Turandot

Turandot

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6 - 10 von 834
Turandot vor 2 Jahren 50 13
8
Flakon
7
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Hommage an einen Konkurrenten
Ich kann mich erinnern, dass vor vielen Jahren mal die Legende im Umlauf war, dass Jacques Guerlain und Ernest Beaux eigentlich ganz gute Freunde gewesen wären. Sie trafen sich angeblich regelmäßig auf einen guten Tropfen Wein und fachsimpelten. Zu später Stunde kamen sie auf den jeweils erfolgreichsten Duft des anderen zu sprechen und verabredeten ein Experiment: Jacques Guerlain sollte versuchen N°5 zu kopieren und Ernest Beaux wiederum bekam die Aufgabe, Shalimar im Chanelgeist auferstehen zu lassen. Beide machten sich an die Arbeit und Jacques Guerlain "lieferte" mit Liu seine Sichtweise auf N°5. Und was wurde aus seinem Gegenspieler?? Noch heute wartet die Welt darauf, dass Shalimar bei einem Chanelduft Pate gestanden hätte. Tja, wenn es nicht wahr gewesen ist, so ist es jedenfalls gut erfunden ;-)

Eine Ähnlichkeit mit N°5 kann man Liu wirklich nicht absprechen und trotzdem kann ich doch deutlich die Guerlain-DNA erkennen. N°5 empfinde ich kühler, steriler, wenn man so will arroganter als Liu, obgleich die Pyramide bedeutend vielfältiger zu sein scheint. Liu dagegen hat für mich das Guerlain-Lächeln, diese Harmonie, die allen historischen Guerlaindüften anhaftet und der man die berühmte Guerlinade zuschreibt. Das ist auch der Grund, dass ich mir nun Liu zugelegt habe, denn mit N°5 verbinde ich eine Zeit, die für mich entgültig vorbei ist, während ich Liu tatsächlich erst hier auf Parfumo kennenlernen durfte.



13 Antworten
Turandot vor 2 Jahren 29 11
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Drama in mindestens drei Akten. (Ich liebe aber Novellen).
Viel hilft viel? Immer rein damit! Nein, auch wenn sich mir erst mal ein Füllhorn voller Spezerein darbietet. So einfach hat es sich Liz Moores ganz sicher nicht gemacht. Ich bin überzeugt, jede Note hat ihre ganz bestimmte Wirkung, ihre Berechtigung und einen Grund, warum sie zur Vollendung von Dryad beitragen muss. Und ich beneide alle Kommentatoren, die diesen Duft verstehen, in ihm lesen können, ihn würdigen, ihn mit Begeisterung tragen würden und ihm hier ein Denkmal gesetzt haben.

Und nun muss ich gestehen: Ich bin dafür wohl zu einfach gestrickt. Mir setzt Dryad noch nicht mal ein Kopfkino in Gang, denn dazu müsste ich einen roten Faden finden. Das ist bei meinen Vorlieben für Minimalismus aber einfach too much. Ich bin überzeugt, aus den Zutaten, die uns die Datenbank von Parfumo für Dryad anzeigt, würde so manch anderer Parfumeur mindestens zwei, wenn nicht drei ausdrucksstarke Parfums kreiern, ohne Abstriche an der Qualität machen zu müssen.
Chypre, Animalisches, Gewürze und Harze aus den Gefilden des Orients und das alles auf einmal, da bin ich überfordert. Und nach Stunden auf der Haut finde ich dann doch nur ein undefinierbares Allerlei, das in mir keine besondere Reaktion mehr hervorruft.

Ist das nun ein Verriss? Nein, ganz und gar nicht. Es ist eher ein Bekenntnis meiner eher einfach gestrickten Vorliebe für Düfte, die mir einen Spiegel vorhalten, mein Ich ansprechen und mir nicht alle Herrlichkeit auf Erden auf einmal überstülpen möchten. Selbst die Waldgeister, Nymphen, Faune und Dryaden müssten für mich nicht mit so gewaltiger Präsenz einhergehen, um ein olfaktorisches Abbild zu kreieren. Das schaffen z.B. L'Original, Cedre von Lutens oder Feminite du bois mit deutlich weniger Duftnoten, aber für mich mit mehr Kontur.
11 Antworten
Turandot vor 2 Jahren 46 21
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Hinterm Horizont gehts weiter!
Düfte, die wir als sommerlich klassifizieren haben gewöhnlich Zitrusnoten, exotische Früchte und Gewürze, die uns die Karibik oder andere Sehnsuchtsorte vorgaukeln und uns zumindest olfaktorisch in wärmere Gefilde entführen. Wir verbinden mit ihnen Urlaub, Sorglosigkeit, Wärme, und eben Sonne satt.

Nichts davon gilt für Vertine und doch kann ich diesen Duft nur im Sommer tragen - dann jedoch mit größtem Vergnügen, denn er schafft es, mir in unseren mitteleuropäischen Breiten befreiendes Luftholen zu verschaffen, wenn die Hitze der Schwüle weicht und drohende Gewittertürme am Himmel Ungemach verheißen. Dann schafft Vertine eben nicht Sorglosikeit, sondern kraftvolles Durchatmen, Stärke und Kühle und eine Weite, als würde ich auf einer Anhöhe sitzen und den Blick über die Landschaft zum Horizont schweifen lassen. Ähnliches habe ich bisher nur mit Tirrenico von Profumi del Forte erlebt. Ruhe und Gelassenheit durchströmt mich und die Gewissheit, dass es hinter dem Horizont weiter geht. Das funktioniert allerdings für mich wirklich nur im Sommer. Da ich den Duft so gerne trage, habe ich es natürlich auch schon mal im Winter versucht. Das Ergebnis war Frösteln und Unbehagen, kein Vergleich zu der Atmosphäre, die Vertine mir in der warmen Jahreszeit beschert und auf die ich mich jetzt schon freue.

