Verbaplex

Ich habe mich jetzt einige Zeit, zum GRoßteil beruflich, hier nicht mehr zu Wort gemeldet. Allerdings ist in den vergangenen Wochen meine Sammlung stetig weiter gewachsen, und ich stehe somit vor dem Schritt mich einmal mehr von mittlerweile "in meinen Augen" überflüssigen Düften zu trennen.

Angel Men gehört sicherlich nicht dazu, denn hier hat mir einmal mehr der Zufall geholfen. Ich habe hier bei einem Mitglied einen Duft erstanden, und als nette Dazugabe war eine Probe von diesem Duft dabei. Ich habe die Probe lange links liegen lassen, und zu meinen andere Proben gepackt. Irgendwann habe ich dann aufgrund unschlüssiger Entscheidungen blind in die Probenschachtel gegriffen, und hatte A*Men in den Händen. Na dann muss es wohl der sein. Aufgesprüht und das Kopfkino war los. Alles ergab plötzlich einen Sinn, 16 Jahre meines Lebens zogen an mir vorbei, ich war im Moment nicht mal mehr volljährig.

Es war 1999, ich war bei einem Schulkamerad zu Besuch der ein gutes Stück weit weg wohnte. Er hatte für mich immer einen sehr merkwürdigen Geschmack in Sachen Parfum. Das war damals. Ich kannte seinen Duft, und jedes mal wenn wir irgendwo beim einkaufen waren, und es war eine Parfumabetilung dabei, hat er sich wieder mit diesem sehr merkwürdigen Duft eingenebelt. Ich konnte damals nie damit warm werden. Mir war er zu schwer, zu wuchtig, und irgendwie nichts für einen 17-jährigen Auszubildenden. Aber Geschmäcker sind verschieden.

Meine zweite Begegnung hatte ich dann ungefähr 2003, dieses mal aber bei einer Frau. Meine damalige Freundin hatte diesen Duft. Ich kannte den Flakon und die lila Flüssigkeit darin. Und da sieh ihn täglich genommen hatte, dachte ich dann das mein Schulkollege von damals sich dann wohl unwissend in einen Frauenduft verkuckt hatte. Mein Denken das Angel Men trotz seinens Namens ein Frauenduft sei hielt bis vor einigen Wochen, da er mir immer zu süß und einfach nicht männlich genug war.

DIe Probe drehte das Bild. Ich machte mich mit diesem Duft an mir auf den langen Weg um meine Arbeit im Ausland zu verrichten, und während der gesamten Fahrt hatte ich diesen feinen Geruch an mir. Ich fühlte mich sehr wohl, sehr warm und sehr bequem. A*Men schafft ein wohlig warmes Klima, das auch irgendwo ein wenig eine eigene Welt darbietet, aber sowas finde ich toll. Obendrein war es noch ein sehr kalter Tag, auf dem Weg hatte es immer wieder geschneit, es war kalt und ungemütlich. Aber im warmen Auto mit dem warmen Duft war es einfach angenehm. Als ich dann nach über 5 Stunde Fahrt angekommen bin und nach nochmals 8 Sunden dann Feierabend hatte, wurde abends im Hotel sofort dieser Duft im Flanker bestellt, und ich bereue diese Entscheidung zu keiner Sekunde.

Ohne Fragen ist Angel Men ein Duft der polarisiert, und das macht ihn umso interessanter. Es ist kein Allerweltsduft der von jedem an jeder Ecke getragen wird. Für einen Männerduft ist er sehr untypisch, aber in seiner WIrkung und Entfaltung sehr überraschend. Ich nehme viele Punkte der Duftpyramide 1 zu 1 wahr, andere irgendwie gar nicht, aber das tut nicht weh. Direkt nach dem Auftragen komme ich mir vor wie ein kleiner Junge im Süßigkeitenladen der in frischem Popcorn badet. Die Karamellnote ist unglaublich wuchtig und sofort spürbar, und wird durch den Honig und die Kräuter sogar noch verstärkt. Das hält auch eine ganze Weile, bis ich dann die lieblichen Blumendüfte leich wahrnehme, aber nur im Hintergrund. Für die restliche Zwit habe ich diese wahnsinnig tolle Mischung aus Vanille und meiner geliebten Tonkabohne in der Nase, auch der Kaffee ist mit vorhanden und gibt dem ganzen eine tolle Rundung. Insgesamt komme ich mir vor wie in einem meiner Lieblingskaffees, gerade gemütlich mit Freunden bei einem guten Kaffee mit geschätzten Freunden einen Plausch haltend. Ein irrsinnig wohliges Gefühl, einfach nur gut.

