Valeriana

Valeriana

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6 - 10 von 17
Valeriana vor 7 Jahren 6 4
6
Flakon
6
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Beschwipster, leicht verwirrender Seelentröster
Dies ist so ein Parfum, das ich aufgrund der Pyramide niemals zum Testen ausgesucht hätte, aber beste Freundin First brachte ihn mit, und ich konnte beim Schnuppern am Deckel nicht widerstehen, und siehe da, der Duft ist ein echter Volltreffer!

Nach dem Aufsprühen versuche ich, die Kopfnote zu identifizieren, und es gelingt mir überhaupt nicht.

Ich nehme etwas Süßlich-Blumiges wahr, begleitet von einer angenehmen, dezenten Würze.

Dann wird der Duft plötzlich flach, als ob der Duftteppich Löcher hätte, an den ausgefransten Enden erahne ich etwas Süßes, später ein wenig was Würziges, oder Harziges? Ich bin völlig verwirrt, so eine Kopfnote ist mir noch nicht untergekommen.

Ich erkenne keine einzige Duftkomponente, und es wirkt, als hätte der Duft sich schon kurz nach dem Aufsprühen verabschiedet, Sillage ist gleich Null.

Mal wieder erstaunt lese ich später die Duftpyramide und die Kommentare, Himbeere? Ist das schon wieder eine Komponente, für die ich anosmisch bin? Ich rieche wirklich nichts davon, genau so wenig wie von Ylang-Ylang.

Ich teste einen Tag später noch einmal, und siehe da, mit viel Fantasie und gutem Willem kann ich etwas erahnen, was einer beschwipsten Frucht in Rum ähnelt. Aber auch beim 2. Test tun sich immer wieder Lücken auf, flacht der Duft plötzlich ab, scheint völlig zu verschwinden, und kehrt dann wieder. Ich kenne so etwas von ISO-E, vielleicht ist der Duftstoff hier auch enthalten.

Und dann, ganz langsam, verändert sich der Duft. Das erste, was ich identifzieren kann, ist Rose, mit einem leicht zitrischen Einschlag.

Ich denke an Rosenholz, Rose auf Hölzern und Gewürzen, sehr gefällig, aber irgendwie immer noch sehr schwach.

Der Duft beginnt, mir richtig gut zu gefallen. Die Rose wird immer deutlicher, ist dabei aber immer noch schön holzig-würzig eingebettet. Ich bin normalerweise überhaupt kein Fan von Blumen in Düften, aber diese Rose hat es mir wirklich angetan. Sie ist sehr lieblich, ohne süß und aufdringlich zu wirken.

Die Rose dominiert den weiteren Duftverlauf, eine wunderbar weiche, natürliche Rose, wie ein Seelentröster.

Ein Parfum, um sich an innerlich und äußerlich trüben Tagen einhüllen und trösten zu lassen.

Der weitere Abgleich mit der Pyramide verblüfft. Trüffel und Vetiver? Glänzen in absentia.

Später wird der Duft leicht süßlich, das mögen Sandel und Amber sein, die Rose wird schwächer, und der Duft tatsächlich eine Weile fast gourmandig, mit einem Hauch Kakao. Moschus kann ich nicht riechen.

Es riecht nicht unlecker, aber ein Anhalten der Rose hätte mir besser gefallen.

Der Amber bleibt eine ganze Weile, aber dann verändert sich das Parfum zu meiner Verblüffung erneut.

Der Amber wird minziger, und ich frage mich einen Moment, ob ich mein Menthol-Liquid für die E-Zigaretten verschüttet habe. Das Süßliche, das bereits drohte, mir auf die Nerven zu gehen, wird durch Frische abgemildert und verschwindet dann langsam ganz, und die Rose, diese geliebte seelenwärmende Rose, taucht wieder auf.

Es ist völlig frappierend, nicht zuletzt, weil sich dies über Stunden hinzieht. Der Amber ist verschwunden, und nur diese sanfte und wunderbare Rose bleibt dezent auf der Haut erhalten. Die Haltbarkeit liegt für mich bei 10 Stunden. Beim Zweittest lag er sogar darüber und war geschlagene 18 Stunden zu erriechen, wobei er gegen Ende verrückterweise deutlich nach Himbeere duftete.

