10.11.2024 - 07:21 Uhr

Louka
21 Rezensionen

Louka
Sehr hilfreiche Rezension
6
»vergiss, vergiss und lass uns jetzt nur dies erleben«
der herbst ist spät geworden. dabei hattest du stefan schon im frühjahr besuchen wollen. aber so ist das mit dem leben, irgendwas ist immer.
du bist froh, hierzusein. bei deinem freund, der sich so vertraut wie ein bruder anfühlt. es ist kühl hier, in seinem loft. viel stahl und glas, klare, gerade linien, keine schnörkel, nur wenig schnickschnack. du bist dankbar für die kamelhaar-kuscheldecke, die dich auf dem glatten, kalten ledersofa mit ihrer wärme rettet. in deinen händen eine tasse feinsten oolong tees und im ohr deine lounge-playlist, ein leiselebendiger klangteppich für deine mäandernden gedanken.
so wartest du, bis stefan von seinem kurzen arbeitseinsatz im wald zurückkommt.
er bringt frisch geschnittene kiefernäste mit, deren aromatisches harz schon bald die luft erfüllt, selbst hier in diesem weitläufigen raum. wohliges seufzen in dir.
in der kücheninsel hantierend erzählt stefan dir von seinem leben, hier in der vollen, lauten stadt und doch immer ganz bei sich, in der stille, in der natur. ein zarter, flüchtiger kaffeehauch weht zu dir herüber.
als stefan zu dir kommt, bringt er auf einem altmodischen tablett den kaffee zusammen mit einem pudergezuckerten mürbteiggebäck (die marmeladegefüllten, die ihr beide so liebt, mmhm) und einer kleinen vase mit frischen, kiefernzweiggesäumten blumen. er verteilt alles auf dem tisch und lässt sich dann neben dir auf dem sofa nieder.
nach einer weile breitet sich euer vertrautes, liebevolles miteinander-schweigen-können aus. ab und zu lässt eine_r von euch einen gedanken in den raum zwischen euch gleiten. manchmal wird er weitergetragen_gesprochen, manchmal verweilt er einfach ein bisschen, bevor er weiterzieht oder von der erde aufgenommen wird. alles hat platz hier, jeder gedanke, jedes gefühl. lächeln, straucheln, liebe, schmerz. das ganze krasse leben.
ihr bemerkt kaum, wie der nachmittag langsam in den abend eintaucht, so wohlig versunken und eingehüllt fühlt ihr euch beide. der zwischenraum der dämmerung. von hier aus habt ihr einen atemberaubenden blick auf die sich verdunkelnde weite des himmels und die kaum sichtbare mondsichel, die über den dächern aufsteigt.
bald ist neumond.
**
moon sigh. finally!
drei jahre bin ich um diesen duft herumgeschlichen, bevor ich ihn mir jetzt endlich gekauft habe. drei jahre hat er mich fasziniert, berührt, gelockt und nicht mehr losgelassen. ich mochte ihn sehr – und auch wieder nicht. die geranie ist halt schon ganz schön präsent;)
genau, mit ihr startet der mondene seufzer bei mir sehr ausdauernd durch, nach einer kurzen, aromatisch-frischen einladung durch kieferngelüftete rosmarinkraft in elemiharziger bergamotte-herbheit. trockenes holz, kiefernwald, kopffrei, lecker.
dazu gesellt sich subito eine weiche geranienpuder-süße, der ein bisschen mehr kaffee als aufrichtender, strukturgebender weggefährte gutgetan hätte imho. aber auch so entfaltet sich auf mysteriöse weise ein schönes, dunkles und doch leichtfüßiges gewebe, das den duft durch raum und zeit trägt.
mit dem dd entfaltet sich auf meiner haut alsbald pudrig-trockenes leder, langjährig gepflegt, geschmeidig-weich und genau deshalb allem unbill der welt standhaltend. das spicy moos-patchouli-vetiver-trio liegt eine schicht tiefer und lässt sich bereitwillig von der trockenen süße der geranie auf seinem weg begleiten.
der duft strahlt für mich eine kühle, distinguierte weitläufigkeit aus, die von der weichen süße geerdet und in stille, liebliche wehmut gegossen wird. moon sigh hüllt mich ein, hält mich, verortet mich, und lässt mir gleichzeitig den raum, den ich brauche, um zu atmen und mich frei zu fühlen.
sehr sehr fein ist das!
querida melancolía.