Wie ihr merkt hat Mister Mugler mit diesem Duft bei mir eingeschlagen, aber nicht von Anfang an. Anfangs mekrwürdig und als Frauenduft eingestuft, hat er mich heute eingeholt. Und vielleicht ist es einfach nur die Erfahrung und das Alter, die mich plötzlich für den Duft schwärmen lassen. Er ist etwas besonderes der wahrscheinlich auch nur an besonderen Menschen seine volle Entfalrung zeigt. Und ein Duft für verregnete, kühle Tage, egal zu welcher Jahreszeit. In den kühleren Monaten aber sicherlich ein Dauerkandidat, da er wie schon erwähnt sehr viel tolle Wärme versprüht.

Die Haltbarkeit ist top, ich rieche noch am nächsten Morgen danach. Der Flakon mit seinem Gummiüberzug gewöhnungsbedürftig, aber haptisch gut gelungen.

Manchmal verhilft einem einfach der Zufall zum Glück!

So erging es mir mit Relax. Das stand jahrelang völlig ungenutzt und verstaubt im Badezimmer meiner Eltern. Irgendwann habe ich aus Langeweile mal im Internet nach einem neuen Parfum gesucht, und bei Ebay stolperte ich über meiner Meinung nach viel zu überteuerte Preise für so einen alten Duft. Ich war mir bis dahin immer der Meinung das es eben ein Altherrenduft ist, den heute keiner mehr trägt, und auch mein Vater ihn wohl deswegen randvoll rumstehen lässt. Durch Parfumo kam ich dann hiner die hohen Preise, und darauf habe ich mir den Duft mal angelegt und abgewartet.

Schlagartig ging das Kopfkino los. Ich war wieder 13, meine Schwester war Chefköchin in einem damals nagelneuen Club auf Fuerteventura. Ich stand wieder nachts um 12 mitten in der kleinen Clubdisco, während für mich eigenartige Menschen zu Musik von DJ Bobo, Dr Alban und Haddaway abtanzten. Viele Düfte lagen da in der Luft, und einer davon war dann wohl Davidoff Relax. Und ich weiß nun was an diesem Duft so besonders ist, warum er so teuer und dementsprechend begehrt ist.

Mein Vater war froh den Staubfänger weg zu haben, ich bin mehr als glücklich diese große Flasche in meinem Regal stehen zu haben. Und so werden noch viele Duftmomente folgen, in denen ich mein Kopfkino dem wahnsinnig genialen Relax zu verdanken habe. Und sicherlich auch noch viele Momente in denen Relax mit in meine Erinnerungen einbezogen wird. Düfte fürs Leben, einer davon ist von Großmeister Davidoff. Nur schade das heute nicht mehr viel von dieser Genialität übrig geblieben ist. An Relax kommt nichts, aber auch gar nichts der neuen Düfte ran.

Danke für den Hinweis im übrigen. Hatte ganz die Duftentwicklung vergessen bzw. wie er für mich riecht. Für mich riecht er im allerersten Moment wie erst ermutet etwas erwachsen, nicht wie ein Allerweltsduft. Er riecht so als wenn man bei den Eltern zu Besuch ist, die Mama kocht gerade und Papa kommt mit seinem Sonntagsduft in die Küche. Der Estragon ist wie diese Mischung aus Küche und Bad, sehr toll und absolut einzigartig. Loorber und Rosmarin machen die gute Küche perfekt, während blumige Aromen der Nelke, Geranie und Tagetes das Essen im Garten bei strahlendem Sonnenschein stattfinden lassen. Meine von Haus aus geliebte Tonkabohne gibt danach zusammen mit der Vanille das Finale. Nach dem Essen einen guten Kaffee, den warmen Sommerwind um die Nase wehen lassen, und sich einfach nur wohl und geborgen fühlen.

Dabei wirken einige Zutaten anfangs etwas sehr egoistisch, trotzen gerade über den Rest, geben sich aber am Ende dem Großen und Ganzen hin, um ein sinnliches, wohliges aber dennoch frisches Gesamtbild zu ergeben. Die leichte Herbe ist der perfekte Gegenspieler zur süßen Vanille.

Wie auch aus den vorherigen Kommentaren zu entnehmen, ist gerade der "Sport" Bereich bei den Parfums ein sehr umkämpfter. Jede große Marke und gefühlt jeder zweite Duft davon ist ein eigener Sport oder eine Sportvariante des eigentlichen Duftes.

Genau das macht den Dschungel der Sportdüfte sehr schwierig, denn zu oft greift man bei dem Wunsch ein gutes Parfum zu erwischen ins imaginäre Klo, und mit diesen Umständen müssen sich imemr wieder auch die Sport auseinandersetzen, die Ihren Job mehr als gut machen. Vorurteile also auch hier.

