Zionist

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1 - 5 von 24
Zionist vor 4 Jahren 6
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Duft
Neuffer und Rachmaninoff
Mit ihrer einzigartigen Handschrift hat Fr. Neuffer diesmal ein Novum unter den Düften - die sich den zitrischen Noten verschrieben haben - geschaffen - denn so einen Kreation unter dem hesperidischen Himmel, wo Agrumen unterschiedlichster Provenienz so lange virtuos in der Solistenrolle in einem wohltemperierten orchestralen Zusammenspiel auftreten, ist mir noch nicht untergekommen.

Der Markt scheint ja, gerade was die vielen hesperidischen Soliflor Düfte angeht, und bezogen auf den vielfältigen Eiinbau zitrischer Essenzen in den Kopfnoten abgesättigt zu sein, insofern stieß dieser Duft zunächst auch bei mir auf kein besonderes Interesse, da Orangen bei mir morgens frisch gepresst aus dem Kühlschrank, am besten aufgehoben erscheinen.

Ausserdem habe ich Enrico Buccella´s Düfte letztes Jahr kennen und schätzen gelernt, der unter dem Namen Sigilli und Cerchi Nell`acqua firmiert, wo mir gleich mehrere zitrische Düfte ins Auge - oder besser gesagt in die Nase gesprungen sind, und die bei mir einziehen mussten.

Hesperia als frischstrahlender typischer Zitronenduft mit Orangenblüten und Hölzern, E*5 ein Duft wo Neroli , Petigrain mit Zitrusöl/ Bergamottte eine tolle Symbiose eingehen, und LÈxotique der für mich mit seinem Bitterorange/Mandarine / Ambroxan eine tolle Performance liefert - und die ich alle als sehr langanhaltend und hochwertig wahrnehme. Insofern schien mein Bedarf an zitirscher Frische für weitere Jahre gedeckt.

Nur würde ich Enrico Buccella´s Kreationen, was deren Entwicklung auf der Haut betrifft, vor allem in die Gruppe der monochromatischen Düfte einordnen.
Monochromatisch ist hier in keiner Weise als despektierlich oder eintönig aufzufassen, nur fehlt ihnen der Agrumen Virtuose im orchestralen Auftritt, was die Stärke und Eigenart von Vermilion Orange zu sein scheint.

Die unterschiedlichen Orangenessenzen wurden hier von der Parfumeurin als sehr langanhaltendes und leicht herb-fruchtiges bitteres Odeur solistenhaft changierend eingebaut und zeigen musisch übersetzt Parallelen, bzw . haben direkte Gemeinsamkeiten mit den schwierigen Oktavenläufen eines Pianisten, die gerade den 2. und 3. Satz von Rachmaninoffs 2. Klavierkonzert so berühmt gemacht haben.

Rachmaninoff als Vertreter der Hochromantik überschritt in seinen Werken die traditionelle Harmonik und räumte der individuellen Gefühlsbetonung oberste Priorität ein, fügte ausgefallene akkustische Feinheiten hinzu, um in neuen Harmonien einen noch überwältigeren Eindruck zu ermöglichen.

Der Pianist muss neben einer soliden Tastenvirtuosität nicht nur die Kraft seiner Finger, sondern auch sein ganzes Körpergewicht einbringen um Klangfarben und neue Klangmöglichkeiten zu ermöglichen.
Vermilion orange - in seiner von Anfang an bestehenden hyperassoziativen melodisch olfaktorischen Üppigkeit - zeigt uns gerade diesen überwältigenen Eindruck, wie er in der Romantik angestrebt wurde. Der Duft ist voll von innerer Kraft in seiner Virtuosität und voller harmonischer Effekte in seinem Verlauf und neu in seiner Instumentierung.


Die Kopfnote ist durch eine belebende Frische mit bittersüssen Spitzen charakterisiert- Pfeffer und Ingwernoten scheinen hier beizutragen, aber gleichzeitig sind dem Duft auch von Beginn an Wärme und Geborgenheit eigen, die vermutlich durch Zimt eingeleitet werden und zum florlen Herzteil des Verlaufs überleiten.

