Seerose
Sehr hilfreiche Rezension
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Opaker Quarz, Chalzedon
Vielleicht sollte man sich bei der Beurteilung der Düfte von Oliver Urbano nicht mit der Edelsteinnomenklatur seiner Duftserie aufhalten und aus den jeweiligen Namen keine Rückschlüsse auf den Duft ziehen.
Selbst der Duft der Blume Heliotrop ist gleichsam nur wie ein erzwungenes Zugeständnis an den Namen.
Ich rieche zu beginn eine holzige und rauchige Mischung, würzig. Über allem liegt zunächst eine herbe Zitrusnote.
Dann duftet eine Zeitlang eine angenehme Blütenmischung dazu, übernimmt eine Weile die Führung und wird sanfter, leiser und cremiger. Immer wieder duftet es nach Hölzern, Harzen. Ein oszillierender Duft ist "Héliotrope".
Weil immer wieder die eine oder andere "Duftgruppe" in meine Nase steigt.
Was mich verblufft an "Héliotrope" ist die deutliche Safrannote. Damit habe ich oft in Düften Schwierigkeiten, weil ich ihn nicht identifizieren kann.
Aber hier roch ich auf einmal etwas, dass mir sehr bekannt vorkam. Aber nicht aus Düften. Ich musste erst eine Weile in meinem Duftgedächtnis suchen und dann erinnerte ich mich an den Geruch und Geschmack von Safranreis, der mit Safranöl aromatisiert war. Dazu wird Safran in Öl mazerisiert und dieses Öl zum Zubereiten von Speisen verwendet.
Den Geruch fand ich angenehm und den Geschmack mochte ich nicht.
In "Héliotrope" ist Safran eine Duftnote, die dem Parfüm etwas Besonderes und Angenehmes verleiht. Gemeinsam mit dem cremigen Moschus, dem Blütengemisch und den immer wieder zurückweichenden würzigen und fougérigen Duftkomponenten entwickelt sich "Héliotrope" auf die Dauer doch zu einem sanfteren und lieblicheren Duft. Irgendwann meldet sich auch eine deutliche süße Mandarinnote, die den Duft abrundet.
Es sind noch weitere Ingredienzen für mich wahrnehmbar, mit deren Aufzählung ich nicht langweilen will.
"Héliotrope" ist dennoch ein leichter und transparenter moderner Duft. Nur zu Beginn empfinde ich ihn chaotisch und unstrukturiert. Je länger ich ihn trage, desto einheitlicher entwickelt sich "Héliotrope".
Vielleicht ist dies kein Duft zu dem man nach zweimaligen Testen hingezogen fühlt.
Zuerst dachte ich, dass es ein chaotischer, beliebiger experimenteller Duft sei, mit dem ich nichts anfangen kann. Aber allmählich beginne ich ihn zu mögen.
Jedoch bei dem Preis wird es wohl dabei bleiben.
Bei der Zuordnung als Unisexduft bin ich unentschlossen. Zu Beginn ist "Héliotrope" für mich eindeutig unisex. Doch je länger er auf meiner Haut ist, desto mehr entwickelt er sich zum Femininen.