Aber es gibt ein paar Perlen, die man vielleicht mal geschnuppert hat, oder bei denen man einfach merkt das etwas anders ist als bei den Nachahmungen. Für mich persönlich ist die Parfum-Personifikation eines Duftes schlechthin Tommy, aber das ist mein Geschmack. Direkt danach kommt aber schon Ralph mit seinem strahlend blauen Sport Flanker. Alleine optisch war er nicht zu übersehen, heute ist er eher noch selten in den Parfumerien und Drogerien zu finden. Andere Düfte von Meister Lauren habend den Klassiker aus den Regalen verdrängt, was ich schade finde.

Denn wie schon in der Überschrift zu lesenn, greift eigentlich kein anderer Duft das Thema Sport si direkt und unverfälscht auf. Dabei wirkt er genau so kühl und frisch wie sein Flakon, der verchromte Deckel strahlt dabei das Selbstewusstsein aus das man mit dem Auftragen dazugeschenkt bekommt. Wäre mir Tommy nicht schon vor Ralph über den Weg gelaufen, wäre er definitiv meine Nummer 1. Aber beide nehmen sich nicht sehr viel, da Tommy an sich ja kein Sportduft sein will. Und obwohl auch beide sehr frisch duften, sind sie doch sehr eigen.
Gerade der Auftakt sind zei komplett unterschiedliche Welten. Tommy ist zitrisch, fruchtig, sommerlich.
Ralph dagegen macht es kalt, fast schon eisig. Und genau das kommt von einer wohl sehr seltenen Zutat bei den Parfums. Aldehyde, unverkennbar, und für ein Parfum sehr mutig. Kurz vor dem Aldehyde nimmt man für Bruchteile etwas würziges wahr, und dann wird man wortwörtlich von einer Klimaanalge erschlagen, bzw. von dem Duft eines Eisschrankes. Der verfliegt nach gefühlten 30 Sekunden und die fruchtigen Inhalte kommen durch. Aber die Erinnerung an die Klimaanlage bleibt im Hinterkopf.

Im weiteren Verlauf bleibt er kühl und sportlich, versprüht seinen unvekennbar eigenen Duft. Mitunter die Geranie sind für die frühsommerlichen Akzente verantwortlich, ähnlich wie bei meinem Liebling Aqua Quorum schon. Ähnich frisch und kühl sind beide auch, passen aber sowohl zu hohen Temparaturen als auch zur winterlichen Sonne. Jedes mal wird viel Kühle und Frische versprüht, man fühlt sich wach und bereit um jede Aufgabe mit links wegzustemmen. Deswegen nehme ich Polo Sport auch gerne für die Arbeit. Die Frische um wach und konzentriert zu bleiben, die warmen Töne um ausdauernd aber auch angenehm für die Umwelt zu erscheinen.

Für mich im Endeffekt ein vollkommener Sport Duft, den ich auch sehr gerne zum trainieren anlege, aber auch perfekt für die Arbeit, den Einkauf, den Kaffee in der Sonne oder einfach wenn nichts anderes passt. Lediglich für die Nacht oder zum Ausgehen ist er mir etwas zu unpassend, aber da gibt es andere Düfte die mir liegen.

Tja, nachdem ich mittlerweile realisiert habe das unter anderem ein Taschenmesserhersteller, eigentlich einer DER Taschenmesserhersteller, und auch ein Hersteller von Sturmfeuerzeugen ihre eigene Duftserie haben, kann ich mich auch mal ein wenig an das Thema heranwagen. Ähnlich wie bei den motorisierten Düften (Ferrari, Lamborghini, Benz, Bentley, Jaguar usw.) sind meine Erwartungen daran eher schwindend gering. Aber ich habe auch anderen möglichen Pleitekandidaten eine Chance gegeben und wurde oft überrascht.

Das wird bei dem knallblauen Bergwasser von Victorinox aber mit Sicherheit niemals passieren. Ich habe das Glück eine Probe davon bekommen zu haben, und wollte die natürlich auch sofort ausprobieren. Um ein besseres Bild zu bekommen habe ich ca 3 Wochen dazwischen gewartet, und den Duft erneut aufgesprüht.

Ich hab dabei immer das selbe Bild abbekommen. Extrem künstlicher Duft, der zwar auf frisch protzt, im Kern aber lediglich nur vor Synthetic strotzt. Ich bin ein leidenschaftlicher Berggänger, und daher weiß ich wie es in den Bergen riecht und wie sich frisches, klares Bergwasser anfühlt und wie es schmeckt. Und davon ist hier mal kein kleinstes Bißchen vorhanden. Es ist viel zu süß, viel zu auftragend, viel zu belastend. Ein Duft der mir das Wasser aus den Bergen bringen will, muss mich auch so überzeugen. Kalt, klar sturkturiert, einfach und überzeugend.

