18
Sehr hilfreiche Rezension
Gewagt, polarisierend, ausgesprochen potent und gänzlich anders als die Herrenvariante
Den "Sunshine Man" hatte ich bereits unter der Nase und kann sagen, dass dieser mit dem Damen-Pendant nichts zu tun hat. Die Herrenvariante ist deutlich süßer und die Vanille lässt sich olfaktorisch auf gänzlich andere Spielchen ein als es in "Sunshine Women" der Fall ist. Aber kommen wir mal zu Letzterem. Wie duftet es denn nun?
Zugegeben: Am Anfang hat mich dieser Amouage ein bisschen schockiert. Ich sah mich schon eine für parfumo-Verhältnisse eher negative 6,0 in die Bewertungsskala tippen, denn der Auftakt ist nichts für empfindliche, harmoniebedürftige Nasen. Jene würden, sofern sie diesen omanischen Parfümkracher - das ist er wohlgemerkt - unter die Nase nehmen, die ersten 30 Minuten das Weite suchen, denn "Sunshine Woman" startet fruchtig, jedoch nicht auf eine wohltuende Art. Die Nase wird von etwas Kratzig-Saurem überrannt. Sofort denke ich da - um mal einen Lebensweltbezug mit einzubauen - an frisch-spritzige Früchte, welche man sich auf die aufgeplatzten Lippen träufelt. Stellt euch dieses Phänomen einfach im olfaktorischen, auf Parfüm bezogenen Sinne vor.
Glücklicherweise zeigt "Sunshine Women" mit der Zeit seine weicheren Seiten, womit nun langsam auch die empfindlichen Nasen wieder zurück in unsere Schnupperrunde kommen und sich darin versuchen können, mit diesem "Wässerchen" - welche Untertreibung - etwas wärmer zu werden. Das kratzig-beißende Fruchtgemisch schießt nun nämlich mit kleineren Geschützen, bleibt aber wahrnehmbar und das über den gesamten Duftverlauf. Was mir an "Sunshine Women" jetzt aber sehr gut gefällt, ist das Hinzukommen einer holzigen Note, die wohl dem Zusammenspiel aus Wacholderzeder, Osmanthus und Papyrus entspringen dürfte. Dieses Holzige ist wunderbar weich und bildet zu der nun nicht mehr ganz so offensiven Fruchtigkeit einen wunderbaren Kontrast und gibt der Komposition etwas Reifes beziehungsweise Erwachsenes, da ein Abdriften in belanglose "Fruchtsalaterei" vermieden wird. Das Holzige duftet für mich zudem ein wenig bleistiftartig, so wie man es aus diversen anderen Zedernholzdüften kennt, nur dass hier halt noch, wie bereits mehrfach erwähnt, die omnipräsente Fruchtigkeit mitmischt. Ich meine sogar, gelegentlich etwas Leder - natürlich nur ganz dezent - zu vernehmen.
Mit Geduld erfährt man dann nach circa zwei Stunden eine wirklich tolle vanillige, nur ganz subtil süß daherkommende Untermalung des Ganzen, wodurch dieses Duftwasser gekonnt abgerundet wird. Damit ergibt sich final ein Gemisch aus während des Duftverlaufs minimal ausgetrockneten, dezent vanilligen Früchten, welche durch eine trockene Holzigkeit im Zaum gehalten werden. Die mögliche Angst, diese tolle und vor allem interessante Entwicklung selbst nicht wahrzunehmen, ist unbegründet, da Haltbarkeit und Sillage überdurchschnittlich sind, was entsprechend eine vorsichtige Dosierung verlangt - ähnlich wie auch beim "Sunshine Man".
Welch Glück für Amouage, einen Duft kreiert zu haben, der eine solche Entwicklung durchmacht. Hierdurch erfährt er Spannung und selbstverständlich auch mein Wohlwollen. Bei der anfänglichen 6,0-Wertung bleibt es daher natürlich nicht. Ich erhöhe auf eine 9,0 und hoffe, diesen tollen Duft irgendwann mal an einer anderen Person zu riechen. Ich rede bewusst nicht vom weiblichen Geschlecht, sondern von "einer anderen Person", da dieses Parfum selbstverständlich allen Geschlechtern steht. Schlussendlich ist er nämlich deutlich kantiger, gewagter und irgendwie auch faszinierender als "Sunshine Man", der mit seiner weichen und vor allem schnell einsetzenden Vanillesüße lieber auf Nummer sicher geht - anders als "Sunshine Woman".
Anmerkung: Die Aussage, ich sei die erste männliche Person, die hier auf parfumo.de einen Kommentar zu diesem Duft verfasst, ist natürlich - wie von manchen hier angemerkt - nicht korrekt. Ich habe da einfach nicht vollständig durchgescrollt bzw. wurden mir nicht alle Kommentare angezeigt. Die somit unwahre Aussage habe ich natürlich entfernt. Vielen Dank an alle, die darauf hingewiesen habe ;) Ich war einfach nicht gründlich genug.