Einen leichten Punktabzug gibt es für den verwirrenden, etwas zerlöchterten Einstieg sowie für den Amber, dessen Präsenz mir ein wenig zu viel ist, aber das ist natürlich Geschmackssache.

Definitiv ein Kaufkandidat, leider nur etwas höherpreisig.
4 Antworten
Valeriana vor 7 Jahren 11 3
5
Flakon
3
Sillage
4
Haltbarkeit
7
Duft
Düftchen, das keinem wehtut
Der Name „Hildegard Brauckmann“ lässt jeglichen Glamour vermissen, ich stelle mir eine ältere Dame mit ergrautem Dutt und robusten Schuhen vor, die schon in den frühen Morgenstunden resolut ihren Kräutergarten vom lästigen Unkraut befreit.

Hildegard entfernt zunächst ein paar Limetten und Mandarinen, die mitten ins Basilikum-Beet gefallen sind. Die zitrische Frische, gepaart mit der grünen Würze, ergibt einen feinen Auftakt dieses Wässerchens.

Danach ist der Thymian dran. Hier ist er sehr dezent, mehr als eine leicht krautig-medizinische Note zu erahnen, nicht so wie im Parfum Le Petit Grain von Miller Harris, bei dem ich den Eindruck hatte, mir eine Hustensalbe aufgetragen zu haben. Die Thymian-Pflänzchen in Hildegards Beet sind wohl noch sehr klein.

Es bleibt aber alles noch sehr frisch und grün und eher dezent, keine großartige Sillage. Der Thymian-Eindruck dominiert die Herznote. Eine Weile später gesellen sich Amber und Hölzer hinzu, auch wieder sehr dezent, so dezent, dass ich sie mehr erahne als riechen kann, und nicht schlecht gemacht.

Bald ist Hildegard aber schon fertig mit der Gartenarbeit, und der Duft nahezu verschwunden.

Das Düftchen wäre etwas für heiße Tage im Sommer, wenn man sich mal kurz zwischendurch einen kleinen Frischekick gönnen möchte, der aber ebenso schnell geht, wie er gekommen ist.

Die Bezeichnung „Eau des Toilette“ finde ich hier deutlich zu hoch gegriffen, es ist doch eher ein Eau de Cologne. Ein bisschen mehr Duftkonzentration hätte ich mir schon gewünscht. Bei einem Preis von 9,95 für 30 ml ist dies aber zu verschmerzen.

Insgesamt eine ganz nette Komposition, vielleicht einen Tick belanglos. Der Duft wäre etwas für Menschen, die sich ungern intensiv parfümieren und gerne natürlich duften möchten, oder auch für junge Mädchen (und Jungs).

Bei dem Preis ist er auch ein Impulskaufkandidat an der Kasse, der Flakon ist klein, handlich, rund mit einem hellgrünen Plastikdeckel, schlicht, aber ganz hübsch. Auch geeignet als Mitbringsel. Ich würde ihn mir jetzt nicht kaufen, wäre aber auch nicht unglücklich, wenn mir jemand diesen Duft schenkte. Er tut halt keinem weh.
3 Antworten
Valeriana vor 7 Jahren 11 5
Des Kaisers neue Kleider? oder „Meine Duftrezeptoren haben Urlaub“
Ich habe mich sehr darauf gefreut, meinen ersten Nasomatto testen zu können, habe ich doch schon so viel Spannendes über diese Marke gelesen, und dank Cinemoentis toll sortiertem Souk konnte ich eine Probe erstehen.

Erwartungsvoll sprühte ich es auf. Wow, Patchouli pur, toller Einstieg für eine Patchouli-Liebhaberin wie mich.

Patchouli? Ich erinnere mich gar nicht, dass das ein Patch-Parfum sein soll. Ich liess es erst einmal wirken. Aber der Dufteindruck blieb über eine Stunde bestehen, und dann trieb mich die Neugier doch zur Duftpyramide.

Meine Verblüffung war groß. Irritiert las ich die Kommentare und verstand die Welt nicht mehr. Von Oud und medizinischen Noten rieche ich absolut nichts.

Dann stieß ich auf Adans Kommentar, und so langsam dämmerte es mir, dass ich wohl für das Cashmeran duftblind sein muß.

Tja, wie schade, die Duftbeschreibungen klangen so interessant, aber ich kann den Duft nicht riechen.

