Viseron

Viseron

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6 - 9 von 9
Viseron vor 4 Jahren 23 8
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Kontraste
Es ist schon interessant. Ich scheine eine Affinität zu Düften zu haben, die mir Anfangs gar nicht so sehr gefallen, aber sich dann mit genügend Zeit zu dem entwickeln, was man lange gesucht hat. So geschah es nämlich auch mit Lumière Noire und mir. Die Liebe kam schleichend. Nachdem ich den ersten Sprüher aus einem Plastiktester auf mein Handgelenk sprühte, war ich alles andere als begeistert. Alte Frau und komisch riechende Seife waren meine ersten Assoziationen, und die Abfüllung wurde umgehend in die dunkelste Ecke meines Schreibtischs gestellt. Enttäuscht verließ ich den Raum und sollte den Duft für einige Zeit nicht mehr anrühren.

Eines warmen Abends im März saß ich dann am Computer und schaute aus dem Fenster. Die untergehende Sonne strahlte in mein Arbeitszimmer und lenkte meinen Blick in die ehemals dunkle Ecke, in der ich die Abfüllung stellte und schon vergessen hatte. „Na, das muss doch ein Zeichen sein“, dachte ich mir und trug den Duft noch einmal auf. „Hm, gar nicht mal so übel wie beim letzten Mal“, ging es mir durch den Kopf. Ich arbeitete an einer Seminararbeit weiter und kurze Zeit später stieg mir ein unfassbar toller Geruch in die Nase. Kann DAS Lumière Noire sein? Dieser Duft, mit dem ich vor einigen Wochen alte Frauen und komische Seife assoziierte? Plötzlich lag der Duft wunderschön in der Luft und ich konnte diese Gedanken überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Die Abfüllung wurde in den nächsten Tagen so schnell geleert, wie kaum eine andere. Danach stellte ich fest: Der Duft muss einfach in meine Sammlung.

Lumière Noire ist für mich das perfekte Beispiel für die Kunst in einem Parfüm. Der Duft erzählt dir eine Geschichte und zieht dich in seinen Bann. „Schwarzes Licht“ passt wirklich wie die Faust aufs Auge. Treffender hätte der Name nicht gewählt werden können, um die Kontraste zu beschreiben: Dichte, einhüllende und kräftige Rose und Patchouli, dunkel, aber auch gleichzeitig hell durch den seifig, luftig und cremigen Charakter. Gewürze, vor allem Zimt, geben dem Duft das gewisse Extra. Auch zu mir bildet der Duft einen Kontrast, denn ich bin eigentlich gar kein blumiger Typ. Die Haltbarkeit ist unglaublich gut für ein Eau de Toilette auf meiner Haut, die angenehme Projektion geht fast über die gesamte Lebenszeit des Duftes, was ich auch selten erlebt habe. Der Duft nervt absolut nicht und ist immer tragbar. Keinerlei Synthetik, die Qualität ist – wie von Francis Kurkdjian gewohnt – auf einem Niveau der Extraklasse.

Ich bin froh den Duft nicht abgeschrieben zu haben und ihm noch einmal eine Chance gegeben habe, denn nun hat er sich zu einem meiner absoluten Lieblingsdüfte entwickelt. Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal einen Rosenduft tragen würde. Tja, so irrt man sich. Bezeichnend ist auch der Verlauf meiner Bewertung dieses Duftes. Anfangs von einer Sieben kontinuierlich nach oben korrigiert. Ich kann jedoch auch jeden verstehen, der den Duft nach einmaligem Testen abgeschrieben hat. Ich kann euch nur ermutigen, ihm noch eine Chance zu geben! Vielleicht ergeht es euch ja ähnlich wie mir.

Ich freue mich jedenfalls endlich stolzer Besitzer eines Flakons sein zu dürfen. Und dieser steht ganz bestimmt nicht mehr in einer dunklen Ecke.
8 Antworten
Viseron vor 4 Jahren 32 9
9
Flakon
7
Sillage
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Haltbarkeit
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Duft
Frischekick im Ledersessel: Ein Sommer-Oud par excellence
Nachdem ich nun endlich einen Flakon von Colonia Oud mein Eigen nennen darf, ist es für mich an der Zeit, einen Kommentar zu diesem großartigen Duft zu verfassen.