Dem Trio aus Blutorange, Wild- und Bitterorange geht bis zum Ende nicht die Luft aus und für mich ist es ein Rätsel, wie man es bei all ihrer bekannten Flüchtigkeit zu Wege bringt, Agrumenessenzen so lange und so präsent in einen Duft einzubauen, um nie ein zuviel an fruchtigen Elementen zu bekommen.

Ohne ihn zu erleben, ist es schwer seinen Verlauf anhand der Ingredienzien zu beschreiben, denn dieses Kunstwerk ist so verwoben und voller olfaktorischer Feinheiten und gleichzeitig so klassisch in seiner opulenten Klarheit - von oben betrachtet - und überrascht immer wieder dadurch, dass die Bitterorange das Zepter in die Hand nimmt und in den Vordergrund tritt, trotz des omnipräsenten harmonisch auftretenden Überbaus der sich von der Herznote bis lange ind die Basis erstreckt und durch die balsamisch- süß samtig warmen Harz-und Holztöne charakterisiert wird, die glissandohaft, gleich einer Gruppe fein aufeinander abgestimmter Violinisten, auftreten.

Vermilion orange hat einen hohen Wiedererkennungswert und ich finde es schön, dass diesem Duft diesmal keine Bienenwachskomponente eigen ist, da dadurch seine Eigenständigkeit nur noch mehr betont wird.

Vermilion orange ist auch eine gewisse Sinnlichkeit nicht abzusprechen, auch hier decken sich meine Assoziationen zu Rachmaninoffs 2. Klavierkonzert Opus 18 C minor, da Passagen des 2. und 3. Satzes daraus auch in die Filmmusik eingegangen sind und sowohl in den in den 30er Jahren gedrehten Film " Menschen im Hotel" mit Greta Garbo verwendet wurden, beziehungsweise hat sich Marilyn Monroe zu Rachmaninoffs Klavierkonzert 1955 im " Das verflixte 7. Jahr " verführen lassen.
6 Antworten
Zionist vor 8 Jahren 12
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8
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9
Duft
Die sieben Säulen der Weisheit
Der britische Archäologe und Agent und Schriftsteller Thomas Edward Lawrence, eher legendär geworden unter seinem Namen „Lawrence from arabia“ schildert in seinem autobiographischen Schrift „Die sieben Säulen der Weisheit, den während des ersten Weltkriegs durch ihn organisierten erfolgreichen arabischen Aufstand gegen das osmanische Reich.

Der militärtaktisch eher unerfahrene Lawence nutzte dabei eher seine engen persönlichen Kontakte zu einem der Söhne des Emirs, und verstand es über ihn die für Feldschlachten unorganisierten Beduinenstämme zusammenzuführen.
Seine guerillamässig terroristischen Anschläge mit Sprengstoff wurden nadelstichartig und hinterhältig gezielt auf die Wasserversorgung und die Eisenbahnlinie zwischen Damaskus und Medina durchgeführt, und führten a la long zum Erreichen des Kiegsziels der Engländer in Einklang mit den arabischen Rebellen, und zum schließlichen Fall von Damaskus.

Der britische Filmregisseur Sir David Lean bekannt für seine breite und in Details ausufernde Erzählweise in seinen Filmepen hat den dazugehörigen Film gedreht, der mir mit Aufsprühen von Maroquin nicht aus dem Kopf gehen mag.

In seiner Ausrichtung tu ich mir in der Beschreibung schwer und versuch ihn auf assoziativer Ebene in Worte zu fassen. Ich nehme den Duft primavista als geschichtsträchtig wahr, dem vor allem ein drängerischer Charakterzug zu eigen ist, der einen zunächst nicht zu Ruhe kommen lässt und etwas Aufwühlendes in mir erweckt.
Die Kopfnote von schönster hesperidischer Qualität feinsinnig scharfkantig mit Gewürzen verwoben die unmerklich schnell zu einem florientalischen und Weihrauch und Harz durchtränkten Cinematoscope Duftabenteuer in der Herznote weiterleiten.

Neben seiner Schwere - im Sinne von Mächtigkeit- hat Fr. Neuffer hier ein olfaktorisch multidimensionales Mosaik geschaffen, das in seiner Dichtheit gleichzeitig auch stimulierende fordernd romantische Assoziationen aufkommen lässt, wobei dem sie erotisch poetische Suggestionen eingeflochten hat.
Dies ist vermutlich der kunstvollen Komposition von Iris/ Orangeblüte mit Virginiatabak und dem Aufflammen von schwarzen Pfeffer im Beisein von weiteren Blüten und Gewürzen geschuldet.

