01.08.2012 - 07:30 Uhr
Profumo
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Profumo
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Dem Namen zum Trotz - kein orientalischer Kracher!
‚L’Ambre de Carthage’ war mal wieder so ein Verlegenheitskauf – eigentlich wollte ich gar nicht, aber dann stand ich doch wieder vor den Regalen, und was ich dort suchen, bzw. testen sollte wusste ich ebenso wenig. Die mich beratende Dame, war nach mehrmaligem ‚kenn´ ich schon’, ‚hab´ ich schon’, ‚ist nicht so mein Fall’ etc. mit ihrem Latein am Ende und verschwand mit den Worten ‚falls sie mich brauchen, geben sie mir Bescheid’. Zwei Düfte fanden dann doch noch mein Interesse, einer davon sogar den Weg in meine Tasche: ‚L’Ambre de Carthage’.
Ein großer Amber-Fan bin ich im Grunde nicht – die meisten sind mir, wie viele Moschus- oder Patchouli-Düfte auch, zu Hippie-like, und an der ewig gleichen, harzig-süßen Amber-Vanille-Kombo habe ich mich außerdem mehr als satt gerochen.
Aber es gibt Ausnahmen: ‚Ambre Fétiche’ von Annick Goutal ist so eine, oder ‚Ambre 114’ von Histoires de Parfums – Amberdüfte, die mit einem Twist ins Andersartige aufwarten: trocken-ledrig der erste, würzig-raffiniert der zweite.
‚L’Ambre de Carthage’ ist nun wieder so einer, diesmal mit einem gehörigen Drall ins fruchtig-florale.
Der Name des Duftes könnte zunächst allerdings auf ein orientalisches Schwergewicht à la ‚Ambre Sultan’ schließen lassen, doch weit gefehlt. Sicher, der Amber ist da, vom Anfang bis zum Ende des Duftverlaufes, aber seinem aromatisch-harzigen Aroma haftet nichts Schweres oder über die Maßen Süßes an – er ist leicht, fast transparent und harmoniert wunderbar mit den holzigen Nuancen von Patchouli und Sandelholz. Das eigentlich besondere aber ist die Kombination mit der hauptsächlich in Asien beheimateten Osmanthusblüte. Deren fruchtig-blumiger Akkord –an reife, weiße Pfirsiche, aber auch an Hermès’ ‚Osmanthe Yunnan’ mit seinen Tee-Nuancen erinnernd – nimmt dem Amber (ein Mix aus würzig-aromatischen Harzen; nicht zu verwechseln mit ‚grauer Ambra’ oder ‚Ambregris’, dem Pottwal-Sekret) alles lastende, dunkle und ölige, und sorgt für helle Farben und eine frische Brise. Etwas bitter-zitrische Bergamotte, sowie eine feine Tee-Note (angeblich Jasmintee) tragen ihren Teil dazu bei, dass ein ordentliches Lüftchen und viel Sonnenschein den Hippie-Laden durchfluten – das tut gut, richtig gut!
Interessanterweise wird ‚L’Ambre de Carthage’ ein ‚Parfum pour Homme’ genannt (wobei man das ‚Homme’ getrost vergessen kann - er ist ebenso ‚Pour Femme’), also weder ‚Eau de Toilette’ noch ‚Eau de Parfum’, sondern tatsächlich ‚Parfum’. Eine weitere Angabe, nämlich dass der Duft einen 80% Alkohol-Anteil aufweist, lässt darauf schließen, dass der Parfumöl-Anteil bei ca. 16% liegen dürfte, was tatsächlich die Bezeichnung ‚Parfum’ erlauben würde, wenngleich man eher von einem ‚Eau de Parfum’ sprechen müsste.
Wie auch immer – ‚L’Ambre de Carthage’ ist recht hoch konzentriert und das merkt man auch: Kopf-, Herz- und Basisnoten entwickeln allesamt ein ähnliches Volumen, das ganz im Gegensatz zu laut auftretenden aber schnell schwachbrüstig werdenden ‚Eau de Colognes’ oder manchem ‚Eau de Toilette’ steht.
So ist der eher gemäßigt frische, blumig-fruchtige Auftakt nicht wirklich raumfüllend, aber spätestens im dunkler und harziger werdenden Mittelteil und erst recht während des unendlich langanhaltenden Ausklangs spürt man die ungemeine Kraft des Duftes, eine Kraft, die eher im Verborgenen liegt, als dass sie sich plakativ zur Schau stellte.
Letztlich bleibt ein opulentes, holziges und warmes Aroma auf der Haut zurück, das deutlich rauchige Nuancen enthüllt. Diese schöne und sinnliche Melange hat nun endlich etwas andeutungsweise maskulines, ‚endlich’ deshalb, weil der Duft bis dato überhaupt nichts typisch ‚maskulines’ aufweist. Nun aber, in seiner letzten scheinbar ewig währenden Phase enthüllt er einen irgendwie gepflegt-altmodischen, virilen Charakter, der an so berühmte Schöpfungen der Vorkriegs-Ära wie Caron´s ‚Pour un Homme’, an ‚Knize Ten’ oder auch an ‚Zizanie’ erinnert – diese holzig-pudrige Wärme, diese rauchig-ledrige Aura. Aber es ist weniger der Duft an sich, der an diese Klassiker der Parfumgeschichte anknüpft, es ist eher seine Attitüde: maßgeschneiderter Anzug, Blüte im Knopfloch, Adolphe Menjou-Bärtchen, Zigarette in kurzer Spitze steckend – klassische, männliche Eleganz mit einem Hauch Dandytum, weitab von puritanischer Nachkriegsstrenge oder wild-lüsternem 70er Jahre Machismo.