Ein Wermutstropfen ist allerdings die Tatsache, dass nicht nur der Duft eingestellt wurde, sondern die ganze Marke sich wohl in Nichts aufgelöst hat. Bleibt mir nur, mich mal wieder mit einem Parfumeur näher zu befassen und Vertine zum Anlass zu nehmen, für die Werke von Francois Robert eine Testreihe zu starten.

21 Antworten
Turandot vor 2 Jahren 51 28
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Irgendwas ist halt immer....
Lange war ich ein ausgesprochener Irisfan, denn ich fand die oft zartbuttrige Note zauberhaft und so gab es im Laufe der Zeit in meiner Sammlung schon mehrere Irisdüfte. Bis - ja bis ich der Iris wohl überdrüssig wurde. Statt zartcremig empfand ich sie eher pudrig und nach längerem Gebrauch sogar staubig und bedrängend. Von L' Erbolario über Le Galion, Prada bis hin zu Guerlain war ich immer wieder auf der Suche nach der Iris, die mir früher immer ein Lächen ins Gesicht zauberte, doch vergeblich. Fast hätte ich resigniert, doch dann wurden von Gucci die Tränen der Iris avisiert, die ersten Revisionen waren verheißungsvoll und das wunderschöne Video in der Werbung tat ein übriges. Ich nahm an einem Sharing teil. Sollte ich meinem Iristraum doch wieder nahe kommen?

Ich wollte schon frohlocken. Da war sie, die feinpudrige, liebliche, romantische Pastellnote, die den Alltag vergessen lässt, ein Hauch von Nostalgie, ein wenig Shabby Chic, und ich nahm mir aufgrund der Opulenz schon vor, die Abfüllung aus dem Sharing möglichst dezent zu dosieren, damit ich ja nicht der Versuchung zu einem "viel hilft viel" erlege und damit dem Duft seine Aura zerstöre.

Die Enttäuschung kam so unerwartet, dass es fast wie ein Schock wirkte, denn nach kaum einer Stunde waren die Tränen der Iris getrocknet und ich konnte nur noch dicht auf der Haut ein wenig von der Begeisterung ahnen, die mich kurz zuvor noch so bewegt hatte. Weg - einfach weg! Ich weiß nicht, was bei der Entwicklung des Duftes schief gegangen ist, denn andere Irisparfums hatten doch auch immer einen normalen Verlauf. An der Iris selbst kann es also nicht liegen. Wie auch immer, es ging mir wie offensichtlich auch anderen Parfumofreunden - die Haltbarkeit ist nicht der Rede wert und damit wurde dem Duft die Seele genommen. Für die hauchzarte Anmutung des Duftes, die nach Stunden noch übrig ist, muss ich meinem Sparschwein nicht zu nahe treten.

Ich werde die Abfüllung verbrauchen und das Thema Iris erst mal ad acta legen. Vielleicht gehe ich aber auch zurück zu den Wurzeln und gönne mir mal wieder "Hiris" von Hermes.


28 Antworten
Turandot vor 3 Jahren 37 9
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Stille Wasser sind tief
Wie oft ärgern wir uns, wenn wir in einer Parfümerie wieder mal auf eine wunderschöne Kopfnote hereinfielen, die Geduld nicht ausreichte, um den gesamten Ablauf des Parfums zu testen und wir daheim feststellen mussten, dass da nicht mehr allzuviel passiert. Nett, und das war es dann auch schon. Ich denke, jedem von uns ist das schon passiert und manchmal beschleicht uns der Verdacht, dass unsere Ungeduld von den Machern der Düfte durchaus einkalkuliert wird, um schnell Umsatz machen zu können.

Nun, es geht auch anders rum und Fieno empfinde ich als Beispiel für ein Parfum, das nicht mit der Tür ins Haus fällt, sondern seine Schönheit nur dem zeigt, der sich die Zeit nimmt, den Duft in Ruhe kennen zu lernen.

Der zitrische und eher eindimensionale Auftakt führt uns in ein Herz, das durch würzige Noten aromatisch und fast sauber seifig das Thema von Fieno darstellt. Diesem Thema verleiht die Rose Eleganz. Es handelt sich meiner Meinung nach also nicht wie sonst gewohnt um einen Rosenduft mit grünem Beiwerk, sondern es ist genau umgekehrt und das finde ich ausgesprochen reizvoll. Vor dem Weißdorn muss hier niemand Bedenken haben. Die Note gibt dem Duft Tiefe und langanhaltende Kraft und ich empfinde ihn als gekonnte Überleitung zu dem vetiverlastigen Ausklang, dem das Sandelholz Wärme und Weichheit verleiht. Noch immer bemerke ich die aromatische Herznote und doch legt sich diese fast pudrige Basis bereits über Fieno und lässt den Duft ausgesprochen freundlich ausklingen. Völlig harmonisch entwickelt sich das Parfum, das eigentlich keine wirkliche Dreiteilung der Pyramide erkennen lässt, denn die Noten changieren gekonnt ineinander, wie mir das auch bei anderen Parfums von SMN schon aufgefallen ist.

Ich bin wieder einmal begeistert von der Sorgfalt und Hingabe mit der die Parfumeure von Santa Maria Novella Parfums voller Ausdruckskraft und Noblesse schaffen ohne einem Trend hinterher zu hecheln oder sich gar dem derzeitigen Massengeschmack anzubiedern.
9 Antworten
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