11.09.2019 - 14:24 Uhr
Serenissima
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Serenissima
Top Rezension
9
Schattenreich
Im Tal der Vulkane ist der Himmel eine Art Illusion: es raucht aus allen Kratern; Qualm und Rauch schwängern die Luft und zeitweise ist es unmöglich, die sprichwörtliche Hand vor Augen zu sehen.
Durch Rauch und Nebel huschen die Schatten großer und kleiner, ganz sonderbarer Gestalten: die Drachen, die die Vulkane bewohnen, huschen verstohlen umher.
Plötzlich ertönt ein Schluchzen; jemand weint ganz herzzerreißend!
Etwas entfernt von all den Vulkanen steht ein einzelner, kleinerer; in dessen Schatten sitzt weinend Nepomuk. Ihm ist wieder einmal das Feuer im Krater ausgegangen! Und er bekommt es einfach nicht wieder an!
Die anderen Drachen sind ihm keine Hilfe: Nepomuk ist ein Halbdrachen und wird deshalb nicht akzeptiert.
Im Gegenteil: von den Reinrassigener wird er ständig gehänselt.
Nur weil sein Vater, ein stolzer Vertreter seiner Familie, sich in das flotte Nilpferdmädchen verliebte, sitzt er jetzt hier, unglücklich und allein!
Zum Glück von Nepomuk (und auch uns anderen!) lässt Michael Ende Jim Knopf und Lukas, den Lokomotivführer vorbei und ihm somit zu Hilfe kommen.
Das Feuer wird erneut angefacht, der Vulkan raucht und die Sicht wird noch etwas schlechter: eine Art Schattenreich entsteht!
Nepomuks Tränen sind getrocknet; er ist jetzt unauffindbar: hat ihn der dichte Rauch verschluckt und starrt er glücklich in sein Feuerchen?
Um es gleich zu sagen: Wer kein Freund rauchiger Düfte ist, sollte "Ombres Furtives" gar nicht erst testen.
Dieser Duft raucht doch ziemlich und kann leicht erschrecken.
Wer aber, wie ich und andere Parfumos, z.B. den Weihrauch-lastigen "Encens Flamboyant" mit seiner ausgeprägten Rauchnote mag, könnte hier angenehm überrascht werden.
Allein der Auftakt aus hellem Birkenholz, geriebener Muskatnuss und einer gehörigen Prise Sternanis könnte etwas gewöhnungsbedürftig sein.
Mir gefällt er erstaunlich gut, obwohl ich mit Sternanis immer mal wieder auf Kriegsfuß stehe.
Vielleicht aber hat dieses leicht kratzige Aroma hier Gefährten gefunden, die es mir sympathisch machen.
Auch ein Hauch Kardamom ist deutlich spürbar, bevor sich die Zistrose einmischt - auch ein Geschöpf der Naturheilkunde, das nicht überall Anklang findet.
Ich mag den leicht holzigen, balsamischen Duft, der ein wenig an Moschus erinnert und über einige Widerhaken im Verlauf verfügt.
Bei der Zistrose erweist sich die Aussage: "Was helfen soll, muss grässlich schmecken" fast als wahr.
Die hier sehr duftintensive, balsamische Duftnote umschmiegt das Birkenholz; trotz der kräftigen Anmutung ist dieses Duftkomposition noch recht hell.
Dazu passt auch gut ein weißblütiger Akkord, den ich nicht genau analysieren kann; er leuchtet leicht, bevor die holzig-dunkle Phase beginnt.
Weihrauch von der mächtigen Sorte zieht eine lange harz-triefende Schleppe hinter sich her; diese muss mit verkohltem Holz in Kontakt geraten sein: gewaltige Schwaden dieses Gemischs durchziehen den bisher doch so hellen Duftfluss.
Abgerundet wird diese außergewöhnliche Kreation durch einen Hauch von Kakao und - ja: hier erlebe ich ein ganz persönliches Déjà Vu.
"So zärtlich war Suleyken" von Siegfried Lenz steigt aus der Tiefe der Erinnerung. Dort gibt es ein Kapitel "Eine Liebesgeschichte".
