mattitjahu

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Rezensionen
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Revision 001
Eine Paar meiner Parfumo-Freunde und Duftkumpels wissen, dass meine Leidenschaft vorrangig Düften mit viel Oud gilt. Vermutlich sind sie genauso überrascht wie ich selbst, dass sich in den vergangenen Monaten einige Veränderungen hinsichtlich meiner Duft-Leidenschaft abgespielt haben und meine oudlastige Sammlung komplett revidiert wurde.

Von (echtem) Agarwood, Zibet, Bibergeil und Birkenteer hin zu Vanille, Rum und Benzoe.
Von knarzig, dunkel und animalisch hin zu gourmandig, süß und würzig.

Genau darum musste auch Spiritueuse Double Vanille in meine Sammlung.

Dieser Duft ist bereits seit einiger Zeit auf dem Markt und mit über 1200 Bewertungen gibt es sicherlich nichts Neues für Liebhaber dieser Duft-DNA zu schreiben. Meine Rezension richtet sich daher eher an diejenigen, die möglicherweise ebenfalls gerade Veränderungen in ihrem Duftkosmos durchleben und mit dieser Art von Düften noch nicht vertraut sind.

SDV ist kein komplexer Duft, den man über Stunden analysieren kann. (Definitiv weniger kräftezehrend, als den ganzen Abend den Arm unter der Nase zu haben und die verschiedenen Ouds eines Ensa-Kracher zu katalogisieren). Linear und auf das Wesentliche fokussiert, beschreibt SDV am besten: Rum und Vanille. Was mich hier allerdings wirklich beeindruckt, ist die Qualität, Schwere und Eleganz des Duftes. Alles fließt nahtlos ineinander über. Nichts zwickt oder zwackt. Nichts, was nicht reinpasst, kein 20-minütiges Kopfnoten-Desaster, wie ich es bei so vielen meiner ehemaligen Düfte mit Augenverdrehen durchleben musste.

Da ich meinen Lebensmittelpunkt in einer subtropischen Klimazone habe, kann ich mit Überzeugung behaupten, dass gerade die heißen Temperaturen von bis zu 45° diesem Duft eine intensivere Ausstrahlung und Tiefe verleihen, als es in einer gemäßigten Zone der Fall ist.
Ich nehme vor allem die boozy, rauchigen und natürlich die unübertreffliche, schwere Vanille wahr. Und genau das reicht mir bei dieser DNA, um SDV vielseitig im Büro, beim Dinner oder einfach nur bei meiner Entspannungs-Routine (Dusche-Pyjama-Sofa) zu genießen.
Die Haltbarkeit der Basisnoten ist phänomenal.

Um meine Freundschaften mit meinen OUDies in und außerhalb von Parfumo nicht aufs Spiel zu setzen, sei gesagt, dass Adlerholz, Bibergeil, Zibet, Rauch und animalische Noten auch weiterhin ein Teil von mir sind und ich diese Ingredienzen und Duftrichtungen nach wie vor sehr schätze und genieße.
1 Antwort
Kunstwerk
Es ist für mich erstaunlich und beeindruckend, wie es gelingt, diese Anzahl an Rohstoffen in Einklang zu bringen, ohne das Palladium überladen wirkt. Der Duft ist seit 8 Monaten in meinem Besitz und ich kenne tatsächlich alle eingesetzten Ingredienzien in ihrer natürlichen Form. Dennoch, ist mir bis dato nicht gelungen, diese „Grandiosität“ auszuklamüsern. @MGO: Ich arbeite daran!

Kopf:

Palladium startet zitrisch-grün und etwas bitter (Bergamotte, Petiggrain, Zitrone, Galbanum). Das eingesetzte Assam Oud ist bereits im Opening zu erkennen und zusammen mit Osmanthus (I love it) sorgt es für ein angenehmes süß-animalisches Vergnügen. Myrrhe und Weihrauch, eingesetzt in der Kopfnote, kannte ich noch nicht. Überraschenderweise passt es, da beide Rohstoffe nicht besonders dominant sind, dafür aber sehr langanhaltend. Somit zieht sich ein leichter Hauch von einem Incense-Akkord durch den gesamten Duft.