2011 wieder eingeführt, dürfte das heutige ‚L’Ambre de Carthage’ kaum mehr als lockere Verwandtschaft mit jenem gleichnamigen Duft aus den 20er Jahren besitzen. Vielmehr wird es sich um eine recht freie Neu-Interpretation des alten Duftkonzeptes handeln, vergleichbar der Wiederbelebung von ‚Sycomore’ - allerdings ohne dessen Klasse zu erreichen.
Ein guter Duft, aber kein überragender.
Ein großer Amber-Fan bin ich im Grunde nicht – die meisten sind mir, wie viele Moschus- oder Patchouli-Düfte auch, zu Hippie-like, und an der ewig gleichen, harzig-süßen Amber-Vanille-Kombo habe ich mich außerdem mehr als satt gerochen.
Aber es gibt Ausnahmen: ‚Ambre Fétiche’ von Annick Goutal ist so eine, oder ‚Ambre 114’ von Histoires de Parfums – Amberdüfte, die mit einem Twist ins Andersartige aufwarten: trocken-ledrig der erste, würzig-raffiniert der zweite.
‚L’Ambre de Carthage’ ist nun wieder so einer, diesmal mit einem gehörigen Drall ins fruchtig-florale.
Der Name des Duftes könnte zunächst allerdings auf ein orientalisches Schwergewicht à la ‚Ambre Sultan’ schließen lassen, doch weit gefehlt. Sicher, der Amber ist da, vom Anfang bis zum Ende des Duftverlaufes, aber seinem aromatisch-harzigen Aroma haftet nichts Schweres oder über die Maßen Süßes an – er ist leicht, fast transparent und harmoniert wunderbar mit den holzigen Nuancen von Patchouli und Sandelholz. Das eigentlich besondere aber ist die Kombination mit der hauptsächlich in Asien beheimateten Osmanthusblüte. Deren fruchtig-blumiger Akkord –an reife, weiße Pfirsiche, aber auch an Hermès’ ‚Osmanthe Yunnan’ mit seinen Tee-Nuancen erinnernd – nimmt dem Amber (ein Mix aus würzig-aromatischen Harzen; nicht zu verwechseln mit ‚grauer Ambra’ oder ‚Ambregris’, dem Pottwal-Sekret) alles lastende, dunkle und ölige, und sorgt für helle Farben und eine frische Brise. Etwas bitter-zitrische Bergamotte, sowie eine feine Tee-Note (angeblich Jasmintee) tragen ihren Teil dazu bei, dass ein ordentliches Lüftchen und viel Sonnenschein den Hippie-Laden durchfluten – das tut gut, richtig gut!
Interessanterweise wird ‚L’Ambre de Carthage’ ein ‚Parfum pour Homme’ genannt (wobei man das ‚Homme’ getrost vergessen kann - er ist ebenso ‚Pour Femme’), also weder ‚Eau de Toilette’ noch ‚Eau de Parfum’, sondern tatsächlich ‚Parfum’. Eine weitere Angabe, nämlich dass der Duft einen 80% Alkohol-Anteil aufweist, lässt darauf schließen, dass der Parfumöl-Anteil bei ca. 16% liegen dürfte, was tatsächlich die Bezeichnung ‚Parfum’ erlauben würde, wenngleich man eher von einem ‚Eau de Parfum’ sprechen müsste.
Wie auch immer – ‚L’Ambre de Carthage’ ist recht hoch konzentriert und das merkt man auch: Kopf-, Herz- und Basisnoten entwickeln allesamt ein ähnliches Volumen, das ganz im Gegensatz zu laut auftretenden aber schnell schwachbrüstig werdenden ‚Eau de Colognes’ oder manchem ‚Eau de Toilette’ steht.
So ist der eher gemäßigt frische, blumig-fruchtige Auftakt nicht wirklich raumfüllend, aber spätestens im dunkler und harziger werdenden Mittelteil und erst recht während des unendlich langanhaltenden Ausklangs spürt man die ungemeine Kraft des Duftes, eine Kraft, die eher im Verborgenen liegt, als dass sie sich plakativ zur Schau stellte.
Letztlich bleibt ein opulentes, holziges und warmes Aroma auf der Haut zurück, das deutlich rauchige Nuancen enthüllt. Diese schöne und sinnliche Melange hat nun endlich etwas andeutungsweise maskulines, ‚endlich’ deshalb, weil der Duft bis dato überhaupt nichts typisch ‚maskulines’ aufweist. Nun aber, in seiner letzten scheinbar ewig währenden Phase enthüllt er einen irgendwie gepflegt-altmodischen, virilen Charakter, der an so berühmte Schöpfungen der Vorkriegs-Ära wie Caron´s ‚Pour un Homme’, an ‚Knize Ten’ oder auch an ‚Zizanie’ erinnert – diese holzig-pudrige Wärme, diese rauchig-ledrige Aura. Aber es ist weniger der Duft an sich, der an diese Klassiker der Parfumgeschichte anknüpft, es ist eher seine Attitüde: maßgeschneiderter Anzug, Blüte im Knopfloch, Adolphe Menjou-Bärtchen, Zigarette in kurzer Spitze steckend – klassische, männliche Eleganz mit einem Hauch Dandytum, weitab von puritanischer Nachkriegsstrenge oder wild-lüsternem 70er Jahre Machismo.
2011 wieder eingeführt, dürfte das heutige ‚L’Ambre de Carthage’ kaum mehr als lockere Verwandtschaft mit jenem gleichnamigen Duft aus den 20er Jahren besitzen. Vielmehr wird es sich um eine recht freie Neu-Interpretation des alten Duftkonzeptes handeln, vergleichbar der Wiederbelebung von ‚Sycomore’ - allerdings ohne dessen Klasse zu erreichen.
Ein guter Duft, aber kein überragender.
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