*
das gedicht, das ich im titel zitiere:
Vergiss, vergiss und lass uns jetzt nur dies erleben, wie die Sterne durch geklärten Nachthimmel dringen; wie der Mond die Gärten voll übersteigt. Wir fühlten längst schon, wies spiegelnder wird im Dunkeln; wie ein Schein entsteht, ein weißer Schatten in dem Glanz der Dunkelheit. Nun aber lass uns ganz hinübertreten in die Welt hinein die monden ist -
Rainer Maria Rilke
du bist froh, hierzusein. bei deinem freund, der sich so vertraut wie ein bruder anfühlt. es ist kühl hier, in seinem loft. viel stahl und glas, klare, gerade linien, keine schnörkel, nur wenig schnickschnack. du bist dankbar für die kamelhaar-kuscheldecke, die dich auf dem glatten, kalten ledersofa mit ihrer wärme rettet. in deinen händen eine tasse feinsten oolong tees und im ohr deine lounge-playlist, ein leiselebendiger klangteppich für deine mäandernden gedanken.
so wartest du, bis stefan von seinem kurzen arbeitseinsatz im wald zurückkommt.
er bringt frisch geschnittene kiefernäste mit, deren aromatisches harz schon bald die luft erfüllt, selbst hier in diesem weitläufigen raum. wohliges seufzen in dir.
in der kücheninsel hantierend erzählt stefan dir von seinem leben, hier in der vollen, lauten stadt und doch immer ganz bei sich, in der stille, in der natur. ein zarter, flüchtiger kaffeehauch weht zu dir herüber.
als stefan zu dir kommt, bringt er auf einem altmodischen tablett den kaffee zusammen mit einem pudergezuckerten mürbteiggebäck (die marmeladegefüllten, die ihr beide so liebt, mmhm) und einer kleinen vase mit frischen, kiefernzweiggesäumten blumen. er verteilt alles auf dem tisch und lässt sich dann neben dir auf dem sofa nieder.
nach einer weile breitet sich euer vertrautes, liebevolles miteinander-schweigen-können aus. ab und zu lässt eine_r von euch einen gedanken in den raum zwischen euch gleiten. manchmal wird er weitergetragen_gesprochen, manchmal verweilt er einfach ein bisschen, bevor er weiterzieht oder von der erde aufgenommen wird. alles hat platz hier, jeder gedanke, jedes gefühl. lächeln, straucheln, liebe, schmerz. das ganze krasse leben.
ihr bemerkt kaum, wie der nachmittag langsam in den abend eintaucht, so wohlig versunken und eingehüllt fühlt ihr euch beide. der zwischenraum der dämmerung. von hier aus habt ihr einen atemberaubenden blick auf die sich verdunkelnde weite des himmels und die kaum sichtbare mondsichel, die über den dächern aufsteigt.
bald ist neumond.
**
moon sigh. finally!
drei jahre bin ich um diesen duft herumgeschlichen, bevor ich ihn mir jetzt endlich gekauft habe. drei jahre hat er mich fasziniert, berührt, gelockt und nicht mehr losgelassen. ich mochte ihn sehr – und auch wieder nicht. die geranie ist halt schon ganz schön präsent;)
genau, mit ihr startet der mondene seufzer bei mir sehr ausdauernd durch, nach einer kurzen, aromatisch-frischen einladung durch kieferngelüftete rosmarinkraft in elemiharziger bergamotte-herbheit. trockenes holz, kiefernwald, kopffrei, lecker.
dazu gesellt sich subito eine weiche geranienpuder-süße, der ein bisschen mehr kaffee als aufrichtender, strukturgebender weggefährte gutgetan hätte imho. aber auch so entfaltet sich auf mysteriöse weise ein schönes, dunkles und doch leichtfüßiges gewebe, das den duft durch raum und zeit trägt.
mit dem dd entfaltet sich auf meiner haut alsbald pudrig-trockenes leder, langjährig gepflegt, geschmeidig-weich und genau deshalb allem unbill der welt standhaltend. das spicy moos-patchouli-vetiver-trio liegt eine schicht tiefer und lässt sich bereitwillig von der trockenen süße der geranie auf seinem weg begleiten.
der duft strahlt für mich eine kühle, distinguierte weitläufigkeit aus, die von der weichen süße geerdet und in stille, liebliche wehmut gegossen wird. moon sigh hüllt mich ein, hält mich, verortet mich, und lässt mir gleichzeitig den raum, den ich brauche, um zu atmen und mich frei zu fühlen.
sehr sehr fein ist das!
querida melancolía.
*
das gedicht, das ich im titel zitiere:
Vergiss, vergiss und lass uns jetzt nur dies erleben, wie die Sterne durch geklärten Nachthimmel dringen; wie der Mond die Gärten voll übersteigt. Wir fühlten längst schon, wies spiegelnder wird im Dunkeln; wie ein Schein entsteht, ein weißer Schatten in dem Glanz der Dunkelheit. Nun aber lass uns ganz hinübertreten in die Welt hinein die monden ist -
Rainer Maria Rilke
6 Antworten