VonK

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11 - 15 von 23
VonK vor 7 Jahren 7 3
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Don's Gratis-Probenset #44; Test 1
Aus der Sendung des lieben DonVanVliet mit drei tollen gratis Proben, welche mit der Auflage versehen war, Kommentare zu schreiben, folgt nun der erste Duft:

Irish Leather des Pariser Dufthauses Memo von Clara Molloy.
Ein Parfum, welches ob seines heftigen Preises wohl nicht bei mir einziehen wird. Eine hohe Qualität und einiges an Handwerkskunst kann man ihm jedoch definitiv nicht absprechen. Im Gegenteil, dies ist ein feiner Duft!

Irish Leather eröffnet bereits mit voller Kraft würzig-grün und lässt den Tragenden sowie seine Umwelt wissen, dass er da ist. Der Wacholder entfaltet sich von Beginn an und ruft in meinem Kopf das Bild eines Holzfasses hervor (obwohl diese zumeist aus Eiche sind und nicht nach Wacholder riechen!?). Die gesamt Komposition ist sehr gut abgestimmt, dennoch sind die schwarzen Zapfen, welche zumeist als Beeren bezeichnet werden, hier omnipräsent.

Matetee hat ebenfalls einen sehr grün-krautigen Geruch, der leicht an den von Tabak erinnert und unterstützt in der Komposition den Wacholder gut. Das nach Heu riechende Ruchgras tut sein Übriges. Der Birkenteer gibt dem Ganzen noch eine angemessene Rauchigkeit, die fast selbstverständlich und trefflich wirkt.

Dadurch entsteht ein Geruch von Gebrauchsleder. Kein feines Autointerieur, sondern eher etwas von Sattel. Ein derberes, aber qualitativ hochwertiges Leder. Etwas dezent warm-animalisches rundet die Kreation ab.

Ich sehe mich hier in den Herbst auf einem Landgut versetzt, wo Heu gelagert wird und Kräuter an Holzbalken trocknen. Ein Stück weiter ab Sind Pferdestallungen mit edlen Tieren. Eher Dressur als wilder Westen.
Nach einigen Stunden wird der Duft insgesamt ruhiger und zahmer. Der Abend bricht beruhigend über ihn herein. (Die Darstellung des Marketings beeinflusst hier natürlich meine Wahrnehmung, jedoch deckt sie sich nur in Teilen)

Ich kann einen Test wärmstens empfehlen. Wäre der Duft nicht ganz so teuer, würde er vielleicht sogar auf meine Wunschliste wandern. Insgesamt ein solides Werk.
3 Antworten
VonK vor 7 Jahren 6
7.5
Duft
Rosmin
Eau de Protection verströmt, frisch aus der kleinen Phiole, augenblicklich einen angenehmen Rosenduft. Ich empfinde diesen nicht als stark synthetisch wirkend. Er macht bereits zu beginn einen dichten und satten Eindruck.
Nach kurzer Zeit mischt sich zur Rose der Jasmin und geht eine vollkommene Symbiose mit ihr ein. Damit sind für mich die Noten weitgehend erschöpft, was dem Ganzen nicht schadet. Ein wahrer Rosmin.
Mag sein, dass der Rest zum Gesamtbild hintergründig beiträgt, mag sein, dass meine Nase eben genau das riechen will (die Option, dass nichts weiteres da ist, lasse ich einfach mal aus).

Einen Geruch von Blut nehme ich beim besten Willen nicht wahr. Kein typischer Eisengeruch; schade eigentlich, ist doch die Assoziation von roten Rosen mit Blut ein Topos, welchen ich gerne olfaktorisch ausgearbeitet gerochen hätte.

Im Verlauf hat der Rosmin etwas ätherisches, ähnlich einer Badekugel. Was ihm wiederum nicht schadet, sondern eine verwirrende und interessante Komponente beisteuert. Ich bin mir nicht sicher, ob sich dies über die Zeit verliert oder ob ich mich einfach nur daran gewöhne. Es scheint mir jedoch, als lege sich das wieder.

Insgesamt eine spannendes, wenn auch nicht herausragendes Machwerk, was dicht und saftig wirkt, ohne dabei zur Opulenz zu neigen und überfordernd zu sein. Ich würde ihn zwar nicht jeden Tag tragen, aber tragen würde ich ihn durchaus. Für Blumenmädchen und Blumenjungs ( wie für alle anderen auch ;) durchaus eine Testempfehlung.
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VonK vor 7 Jahren 14 2
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Die große Fiktion; Labdanum
Da ist er also, der zweite Duft, welcher den Namen des Markgrafen von Sade trägt und prahlerisch vorgibt, die Sonne angreifen zu wollen.

Ich interessiere mich schon lange für die historische Person de Sade sowie für dessen Rezeption. Folglich musste ich auch diesen Duft testen. Ein voller Erfolg des Marketings.

Die Duftpyramide gibt ausschließlich Zistrose an und nach einem merkwürdigen saure Gurken Auftakt, erhebt sich auch alsbald die Harzigkeit des Labdanums und feiert sich selbst. Das Ganze bleibt dabei vollkommen unsüß, jedoch typischerweise sehr warm und leicht schwülstig.