Imaginative Wüstenszenen tritt Maroquin bei mir los, wie sie die arabische Halbinsel oder die in Jordanien befindliche Felsformation „the seven Pillars of Wisdom“ mit seinen riesigen rötlich zerklüfteten Felsklippen aus Sandstein im Wadi Rum bei flirrender Hitze bietet.

Die cremig- balsamisch (Bienen)harzige Körpernote von unglaublich hoher und langandauernder Wertigkeit rundet diesen Duft perfekt ab und macht Maroquin daher für mich aufgrund seines aufregenden Gesamtverlaufs absolut signaturwürdig, weswegen er bei mir seit seinem Einzug einen Platz ganz oben in meiner Sammlung zu finden ist.

Persönlich hat Maroquin für mich etwas dunkles , leicht unheimliches und zugleich männliches an sich, was auf einer anderen Haut vermutlich völlig anders wahrgenommen werden kann. In Privaten oder als Abendduft, an heißen Sommertagen wie auch bei dunklen Tagen mit Winterfrost ist er für mich gut vorstellbar.

Aufgrund seines eigenen starken Charakters kann ich mir den Duft gut bei Trägern jenseits der 30 vorstellen, und spreche damit offensichtlich unbewusst Jüngeren die dazugehörige Lebensweisheit ab, ohne dabei die dazugehörige Subjektivität des Einzelnen zu vergessen, die erst unserer Parfumwelt so eine endlose Vielschichtigkeit und Vielfalt in der Duftwahrnehmung einhaucht.
12 Antworten
Zionist vor 8 Jahren 9
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
wunderschöne Räucherharze ganz ohne Kultstätte oder Orientbezug
Es ist diese einzigartige mystisch-aromatisch anmutende duftende Rauchkomponente, die den Räuchermitteln so eigen sind, und unter der Kategorie „Weihrauch“ zusammengefasst werden.

Seit meinem Parfumo-Beitritt war dies die Richtung, die ich hier für mich völlig neu entdecken durfte, und die mich seither von allen anderen interessanten Duftschwerpunkten hier am meisten faszinierte, weshalb meine Parfumsammlung bei diesen Duftvertretern auch weiter den stärksten Zuwachs verzeichnet.

Die Harze der Balsambaumgewächse, der Myrrhe oder der verschiedenen Zistrosen, des Galbanumstrauchs – die verschiedenfarbigen Harze diverser weiterer tropischer Bäume mit reichem ätherischen Ölgehalt werde ich nie klar auseinanderdifferenzieren können – jedoch ist ihnen allen meine übergroße Faszination an ihnen eigen.

Da der Besiedlungsraum der Weihrauchpflanzen idealerweise heissen kargen Trockengebieten entspricht, der sich zwar vom südlichen Mittelmeerraum bis nach Indien erstreckt, hatte ich bisher nur in der Negev in Israel erstmals persönlichen Kontakt mit dieser Pflanzengattung, deren milchiges Gummiharz durch Lufttrocknung so eine hohe Affinitt auf mich ausübt- ansonsten hätte ich vermutlich schon alles unternommen,eine eigene Plantage auf meiner Terrasse inmitten der Berliner Seenplatte zu realisieren.

Der gute Kommentar von Yatagan über “Tabac Santal / for Him“ von Annette Neuffer, hat mich auf diese interessante Manufaktur im süddeutschen Raum aufmerksam gemacht, wobei mich an dieser Parfumeurin vor allem der außergewöhnliche und eigenwillige Zugang in der Umsetzung ihrer Duftkonzeptionen zu faszinieren begann, und für mich interessant machte.

Der Einzug von Per Fumum als Blindkauf war dann nur die logische Konsequenz nach entsprechender Kontaktaufnahme.
Meine inzwischen überwundenen Aversionen auf kirchlichen Weihrauch in der Kindheit habe ich in anderen Kommentaren schon erwähnt.
Insofern will ich mich diesmal mit dem mystischen Charakter auseinandersetzen, der diesen Rauchharzen nun mal so zu eigen ist, weshalb in allen antiken Zivilisationen der Weihrauch und natürlich in weiterer Folge wohlriechende Substanzen zuerst, und vor allem ausschließlich nur Göttern vorbehalten war.

