Sarungal
Top Rezension
8
Von nun an gings bergab
Ergoproxys Kommentar ist – kleinere subjektive Abweichungen eingeschlossen – nichts Substantielles hinzuzufügen: Elvish Musk ist Murks. Noch vermurkster wirkt er, wenn ich in Betracht ziehe, dass Ramon Bejar sich verschiedentlich als großartiger Parfumeur bewiesen hat. Vollends unverständlich wird dieser Duftmurks angesichts der Tatsache, dass Bejar bekennender Moschus-Liebhaber ist. Dass dieses vermurkste Duftwasser dann auch noch einen so wunderbaren Namen trägt, setzt der Murkostrophe die Krone auf.
„Elvish Musk“ – das sind lichte Iristöne, zartfruchtige Aromen und freundlich-helle Hölzer, getragen von einem wunderbar weichen, sauberweißen Edelmoschus, der sich in einer weihräuchernen Duftkuppel cremig-pudrig entfaltet, um zuletzt von einem sanft vanillisierten Tonkakissen gebettet zu werden…
Nicht so bei Bejar. Die halbwegs frische Bergamotte erschließt sich mir noch und lässt hoffen - aber dann schnappt sich Hilde Knef das Mikro: „Von nun an gings bergab!“. Ob sie eingeäschert wurde, weiß ich nicht –im Duftgeschehen jedenfalls wird’s stickig-staubig wie in einer Urne. Der angegebene Jasmin blühte zuletzt im frühen Spätmittelalter, und die dank Osmanthus theoretisch verdoppelte Pfirsichdröhnung entpuppt sich als Trockenfruchtauslese ohne Trockenfrucht. Ohnehin scheint die Pyramide der Phantasie eines nicht einmal üblen Parfumeurs entsprungen zu sein – im Duftgeschehen selbst findet sie keinen Niederschlag.
Animalische Noten? Auch schon lange gestorben. Immerhin schafft es die Idee von Ambra, dem unzweifelhaft vorhandenen Moschus (Fanfaren! Umzüge! Frohlockende Chöre!) im Drydown zumindest noch die Idee von Lieblichkeit zu verleihen. Zwischen Bergamotte und Basis riecht die ganze Veranstaltung allerdings eher wie ein bereits benutzter Putzlumpen, der bestenfalls Reste einer Weichspülung ausdünstet. Die war – danke, Ergoproxy – recht krautig beduftet, ist aber chancenlos gegen die vorherrschenden brackig-schmutzigen Noten (und nicht einmal den Schmutz kriegt das Parfum olfaktorisch überzeugend über die Rampe!)
Ich hab’s zweimal versucht; beim ersten Mal war ich völlig überfordert und musste nach 3 Stunden schrubben gehen. Den zweiten Test habe ich mannhaft durchgestanden – und werde einen dritten nicht starten: Selten war mir ein Duft so unangenehm wie dieser! Irgendwo im Hinterkopf winselt leise die Hoffnung auf einen Fehler bei der Probenabfüllung; die räumt Ergoproxys Kommentar rasch beiseite. Zu ähnlich sind die Tendenzen in der Duftwahrnehmung, als dass ich ernsthaft auf ein Versehen hoffen dürfte.
Die Haltbarkeit ist – wir reden (bei allem Widerwillen) von einem Moschusduft – mindestens waschbeständig, die Sillage in jedem nur denkbaren Fall garantiert zu stark. Zum Flakon habe ich mich bereits maximal euphorisch geäußert, als ich „Wild Oud“ kommentierte; deshalb schließe ich analog, wenn auch mit einem diametral entgegengesetzten…
…Fazit: Außen hui, innen pfui-est!
Edit vom 26.08.2015: Heute traf ich doch glatt auf eine Lady, die "Elvish Musk" für den gelungensten Duft der Serie hält; er fühle sich an wie eine zweite Haut. Lasst euch also keinesfalls vom Testen abhalten.