Zuerst einmal möchte ich die Frage beantworten, wie ich zu diesem Duft gekommen bin. Nun ja, ich bin ein Liebhaber von frischen Düften mit Zitrusfrüchten. Auf der anderen Seite mag ich auch sehr gerne Oud, solange es nicht-animalisch und „stinkig“ ist. Zitrus und Oud hatte ich bislang aber noch nicht als Kombination in einem Duft gesehen, bis ich auf Colonia Oud gestoßen bin. Ich muss dazu sagen, dass ich zum Testzeitpunkt keinen einzigen Acqua di Parma Duft getestet hatte, irgendwie ist die Marke völlig an mir vorbeigegangen, da ich gewisse altherren-Assoziationen mit der Marke im Kopf hatte. Das rührte wahrscheinlich daher, dass meine nahegelegene Parfümerie diverse Acqua di Parmas im Angebot hat, aber dort meist ältere Herren anzutreffen sind. Tja, so kann man sich irren.

Aufgrund dieser sehr interessanten und einzigartigen Kombination aus Zitrus und Oud bestellte ich mir also eine Abfüllung. Und da war es auch schon um mich geschehen. Genau dieses Holzig-Frische habe ich schon lange gesucht!

Wenn in den Noten Oud und Leder steht, mag man dazu tendieren, an Herbst oder Winter zu denken. Dieser Duft passt aber meiner Meinung nach perfekt in den Frühling und Sommer! Das liegt vor allem an der Seifigkeit, die den Duft sehr leicht und luftig erscheinen lässt (ist das der beigemischte Koriander?). Versteht mich nicht falsch, er ist stets dunkel und mysteriös, aber gleichzeitig eben luftig und seifig. Das macht ihn meiner Meinung nach so besonders. Nach einer anfänglichen Explosion an Zitrusfrüchten kommt das dunklere Holz nach einer Stunde gut zur Geltung. Jedoch wird das Holz und der unterstützende Leder-Akkord stets über die gesamte Lebensdauer des Duftes von etwas Orangigem begleitet. Der Duft ist sehr linear – die einzige Entwicklung ist die, dass eben jenes Zitrusartige etwas mehr in den Hintergrund rückt und Oud und Leder sich zum Hauptdarsteller dieser Komposition entpuppen.

Von der Langlebigkeit des Duftes bin ich wirklich begeistert, vor allem weil diese Version als Eau de Cologne ausgewiesen ist. 8 Stunden und mehr sind bei mir locker drin. Die Sillage ist in der ersten Stunde schon stark, wird dann aber immer hautnaher, und pendelt sich dann sehr angenehm ein, was den Duft auch fürs Büro sehr gut tragbar macht. Hier liegt ein weiterer Vorteil: Colonia Oud ist einfach unfassbar vielseitig und unaufdringlich. Ich kann mir eigentlich keine Situation vorstellen, in der dieser Duft nicht funktioniert. In meiner Sammlung nimmt Colonia Oud den Platz ein, den ein Oud Wood von Tom Ford einnehmen würde. Bitte steinigt mich nicht, aber ich war nie begeistert vom Oud Wood und würde den Acqua di Parma im direkten Vergleich ohne Zögern vorziehen. Ich kann verstehen, dass manchen dieser Duft zu eindimensional ist, zu wenig komplex, die Tiefe fehlt. Für mich muss nicht jeder Duft eine 3-seitige Notenauflistung besitzen und im Minutentakt neue Facetten aufzeigen. Bei diesem Duft weiß man, was man bekommt, wenn man ihn kurz getestet hat.

Wem kann ich diesen Duft ans Herz legen? Testet ihn unbedingt, wenn ihr nach einem seriösen, holzig-frischen Duft sucht, der unglaublich vielseitig ist. Wenn ihr einmal Oud testen möchtet, ohne die volle Dröhnung zu bekommen, ist Colonia Oud auch super geeignet. Ihr solltet zudem ein gewisses Maß an Reife mitbringen, um den Duft wertschätzen zu können. Nicht geeignet ist er für Teenies oder junge Männer, die nach den allseits bekannten „Panty-Dropper“-Düften suchen, denn in diese Kategorie fällt er ganz sicher nicht. Ich glaube, dass es einige Frauen da draußen gibt, die diesen Duft nicht besonders mögen. Für mich fühlt es sich so an, als wäre er für mich gemacht. Colonia Oud trägst du nicht, um Komplimente zu erhaschen. Den trägst du, weil du es willst.

Ich las mal irgendwo von „Kirchbank“-Assoziationen, und irgendwie kann ich den Vergleich ganz gut nachvollziehen. Aber lasst euch davon nicht abschrecken. Für mich ist der Duft die erste 10/10, die ich vergebe.