In diesem wird der große, schweigsame Holzfäller Joseph Waldemar Gritzan "von der Liebe heimgesucht".
Eine rosige Gestalt namens Katharina Knack kreuzt seinen Lebensweg und die Geschichte der beiden höchst eigentümlichen, wieder sehr liebevoll gezeichneten Menschen nimmt ihren Lauf.
Beide, recht schweigsam, sitzen nebeneinander auf einem Steg; ihre Füße baumeln im Wasser.
"Dann erfolgt etwas Ungewöhnliches: Joseph Gritzan langte in die Tasche, zog etwas Eingewickeltes heraus und sprach zu dem Mädchen Katharina Knack:
"Willst", sprach er, "Lakritz?"
Sie wollte und die restliche Liebesgeschichte dieser beiden ist bei Siegfried Lenz nachzulesen.
Also, eines scheint sicher zu sein: Jean-Michel Duriez mag offenbar auch Lakritz!
Lakritz und Kakao schleifen gekonnt etwas ungewohnte Duftkanten ab und bereiten den Weg für sehr viel weißen Moschus.
Sonst fange ich spätestens hier an zu mosern, aber bei "Ombres Furtives" stimme ich diesem Arrangement durchaus zu.
Etwas Weiches, Schmiegsames fehlte bisher noch: diese Moschusgabe schließt diese Duft-Erscheinung (anders kann ich es nicht nennen!) harmonisch ab!
"Eine kraftvolle Komposition, die zwischen heiß und kalt oszilliert, ohne jemals lauwarm zu sein."
So wird dieses Opus von Jean-Michel Duriez anderenorts genannt.
Dem kann ich nur zustimmen!
In "Ombres Furtives" finde ich ein Duftwesen, das in seinem eigenen Universum ruht.
Es schmeichelt nicht; es passt sich nicht an!
Ich fürchte, hier gibt es nur: Freund oder Feind!
Wer einen Begleiter der ganz besonderen Art sucht und sich nicht scheut, damit etwas aus dem Rahmen zu fallen, der wird von diesen "flüchtigen/verstohlenen Schatten" sicher angetan sein.
Während ich hier schreibe, umgibt mich eine schöne Wolke "Ombres Furtives".
Und, ja: ich mag Lakritz!!
Durch Rauch und Nebel huschen die Schatten großer und kleiner, ganz sonderbarer Gestalten: die Drachen, die die Vulkane bewohnen, huschen verstohlen umher.
Plötzlich ertönt ein Schluchzen; jemand weint ganz herzzerreißend!
Etwas entfernt von all den Vulkanen steht ein einzelner, kleinerer; in dessen Schatten sitzt weinend Nepomuk. Ihm ist wieder einmal das Feuer im Krater ausgegangen! Und er bekommt es einfach nicht wieder an!
Die anderen Drachen sind ihm keine Hilfe: Nepomuk ist ein Halbdrachen und wird deshalb nicht akzeptiert.
Im Gegenteil: von den Reinrassigener wird er ständig gehänselt.
Nur weil sein Vater, ein stolzer Vertreter seiner Familie, sich in das flotte Nilpferdmädchen verliebte, sitzt er jetzt hier, unglücklich und allein!
Zum Glück von Nepomuk (und auch uns anderen!) lässt Michael Ende Jim Knopf und Lukas, den Lokomotivführer vorbei und ihm somit zu Hilfe kommen.
Das Feuer wird erneut angefacht, der Vulkan raucht und die Sicht wird noch etwas schlechter: eine Art Schattenreich entsteht!
Nepomuks Tränen sind getrocknet; er ist jetzt unauffindbar: hat ihn der dichte Rauch verschluckt und starrt er glücklich in sein Feuerchen?
Um es gleich zu sagen: Wer kein Freund rauchiger Düfte ist, sollte "Ombres Furtives" gar nicht erst testen.
Dieser Duft raucht doch ziemlich und kann leicht erschrecken.
Wer aber, wie ich und andere Parfumos, z.B. den Weihrauch-lastigen "Encens Flamboyant" mit seiner ausgeprägten Rauchnote mag, könnte hier angenehm überrascht werden.
