Die Wurzeln des Hauses „Panouge“ liegen in dem 1946 gegründeten, auf die Herstellung von Eau de Colognes spezialisierten Haus „Parfums Lavarenne – Paris“. Erst im Jahr 1984 ging hieraus das Haus „Panouge“ unter dem Motto „Parfums der neuen Generation“ hervor.
Seither entwickelt das Haus nicht nur unter eigenem Namen, sondern auch für namhafte Designer (u.a. Isabey, Masaki Matsushima, Jacques Faith) neue und außergewöhnliche Düfte.
Bis dato war mir zumindest dieser Hersteller gänzlich unbekannt. Aber Wissenslücken (auch solche, von denen man gar nicht wusste, dass man sie hat) sind ja bekanntlich nur erfunden worden, um geschlossen zu werden...und sei es auch nur durch puren Zufall....oder zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein.
Auf jeden Fall bin ich bei meinem letzten Duft-Streifzug mit der lieben Rosenrot über eben diesen „Perle Rare“ von Panouge förmlich gestolpert.
Ohne jegliches Wissen, ohne jegliche Erwartungshaltung einfach nur nach dem formschönen Flakon gegriffen, gesprüht und aaaahhhh....überrascht genossen, was dieser Duft plötzlich und völlig unerwartet offenbarte.
Und was offenbarte er?
Genau mit dieser Frage habe ich mich seither intensiv beschäftigt und es fällt mir trotzdem so schwer, hierfür treffende Worte zu finden.
Für mich bleibt zunächst erst einmal festzuhalten, dass ich den Duft, im Gegensatz zu „Seerose“, ganz und gar nicht krautig oder gar grün empfinde.
Mich verwirren auch die gelisteten Duftbestandteile aus den Kopf- und Herznoten etwas, denn Neroli und Osmanthus kann ich nur als eine Art Randnotiz wahrnehmen, als einen kurzen und flüchtigen Moment der bitteren Art, den ich im Zweifel sogar noch eher als frisch beschreiben würde. Im klassischen Sinne bittere und waldige Noten kann ich nicht erkennen.
Orangenblüte (unsüß), Jasmin (ohne „tierische“ und stechende Beinote) und Rose (sanft und unsüß, noch nicht völlig erblüht) folgen schnellen Schrittes und verweilen nicht allzu lange auf meiner Haut.
Und wieder einmal ist es die Basis eines Dufts, die mich komplett gefangen nimmt und meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht: Eine herrliche Patchouli-Note (dezent süß, dafür sehr weich), qualitativ hochwertiges Sandelholz (nicht überbordend süß, dafür einen Tick holziger als man es vielleicht sonst kennt) und Cashmeran.
Cashmeran ist ein synthetischer Duftstoff mit holziger, floraler, würziger und moschus-ähnlicher Ausrichtung, der Düften eine cremige und pudrige Duftrichtung beschert, dabei allerdings umstritten ist, was die Verträglichkeit angeht.
Cashmeran wurde erstmals im modernen Bestseller „Cashmere Mist“ von Donna Karan verarbeitet.
Und ich bin mir nun ziemlich sicher, dass es genau das „Cashmeran“ ist, das die Basis aus meiner Sicht so unglaublich fein, weich, edel, rund, harmonisch und langanhaltend macht. Wie ein großes Kaschmir-Plaid oder eine übergroße Kaschmir-Jacke legt es sich über die Trägerin / den Träger, hüllt ein, wärmt, verwöhnt und strahlt Sicherheit, Geborgenheit, Klasse und Luxus aus, ohne dabei übertrieben oder gar protzig zu erscheinen. „Perle Rare“ wirkt für sich und kommt wie selbstverständlich ohne billige Effekthascherei aus. Warum auch immer muss ich plötzlich an Jackie Kennedy denken. Sie hatte diese selbstverständliche Eleganz und hätte „Perle Rare“ sicherlich getragen, wenn es ihn seinerzeit schon gegeben hätte.
Von meiner Großmutter und Mutter kenne ich das Sprichwort „Perlen bringen Tränen“, das meine Großmutter bis zu ihrem letzten und meine Mutter bis zum heutigen Tag berücksichtigt haben. Mich stört an Perlen eigentlich nur, dass sie leicht „madamig“ aussehen können, wenn ich mir allerdings die Haute Joaillerie von Dior und Chanel so ansehe, hat das absolut nichts Madamiges.
Aber egal, Perlen hin, Perlen her, da Männer eh keine tragen, habe ich für mich ja diese wundervollen Perlen im Flakon entdecken dürfen – dank Panouge und Rosenrot!!
P.S.: Eine große Ähnlichkeit zu "Alien" kann ich an dieser Stelle nicht bestätigen (wenn überhaupt, dann nur eine minimale Minimalst-Ähnlichkeit), kommt "Perle Rare" doch um Klassen subtiler, feiner und komponierter daher!