08.11.2016 - 14:50 Uhr

Meggi
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Meggi
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59
Alles - außer meiner Familie
Frau Neuffer, geben Sie es zu: Sie haben auf meine (oder eine ähnliche) „Ich-mag“-Liste geguckt, bevor Sie diesen Duft kreierten. Dort steht: „Ich mag: Rauchige Opulenz, Harz, Leder, Tabak, Gewürze, dunkles Holz, behutsame Süße und vor allem meine Familie.“ Und in Ihrem Duft finde ich letztlich genau das wieder – na ja, außer meiner Familie natürlich.
Eine beinahe gummi-bittere und gleichzeitig weiß-weihrauchige Lorbeer-Elemi-undwasweißich-wahrscheinlichrosenholz-Eröffnung. Im Gesamtbild ist das für einige Minuten zunächst ziemlich wuchtig-gedämpft-finster. Bald sind erste Leder-Zuckungen spürbar, vielleicht aus der Teer-, doch vorrangig aus der Patchouli-Ecke, würde ich meinen. Anklänge frischen Tabaks changieren zwischen süß und bitter. Eine Prise Muskatellersalbei-Stink ver-ernsthaftet zusätzlich. Der schwarze Pfeffer ist gut bemerkbar, sowohl in Aroma als in Schärfe. Ein kraftvoll-fordernder Auftakt, dem durch die Tabak-Süße freilich binnen zehn Minuten angenehm die Spitze gebrochen wird. Der Tabak avanciert folgerichtig zum köstlichen Grandseigneur der ersten ein, zwei Stunden.
Eine das Schokoladige streifende Weißrauch-Patchouli-Note baut sich schließlich gemeinsam mit der nach zwei, drei Stunden aufkeimenden Vanille zur Andeutung einer Nascherei auf, ohne indes die Grenze zum Gourmandigen je zu überschreiten. Cumarin, vermutlich aus dem Tabak, liefert ebenfalls eine Spur von Süße, ein waldmeisterhaftes Augenzwinkern. Und stets hält sich im Untergrund ein leicht bitterer Leder-Eindruck.
Ganz allmählich wird der Duft cremiger und süßer, wobei dennoch praktisch alle bisherigen Akteure lange wahrnehmbar bleiben – wenn auch in sich vom Würzigen weg-verschiebenden Anteilen. Mag sein, dass ich an der einen oder anderen Stelle für diese Beiträge mehr und mehr die Phantasie zu Hilfe nehmen muss; egal.
Eine großzügige Portion Iris und Patchouli-Zeder-Staub unterbinden ein Abrutschen ins Pampige. Es wird zwar im Laufe des Nachmittags einigermaßen süß, doch nie erdrückend. Gern hätte ich die kantigeren Vertreter von vorne etwas länger bei mir gehabt, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Und immerhin endet Maroquin in einer (im Wesentlichen) Vanille-Patchouli-Weißweihrauch-Zedern-Note vom Feinsten, insbesondere mit hinlänglich dezenter Vanille. Beim stillen, gleichwohl charakterlich kräftigen Patchouli darf inhaltlich (nicht in puncto Lautstärke!) sogar eine Linie zum Patchouli-Könner „Monsieur.“ von Malle gezogen werden und das will was heißen. Heller Weihrauch und Zeder sorgen für angemessene Belüftung. Ich bin begeistert.
Auf zwei Punkte sei noch explizit hingewiesen: Zum einen lassen sich ungeachtet des dicht verwobenen Duft-Bildes die Komponenten (soweit sie mir ausreichend bekannt sind) fast alle recht deutlich erriechen. Zum anderen geht „Maroquin“ trotz der formal kräftigen Zutaten wegen seiner zurückhaltenden Sillage gerade eben als anzug-tauglich durch. Kenner unter den Rezipienten werden eine stilvolle Besonderheit spüren, während den Übrigen einfach nichts auffällt. Meine gelegentliche Kompromiss-Beduftung etwa auf Aufsichtsratssitzungen oder Hauptversammlungen könnte entfallen.
Der guten Ordnung halber sei ergänzt, dass ich es gemeinhin gern ein bisschen kräftiger mag, allein schon aus meiner nie versiegenden Hoffnung heraus, den Duft-Phlegmatikern im Büro mal ir-gend-ei-ne anständige Reaktion zu entlocken. Aber das ist rein individuell und sei als Randnotiz verstanden. Den Spaß vermag es ohnehin nicht zu trüben.
