22.11.2020 - 10:44 Uhr
FvSpee
323 Rezensionen
FvSpee
Top Rezension
32
Neukölln 13: Hätten Sie es gerne lieber traditionell oder eher klassisch?
D.R. Harris ist eine Londoner Drogerie, die seit 1790 besteht und Hoflieferant der Königin von England und den Prinzen von Wales ist. So sehen auch die Flaschen und Etiketten aus. Und so verhält es sich, im Guten wie im Schlechten, auch mit der Sortimentspolitik. Aktuell sind in der Rubrik "Colognes und Toilettenwässer" überschaubar-konservative zwölf Produkte vorhanden, dazu kommen sechs Rasierwässer.
Bei den Düften hat man die Auswahl zwischen so revolutionär anmutenden Richtungen wie "Windsor", "Mayfair" und "Albany", sowie, für die ganz Mutigen, "Freshening", "Classic" und "Traditional". Dieses hier, "Traditional", wird für 40 Pfund die 100-ml-Flasche (wahrscheinlich dann ab 1. Januar 2021 wieder Unzen...) angeboten, aber nicht nach Deutschland, denn "sorry, this product is not available in your country".
Dieser Umstand verursacht mir keine Depressionen, da ich dieses Cologne nicht als überragend empfinde.
Entgegen der stark orangenlastigen Inhaltsangaben (weshalb es sich laut Internetseite der Firma um einen "warmen Duft, gut geeignet für die Übergangsjahreszeiten" handeln soll) empfinde ich den Auftakt als ausgesprochen farinistisch, mit anderen Worten stark an 4711 angelehnt. Eine Eigenständigkeit nehme ich hier allenfalls im Sinne einer moderaten Vornehmheit (Maßkonfektion, nicht maßgeschneidert) wahr, die ich auf einen dicht gewebten Lavendelakkord zurückgeführt hätte, wenn die Note in der offiziellen Zutatenliste nicht völlig fehlen würde. Wenn wir schon bei meinen mutmaßlichen Phantom-Wahrnehmungen sind: auch eine leichte Gewürzigkeit, vielleicht mit einer anzugsgrauen seriösen Pfeffernote meine ich da zu erdeuten.
Nach vielleicht zehn bis fünfzehn Minuten präsentiert sich mir der Duft kompakter und mit einer gewissen plakativen, flächigen Schärfe, die Frau von Spee, bekannt für ihre lakonischen Dufteinordnungen, als "Toilettenfrische" zu bezeichnen beliebt, wobei sie vermutlich nicht auf Toilettenwasser rekurrieren wollte. Auch nach etwas zwei bis drei Stunden ist Traditional, auch dies ein Unterschied zum Kölner Referenzcologne, noch deutlich wahrnehmbar (wenn auch nur hautnah), und zwar nunmehr wieder schöner, nämlich als gelungen hingehauchtes orangensüß-zitronenzestiges Dessert.
Alles in allem ein Duft, der mich in meinem Vorurteil bestärkt, dass Colognes auf dem Kontinent, von Spanien bis in die Türkei und von Sizilien bis Berlin, besser gedeihen als auf der verregneten Insel.
Und das gilt für die klassischen und für die traditionellen.
Bei den Düften hat man die Auswahl zwischen so revolutionär anmutenden Richtungen wie "Windsor", "Mayfair" und "Albany", sowie, für die ganz Mutigen, "Freshening", "Classic" und "Traditional". Dieses hier, "Traditional", wird für 40 Pfund die 100-ml-Flasche (wahrscheinlich dann ab 1. Januar 2021 wieder Unzen...) angeboten, aber nicht nach Deutschland, denn "sorry, this product is not available in your country".
Dieser Umstand verursacht mir keine Depressionen, da ich dieses Cologne nicht als überragend empfinde.
Entgegen der stark orangenlastigen Inhaltsangaben (weshalb es sich laut Internetseite der Firma um einen "warmen Duft, gut geeignet für die Übergangsjahreszeiten" handeln soll) empfinde ich den Auftakt als ausgesprochen farinistisch, mit anderen Worten stark an 4711 angelehnt. Eine Eigenständigkeit nehme ich hier allenfalls im Sinne einer moderaten Vornehmheit (Maßkonfektion, nicht maßgeschneidert) wahr, die ich auf einen dicht gewebten Lavendelakkord zurückgeführt hätte, wenn die Note in der offiziellen Zutatenliste nicht völlig fehlen würde. Wenn wir schon bei meinen mutmaßlichen Phantom-Wahrnehmungen sind: auch eine leichte Gewürzigkeit, vielleicht mit einer anzugsgrauen seriösen Pfeffernote meine ich da zu erdeuten.
Nach vielleicht zehn bis fünfzehn Minuten präsentiert sich mir der Duft kompakter und mit einer gewissen plakativen, flächigen Schärfe, die Frau von Spee, bekannt für ihre lakonischen Dufteinordnungen, als "Toilettenfrische" zu bezeichnen beliebt, wobei sie vermutlich nicht auf Toilettenwasser rekurrieren wollte. Auch nach etwas zwei bis drei Stunden ist Traditional, auch dies ein Unterschied zum Kölner Referenzcologne, noch deutlich wahrnehmbar (wenn auch nur hautnah), und zwar nunmehr wieder schöner, nämlich als gelungen hingehauchtes orangensüß-zitronenzestiges Dessert.
Alles in allem ein Duft, der mich in meinem Vorurteil bestärkt, dass Colognes auf dem Kontinent, von Spanien bis in die Türkei und von Sizilien bis Berlin, besser gedeihen als auf der verregneten Insel.
Und das gilt für die klassischen und für die traditionellen.
21 Antworten