Noch eine kleine Randbemerkung: Ich weiß, dass Acqua die Parma die neuen, schwarzen Flakons in der Eau de Parfum Konzentration auf den Markt gebracht hat. Soweit ich weiß ist Acqua di Parmas Oud EDP aber ein und derselbe Duft. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.
9 Antworten
Viseron vor 4 Jahren 12 4
6
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
6
Duft
Eine Reise in die Fruchtoase
Rojas Elysium Cologne ist einer der Düfte, die ich von Anfang an geliebt habe. Wäre da nicht die schlechte Performance, die mir bei dem Kauf eines so teuren Flakons leider bislang einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Generell würde ich mich als Liebhaber von frisch-fruchtigen Düften bezeichnen, insofern diese nicht diesen typischen „Duschgelcharacter“ annehmen. Bei meiner Recherche nach Alternativen mit besserem Durchhaltevermögen bin ich also auf das Haus DUA Fragrances gestoßen, die wohl qualitative Dupes - oder in ihren Worten „Interpretationen“ - berühmter Nischendüfte in ihrem Sortiment anbieten. Zu erst einmal war ich abgeschreckt von den vielen unterschiedlichen Meinungen zu diesen Düften und den – im Vergleich zu anderen Dupe-Häusern – sehr hohen Preisen (80$ mit Versand nach DE für 30ml Extrait ohne Rabattaktion). Wer aufmerksam recherchiert wird aber feststellen, dass es quasi ständig Rabattaktionen (30%) gibt, die den Preis dann in eine annehmbare Richtung drücken, sodass ich letztendlich den Kauf eines Flakons Supernova getätigt habe. Da dies aber kein Review zu DUA an sich werden soll, kommen wir nun zum Duft.

Direkt nach dem Aufsprühen kommt mir ein Mix aus allerlei Zitrusfrüchten, gemischt mit irgendetwas Beerigem um die Ohren geflogen. Es handelt sich hierbei wirklich um eine Duftexplosion, die ich so – auch bei dem Original – in so einer Form noch nicht erlebt habe. Einzelne Noten sind schwierig herauszufiltern, am ehesten nehme ich hier noch eine herbe Grapefruit wahr, gepaart mit Zitronen. Würde ich den Duft mit Farben beschreiben, wäre er im Opening Orange/Gelb, im Hintergrund ein bisschen Blau und Rot ist auch dabei. Etwas stechend ist er auch, aber nicht unangenehm. Diese Explosion verflüchtigt sich im Laufe der Zeit, aber es bleibt ein wundervoller Fruchtcocktail auf der Haut zurück, der mich wirklich beeindruckt. Für mich entwickelt sich der Duft auch nicht mehr sonderlich, er bleibt relativ linear über die Zeit, wird nur etwas „smoother“ und nicht so spritzig wie zu Beginn. Dabei ist der Duft für mich nie wirklich süß, sondern einfach erfrischend herb mit einer ganz leichten Süße in der Basis.

Für mich ist Supernova jedoch ein super Beispiel für die Art von Düften, die in der Luft wesentlich besser riechen, als direkt auf der Haut. Es umgibt den Träger für die gesamte Zeit eine Sillage, die von Menschen in der Umgebung als sehr angenehm empfunden wird. Auch das Durchhaltevermögen von Supernova ist – zumindest auf meiner Haut – um ein Vielfaches besser als das Original. 8-9 Stunden hält er bei mir locker durch und die Sillage ist auch für 2-3 Stunden gut vorhanden. Für einen frischen Duft also definitiv einer meiner Besten in dieser Hinsicht. Ich kann mir zudem keinen Anlass vorstellen, wo dieser Duft nicht seinen Zweck erfüllt. Ob im Büro, zu Hause, beim Ausgehen oder um einfach mal zwischendurch das Bild einer grünen Oase bei Sonnenschein hervorzurufen – Supernova macht dabei einen sehr guten Job.

Am Ende noch ein kleines Statement zu den Unterschieden zum Roja. Ich selbst habe nie die Parfum-Version von Elysium testen können, sondern nur das Parfum Cologne. Supernova soll ja ein Hybrid aus beiden sein. Man riecht auf jeden Fall, dass der Roja nochmal qualitativ auf einer anderen Ebene ist, was mich jedoch nicht stört. Ja, Supernova riecht etwas synthetisch – nein, es stört mich nicht. Ich würde jedem empfehlen, wenn möglich, beide zu testen. Für mich sind die Unterschiede nicht stark genug, um den vollen Preis für einen Flakon für Roja zu zahlen. Zudem Supernova mit weitaus besserer Performance. Am Ende muss sich jeder sein eigenes Bild machen. Ich freue mich jedenfalls auf den Frühling, um diesen Duft endlich wieder regelmäßig ausführen zu dürfen!

