Indigo Smoke 2022

Kovex
09.03.2024 - 11:48 Uhr
20
Sehr hilfreiche Rezension
7
Preis
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9.5
Duft

Die Mischung macht´s!

Diejenigen unter Euch die viel testen, kennen es. Oftmals denkt man: kenne ich schon, hatte ich schon, kommt mir irgendwie bekannt vor. Eine gewisse Ermüdung macht sich breit. Bis, ja bis man wieder auf eine Perle stößt, die alles über den Haufen wirft und man froh ist, die Hoffnung nicht aufgegeben zu haben, auf ein wahres Kleinod zu stoßen.

Indigo Smoke ist so ein kleines Wunder für mich.
Ich bin weder ein Tee-Kenner, noch ein Tee-Trinker und auch in Düften verfalle ich nicht ins Aufjuchzen, wenn in der Duftpyramide ein Tee angegeben ist. Bei Lapsang Souchong Tee, der ausschließlich in der Provinz Fujian/China angebaut wird, ist das anders. Das wundert mich auch nicht, da dieser Tee durch eine rauchige Note gekennzeichnet ist und Raucharoma liegt mir meistens sehr.

Lapsang Souchong ist im Grunde ein Schwarztee der erst durch Räuchern über Fichtenholz und Kiefernwurzeln, anschließendem Rösten in einer Pfanne, Rollen, Oxidieren und nochmaligem Räuchern sein spezielles Aroma erhält, welches an Lagerfeuer erinnert und den eigentlichen Teegeschmack fast schon überlagert.

Im Gegensatz zu meinem geschätzten Vor-Rezensenten Intersport, empfinde ich diese geräucherte Note kurz nach dem Aufsprühen des Duftes sehr deutlich. Rauch-Verächter können jedoch Aufatmen, das ist alles sehr sozialverträglich und weit entfernt von Kalibern wie z.B. den Beaufort-Düften. Zumal recht schnell der Hauptakteur des Duftes die Bühne betritt, die Aprikose in Begleitung von einer hingehauchten Zitrusfrische.

Normalerweise sollten bei mir nun die Alarmglocken schrillen. Aprikose kenne ich vornehmlich aus klassischen Damendüften früherer Tage, (die dann oft auch recht feminin wirken) oder im Kontext neuzeitlich gesüßter Fruchtbomben à la Xerjoff und gerade die sind nun gar nicht mein Fall. Umso größer die Überraschung, und ja, ich gerate ins Verzücken, das riecht hier einfach umwerfend. Den Fruchtzucker haben sie weggelassen, fast schon kühl und erfrischend wirkt die Aprikose und kontrastiert ganz hervorragend mit dem anfänglichen Raucharoma.

Kassia, ein Lorbeergewächs und Verwandter des Zimt, der aber eher herb bis bitter-herb schmeckt, bildet einen schönen Gegenpol zu einer vorhandenen Fruchtigkeit und ergänzt die Aprikose mit einer feinen und dezenten Würze.

Überhaupt wirken alle Zutaten wohl dosiert und behutsam eingesetzt. Hölzer bilden nur eine Grundstruktur als Basis, Weihrauch weht nur sachte durch die übrigen Duftnoten und lüftet sie ein wenig auf. Einzig die Aprikose bleibt im Verlauf konstant präsent und verfällt zu keiner Zeit in eine süße Richtung. Das macht ihn auch bei wärmeren Temperaturen absolut tauglich.

Die Sillage ist moderat und doch hat man über viele Stunden selber viel von dem Duft, da er weit entfernt ist von den gängigen Duftmustern und gerade das macht für mich seinen Reiz aus. Er ist einerseits durchaus gefällig und sollte nicht anecken oder auffallen, andererseits riecht er so markant und außergewöhnlich, dass es einem selbst immer wieder Freude bereitet, wenn er an den Nasenflügeln vorüber streicht.

Einzig die Beschaffung von Arquiste-Düften gestaltet sich etwas schwierig, da weder der eigene Online-Shop, noch die angegebenen Online-Handelspartner nach Europa ausliefern. Viele der auf der Web-Seite angegebenen Parfümerien in den jeweiligen europäischen Ländern verfügen nur über eine begrenzte Auswahl der Arquiste-Düfte. Aber ihr kennt das ja, wenn meinen einen Duft wirklich will, kommt man auch ans Ziel auch wenn es mit etwas Aufwand verbunden ist.

Die Marke hat mich bisher nicht enttäuscht und mit Indigo Smoke nun sogar total begeistert, gerade wenn man schon vieles gerochen hat und den massenkompatiblen Düften nicht mehr folgen mag.

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