sich gelegentlich etwas salzig-laugiges wahrnehmen sowie zu späterer Stunde gesellen sich leicht schokoladige Elemente hinzu.
Für Liebhaber authentischen Weihrauchs fast ein must have, für all diejenigen, welche nicht so auf harzig-rauchigen Weihrauch stehen, nicht zu empfehlen. Insgesamt ein besonderer Duft, für den es allerdings nicht ganz einfach ist, eine passende Gelegenheit zum Auftragen zu finden.
4 Antworten
Tomalisman vor 2 Jahren 19 7
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Szenen einer Bar während des 2. WELTKRIEGS
Paris im November 1942. Ein böiger Wind peitscht den Nieselregen durch die schmalen Gassen des 4. Arondissement, feuchtes Laub sowie allerlei Unrat sammelt sich zwischen den Pflastersteinen, große Pfützen haben sich in den Niederungen der Straßen gebildet. Es ist abends, es ist bereits seit Stunden dunkel, kaum Passanten zu erblicken, irgendwo klappert ein alter Fensterladen im Wind. Die Fenster der etwas heruntergekommenen Häuser entlang der Rue Gambetta sind verdunkelt, entweder mit altertümlichen Rolläden oder mit Sperrholzplatten.

Lediglich an der Ecke Rue Gambetta, Place de Ambroise fällt gedämpfter Lichtschein aus unzureichend abgedunkelten Fenstern, Stimmen sowie die sentimentale Musik französischer Chanson sind mehr zu erahnen als tatsächlich zu vernehmen. Ein altes Fahrrad lehnt an einer Mauer. Lichtreflexe spiegeln sich auf dem nassen Pflaster vor der Bar "Le Tréffle Rouge", denn um diese handelt es sich hierbei. Trotz der um 18.30 Uhr begonnenen Sperrstunde für den Großraum Paris, ist diese sowohl von Einheimischen als auch von den deutschen Besatzern recht beliebte Bar, mit Sondererlaubnis des deutschen Stadtkommandanten geöffnet. Im großen Saal im hinteren Bereich, ursprünglich für Feierlichkeiten aller Art, Jubiläen, Beerdigungen vorgesehen, feiern Angehörige der Wehrmacht des nahe gelegenen Wehrwirtschaftshauptamtes West die Beförderung eines ihrer Kameraden. Es geht hoch her, Vin de Table, Cognac und andere geistige Getränke aus Beständen eben diesen Amtes tun ihr Bestes die Stimmung anzuheizen, die Zungen zu locken so dass vereinzelt Versuche festzustellen sind populäre Lieder anzustimmen.

Der vordere, eigentliche, Barraum ist dunkel, ja etwas düster gehalten. Schwache Glühbirnen beleuchten die Lokalität nur unzureichend. Auf den wenigen Tischen und am Bartresen brennen Kerzen und sorgen für eine beklemmende Atmoshäre. Neben dem Tresen kämpft ein Holzofen vergeblich gegen die klamme, dumpfe Feuchte des Raumes an. Lediglich hinter der Bar, wo sich der Wirt mit Schnauzbart und speckiger Schürze, eine maisgelbe, erloschene Gaulloise im Mundwinkel, behäbig zu schaffen macht, ist die Beleuchtung besser. Dort befindet sich auch der Phonograph, der sentimentale Chansons und bekannte französische Melodien knisternd von sich gibt. Wenige Gäste beherbergt das "Le Tréffle Rouge", an einem runden Tisch sitzen drei ältere Männer beim stummen Kartenspiel, an der Bar wartet ein junges Mädchen von gegenüber auf die Abfüllung des Weines für ihren Vater. Am Tresen schläft ein Mann mit Baskenmütze, den Kopf und Arme auf den Tresen gebettet, dabeben ein voller noch qualmender Aschenbecher sowie ein zu dreiviertel geleertes Glas Vin Rouge d'Herault. Es ist unangenehm kalt, der Wind pfeift durch einige Öffnungen in Tür- und Fensterrahmen, eine unangenehme Nässe geht von dem Steinboden, welcher mit zahlreichen Zigarettenkippen und anderem Unrat bedeckt ist, aus. Es riecht nach Rauch, viel Rauch, nach filterlosem schwarzen Tabak, nach verschüttetem Wein und den Ausdünstungen der abwesenden Personen. Vom Nebenzimmer hört man das Gegröhle und den weinseligen Gesang der angetrunkenen deutschen Besatzer.

Da klopft es in einem bestimmten Rhytmus an den Verdunklungsrolladen. Der Wirt unterbricht seine Tätigkeit und öffnet die Tür. Neben einem Schwall frischer, regenfeuchter Luft betritt ein jüngerer Mann im feuchtglänzenden Ledermantel, Hut und Taschenlampe das Lokal, grüßt kurz die Anwesenden, und begibt sich an den Tresen. Der Wirt stellt ihm wortlos einen Petit Rouge hin, gibt dem Neuankömmling Feuer für seine Cigarette und reicht dem Fremden verdeckt eine dünne Mappe mit Papieren, welcher dieser in den Tiefen seines Ledermantels umsichtig verstaut. Die Männer beim Kartenspiel schauen kurz auf, um dann in ihrem Spiel fortzufahren. Der Mann am Tresen leert das Glas in einem Zug, wirft die angerauchte Zigarette achtlos auf den Boden und verlässt die Bar, den Hauch eines erlesenen, maskulinen Parfum zurücklassend...