Herz:

Ich erkenne Jasmin-Sambac (das ist nicht schwer)! Labdanum und die Verwendung von Harzen sorgen für ein balsamisches und warmes miteinander. Pfeffer und Muskat sind dezent eingesetzt. Ambra und natürlich mein liebstes Assam-Oud sind hintergründig wahrnehmbar.

Basis:

Champaka, Rosengeranie, Rose und Ylang-Ylang kenne ich normalerweise nur aus Kopf- und Herznoten. Im fall Palladium wurden diese Ingredienzien ganz dezent in der Basis verwendet und ich habe das Gefühl, dass dadurch, Birkenteer, Zibet und Hyracheum etwas abgeschwächt werden. Somit wirkt alles etwas eleganter und nicht so scharf. Das ist aber nur mein persönliches Empfinden. Sandelholz ist wahrzunehmen und ergänzt sich jetzt wunderbar mit der anfangs erwähnten Myrrhe-Weihrauch-Kombi. Zusätzlich sorgt, das bereits in der Herznote eingesetzte Labdanum, jetzt zusammen mit Benzoe und Vanille in der Basis für einen wundervollen Amber Ausklang.

Vielen Dank für dieses Kunstwerk!
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Schnappatmung
Bei meinem kleinen Kurzurlaub in London vergangene Woche, durfte natürlich ein Beuch bei Harrods im „Salon de Parfums“ nicht fehlen. Auf der 6. Etage geben sich u.a. strangelove nyc, Henry Jacques und natürlich auch Roja Dove die Klinke in die Hand und wie es der Zufall so will, hatte ich tatsächlich die Gelegenheit, Roja persönlich anzutreffen.

Ich fühlte mich wie ein kleiner Junge und musste erst einmal kurz durchatmen und nach den richtigen Worten suchen um nicht als totaler Volltrottel dazustehen. Vermutlich ist es der Respekt, ihm gegenüber, der zu meiner anfänglichen Schnappatmung führte ;)
Egal, wir kamen ins Gespräch und er nahm sich tatsächlich die Zeit, mich durch seine Kreationen zu führen. Ja, natürlich macht er das und es ist auch sicherlich Teil seiner Verkaufsstratgie. Diese ist für mich in dem Moment aber völlig zweitrangig. Vielmehr genieße ich es, als Kunde so behandelt zu werden, dass keine Wünsche und Fragen offenbleiben. Ich fühlte mich Pudelwohl!

Semi-Bespoke 4 ist ein sehr schöner Duft, sehr fein gezeichnet und natürlich. Ich habe das Gefühl, das alle Ingredienzien noch viel deutlicher und intensiver, als bei den "standard" Rojas, zur Geltung kommen. Allerdings mag das auch daran liegen, das Herr Dove eine Vielzahl von „fancy words“ bei seinem „Verkaufsgespräch“ benutzt. Doesn´t matter, das Opening jedenfalls, mit den spritzigen Zitrusfrüchten, hat schon was. Die Herznoten lassen eine stark florale DNA vermuten, was aber nicht der Fall ist, denn Zimt, Patch und Sandelholz aus der Basis gesellen sich schon recht frühzeitig dazu.
Der Drydown ist ein Traum aus cremig-holzigen Noten, einer leicht pudrigen Iris und einem abwechslungsreichen Spiel zwischen Patch erdig-bitter und süßer Vanille.

Der Duft kostet umgerechnet 875 € und lag damit natürlich weit über meinem Budget. Ich bin mir auch sicher, dass es eine Vielzahl von sehr guten Alternativen mit ähnlicher DNA gibt die weitaus weniger kosten. Dennoch war es ein Erlebnis und Vergnügen, ein Gefühl von Luxus in einem wirklich außergewöhnlichen Store inkl. Roja Dove zu genießen. Wunschliste!
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EU 1955 - heute
Vor einiger Zeit habe ich hier auf Parfumo eine Rezension gelesen, in der ein orientalischer Duft bewertet wurde. Der Verfasser hatte seine Schwierigkeiten, sich mit dem Duft anzufreunden, da er der Meinung war, dass die DNA von orientalischen Düften nicht zur Kultur der westlichen Halbkugel passe. Der arme Kerl musste für diese Aussage ziemlich viel Kritik einstecken.

