Kugeldistel
Top Rezension
14
Winterzauber
Da mir die Marke Le Parfumeur bis dato unbekannt war, habe ich habe versucht etwas darüber herauszufinden. Die Informationen, die Tante Google zu bieten hat, sind eher spärlich. Die Marke wurde von dem Deutschen Axel Ruth, der als Moderator im Teleshopping bekannt wurde und sich selbst als Beauty-Experte bezeichnet, gegründet. Die Nase hinter den Düften der Marke ist der französische Parfumeur Benoist Lapouza, der sich bei seiner Arbeit für Le Parfumeur laut der labeleigenen Website vom Paris der 20er und 30er Jahre inspirieren hat lassen.
Unser heutiges Bild der französischen Metropole dieser Zeit ist geprägt von wilden Festen, Charleston, den Anfängen des französischen Chanson und des amerikanischen Jazz, den Auftritten der Josephine Baker im sattsam bekannten Bananenröckchen, von Kokainrausch und Champagnerbächen – kurz hemmungsloser Hedonismus zwischen dem Überleben eines europaweiten Krieges, Arbeitslosigkeit und Börsencrash und der sich abzeichnenden nächsten wirtschaftlichen und politischen Katastrophe. Da ich bis auf Chanel No 5 und Arpege keine Düfte des Paris der 20er und 30er Jahre kenne – und von Le Parfumeur bisher nur Noir und Extravagante kennen gelernt habe, die jedoch nicht zu meiner Vorstellung davon passen, lasse ich dieses Statement mal so im Raum stehen.
Nun zum Duft selbst: Noir ist nicht wie der Name nahe legt ein dunkles, mystisches und sinnliches Parfum, sondern einer heller, freundlicher Duft, der balsamisch, holzig und zugleich leicht süßlich ist. Ein Paar Tropfen davon und ich denke an Vanilletee vor einem Kaminfeuer in einem freundlich erleuchteten Zimmer einem Winterabend. Die Zitrusfrüchte im Auftakt werden vom Pfeffer zur Gänze überlagert, ebenso dominiert die sanfte Süße der Pflaume Rose und Ylang-Ylang und fügt Noir einen kleinen aber feinen Schuss Gourmand hinzu, der von der Vanille in im Drydown verstärkt wird. Noir erreicht sehr rasch seine Basis. Hier schwingt die Vanille begleitet von Sandelholz, welches die holzig-balsamische Note beisteuert, das Zepter. Der weiße Pfeffer, der bis in die Basis durchhält, verleiht Noir zusätzlich eine interessante, leicht würzige Note. Ich bin zwar absolut kein Fan von Vanille, doch hier ist sie trotz ihrer Dominanz sehr geschickt eingesetzt und hat nicht den aufdringlich-süßen Charakter, der für nahezu alle Vanille-Kreationen jüngeren Datum so kennzeichnend ist – vorausgesetzt man trägt Noir dezent auf. Alles in allem ist Noir ein leichter, balsamischer eher unsüßer Orientale, dessen Haltbarkeit und Sillage im Mittelfeld liegen.