Zugegeben: Am Anfang hat mich dieser Amouage ein bisschen schockiert. Ich sah mich schon eine für parfumo-Verhältnisse eher negative 6,0 in die Bewertungsskala tippen, denn der Auftakt ist nichts für empfindliche, harmoniebedürftige Nasen. Jene würden, sofern sie diesen omanischen Parfümkracher - das ist er wohlgemerkt - unter die Nase nehmen, die ersten 30 Minuten das Weite suchen, denn "Sunshine Woman" startet fruchtig, jedoch nicht auf eine wohltuende Art. Die Nase wird von etwas Kratzig-Saurem überrannt. Sofort denke ich da - um mal einen Lebensweltbezug mit einzubauen - an frisch-spritzige Früchte, welche man sich auf die aufgeplatzten Lippen träufelt. Stellt euch dieses Phänomen einfach im olfaktorischen, auf Parfüm bezogenen Sinne vor.
Glücklicherweise zeigt "Sunshine Women" mit der Zeit seine weicheren Seiten, womit nun langsam auch die empfindlichen Nasen wieder zurück in unsere Schnupperrunde kommen und sich darin versuchen können, mit diesem "Wässerchen" - welche Untertreibung - etwas wärmer zu werden. Das kratzig-beißende Fruchtgemisch schießt nun nämlich mit kleineren Geschützen, bleibt aber wahrnehmbar und das über den gesamten Duftverlauf. Was mir an "Sunshine Women" jetzt aber sehr gut gefällt, ist das Hinzukommen einer holzigen Note, die wohl dem Zusammenspiel aus Wacholderzeder, Osmanthus und Papyrus entspringen dürfte. Dieses Holzige ist wunderbar weich und bildet zu der nun nicht mehr ganz so offensiven Fruchtigkeit einen wunderbaren Kontrast und gibt der Komposition etwas Reifes beziehungsweise Erwachsenes, da ein Abdriften in belanglose "Fruchtsalaterei" vermieden wird. Das Holzige duftet für mich zudem ein wenig bleistiftartig, so wie man es aus diversen anderen Zedernholzdüften kennt, nur dass hier halt noch, wie bereits mehrfach erwähnt, die omnipräsente Fruchtigkeit mitmischt. Ich meine sogar, gelegentlich etwas Leder - natürlich nur ganz dezent - zu vernehmen.
Mit Geduld erfährt man dann nach circa zwei Stunden eine wirklich tolle vanillige, nur ganz subtil süß daherkommende Untermalung des Ganzen, wodurch dieses Duftwasser gekonnt abgerundet wird. Damit ergibt sich final ein Gemisch aus während des Duftverlaufs minimal ausgetrockneten, dezent vanilligen Früchten, welche durch eine trockene Holzigkeit im Zaum gehalten werden. Die mögliche Angst, diese tolle und vor allem interessante Entwicklung selbst nicht wahrzunehmen, ist unbegründet, da Haltbarkeit und Sillage überdurchschnittlich sind, was entsprechend eine vorsichtige Dosierung verlangt - ähnlich wie auch beim "Sunshine Man".
Welch Glück für Amouage, einen Duft kreiert zu haben, der eine solche Entwicklung durchmacht. Hierdurch erfährt er Spannung und selbstverständlich auch mein Wohlwollen. Bei der anfänglichen 6,0-Wertung bleibt es daher natürlich nicht. Ich erhöhe auf eine 9,0 und hoffe, diesen tollen Duft irgendwann mal an einer anderen Person zu riechen. Ich rede bewusst nicht vom weiblichen Geschlecht, sondern von "einer anderen Person", da dieses Parfum selbstverständlich allen Geschlechtern steht. Schlussendlich ist er nämlich deutlich kantiger, gewagter und irgendwie auch faszinierender als "Sunshine Man", der mit seiner weichen und vor allem schnell einsetzenden Vanillesüße lieber auf Nummer sicher geht - anders als "Sunshine Woman".
Anmerkung: Die Aussage, ich sei die erste männliche Person, die hier auf parfumo.de einen Kommentar zu diesem Duft verfasst, ist natürlich - wie von manchen hier angemerkt - nicht korrekt. Ich habe da einfach nicht vollständig durchgescrollt bzw. wurden mir nicht alle Kommentare angezeigt. Die somit unwahre Aussage habe ich natürlich entfernt. Vielen Dank an alle, die darauf hingewiesen habe ;) Ich war einfach nicht gründlich genug.
11 Antworten


Es ist ein Wohlfühlduft für jeden, der keine Standard-Sommerdüfte mag. Meine Rezession folgt :) Pokal !
Wo ich dir allerdings respektvoll widerspreche, ist der von dir als fruchtig und kratzig-saurer bezeichnete Auftakt - den finde ich unheimlich stimmig und absolut nicht kratzig-sauer. Eher smooth und mandelig ;-)
Nur eine kleine Anmerkung: das ist nicht der erste Kommentar durch einen Herren.