Trotz meiner großen Leidenschaft für orientalische (vor allem OUD) Düfte, sehe ich das ähnlich und es gibt eine Vielzahl an Orient-Kreationen, die passen, für mich persönlich, einfach nicht in Regionen mit Laub- und Nadelwäldern und Temperaturen, saisonbedingt, unter dem Gefrierpunkt. Das auch ich mit diesem Statement bei eingefleischten Orientduft-Liebhaben keinen Applaus ernte, ist mir bewusst.

Oft werde ich dann immer mit böser Miene angeschaut und gefragt:

„Welche Düfte und Ingredienzien sind denn bitte schön im olfaktorischen Einklang mit z. B. der europäischen Kultur????“

Acker-Witwenblumen? Bärlauch? Bienenragwurz? Buschwindröschen oder Klatschmohn?

Nein, natürlich nicht!

Allerdings wird aus spanischen Orangenblüten wundervolles Neroli gewonnen. Eisenkraut kommt in gemäßigten Klimazonen vor und saftig-spritzige Zitronen werden schon seit dem 13. Jahrhundert in Europa angebaut. Damit lässt sich dann auch diese wundervolle EU-Kopfnote realisieren.

Kardamom stammt ursprünglich aus Südindien und fällt aus dem EU-Raster. Koriander wiederum kommt in Bulgarien, Kroatien und Slowenien vor. Basilikum und Ingwer haben ihren Ursprung leider auch nicht vor meiner Ostwestfälischen Haustür und dennoch beindruckt diese grün-würzige 25% EU-Herznote.

Europäisches Eichenmoos und Zedernholz dominieren in der EU-Basis und da spielt es dann auch keine Rolle mehr, das Vetiver seinen Ursprung in Asien hat.

Somit vermute ich, dass es 1955 das Ziel von Henri Robert war, der übrigens in Grasse zur Welt kam, einen Chypre zu kreieren, der in gemäßigte Klimazonen passt und somit bei warmen und kalten Temperaturen getragen werden kann, ohne dabei an Ausstrahlung und Performance zu verlieren und damals sowie heute zu den „must have“ Düften eines Mannes gehört.

Die Antwort auf die Frage sollte damit ansatzweise geklärt sein.

Chanel - Pour Monsieur!
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Hommage an alte japanische Traditionen
Neriko (Pastille) bezieht sich auf Räuchermaterialen und wurde im alten Japan von Aristokraten und Regierungsbeamten verwendet, um Ihre Kleidungsstücke zu parfümieren. Neriko wurde traditionell auf einer Basis aus Pflaumenfleisch oder Honig zubereitet und mit einer Mischung aus duftenden Hölzern (OUD), Gewürzen und Kräutern zu kleinen Pellets verarbeitet. Anschließend wurden die Neriko-Pellets für mehrere Jahre unter der Erde vergraben, um zu reifen. Neriko wird niemals direkt auf Holzkohle entzündet oder verbrannt. Vielmehr wird es sanft erhitzt und zählt zu den ältesten Verwendungen von OUD in der japanischen Tradition. *

Neriko - Extrait de Parfum ist dieser japanischen Tradition gewidmet.

Der Duft beindruckt mit rauen und wilden Ouds welche mit butterweichem Sandelholz verschmelzen. Die leicht gourmandigen Herznoten von Pflaumen und Aprikosen verleihen Neriko eine wundervolle cremig-süße DNA. In der Basis gesellen sich Gewürze sowie warmer und heller Rauch dazu und sorgen für ein sehr authentisches und natürliches OUD-Erlebnis.

*Quelle: https://agaraura.com/neriko.html
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