Red Tobacco von Mancera verbinde ich mit Aufenthalten in düsteren Clubs, überfüllten Musikkneipen, einsamen Hotelbars zu später Stunde, wo sich, nach meinem Dafürhalten, seine besten Einsatzgebiete befinden. Die Eröffnung des Duftes ist betörend, ja geradezu explosionsartig herb mit Safran, Weihrauch und lauten Gewürzen, wahrlich kein Duft fürs Büro. Im weiteren Verlauf mildert sich die strenge Schärfe, der Duft wird aromatischer, milder aber jederzeit deutlich wahrnehmbar. Haltbarkeit und Sillage sind erhaben. Für mich zusammengefaßt ein ganz besonderer Duft, welcher ich nicht mehr missen möchte. Ein zeitloser Duft von 2017, hätte aber genauso gut in das Frankreich unter Marschall Petain gepasst


7 Antworten
Tomalisman vor 2 Jahren 4 3
6
Flakon
1
Sillage
2
Haltbarkeit
3
Duft
Ganz schwaches "Elixier"
Unglaublich schwacher Duft, der das dafür investierte Geld nicht wert ist. Trotz mehr als zehn heftiger Sprüher ist das Wässerchen nach 15 Minuten nur noch in der Erinnerung wahrnehmbar.

Zum Duft selber lässt sich aus meiner Sicht lediglich eine leichte aquatisch-süsslich- zitrische Kombination mehr erahnen als tatsächlich erkennen. Viele Eaux de Toilette aus dem Super- und Drogeriemarkt leisten da deutlich mehr und dies zu einem Zehntel des Preises von Trussardi Uomo. Wie man hört, war die Edition von 1983 in allen Aspekten ein Knaller mit Kultstatus in den wilden 80er Jahres des vergangenen Jahrhunderts. Diese Ausgabe scheint das Gegenteil zu sein, ein lieblos auf die Schnelle zusammengemixtes Gebräu ohne erkennbaren Verlauf, von einer unterirdischen Haltbarkeit und Sillage sowie einem extrm reduziertem ollfaktorischem Niveau. Der Flakon und das Design sind nach meinem subjektiven Dafürhalten das einzige, was sich einigermaßen positiv hervorsticht.

Keine Kaufempfehlung meinerseits, besser einen günstigen Sommerfrischler aus dem Supermarktsortiment ausprobieren bzw. 250 ml Davidoff Cool Water zum selben Preis sich gönnen.

3 Antworten
Tomalisman vor 2 Jahren 2 2
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Schwarzes Tintenfaß
Erhabener Duft mit einer Eröffnung reifer Früchte, Safran und Kakao...im weiteren Verlauf tritt prominent eine orientalische Gewürznote wahrnehmbar hervor, ehe Moschus, Sandelholz und Melasse den Drydown erfolgreich einleiten. Vanille und Lederakkord sind wohl gelistet, für meinen grobkörnigen Riechkolben leider nicht erkennbar.

Insgesamt ein fruchtig-würzig ,besonderer Duft, welcher sowohl für den alltäglichen Gebrauch als auch zu besonderen Anlässen bestens geeignet erscheint. Haltbarkeit und Sillage entsprechen den Erwartungen an einen Duft dieser Preiskategorie.

Der Flakon ist für Bois 1920 üblich zylindrisch und vollständig in Schwarz gehalten mit einer Holzkappe. Dadurch ist das eingeprägte schwarze Markenlogo nur schwer zu entziffern. Eine Beschriftung in Gold auf schwarzem Flakon würde nach meinem Dafürhalten edler und sophisticated wirken und eher dem Namen des Duftes gerecht werden.
2 Antworten
Tomalisman vor 2 Jahren
5
Flakon
4
Sillage
4
Haltbarkeit
5
Duft
Sportduft ohne erkennbare DNA
Nun ja, was soll ich hierzu sagen....synthetisch aquatisch-süß anmutendes Elixir, welches nach sieben bis neun Minuten, fast möchte man sagen glücklicherweise, seine Geruchsaromen unwiderruflich in das Weltall abgibt.
Der Flacon ist ganz ansprechend, liegt gut in der Hand und der Sprühkopf versieht seinen Dienst wie vorgesehen. Vom Inhalt kann man in dieser Preisklasse keine olfaktorischen Meisterwerke erwarten, dass allerdings sowohl Haltbarkeit, wie Sillage praktisch obsolet sind, sollte bei einem Eau de Toilette einer renomierten Sportartikelfirma wie Puma nicht völlig gleichgültig sein.

Der Duft an sich ist süß-würzig, nichts was sich aus der Masse der zahllosen aquatischen Sportdüfte wohltuend abhebt. Ich kann außer den gelisteten aquatsch-zitrischen Noten und Gewürzen weder Cocktail noch Räucherholz wahrnehmen, dazu ist die Zeit zwischen Aufsprühen und dem völligem Verschwinden des Duftes vielleicht einfach zu kurz. Ich habe mir den Duft blind bestellt, kurz einer Prüfung unterzogen und seitdem fristet er ein kaum jemals benutztes Dasein im Handschuhfach meines Autos.
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