15.04.2016 - 11:14 Uhr

Yatagan
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Yatagan
Top Rezension
62
Für uns
Die Zahl der Parfumeurinnen und Parfumeure auf dieser Seite nimmt zu. Das ist schön. Zunächst einmal deshalb, weil nur ein Forum wie Parfumo die Möglichkeit bietet, Manufakturdüfte in größerer Zahl kennen zu lernen. Dann aber auch darum, weil gerade hier viele Kenner/innen zusammen kommen, die auch außergewöhnlichere Düfte zu würdigen wissen.
Was Annette Neuffer, Musikerin und Quereinsteigerin ins Duftfach, hier präsentiert, verdient dennoch unsere besondere Beachtung, selbst auf einer Seite, auf deren Acker sich immer wieder versteckte Perlen verbergen.
Ich wage die These: Dieser Duft ist gerade für uns, ist nicht "For Him", sondern for us, ist für Menschen, die über Parfumo oder anderswo viele Erfahrungen gesammelt haben, dabei vielleicht auch noch viele klassische (Herren-)Düfte kennen, z.B. die Franzosen der 50er und 60er, alte englische Klassiker, und die deshalb einen eigenwillig-originellen Herrenduft nicht gleich zur Seite stellen, nur weil er nicht riecht wie das nächstbeste Herrendeo aus der Duftabteilung eines Kaufhauses.
For Us, pardon For Him (oder Tabac Santal, wie er neuerdings heißt), stellt für mich die übliche Duftentwicklung, die wir gewohnt sind als Pyramide zu beschreiben, auf den Kopf. Die zitrischen Töne (Bergamotte oder Limette oder was auch immer) dringen erst nach einer kurzen Weile in voller Stärke durch. Zunächst nehme ich dagegen harzige Töne wahr, die mich fast an eine Möbelpolitur für edle Schränke erinnert; das ist übrigens ein Kompliment. Gut nachvollziehen kann ich deshalb auch die Duftangabe Bienenwachs, die sich häufig in solchen Polituren findet.
Wir besitzen, neben überwiegend sachlich modernen Möbeln, einen Barockschrank aus dem 18. Jahrhundert. Dessen Holz wurde zu Anfang mit einer schützenden Spezialpolitur behandelt. Der Geruch haftet immer noch im Inneren und ich rieche das gerne. Männer: Spart euch erwartbare Witze ("Ich will nicht riechen wie ein Möbelstück" etc.). Das zieht hier nicht. Das riecht einfach verdammt gut. Probiert es aus.
Mit dem Aufscheinen der hellen, frischen Töne rieche ich Lavendel, sonst jedoch keine weitere (angegebene) Blume; das ist gut so, denn es handelt sich um einen ausgewiesenen Herrenduft, der zugegebenermaßen auch von Frauen getragen werden kann. Aber welcher Herrenduft könnte das nicht.
Die hellen Töne bekommen dann einen Twist ins Fruchtige, der dem Duft im Herz (oder wie man das bei einer umgedrehten Duftpyramide nennen mag) mehr Fleisch verleiht. Auch das gefällt. Sicherlich nicht nur mir.
Dazwischen schiebt sich eine grün-holzige Note, die jedoch sehr unterschwellig bleibt und nicht eigentlich zur Basis gehört. Eher schon zum Zwischenspiel. Die eigentliche Basis ist, glaubt es oder nicht, wirklich hell und frisch, fast ein wenig wie Menthol, weshalb der Duft einige vielleicht an Speick oder ältere Haarwässer erinnert hat, denn sog. Echter Speik, eine Baldrianpflanze, enthält ätherische Öle, ebenso wie die meisten Herrenhaarwässer früherer Jahrzehnte, die weniger medizinische wirken, sondern erfrischen sollten.
Ganz zum Schluss bleibt der Geruch von Tabak. Auch das passt vorzüglich zum Gesamteindruck distinguierter und doch leicht exzentrischer Eleganz.
Und zu allem positiven Überfluss verbinde ich mit dem Duft auch noch eine persönliche Erinnerung: In früheren Jahren streiften wir öfters durch Antiquitätenläden, deren Möbel den oben beschriebenen Geruch verströmten. Unser Lieblingsladen war ein altes Hofgut, dessen verschiedene Flügel und Böden, miteinander verbunden, fast ein Kaufhaus für Antiquitäten ergaben und das leider nicht mehr existiert. Der Duft beschert mir eine nostalgische, schöne Erinnerung an Vergangenes. Ganz allgemein.
In der Summe seiner Teile ist For Him aber nicht nur ein Duft voller Tradition, sondern verlässt die bekannten Pfade durchaus mit innovativer Duftsprache.