Nachtrag: nach knapp 3 Monaten mit dem Duft muss ich mir eingestehen, dass mich die stark stechende Synthetik doch auf Dauer anfängt zu nerven. Daher musste ich meine Bewertung nach unten korrigieren. Es ist immer noch ein guter Duft und nah am Original, aber es gibt meiner Meinung nach hochwertigere Alternativen. Wobei man sagen muss, dass Supernova mit Abstand die beste Performance von allen Dupes hat. Wenn man mit der Synthetik leben kann und wem Performance wichtig ist, kann hier zugreifen.
4 Antworten
Viseron vor 4 Jahren 31 9
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Muss es immer außergewöhnlich sein?
Herzlich Willkommen im Zeitalter der Selbstoptimierung! Es geht darum, die beste Version seiner selbst zu werden, erfolgreich und gutaussehend zu sein, möglichst 4-5 Mal die Woche ins Fitness-Studio zu gehen, dazu smart und charismatisch. Zumindest wird einem das als junger Mann bei einem Blick in die sozialen Medien suggeriert. Du taugst nichts, wenn du Durchschnitt bist. Nicht nur deshalb ist es als junger Mensch schwer, sich in dieser Gesellschaft zu finden.

Ich finde der Begriff "Durchschnitt" ist ein durchaus interessanter Begriff, wenn wir von Bleu de Chanel reden. Ein Duft, den vermutlich jeder schon einmal gerochen hat, der absolut nichts Neues oder Außergewöhnliches ist. Deshalb spare ich mir an dieser Stelle die genaue Beschreibung des Duftes, da ich im Beschreiben sowieso nicht gut bin. Eben ein Duft mit frischem Auftakt und holziger Basis, alles schon mal gesehen. Genau so dachte ich, als ich vor einigen Jahren das erste Mal das EdT von Bleu de Chanel beim Stadtspaziergang getestet hatte. "Gefällt, aber ist halt nichts Besonderes", dachte ich mir. Zu Hause dann konnte ich die Nase nicht vom Handgelenk nehmen. Außerhalb der Parfümerie-Umgebung, wo meine Nase sowieso massiv überfordert ist, gefiel mir der Duft immer besser. Ja, immer noch nichts Außergewöhnliches, aber unglaublich "smooth" und wohltuend. Mir schoss dabei das oben beschriebene Bild eines erfolgreichen Mannes in den Kopf. Im Endeffekt witzig, da Durchschnitt und Erfolg irgendwie doch gar nicht zusammenpassen. Damals noch, am Anfang meines Studiums, beschloss ich jedoch den Duft nicht zu Kaufen und entschied mich für Dior Homme Intense, der durchaus außergewöhnlich war.

Einige Jahre später erschien also das Bleu de Chanel in der Parfum-Version, und ich wurde wieder neugierig. Ich schaute also auf Parfumo vorbei, um mir das Rating anzusehen und war überrascht, dass dies im Gegensatz zum EdT so hoch ausfällt. Dieses Mal schnappte ich zu und war wirklich begeistert von dem Duft. Meiner ungeübten Nase nach unterscheidet er sich nicht wahnsinnig zum EdP, aber deutliche Unterschiede zum EdT sind vorhanden. Mit dem Duft fühle ich mich einfach wohl, egal ob auf der Arbeit, in der Uni oder beim Sport. Zudem wirkt der Duft auf mich sehr ausbalanciert und einfach irgendwie "stimmig", natürlich. Er harmoniert mit meiner Haut auf eine Art und Weise, wie es andere Düfte meiner Sammlung nicht tun.

Natürlich gibt es jedoch hier auch einige negative Aspekte. Ich werde mir wohl keinen weiteren Flakon dieser Parfum-Version zulegen. Warum? Erstens, ich rieche, wie gesagt, keine erheblichen Unterschiede zum EdP. Zweitens, wir reden hier von nahezu Nischen-Preise. Knapp 130€ für 100ml ist schon eine Ansage. Die Performance ist okay, aber eher im unteren Mittelfeld. Ich nehme den Duft lange hautnah wahr, aber die Projektion ist nicht besonders gut. Aber vielleicht möchte man das ja auch.

Wenn ich einen Duft für mein Leben aussuchen müsste, würde die Entscheidung wohl auf BdC fallen. Ich möchte zudem am Ende dieses Kommentars zu meiner Frage im Titel kommen. In diversen Foren liest man immer wieder, dass die Bleu de Chanel DNA so langsam veraltet ist, und man sich doch bitte etwas Individuelles und Neueres zulegen soll. Darum meine Frage: Muss es denn immer außergewöhnlich sein? Ich bin durschnittlich, und ich steh dazu!
9 Antworten
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