09.03.2018 - 15:15 Uhr
Meggi
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Meggi
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36
Schön auch ohne -wasweißich
Eine harzig-rauchige Süße mit einem konzentriert holzigen, dabei säuerlichen Würz-Dreh eröffnet. Ich denke an Chips. Aha, die Kopfnote geht hier durch den Magen? Ein Duft mit Glutamat? Womöglich ist das ein erster Verweis auf Cashmeran - sozusagen ein Glutamat unter den Duft-Stoffen. Das wird indes rasch zugedeckt, ätherische Öle entfalten sich, Zypresse und Piment werden plausibel.
Doch bereits nach wenigen Minuten wird aus dem Bitteren ein Stich im Hintergrund, während sich süßliches Harz breitmacht, das in der Tat an Miller Harris‘ La Fumée inklusive seines Geschwists mit „Arabie“ hintendran erinnert. Sogar Parallelen zum (allerdings insgesamt ungleich heißeren) Interlude Man lassen sich ziehen. Anständige Referenzen! Besonders hervorhebenswert und besagter Miller-Harris-Ähnlichkeit enorm förderlich ist eine feine, cremige Aura, mit der die harzigen Noten zusammengefasst sind. Die schmeichelnde Süße gibt das Ihre hinzu.
Im Fortgang bemerke ich einen Schwenk in Richtung Holz. Dessen Auftritt zitiert zunächst Duro und dürfte mithin endgültig auf Cashmeran verweisen. Die dadurch im Laufe der zweiten Stunde induzierte dunkle Holznote gefällt vorzüglich. Sie verfinstert den Duft im Vergleich zum Engländer zwar deutlich und die Nähe schwindet, dennoch: Abgründe tun sich zumindest keine auf.
Nach fünf, sechs Stunden lässt sich vereinzelt auch über helleres Gehölz nachdenken. Der Schwerpunkt liegt – Pyramide hin oder her - in Psychotrope bislang also definitiv auf Harz und Holz statt auf Rauch. Sollte ich mich zwischen den ersten beiden entscheiden müssen, fiele meine Wahl auf Holz; allemal in der Projektion, die von einer dunklen, eingedickt-säuerlichen, regelrecht antiken Holz-Note regiert wird, für die das Harz, pointiert gesprochen, als charakterstärkende Hilfskraft fungiert.
Im weiteren Verlauf des Nachmittags nehme ich angeriechts von irgendwas Süß-Säuerlichem amüsiert meinen Chips-Gedanken erneut auf. Diesmal mit Honig verfeinert? Ansonsten ist die Cremigkeit aber im Wesentlichen verschwunden. Das Holz ist vielleicht nicht gerade schroff geworden, doch wirkt es kantiger als zuvor. Überdies wird der harzige Part wieder kräftiger. Wenn der Duft noch cremig genannt werden soll, dann wäre er das nunmehr auf eine eher harzige und dickflüssige Weise.
Es wird später Nachmittag, ehe als hell-rauchiger, grün-säuerlicher Einwechselspieler erstmals Weihrauch aufläuft. Und der wird tatsächlich auf die alten Duft-Tage zum klaren Protagonisten, lässt sich zum Ende hin womöglich insgeheim gar von einer stil-nahen Grün-Vetiver-Beigabe helfen. Das lange regierende Holz ist abgesetzt. Trotzdem changieren und wabern – bloß halt mit stark verschobenen Gewichten – immer wieder Aromen „von weiter vorne“ herum. Ermüdungserscheinungen oder Qualitätseinbußen? Fehlanzeige.
Fazit: Obwohl die Ähnlichkeit von Psychotrope zu Miller Harris sukzessive vergeht, eint die beiden eine gewisse – jawoll! – Eleganz. Der heutige Kandidat darf als anzug-tauglich gelten. „Psycho“ fühle ich mich damit jedenfalls überhaupt nicht. Investment-Banker- oder Psychopathen-im-Chef-Kostüm-Witze haben an dieser Stelle bitte zu unterbleiben, das würde die Aussage untergraben.
Wir sollten das LSD-Gesabbele im Begleit-Text einfach ignorieren und uns darauf besinnen, dass psychotrope Substanzen nicht mit Drogen gleichzusetzen sind, sondern dass der Begriff eine breite Palette von Stoffen umfasst, zu denen relativ harmlose Grundnahrungsmittel wie Koffein zählen.
