Wolkensaft

… zumindest was die Haltbarkeit und Sillage angeht. Mein Lieblingsduft dieser Tage ist Dior Homme Cologne (DHC). An heißen Tagen gibt es nichts besseres. Und das bleibt - zumindest vorerst - auch so. DHC ist in seiner Einfachheit unglaublich raffiniert und elegant. Allerdings: Haltbarkeit und Sillage von DHC, auch wenn sie nicht sooo schlecht sind wie oft kolportiert, können gegen diesen Kandidaten hier einfach nicht anstinken. Nach fast zwölf Stunden an einem warmen Sommertag nehme ich die zwei Spritzer Vetiver Pampelmousse noch deutlich auf meiner Haut wahr. Die anfängliche Spritzigkeit der Grapefruit wird über die Zeit freilich etwas weicher, verliert sich aber nie ganz. Und dabei wirkt sie immer sehr natürlich, als ob man sich die Öle der Schale auf die Haut geträufelt hätte. Es riecht schlicht genau so wie die Hände riechen, nachdem man eine Grapefruit geschält und zerteilt hat. Und das eben für eine doch relativ lange Zeit. Bedenkt man dann noch den Preisunterschied zu DHC, wird dieser Duft hier wohl zu meinem Alltagsfavoriten für den Sommer.

Ich habe nun schon mehrfach gehört (oder gelesen), dass L'Eau d'Issey pour Homme zwar schön komponiert, qualitativ hochwertig, ein echter Klassiker, etc. pp. sei, aber zu altmodisch, um heute noch getragen zu werden. Für viele scheint dieses Parfum eher eins zu sein, das man halt in der Sammlung hat, aber nicht benutzt.

Das ist freilich grober Unfug. Das Zeug ist mehr als tragbar, ich denke für alle Altersklassen. Kein Hauch von "Alte-Leute-Parfum". Ebensowenig schriller Teeniekram, den man ab einem bestimmten Alter einfach nicht mehr tragen kann. Es ist erfrischend unmodern, im besten Sinne: nicht irgendwelchen Moden folgend, die so schnell wieder gehen wie sie gekommen sind. Geradezu zeitlos.

Meiner Meinung nach ist dieser Duft hier absolut unterbewertet. Mag sein, dass er ganz ähnlich riecht wie Invictus. Ich vermag das nicht zu beurteilen, denn ich kenne Invictus nicht. Aber schlecht ist der keinesfalls. Es ist ein einfacher, direkter, fruchtig-frischer, etwas süßer und leicht würziger Sommerduft, der auch bei 30 Grad noch geht. Bestimmt kein Meilenstein, aber durchaus angenehm.

In dieser Preisklasse ist mir noch nichts qualitativ besseres untergekommen. Und auch vom Duftprofil darf man durchaus angetan sein, wenn es einem denn liegt.

Ganz zu Beginn etwas stechend, nach zwei, drei Minuten dann frisch und grün, aber nicht harsch, sondern auf eine runde Weise. Nicht so unmittelbar spritzig zitrisch wie die angegebenen Kopfnoten erwarten lassen, sondern weicher. Bald dominiert dann ohnehin das Dunklere, Grüne, Krautige. Die Minze ist übrigens da, aber nicht so sehr mentholig kühl, sondern eher süß. Und sie bleibt auch eine ganze Weile. Auch deshalb passt er für mich eher zu den nicht ganz so heißen Sommertagen, auch in den Herbst und Frühling.

Mich erinnert der Duft an die Generation vor mir, die heute 50 bis 60jährigen. Das heißt erstmal nichts. Er ist trotzdem überraschend gut. Mir persönlich nur einen Hauch zu old-school.

Ich habe beide Dürfte parallel ausprobiert. Sie sind sich sehr ähnlich, fast verwechselbar, aber dann doch verschieden. In der ersten Minute startet AHSC einen Hauch spritziger, prickelnder als DHC, entwickelt sich aber bald in eine ganz leicht krautige Richtung. Die oft beschriebene Limo mit Eis finde ich eher im Auftakt des AHSC (Sprite, und ein Schuss Almdudler). Sie verändert sich dann aber rasch. DHC verläuft hingegen sehr linear. Über die Zeit bleibt DHC dadurch frischer als AHSC. Die simple, frische Zitrusfrucht ist, was ich gesucht habe, deshalb hab ich mich in diesem Fall für das DHC entschieden. Ich kann mir aber vorstellen, dass andere die etwas vielschichtigere Entwicklung des AHSC vorziehen. Und ich würde fast wetten, dass das Umfeld keinen Unterschied bemerkt, wenn man die Düfte abwechselnd trägt.