Aber nichts davon trifft zu, und so will an mit Mountain Water wohl auf die Klientel zielen die jedes Jahr zu tausenden mit Sommerreifen in die Berge fährt, um dann in Stiletto und Flip Flop die Gletscher zu erklimmen. Wenn man genau das als Zielpublikum sieht, kann ich gerne damit leben. Zum einen mag ich keine künstlichen, surrealen Düfte die fern von jeglichem Zusammenhang stehen, und zum anderen keine Drauifgänger die meinen die Berge warten nur auf genau sie.

Da nehm ich mir lieber meinen Wanderstock, lege mir einen würzigen, ursprünglichen Duft an und beobachte von weit oben wie sich weiter unten die künstlich parfümierten Superhelden blamieren.

Klar kann man Wunderwasser wenn man will wie ein Blatt Papier in der Luft zerreißen, aber man kann sich auch einfach mal ohne Vorurteile seine Meinung darüber bilden. Und so mache ich das eigentlich bei jedem Duft, ob günstig oder teuer oder fast unerschwinglich, alle müssen erst mal mich überzeugen. Da kann mir einer sehr viel erzählen, aber im Punkt müssen die Düfte genau einem gefallen, und das bin ich selbst.

Wunderwasser habe ich entdeckt als ich die ersten Wochen meiner beruflichen Weiterbildung in Hof unterwegs war. Nachdem ich in der Angebotsecke 200ml Duschgel von Tommy für fast geschenkt gefunden habe war der Tag eigentlich schon gerettet. Aber ich gehe ja nicht bevor ich durch die Parfumabteilung geschlendert bin, wenn denn ein Kaufhaus eine besitzt. Und so war es hier.

Erst einmal bin ich über die wuchtigen Brecher von Joop und Boss schier gestolpert. 100ml waren als kleine Flaschen zu haben, alles andere in 200ml. Verkehrte Welt dacht ich mir, aber egal. Am Regal mit den Neuigkeiten angekommen war ich erst mal erschlagen von den Preisen, hab mich dementsprechend schnell wieder umgedreht und stand genau vor dem Regal mit den günstigen Vertretern. Direkt ins Auge gestochen ist mir dabei das Wunderwasser. Eigentlich nicht wegen seiner kühl-blauen Flasche, sondern alleins wegen dem Namen. Ein erster Versuch auf einem Teststreifen duftete toll, schön frisch und angenehm schmeichelnd.
Grund genug den Duft auf meine Haut zu lassen, und da war er auf Anhieb noch ein Stück leckerer. Also ich dann nach dem Preis gekuckt hab, hab ich nicht mehr lange überlegt und das neue 4711 mitgenommen. An der Kasse hatten dann direkt mehrere Damen und Herren diesen Einfall, scheinbar war Wunderwasser an diesem Tag der Renner.

Im Hotel angekommen hatte ich dann die ganze Zeit überlegt an was mich der Duft erinnert, denn mittlerweile duftete es wärmer und gemütlicher, aber immer noch angenehm. Ich kam nicht auf Anhieb drauf, denn die meisten meiner Düfte stehen Zuhause, und derjenige der mir da im Vergleich auf der Zunge lag war nicht dabei. Nachdem ich dann nach ein paar Wochen wieder Zuhause war hatte ich natürlich mein Wunderwasser in der Ferienwohnung vergessen. Aber das war mir in dem Moment völlig egal, nach Hotel und dann Ferienwohnung war ich nach einigen Wochen das erste mal wieder Zuhause, und das war das Wichtigste in dem Moment.

Am nächsten Tag aufgestanden und nach dem Frühstück langsam fertig gemacht um zum Einkaufen zu fahren. Bei der Überlegung welchen Duft ich mir den heute anlege nahm ich meinen geliebte Allure Homme Sport, den ich aufgrund seines doch nicht niedrigen Preises eher selten für den Alltag nehme. Und in genau dem Moment war die Verbindung da, und ich wusste an was mich Wunderwasser die ganze Zeit erinnert hatte.

Klar ist er in keinem Punkt würdig mit diesem großen Namen gleichgestellt zu werden, er ist auch in allen darunter platziert. Aber ich freute mich das ich eine günstige Variante zum teuren Original gefunden habe, und freue mich heute noch daran. Die Sillage ist toll, frisch aber auch warm, die Haltbarkeit dagegen eher traurig. Nach 4 Stunden riech ich nicht mehr viel davon. Aber darüber sehe ich gerne hinweg, und werd ihn mir sicherlich wieder holen wenn er mal leer ist. Denn schließlich begleitet er mich jetzt fast ein Jahr lang auf meinem beruflichen Weg, und diese Zeit will ich nicht vergessen. Eine schöne Zeit, ein schöner Duft, was interessieren da günstige Preise, Interpretationen oder die eigene Arroganz?!