„Insence“ wurde seit jeher in sämtlichen Kulturen als bevorzugte Opfergabe und als heiliges rituelles Geschenk verwendet, um eine Kommunikationsebene zwischen Himmel und Erde zu ermöglichen.
Während dem Menschen bei Tieropfern vor allem das Fleisch des getöteten Tieres zustand, war es der aus den verbrennenden Tierknochen aufsteigende Rauch, der als Geschenk Götter auf
den Menschen gesonnen stimmen sollte.

Der französische Altphilologe, Kultur- und Religionshistoriker bzw. Antropologe Jean – Pierre Vernant ( 1914- 2007) , dessen bevorzugtes Forschungsgebiet die griechische Mythologie und ihre antropologischen Implikationen für die Kulturgeschichte im Altertum hatte, hielt fest, daß Parfums und Gewürze ausschließlich nur für Götter allein bestimmt waren, und dem Zugriff der Menschen als Nichtgötter somit auf immer verwehrt bleiben musste.

Das ägyptische Wort für Weihrauch lautet „sonter“ und wurde traditionell früher dem Schriftzeichen für „Gott“ oder „göttliches Königreich“ gleichgesetzt.
Immerhin hielt sich im alten Ägypten auch der Glaube, dass Weihrauch nichts anderes sei, als der Schweiss von Göttern, der auf die Erde gefallen war.

Annette Neuffer hat hier mit der Schöpfung ihres Parfums PER FUMUM eigenständig und zielsicher eine Kertwendung um 180 Grad vollführt, und lässt die Rauchharze in einem völlig neuen Licht und Kontext erstrahlen.

Die sich aufbauende Silhouette in den ersten Sekunden der Kopfnote wird zu einem stark präsenten Feuerwerk, das die klare Handschrift seiner Schöpferin trägt, geradezu vor Einzigartig nur so strotzt, und in seiner Intensität fast nicht von dieser Welt erscheint.
Unglaublich was die in der Kopfnote angeführten Ingredienzien ohne das Zutun von Aldehyden oder künstlichen Duftverstärkern zustande bringen.
So berauschend frisch sauer würzig mit schneidender Schärfe habe ich selten eine Kopfnote erlebt.

In weiterer Folge ist das Thema Weihrauch hier ganz klar westlich ohne Kultstätte und Orient umgesetzt, was für mich eine völlig neue Erfahrung ist, und meine Erwartungen an eine neue Umsetzung des Weihrauchthemas unglaublich anspricht.

Die zarte floral chanchierende Herznote unterstreicht den eigenen konzipierten Charakter von Per Fumum als Begleiter mit hohem Wiedererkennungswert und deutlich weltlicher Ausrichtung.
Obwohl körper- und kraftvoll in der weiteren Wahrnehmung erlebe ich ihn über lange Zeit mit körpernaher und nicht raumergreifender Sillage, was ihn für mich zu meiner Freude auch tagsüber als arbeitstauglich macht.
Annette Neuffers Interpretation dieses Weihrauchduftes ist nicht den Göttern gewidmet, sondern
wird von mir als bewußt intendiertes Geschenk an die Menschheit verstanden.

Perubalsam und Bienenwachs mit Tonkabohne und vanilligem Dazutun ergeben nochmals so richtig einen langanhaltigen Ausklang der in seiner Cremigkeit und Geschmeidigkeit nur positive Assoziationen in den weiteren Stunden aufkommen lässt - auf mein T shirt aufgesprüht ist Per Fumum auch noch spät vormittags am nächsten Tag klar wahrnehmbar.

Fazit: Per Fumum lässt so manchen meiner bisher geliebten Weihrauchdüfte in ihrem Glanz erblassen und ist ein deutlich eigenständiges selbstbewußtes Statement einer höchst talentierten deutschen Parfumeurin.
Für mich ein „All time favorite“!
9 Antworten
Zionist vor 10 Jahren 23 9
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
Schweizer Alpenzauber
Die Parfums von Andy Tauer erfuhren von mir lange Zeit eine Nichtbeachtung, da meine Molkerei / Schokolade und Uhren Vorurteile bezüglich der Schweiz so dominant waren, daß ich mir mit der Möglichkeit auf ein großes Duftinteresse in diesem Alpenland zu stossen, nur eine äußest marginale Chance gab.