Fazit: Testen!
PS: Laut Herstellerin gibt es von „Maroquin“ zwei Chargen - eine mit mehr, eine mit weniger Vanille. Mein Test bezieht sich auf Letztere.
Eine beinahe gummi-bittere und gleichzeitig weiß-weihrauchige Lorbeer-Elemi-undwasweißich-wahrscheinlichrosenholz-Eröffnung. Im Gesamtbild ist das für einige Minuten zunächst ziemlich wuchtig-gedämpft-finster. Bald sind erste Leder-Zuckungen spürbar, vielleicht aus der Teer-, doch vorrangig aus der Patchouli-Ecke, würde ich meinen. Anklänge frischen Tabaks changieren zwischen süß und bitter. Eine Prise Muskatellersalbei-Stink ver-ernsthaftet zusätzlich. Der schwarze Pfeffer ist gut bemerkbar, sowohl in Aroma als in Schärfe. Ein kraftvoll-fordernder Auftakt, dem durch die Tabak-Süße freilich binnen zehn Minuten angenehm die Spitze gebrochen wird. Der Tabak avanciert folgerichtig zum köstlichen Grandseigneur der ersten ein, zwei Stunden.
Eine das Schokoladige streifende Weißrauch-Patchouli-Note baut sich schließlich gemeinsam mit der nach zwei, drei Stunden aufkeimenden Vanille zur Andeutung einer Nascherei auf, ohne indes die Grenze zum Gourmandigen je zu überschreiten. Cumarin, vermutlich aus dem Tabak, liefert ebenfalls eine Spur von Süße, ein waldmeisterhaftes Augenzwinkern. Und stets hält sich im Untergrund ein leicht bitterer Leder-Eindruck.
Ganz allmählich wird der Duft cremiger und süßer, wobei dennoch praktisch alle bisherigen Akteure lange wahrnehmbar bleiben – wenn auch in sich vom Würzigen weg-verschiebenden Anteilen. Mag sein, dass ich an der einen oder anderen Stelle für diese Beiträge mehr und mehr die Phantasie zu Hilfe nehmen muss; egal.
Eine großzügige Portion Iris und Patchouli-Zeder-Staub unterbinden ein Abrutschen ins Pampige. Es wird zwar im Laufe des Nachmittags einigermaßen süß, doch nie erdrückend. Gern hätte ich die kantigeren Vertreter von vorne etwas länger bei mir gehabt, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Und immerhin endet Maroquin in einer (im Wesentlichen) Vanille-Patchouli-Weißweihrauch-Zedern-Note vom Feinsten, insbesondere mit hinlänglich dezenter Vanille. Beim stillen, gleichwohl charakterlich kräftigen Patchouli darf inhaltlich (nicht in puncto Lautstärke!) sogar eine Linie zum Patchouli-Könner „Monsieur.“ von Malle gezogen werden und das will was heißen. Heller Weihrauch und Zeder sorgen für angemessene Belüftung. Ich bin begeistert.
Auf zwei Punkte sei noch explizit hingewiesen: Zum einen lassen sich ungeachtet des dicht verwobenen Duft-Bildes die Komponenten (soweit sie mir ausreichend bekannt sind) fast alle recht deutlich erriechen. Zum anderen geht „Maroquin“ trotz der formal kräftigen Zutaten wegen seiner zurückhaltenden Sillage gerade eben als anzug-tauglich durch. Kenner unter den Rezipienten werden eine stilvolle Besonderheit spüren, während den Übrigen einfach nichts auffällt. Meine gelegentliche Kompromiss-Beduftung etwa auf Aufsichtsratssitzungen oder Hauptversammlungen könnte entfallen.
Der guten Ordnung halber sei ergänzt, dass ich es gemeinhin gern ein bisschen kräftiger mag, allein schon aus meiner nie versiegenden Hoffnung heraus, den Duft-Phlegmatikern im Büro mal ir-gend-ei-ne anständige Reaktion zu entlocken. Aber das ist rein individuell und sei als Randnotiz verstanden. Den Spaß vermag es ohnehin nicht zu trüben.
Fazit: Testen!
PS: Laut Herstellerin gibt es von „Maroquin“ zwei Chargen - eine mit mehr, eine mit weniger Vanille. Mein Test bezieht sich auf Letztere.
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