Histoire de Parfum liegen mit ihrer Interpretation bei mir jedoch vor dieser hier. Während beide Düfte nicht sonderlich große Ähnlichkeiten haben, findet sich ihre Schnittmenge in der Wärme, die sie verströmen. Es scheint gar, als sei dies, was den Parfümeuren in den Kopf kommt, wenn sie an de Sade denken. Ich finde das durchaus nachvollziehbar.

Wer einen kompromisslosen und unsüßen Amberduft sucht, der ist hier goldrichtig. Wer sich traut, einen Duft zu tragen, der nicht jedem gefallen wird, ebenfalls. Hier muss man schon einiges an Mut und Auftreten mitbringen, um ihn tragen zu können. Er hält einen einige Stunden mit seiner überbordenden Labdanumladung auf Trab und lässt die Umwelt auch deutlich teilhaben.

Würde Donatien den Duft gut finden? Das kann ich natürlich nicht sagen, ich allerdings mag ihn durchaus.
2 Antworten
VonK vor 7 Jahren 5 4
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Zwei Proben; Auf Nummer sicher
Damit ich hier keinen Stuss schreibe, habe ich mir extra eine zweite Probe des Duftes besorgt. Die liebe Achilles wies mich nämlich zu meinem ,jetzt entfernten, Statement darauf hin, dass der Duft durchaus nach Amber riecht. Ich plädierte voreilig, ihn eher Essence No3: Vanille zu nennen.
Ja, Labdanum gibt hier die Harzigkeit. Die zweite Probe (die auch den gleiche Duft enthält) und ein ausführlicherer Test, zeigen dies deutlich.
Nur ist dieser Duft sooo kuschlig-süß, dass ich den Amber wirklich zeitweise nicht als Hauptakteurin sehe.
Hier ist eine derartige Fusion mit Vanille eingegangen, dass der Benzoe-Labdanum-Akkord auch sehr süßlich wirkt. Damit hat der Duft größere Ähnlichkeit zu vielen Parfums, die Vanille als Hauptthema haben, wie ich finde.

Insgesamt hat der gute Herr Kurkdjian hier eine dichte Komposition mit einigem Wiedererkennugswert geschaffen. Dennoch finde ich, dass der Duft schon stark an der Grenze zum Plakativen wandelt. Er ist doch etwas simpel.

Jedoch muss es auch nicht immer der "hohe Anspruch" sein.

Wenn DaveGahan schreibt, dass der Ambre nix für Hombre sei (ein lustiges Wortspiel btw.), kann ich das nachvollziehen. Ich mag gerne sehr süße Kompositionen, hier allerdings komme selbst ich schon an meine Grenzen. Nach einigen Stunden des Tragens kann der Duft durchaus nervig und aufdringlich werden, wenn man überdosiert. Man entkommt seiner Ausstrahlung einfach nicht.

Ich werte daher weit unter dem Durchschnitt hier. Der Duft ist durchaus gut, nur nicht so sehr gut für mich. :)
4 Antworten
VonK vor 7 Jahren 6 1
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Avoir la sagesse
"Der Weise Mann ist Gott nahe", lese ich durch Zufall auf einer Internetseite, was hier in Verbindung zum Namen des Dufthauses sehr gut passt.

Nun ist bereits einiges über dieses hochkarätige, gold-gelbe Geschöpf geschrieben worden. Wahrlich profunde Analysen finden sich hier, die, fein ausdefiniert, mit Erfolg versuchen den Duft zu beschreiben. Ich möchte nicht redundant wirken, dennoch verdient diese grandiose Kreation weitere Würdigung.

Eine Kopfnote der Schönheit eröffnet ihn. Ungewöhnliche sanfte Süße von Zitrusfrüchten und einer schönen Litschinote eröffnet die Komposition und sie alleine verdient bereits höchstes Lob. Selten habe ich etwas derart faszinierendes so meisterlich präsentiert gerochen.
Noch während ich die Kopfnote genieße und zu ergründen suche, verschieben sich die Dimensionen fast unmerklich. Eine bemerkenswerte und recht ungewöhnliche Holzigkeit macht sich breit, begleitet von Strohblume, die das Interesse nicht abreißen lässt. Die Safrannote des Präludiums schwebt ebenfalls mit.
Die Basis kommt ebenso unvermutet und bringt eine Harzigkeit mit sich, ohne jedoch für mich merklich das Vorangegangene abzulösen. Es unterstreicht vielmehr.

Der Duft ist wahrlich ein Mysterium. Nicht wirklich opak ist dennoch alles so gut verbunden und geschichtet, dass ein harmonisches Ganzes entsteht. Stohigkeit, Holzigkeit, Süße ohne süß zu sein, Wärme. Eine angenehme Sillage und eine nicht übermäßige, dennoch aussreichende Haltbarkeit.

Dieses Parfum hat alles, was ein Meisterwerk haben muss. Noch dazu stimmt der Preis völlig. Ich zolle meinen vollsten Respekt!

Immer wenn ich den Duft trage, bin ich begeistert und beruhigt, dass dergleichen noch produziert wird. Unter Umständen muss ich sogar nach weiterem Tragen meine Wertung noch um eins erhöhen.
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