Das scheint mir ein vernünftiger Ansatz: Betrachten wir Psychotrope als einen in seinem Aromen-Reichtum spannenden und anregenden, prima gelungenen Duft. Den müssen wir uns nun wirklich nicht schön-schnupfen, -rauchen, -schlucken, -spritzen oder -wasweißich.
Ich bedanke mich bei Yatagan für die Probe.
Doch bereits nach wenigen Minuten wird aus dem Bitteren ein Stich im Hintergrund, während sich süßliches Harz breitmacht, das in der Tat an Miller Harris‘ La Fumée inklusive seines Geschwists mit „Arabie“ hintendran erinnert. Sogar Parallelen zum (allerdings insgesamt ungleich heißeren) Interlude Man lassen sich ziehen. Anständige Referenzen! Besonders hervorhebenswert und besagter Miller-Harris-Ähnlichkeit enorm förderlich ist eine feine, cremige Aura, mit der die harzigen Noten zusammengefasst sind. Die schmeichelnde Süße gibt das Ihre hinzu.
Im Fortgang bemerke ich einen Schwenk in Richtung Holz. Dessen Auftritt zitiert zunächst Duro und dürfte mithin endgültig auf Cashmeran verweisen. Die dadurch im Laufe der zweiten Stunde induzierte dunkle Holznote gefällt vorzüglich. Sie verfinstert den Duft im Vergleich zum Engländer zwar deutlich und die Nähe schwindet, dennoch: Abgründe tun sich zumindest keine auf.
Nach fünf, sechs Stunden lässt sich vereinzelt auch über helleres Gehölz nachdenken. Der Schwerpunkt liegt – Pyramide hin oder her - in Psychotrope bislang also definitiv auf Harz und Holz statt auf Rauch. Sollte ich mich zwischen den ersten beiden entscheiden müssen, fiele meine Wahl auf Holz; allemal in der Projektion, die von einer dunklen, eingedickt-säuerlichen, regelrecht antiken Holz-Note regiert wird, für die das Harz, pointiert gesprochen, als charakterstärkende Hilfskraft fungiert.
Im weiteren Verlauf des Nachmittags nehme ich angeriechts von irgendwas Süß-Säuerlichem amüsiert meinen Chips-Gedanken erneut auf. Diesmal mit Honig verfeinert? Ansonsten ist die Cremigkeit aber im Wesentlichen verschwunden. Das Holz ist vielleicht nicht gerade schroff geworden, doch wirkt es kantiger als zuvor. Überdies wird der harzige Part wieder kräftiger. Wenn der Duft noch cremig genannt werden soll, dann wäre er das nunmehr auf eine eher harzige und dickflüssige Weise.
Es wird später Nachmittag, ehe als hell-rauchiger, grün-säuerlicher Einwechselspieler erstmals Weihrauch aufläuft. Und der wird tatsächlich auf die alten Duft-Tage zum klaren Protagonisten, lässt sich zum Ende hin womöglich insgeheim gar von einer stil-nahen Grün-Vetiver-Beigabe helfen. Das lange regierende Holz ist abgesetzt. Trotzdem changieren und wabern – bloß halt mit stark verschobenen Gewichten – immer wieder Aromen „von weiter vorne“ herum. Ermüdungserscheinungen oder Qualitätseinbußen? Fehlanzeige.
Fazit: Obwohl die Ähnlichkeit von Psychotrope zu Miller Harris sukzessive vergeht, eint die beiden eine gewisse – jawoll! – Eleganz. Der heutige Kandidat darf als anzug-tauglich gelten. „Psycho“ fühle ich mich damit jedenfalls überhaupt nicht. Investment-Banker- oder Psychopathen-im-Chef-Kostüm-Witze haben an dieser Stelle bitte zu unterbleiben, das würde die Aussage untergraben.
Wir sollten das LSD-Gesabbele im Begleit-Text einfach ignorieren und uns darauf besinnen, dass psychotrope Substanzen nicht mit Drogen gleichzusetzen sind, sondern dass der Begriff eine breite Palette von Stoffen umfasst, zu denen relativ harmlose Grundnahrungsmittel wie Koffein zählen.
Das scheint mir ein vernünftiger Ansatz: Betrachten wir Psychotrope als einen in seinem Aromen-Reichtum spannenden und anregenden, prima gelungenen Duft. Den müssen wir uns nun wirklich nicht schön-schnupfen, -rauchen, -schlucken, -spritzen oder -wasweißich.
Ich bedanke mich bei Yatagan für die Probe.
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