03.11.2023 - 06:41 Uhr
Marieposa
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Marieposa
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44
Herbstgesang
Einst ließ ich einen Teil
meiner Seele
mit den Zugvögeln entschwinden,
als das Winterdunkel
hinter den Stoppelfeldern dräute.
Kennst Du noch die Zeit,
wenn die Sonne tief steht?
Ihr mandarinenfarbnes Licht
wie die letzten Blätter
von den Ästen dunkler Bäume schwebt?
Vernimmst auch Du das Reisigknistern
wie Zimtrinden unter Deinen Füßen?
Des tabakbraunen Laubs?
Leg die Kette aus Bernsteinscherben heute noch
um meinen bloßen Hals,
damit sie wärmer wird,
den Pulsschlag meiner Adern absorbiert.
Entzünde die Feuer an trocknem Holz.
Lass ihre Flammen in den Himmel schlagen,
bis die Nacht sich senkt.
Und wenn ihr Rauch schon längst entschwunden
und wenn der rote Rum
in Bechern funkelt,
dann soll die Glut uns wärmen,
bis ein neuer Tag anbricht.
Vanillesüß in kleinen Tropfen wie Honig
morgengolden sich über den Horizont ergießt
**
Seit ich weiß, dass Annette Neuffer nicht nur Parfümeurin, sondern auch Jazzmusikerin ist, habe ich immer so einen kleinen Aha-Effekt, wenn ich einen ihrer Düfte teste. Als Musikerin kennt sie sich bestens aus mit Noten und Akkorden, weiß, wie man beides in einen größeren Kontext setzt, Strukturen erschafft und auflöst, um auf diese Weise Einzelelemente in etwas Größeres zu verwandeln, das bestimmte Stimmungen einfangen, aber auch beim Rezipienten auslösen kann. Ihre olfaktorischen Kompositionen zeigen, dass sie sehr genau weiß, wann und wie man eine bestimmte Note betonen, verwischen oder langsam ausklingen lassen muss, um ein Bild zu erzeugen oder eine Emotion einzufangen. Sie versteht es auch meisterlich, eine Geschichte zu erzählen, ohne Worte zu benutzen.
Autumn Nocturne ist ein Duft, der sofort zu mir spricht. Genau wie das namensgebende musikalische Charakterstück fängt der Duft diese ganz besondere elegisch-melancholische Stimmung ein, kontrastiert dunkel ambrierte Töne, Hölzer, Gewürze, Tabak mit dem hellen Glimmen von Mandarinen und dem roten Leuchten von Zimt und einer hintergründigen Rumnote. Dazwischen strahlt die goldene Wärme von honiggesüßtem Bienenwachs und Vanille, nur um von salzigem Ambergris davor bewahrt zu werden, zu essbar zu werden.
Es ist ein sehnsuchtsvoller Duft mit hoffnungsmilden Glanzlichtern, ein Duft der lächelt und seine schweren Brokatkleider mit solcher Leichtigkeit trägt, dass sich selbst jemand wie ich, dem in dicht verwobenen Düften oft die Zwischentöne verloren gehen, rundum glücklich und geborgen fühlen kann.
Liebe Annette, meine Herbstseele stimmt ein in dein Nachtlied und borgt sich ein paar rotgoldene Tropfen, bis die Zugvögel zurückkehren. Und dir, liebe Gandix, danke ich von ganzem Herzen für das Pröbchen!
meiner Seele
mit den Zugvögeln entschwinden,
als das Winterdunkel
hinter den Stoppelfeldern dräute.
Kennst Du noch die Zeit,
wenn die Sonne tief steht?
Ihr mandarinenfarbnes Licht
wie die letzten Blätter
von den Ästen dunkler Bäume schwebt?
Vernimmst auch Du das Reisigknistern
wie Zimtrinden unter Deinen Füßen?
Des tabakbraunen Laubs?
Leg die Kette aus Bernsteinscherben heute noch
um meinen bloßen Hals,
damit sie wärmer wird,
den Pulsschlag meiner Adern absorbiert.
Entzünde die Feuer an trocknem Holz.
Lass ihre Flammen in den Himmel schlagen,
bis die Nacht sich senkt.
Und wenn ihr Rauch schon längst entschwunden
und wenn der rote Rum
in Bechern funkelt,
dann soll die Glut uns wärmen,
bis ein neuer Tag anbricht.
Vanillesüß in kleinen Tropfen wie Honig
morgengolden sich über den Horizont ergießt
**
Seit ich weiß, dass Annette Neuffer nicht nur Parfümeurin, sondern auch Jazzmusikerin ist, habe ich immer so einen kleinen Aha-Effekt, wenn ich einen ihrer Düfte teste. Als Musikerin kennt sie sich bestens aus mit Noten und Akkorden, weiß, wie man beides in einen größeren Kontext setzt, Strukturen erschafft und auflöst, um auf diese Weise Einzelelemente in etwas Größeres zu verwandeln, das bestimmte Stimmungen einfangen, aber auch beim Rezipienten auslösen kann. Ihre olfaktorischen Kompositionen zeigen, dass sie sehr genau weiß, wann und wie man eine bestimmte Note betonen, verwischen oder langsam ausklingen lassen muss, um ein Bild zu erzeugen oder eine Emotion einzufangen. Sie versteht es auch meisterlich, eine Geschichte zu erzählen, ohne Worte zu benutzen.
Autumn Nocturne ist ein Duft, der sofort zu mir spricht. Genau wie das namensgebende musikalische Charakterstück fängt der Duft diese ganz besondere elegisch-melancholische Stimmung ein, kontrastiert dunkel ambrierte Töne, Hölzer, Gewürze, Tabak mit dem hellen Glimmen von Mandarinen und dem roten Leuchten von Zimt und einer hintergründigen Rumnote. Dazwischen strahlt die goldene Wärme von honiggesüßtem Bienenwachs und Vanille, nur um von salzigem Ambergris davor bewahrt zu werden, zu essbar zu werden.
Es ist ein sehnsuchtsvoller Duft mit hoffnungsmilden Glanzlichtern, ein Duft der lächelt und seine schweren Brokatkleider mit solcher Leichtigkeit trägt, dass sich selbst jemand wie ich, dem in dicht verwobenen Düften oft die Zwischentöne verloren gehen, rundum glücklich und geborgen fühlen kann.
Liebe Annette, meine Herbstseele stimmt ein in dein Nachtlied und borgt sich ein paar rotgoldene Tropfen, bis die Zugvögel zurückkehren. Und dir, liebe Gandix, danke ich von ganzem Herzen für das Pröbchen!
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