Ich nehme eine Stunde lang nur Patchouli wahr, das ich als ätherisches Öl in Alkohol gelöst deutlich preiswerter haben kann.

Das Parfum wird irgendwann sanfter, ledriger, wie ein sehr weiches, hell-beiges Wildleder, dass zwischenzeitlich sehr synthetisch riecht, irgendwie scharf-stechend. Dann kommen noch ein paar Hölzer, irgendwie langweilig. Und weiter habe ich nicht getestet.

So wird das leider nichts mit uns beiden, und ich habe jetzt eine Probe Duro abzugeben!
5 Antworten
Valeriana vor 8 Jahren 3 5
8
Haltbarkeit
5
Duft
Mandelkekse ohne Birne
Beim Lesen der Kommentare, nachdem ich den Duft getestet hatte, breitete sich bei mir Verblüffung aus. Intimer Hautgeruch?

Ich hatte das Parfum in der Annahme getestet, es handele sich um ein Jeux de Pear. Geschuldet ist dieser Irrtum der Tatsache, dass die Schrift auf der Abfüllung schwer zu entziffern war, und meinem mehr als gebrochenen Französisch.

Während ich also vergeblich nach einem „Birnenspiel“ schnupperte, hatte man sich in Wahrheit in den Laken gewälzt!

Die Kopfnote eröffnet mit einem himmlischen Duft nach süßen Mandeln, Keksen und/oder Teig. Ein gourmandiger Duft zum Anknabbern. Mit einer dezenten Vanillenote, die nur ein ganz bisschen süß ist und sehr natürlich.

Ich muß auch an die italienischen Mandelkekse denken, die Cantuccini. Mit etwas Abstand zur besprühten Hautstelle riecht es nach Mandel-Backaroma.

Meine Notiz „Wenn das Birne sein soll, ist es nicht zu erkennen!“ bitte an dieser Stelle irgnorieren.

Es scheint sich dann doch ein leichter Fruchtgeruch hinzuzugesellen, den ich aber nicht identifizieren kann. Definitiv keine Birne.

Ich warte die weitere Duftentwicklung ab. Und warte. Und warte.

Interessanterweise hat dieses Parfum für mich überhaupt keinen erkennbaren Duftverlauf.

Es riecht auch nach zwei Stunden weiterhin nach Mandelkeksen, und wird damit einen Tick langweilig, und was eigentlich noch schlimmer ist, der Duft beginnt mir auf die Nerven zu gehen. Er schwächt sich weiter ab, was willkommen ist, aber Jeux de Peau bleibt mandelkeksartig, und das noch über weitere Stunden. Irgendwann wird es mir doch zu süßlich.

Ich lese die Duftpyramide, mmh, ja, Kokos, kann sein, Sandel … ich kann die Duftelemente nicht wirklich identifizieren.

Erstaunt lese ich dann die weiteren Kommentare, die wirklich sehr weit auseinandergehen. Vom Nagerkäfig über Gammel und Schweiß zur Bäckerei - das ist schon ein ziemlich breites Spektrum, und ich frage mich, was Lutens und Sheldrake hier fabriziert haben. Duftbestandteile, die so unterschiedlich wahrgenommen werden von verschiedenen Menschen?

Der Duft lässt mich rätselnd zurück. Nach Birne duftet er zumindest nicht, so viel ist klar.

Für mich ist es ein Gourmand-Duft, und für Menschen, bei denen sich die Duftnoten „Rattenurin auf Sägespänen“ und „Fußschweiß“ nicht entfalten, sicherlich geeignet. Bei mir wird er nicht einziehen.
5 Antworten
Valeriana vor 8 Jahren 6 2
5
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Feine, würzige Kräuter in der sizilianischen Macchia
Maestrale ist das erste Parfum, das ich mir nach Jahren der Parfumabstinenz wieder gekauft habe. In der Schwangerschaft hat sich mein Duftempfinden gravierend verändert und intensiviert, so dass ich meine Wuchtbrummen-Lieblingsparfums wie Lagerfeld, Obsession und Co. nicht mehr ertrug.

Das ist heute (leider) auch noch so. Wenn die Nachbarin im Garten nebenan ihre weichgespülte Wäsche aufhängt, muss ich flüchten, weil ich die Duftzusätze so widerwärtig finde.