Ein solcher außergewöhnlicher, vielleicht auch mutiger und zugleich nostalgischer Duft hat keine Chance auf dem Massenmarkt, sollte aber umso mehr eine Chance bei Menschen haben, die es gelernt haben, Düften Zeit zu lassen und ihnen eine echte Entwicklung zuzubilligen. Vielleicht gerade deshalb, weil sie mir hier auf den Kopf gestellt erscheint. Ein Duft nicht für alle oder viele, aber für uns.
Was Annette Neuffer, Musikerin und Quereinsteigerin ins Duftfach, hier präsentiert, verdient dennoch unsere besondere Beachtung, selbst auf einer Seite, auf deren Acker sich immer wieder versteckte Perlen verbergen.
Ich wage die These: Dieser Duft ist gerade für uns, ist nicht "For Him", sondern for us, ist für Menschen, die über Parfumo oder anderswo viele Erfahrungen gesammelt haben, dabei vielleicht auch noch viele klassische (Herren-)Düfte kennen, z.B. die Franzosen der 50er und 60er, alte englische Klassiker, und die deshalb einen eigenwillig-originellen Herrenduft nicht gleich zur Seite stellen, nur weil er nicht riecht wie das nächstbeste Herrendeo aus der Duftabteilung eines Kaufhauses.
For Us, pardon For Him (oder Tabac Santal, wie er neuerdings heißt), stellt für mich die übliche Duftentwicklung, die wir gewohnt sind als Pyramide zu beschreiben, auf den Kopf. Die zitrischen Töne (Bergamotte oder Limette oder was auch immer) dringen erst nach einer kurzen Weile in voller Stärke durch. Zunächst nehme ich dagegen harzige Töne wahr, die mich fast an eine Möbelpolitur für edle Schränke erinnert; das ist übrigens ein Kompliment. Gut nachvollziehen kann ich deshalb auch die Duftangabe Bienenwachs, die sich häufig in solchen Polituren findet.
Wir besitzen, neben überwiegend sachlich modernen Möbeln, einen Barockschrank aus dem 18. Jahrhundert. Dessen Holz wurde zu Anfang mit einer schützenden Spezialpolitur behandelt. Der Geruch haftet immer noch im Inneren und ich rieche das gerne. Männer: Spart euch erwartbare Witze ("Ich will nicht riechen wie ein Möbelstück" etc.). Das zieht hier nicht. Das riecht einfach verdammt gut. Probiert es aus.
Mit dem Aufscheinen der hellen, frischen Töne rieche ich Lavendel, sonst jedoch keine weitere (angegebene) Blume; das ist gut so, denn es handelt sich um einen ausgewiesenen Herrenduft, der zugegebenermaßen auch von Frauen getragen werden kann. Aber welcher Herrenduft könnte das nicht.
Die hellen Töne bekommen dann einen Twist ins Fruchtige, der dem Duft im Herz (oder wie man das bei einer umgedrehten Duftpyramide nennen mag) mehr Fleisch verleiht. Auch das gefällt. Sicherlich nicht nur mir.
Dazwischen schiebt sich eine grün-holzige Note, die jedoch sehr unterschwellig bleibt und nicht eigentlich zur Basis gehört. Eher schon zum Zwischenspiel. Die eigentliche Basis ist, glaubt es oder nicht, wirklich hell und frisch, fast ein wenig wie Menthol, weshalb der Duft einige vielleicht an Speick oder ältere Haarwässer erinnert hat, denn sog. Echter Speik, eine Baldrianpflanze, enthält ätherische Öle, ebenso wie die meisten Herrenhaarwässer früherer Jahrzehnte, die weniger medizinische wirken, sondern erfrischen sollten.
Ganz zum Schluss bleibt der Geruch von Tabak. Auch das passt vorzüglich zum Gesamteindruck distinguierter und doch leicht exzentrischer Eleganz.
Und zu allem positiven Überfluss verbinde ich mit dem Duft auch noch eine persönliche Erinnerung: In früheren Jahren streiften wir öfters durch Antiquitätenläden, deren Möbel den oben beschriebenen Geruch verströmten. Unser Lieblingsladen war ein altes Hofgut, dessen verschiedene Flügel und Böden, miteinander verbunden, fast ein Kaufhaus für Antiquitäten ergaben und das leider nicht mehr existiert. Der Duft beschert mir eine nostalgische, schöne Erinnerung an Vergangenes. Ganz allgemein.
In der Summe seiner Teile ist For Him aber nicht nur ein Duft voller Tradition, sondern verlässt die bekannten Pfade durchaus mit innovativer Duftsprache.
Ein solcher außergewöhnlicher, vielleicht auch mutiger und zugleich nostalgischer Duft hat keine Chance auf dem Massenmarkt, sollte aber umso mehr eine Chance bei Menschen haben, die es gelernt haben, Düften Zeit zu lassen und ihnen eine echte Entwicklung zuzubilligen. Vielleicht gerade deshalb, weil sie mir hier auf den Kopf gestellt erscheint. Ein Duft nicht für alle oder viele, aber für uns.
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