Als unlängst Ergoproxy mein Interesse mit Tauers Incense Rose` weckte, verstand ich sofort, daß hier ein talentierter und kreativer Kopf hinter einem äußest beeindruckenden Duft steht, dessen innovative signifikante Handschrift sich als klares und neues Konzept von üblichen anderen Duftschöpfungen unterscheidet.

Trotz des kurzen Bestehens von Tauer Parfums und dem noch durchaus übersichtlichen Sortiment trugen alle weiteren mit zugänglichen Proben die gleiche Handschrift von hochstehender handwerklicher Qualität.

Die Düfte Tauers besitzen alle einen kreativ innovativen Einfallsreichtum, sind Komposition erlesener Zutaten und bringen ein unvergleichliches Dufterlebnis mit dem magischen Etwas zustande.
In Anlehnung an das Haus Guerlain – kann man den Düften von Andy Tauer den Terminus und das Prädikat „Tauernade ohne weiteres zuerkennen.


Mit dem Namen Noontide pedals : noontide = zur Mittagszeit und petals für Blütenblätter, wird wohl der Blumenreichtum in der Natur gemeint sein, wenn die Sonne am höchsten steht.

Und die Natur bekommt ihren Auftritt:

Die Kopfnote ist von einer unglaublichen Lebendigkeit und beeindruckenden Farbenintensität.
Mit dem ersten Atemzug werde ich sozusagen mitgerissen, und bei mir macht sich in der Wahrnehmung eine ergänzende Duftdimension breit, die alte cinematographische Assoziationen aufsteigen lässt:
Ein Gefühl des Neunen und der Überraschung kommt hoch -damals, als ich erstmals „The Wizzard of Oz“ sah und der Schwarz -Weiss Film in Farbe umschlug, oder bei „Singing in the Rain“, als sich der Stummfilm um die Dimension des Tons erweiterte.

Auch die Herznote und die Basis stehen der Kopfnote hinsichtlich Faszination und Kombination in nichts nach, aber hier kann ich mich schliesslich kurzfassen, da in der anschließenden Beschreibung von Hrn. Tauer nichts hinzuzufügen ist.




"With Noontide Petals, I am referring to a glittering age of perfumery. Then, in the first quarter of the last century, aldehydes found their way into some of the most beautiful fragrances. It was like turning on the light in a dim room. Aldehydes allowed to create the most stunning effects in perfumery, never experienced before. Together with and complementing the distinguished beauty of natural extracts of flower petals, leaves and precious woods, they were and still are the key to noble glamour.

Referring back in time, Noontide Petals is a bright, brilliantly glittering fragrance with a modern twist. It opens with the sparkling splendor of aldehydes, joyous and elegant, softened by Bergamot and Bourbon geranium. These bright head notes shine on a refined and gentle chord of flower petals, composed of rose, ylang, tuberose and jasmine. The body of the fragrance underlines the unisex character of Noontide Petals: It is a soft and sensual patchouli, powdery vanilla and rich sandalwood chord that plays with vibrating frankincense, with hints of iris, vetiver and styrax adding a bright twist.” —Andy Tauer




Der Duft ist als unisex ausgewiesen, und kann dies bei opulenter fulminater floraler Präsenz auch halten, wobei auch die Haltbarkeit als überdurchschnittlich gut zu bezeichnen ist.

@ParfumAholic: Die Aldehyde die einen wesentlichen Teil der Kopfnote charakterisieren, sind hier in synergetischer Funktion erfolgreich in den Duft eingebaut, und haben nicht diesen malignen Charakter von kleinen penetranten Quälgeistern oder äußerst anhänglichen Biestern, wie Du dies so schön und treffend unterhaltsam in Deinem Kommentar bezüglich Arpege Lanvin einmal beschrieben hast.
9 Antworten
Zionist vor 10 Jahren 25 10
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
5.5
Duft
Keeping up appearances
Mit der durch Oscar Wilde inspirierten Firmenphilosophie - It ist only the shallow, who do not judge by appearances - hat der Engländer Mr. James Heeley, der seinen Wirkungsbereich auf Paris zentriert sieht, bei mir mit den 3 bisher von ihm aquirierten Düften Cardinal, Hippie Rose und nun mit Cuir Pleine Fleur ausschliesslich große Aufmerksamkeit und Bewunderung hervorgerufen.