Zum Glück gibt es Parfums wie Maestrale. Es ist für mich ein eher leiser, dezenter und vor allem natürlich wirkender Duft, mit dem man nicht unbedingt seine Umgebung beeindrucken kann. Die Sillage ist eher schwach, die Haltbarkeit leider auch. Dennoch ist die Komposition so fein, dass ich mir davon einen Restflakon erstanden habe.

Wenn ich es aufsprühe, macht mein Herz einen kleinen, freudigen Hüpfer, so schön ist die Kopfnote. Ein ganz leicht süßlicher Rhabarberduft, der im Hintergrund schon interessante Kräuter ahnen lässt, so dass die fruchtige Süße niemals überwältigend wird. Ein Hauch Bergamotte, ein Hauch Lavendel, dann breitet sich nach einiger Zeit etwas Kühlendes auf der Haut aus, ist es Eukalyptus oder Minze? Davon ist nichts in der Duftpyamide zu lesen, ich kann es aber erahnen.

Das macht den Duft erfrischend und Sommer-geeignet, fast wie ein Eau de Cologne.

In der Herznote, die sich zügig entwickelt, wird es dann krautig-würzig. Einzelne Komponenten kann ich nicht identifizieren. Nelke, Iris, Kardamom, Koriander, Rum?

Meinetwegen, es riecht einfach toll, wie ein Kräutergarten im Sommer oder auch ein Spaziergang durch die Macchia.

Über allem bleibt diese leichte Kühle und Frische schweben, und im Hintergrund erahne ich immer noch zart den Rhabarber.

Es gibt im Maestrale keinen extremen Duftverlauf, er bleibt sich selbst treu, macht keine wilden Sprünge. Es wird irgendwann einfach etwas holziger, ein bisschen mehr Grün kommt hinein, ohne dass der krautige Charakter völlig verloren geht.

Zum Glück riecht es bei mir in der Basisnote nicht nach Moschus, obwohl Ambrettesamen in der Pyramide angegeben sind. Er wird vielleicht einen Hauch wärmer und erdiger, so als ob die Sonne langsam über der kleinen sizilianischen Insel untergeht, man nicht mehr der Kühlung in der flirrenden Hitze bedarf. So klingt der Duft dann langsam aus.

Für den Herbst und Winter wäre mir Maestrale zu kühl, und ich werde diesen Duft-Schatz den Winter über hüten und wieder hervorholen, wenn es wieder richtig schön warm geworden ist, denn dann ist er perfekt.

Wie gesagt, er ist kein lauter Duft, eher körpernah als Schmeichler für sich selbst.

Ich würde mich gerne der Illusion hingeben, dass Maestrale aus natürlichen Zutaten besteht, denn so riecht er nämlich. Da ist kein falscher Ton in der Komposition, keine Dissonanz, er projiziert ein ganz harmonisches Duftbild. Wahrscheinlich hat auch hier der Parfumeur mit künstlichen Stoffen gearbeitet, aber das merke ich ihm nicht an.

Laut „Sorcery of Scent“ soll Maurizio Cerizza den Duft unter der Leitung von Silvio Levi, dem Chef von Calé, entwickelt haben.

Der Flakon ist schlicht, rechteckig und transparent, mit einem schweren, ebenfalls rechteckigen silberfarbenen Deckel, in den oben der Name des Herstellers in schöner Schrift eingraviert ist. Damit ist kein Designpreis zu gewinnen, aber das war wohl nicht die Absicht. Das Parfum ist auch so nicht gerade preiswert.

Ein schöner Frühlings- und Sommerduft für Männer und Frauen, die den Duft von Kräutern mit einem leichten Frucht- und Frischekick mögen, und sich für ein paar Stunden in die sizilianische Macchia entführen lassen wollen.

**
Kleiner Nachtrag zur Haltbarkeit und Basisnote: Er hält bei kühlerem Wetter deutlich länger auf der Haut, wie ich gestern beim Testen erfahren habe. Bei heißem Sommerwetter war er schnell weg. Tatsächlich kommt ein Moschusduft in der Basisnote hervor, allerdings kein künstlicher Moschus, sondern ein warmer, sehr natürlich duftender.


Quelle:
Sorcery of Scent
http://sorceryofscent.blogspot.de/2010/06/profumi-di-pantelleria.html
2 Antworten
6 - 10 von 17