Irgendwie schoss mir diese Textzeile von dem uralten Song "Los Paul" von Trio beim Testen von Velvet Teddy mehrfach durch den Kopf und dann bekam sie am Ende noch einmal eine ganz andere Bedeutung für mich. Aber von Anfang an:
"Na, los, Paul, du musst ihm voll in die Eier hau'n, das ist die Art von Gewalt, die wir seh'n woll'n, wenn auch nicht spür'n woll'n..." So fängt der Song an und so fängt auch Velvet Teddy an. Das ist der Teddy im Cashmeran-Pelz, oder was immer das sein mag, was da so 'reinhaut in meine - Nase. Heftig, herb, holzig, gewaltig, da brennt was! Das Holz! Da brennen die Barrikaden! Achtung: Rauch! Dieser Teddy ist nichts für Kinder.
Ja, ja, ich weiß. Ich bin vermutlich wieder einmal eine der Wenigen, die diese Kopfnote als so gewaltig und künstlich erleben. Ich kenne das schon. Cashmeran, bestimmte Moschusersatzstoffe, Iso E Super, Ambroxan und auch manch' künstlichen Amber rieche ich so intensiv, dass dadurch alles andere überblendet wird.
Solcherlei Unausgewogenheit ist dann für mich keine Freude. Dabei habe ich sehr sparsam gesprüht, denn es ist eine Probe aus einem Wanderpaket und ich bin erst Station Nummer zwei. Und ich denke angesichts dieser Kopfnuss-Kopfnote, dass der Duft mich mal von hinten sehen kann. Ah, da war doch mal so ein Song...
Derweil frage ich mich, wo denn da bitte der Honig sein soll. Naja, unsüß ist Velvet Teddy nicht, aber eben nur süßlich-würziges Holz, das brennt und mir durch seine Intensität und aufdringliche Künstlichkeit auf die Nerven fällt. Nach etwa einer Stunde kann ich hinter dem Kunstholzrauch etwas anderes wahrnehmen. Nun bin ich positiv überrascht: Das ist exakt der wunderbare Geruch, den Kerzen aus echtem Bienenwachs verströmen, wenn man an ihnen riecht. Unangezündet. Dieser kommt nun immer mehr hervor, während der Anfangsakkord in den Hintergrund tritt. Ich beginne, Velvet Teddy zu mögen. Nach Honig riecht er zwar immernoch nicht, aber das kommt mir sogar ganz gelegen, das echte Bienenwachs mag ich viel lieber. Dann kommt noch etwas Tonka hinzu, zumindest erinnert es mich an Tonka, und macht den Duft milde. Mein Impuls, ihn abzuwaschen, ist nun völlig verschwunden.
Nach etwa zwei Stunden haben sich die Zutaten fein vermischt und ich erlebe Velvet Teddy als sehr ausgewogen. Jetzt kann ich zumindest das "Velvet" im Duftnamen nachvollziehen. Er wird nun wirklich samtig warm mit gut eingebundener Würze. Er entwickelt etwas Beruhigendes.
Aber an was erinnert der Duft mich denn jetzt? Das kenne ich doch von irgendwoher. Nicht von Parfum. Von irgendwo anders. Ja, es ist der frisch-würzige Duft des sich erwärmenden Nadelholzes einer sich knackend aufheizenden Sauna! Nun finde ich den Duft wirklich außergewöhnlich gelungen. Jetzt ist er wunderbar entspannend und auch nicht mehr so extrem künstlich. Diese Phase hält über viele Stunden recht gleichförmg an, so dass ich meinen Saunaaufenthalt sehr genießen kann - natürlich ohne Aufguss! Zur Basis hin wird er noch etwas süßlicher und die Sauna-Assoziation wird schwächer.
Nach etwa 9 Stunden überreicht Velvet Teddy mir, wohl als Entschädigung für seine Kopfnuss-Kopfnote, noch eine weitere feine Bienenwachskerze: "Ich werd' dich jetzt verlassen und dann kannst Du mich von hinten seh'n.", scheint mir der Duft nun zuzuflüstern. Dann klingt er sehr leise auf Spuren von vanilligem Moschus aus.
Und ich gestehe, dass ich es nun, ganz anders als am Anfang, schade finde, dass er mich wieder verlässt. Die sich aufheizende Sauna aus frischem Nadelholz, das knackte und seinen würzigen Duft verströmte, die Bienenwachskerzen - es war so angenehm gewesen.
Dennoch muss ich sagen, dass ich vom Duftverlauf her Velvet Teddy nicht so gern noch einmal von vorn sehen würde, sei er in der Mitte und gen Ende auch noch so schön. Wenn es doch nur möglich wäre, von hinten noch einmal anzufangen. Dann hätte ich die Möglichkeit, ihn erneut zu genießen und ihn rechtzeitig abzuwaschen.
Aber ich weiß ja, dass das unmöglich ist. Außerdem warten bereits andere Parfumas, und in ein paar Tagen werde ich das Wanderpaket einschließlich Velvet Teddy von hinten sehen.
Tschüß, Velvet Teddy; danke Freebird1968!