Allein der Auftakt aus hellem Birkenholz, geriebener Muskatnuss und einer gehörigen Prise Sternanis könnte etwas gewöhnungsbedürftig sein.
Mir gefällt er erstaunlich gut, obwohl ich mit Sternanis immer mal wieder auf Kriegsfuß stehe.
Vielleicht aber hat dieses leicht kratzige Aroma hier Gefährten gefunden, die es mir sympathisch machen.
Auch ein Hauch Kardamom ist deutlich spürbar, bevor sich die Zistrose einmischt - auch ein Geschöpf der Naturheilkunde, das nicht überall Anklang findet.
Ich mag den leicht holzigen, balsamischen Duft, der ein wenig an Moschus erinnert und über einige Widerhaken im Verlauf verfügt.
Bei der Zistrose erweist sich die Aussage: "Was helfen soll, muss grässlich schmecken" fast als wahr.
Die hier sehr duftintensive, balsamische Duftnote umschmiegt das Birkenholz; trotz der kräftigen Anmutung ist dieses Duftkomposition noch recht hell.
Dazu passt auch gut ein weißblütiger Akkord, den ich nicht genau analysieren kann; er leuchtet leicht, bevor die holzig-dunkle Phase beginnt.
Weihrauch von der mächtigen Sorte zieht eine lange harz-triefende Schleppe hinter sich her; diese muss mit verkohltem Holz in Kontakt geraten sein: gewaltige Schwaden dieses Gemischs durchziehen den bisher doch so hellen Duftfluss.
Abgerundet wird diese außergewöhnliche Kreation durch einen Hauch von Kakao und - ja: hier erlebe ich ein ganz persönliches Déjà Vu.
"So zärtlich war Suleyken" von Siegfried Lenz steigt aus der Tiefe der Erinnerung. Dort gibt es ein Kapitel "Eine Liebesgeschichte".
In diesem wird der große, schweigsame Holzfäller Joseph Waldemar Gritzan "von der Liebe heimgesucht".
Eine rosige Gestalt namens Katharina Knack kreuzt seinen Lebensweg und die Geschichte der beiden höchst eigentümlichen, wieder sehr liebevoll gezeichneten Menschen nimmt ihren Lauf.
Beide, recht schweigsam, sitzen nebeneinander auf einem Steg; ihre Füße baumeln im Wasser.
"Dann erfolgt etwas Ungewöhnliches: Joseph Gritzan langte in die Tasche, zog etwas Eingewickeltes heraus und sprach zu dem Mädchen Katharina Knack:
"Willst", sprach er, "Lakritz?"
Sie wollte und die restliche Liebesgeschichte dieser beiden ist bei Siegfried Lenz nachzulesen.
Also, eines scheint sicher zu sein: Jean-Michel Duriez mag offenbar auch Lakritz!
Lakritz und Kakao schleifen gekonnt etwas ungewohnte Duftkanten ab und bereiten den Weg für sehr viel weißen Moschus.
Sonst fange ich spätestens hier an zu mosern, aber bei "Ombres Furtives" stimme ich diesem Arrangement durchaus zu.
Etwas Weiches, Schmiegsames fehlte bisher noch: diese Moschusgabe schließt diese Duft-Erscheinung (anders kann ich es nicht nennen!) harmonisch ab!
"Eine kraftvolle Komposition, die zwischen heiß und kalt oszilliert, ohne jemals lauwarm zu sein."
So wird dieses Opus von Jean-Michel Duriez anderenorts genannt.
Dem kann ich nur zustimmen!
In "Ombres Furtives" finde ich ein Duftwesen, das in seinem eigenen Universum ruht.
Es schmeichelt nicht; es passt sich nicht an!
Ich fürchte, hier gibt es nur: Freund oder Feind!
Wer einen Begleiter der ganz besonderen Art sucht und sich nicht scheut, damit etwas aus dem Rahmen zu fallen, der wird von diesen "flüchtigen/verstohlenen Schatten" sicher angetan sein.
Während ich hier schreibe, umgibt mich eine schöne Wolke "Ombres Furtives".
Und, ja: ich mag Lakritz!!
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