Lederdüfte haben sich mir bisher noch nicht richtig erschlossen und wurden bisher eher stiefmütterlich mit Desinteresse gestraft.

Insofern wollte ich gestern dem Verkäufer von MDC Cosmetic Berlin in Prenzlauer Berg schon abwinken. Dieser bestand aber darauf diesem Duft doch eine Chance zu geben - und wahrlich tat sich plötzlich ein komplex frischer Gentlemanduft auf, der meines Erachtens eine äußest gelungene Symbiose eines English Scents aus dem Barbershop Segment darstellt, die in dezent prachtvollem Einklang mit der klassischen französischen Parfumkunst steht.

Diese Kopfnote die sich aus einem Potpourri von Veilchen – und Lorbeerblättern, Bergamotte und Zimt zusammensetzt hat einen selbstbewußten und lange dominaten Auftritt und wirkt zunächst fruchtig gewürznelkig frisch.

Konkrete Assoziationen zu dem von mir sehr geliebten „Ajaccio Violets“ von Geo. F. Trumper sind da ganz klar nicht von der Hand zu weisen.

Die Veilchenblätter mit dem Lobeer können vor allem zu Beginn dieses floral würzigfruchtigen Auftakts eine gewisse Schärfe und Kantigkeit innehaben und nicht unbedingt jedermanns Geschack entsprichen, aber kommen meinen Wünschen und Erwartungen sehr entgegen lassen sich lange bis in die Herznote verfolgen.

Ein zarter honig-lastiger Rauch zieht sich durch die anschließende florale Herznote, die in der Wahrnehmung am ehesten an dezent parfumierte Rauhlederhandschuhen in all ihrer Samtigkeit denken lassen.

Birkenteer ist eine Ingredienz mit der ich große Schwierigkeiten habe, weswegen mir viele der bisher erkundeten Lederdüfte nicht zusagten.

Bei Cuir Pleine Fleur ist das jedoch eine Ausnahme:

Heeley schafft es durch den ausgewogenen Anteil an Vetiver, dem äußest maßvoll eingesetzten Birkenteer in Kombination mit Patchouli mit den anderen nachhaltend wirkenden Ingredienzien einen Duftentstehen zu lassen, der alle Eigenschaften eines klassisch - zart - cremigen Lederdufts erfüllt, und von langer Haltbarkeit und solider Sillage ist.

Cuir Pleine Fleur agiert im Hintergrund, hat eine starke Präsenz ohne sich aufzudrängen und beeindruckt aufgrund seiner Luzidität anstatt mit lautem Sprücheklopfen.

Dieser Duft ist wie geschaffen für Männer die das ganze Imponiergehabe nicht notwendig haben, in sich ruhen und sich eigener Qualitäten und Werte sicher sind.

Cuir Pleine Fleur passt zu Männern die ohne Standestünkel auch Fahrrad und Anbindungen im öffentlichen Verkehr für sich nutzen können und ihren Geldfluss durch eigene Hirnganglienaktivität vergrößern.

Hingegen wird CPF den Männern, die es gewohnt sind durch Solarium, Brusthaar und übertourig gefahrene Leasingautos der Luxusklassse Blicke auf sich zu ziehen, der Reichtum und das Wertvolle dieses Duftes eher verwehrt bleiben.

Durch die dezente Zurücknahme in seinem Aufreten verkörpert dieser Duft in seinem Wesen Eleganz und Stil und erfüllt durch seine klassische Zeitlosigkeit alle Kriterien eines Meisterwerks der Herrenparfumkunst.

Vollig frei nach der von Patricia Routledge gespielten Hyacinth Bucket ist es dem Engländer Heeley hier gelungen aus einem „english suburban Bucket“ auf franz. Boden ein „Bouquet“ entstehen zu lassen.
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