31.01.2021 - 13:51 Uhr
Chizza
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Chizza
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32
Verrauchter Ingwer oder das Metal-Musical
Wolles Frau hatte Geburtstag, Hotte erinnerte ihn rechtzeitig um Peinlichkeiten zu vermeiden und so organisierte Wolle ein Geschenk. Er vermied es, das Alter von Ilse zu nennen, denn das hatte er ad hoc nicht parat. Halb so wild. Geschenkt, Ilse freute sich denn Wolle hatte Musicalkarten erworben für die Schalker Arena. Definitiv ein Fortschritt, das letzte mal als er seine Frau ausführte, war ebenfalls auf Schalke, da aber zu einer Monstertruck-Veranstaltung. Zu Ilses Unmut war Wolle bereits vor der Ankunft betrunken und sorgte für eine kurzfristige Unterbrechung der Veranstaltung da er seinen Oberkörper freilegte (neidische Blicke anderer Damen angesichts der üppigen Oberweite inklusive) und dann mit einem roten Tuch versuchte, den Grim Reaper wie ein Torero zu stoppen. Leider fiel er dabei diverse Male in den Matsch und musste letztlich gerettet werden, da er den Hintern zwar hoch bekam, der Kopf aber im Matsch stecken blieb.
Hier handelte es sich allerdings um ein echtes Musical. Dachte Ilse. Am Vormittag vor der Veranstaltung bemerkte sie dann, dass es um ein Metal-Musical ging. Wolle sah also aus wie immer; aufgedunsen, torkelnder Gang, Lederkutte und Lemmy-Shirt. Naja, dachte sich Ilse, immerhin fällt er da nicht negativ auf. Nicht extrem negativ.
Kaum angekommen, staute es sich ewig am Einlass. Die Gäste wurden unruhig, es gab etwas Tumult und Wolle schwang sich zum Rädelsführer der streitlustigen Meute auf. Er zog sein Shirt aus, wedelte damit und gröhlte undefinierbare Sätze. Dabei bekleckerte er seinen freien Bierbauch mit eben Bier.
„Sehen Sie diesen Fettwanst dort, Meier?“
„Aber hallo. Der hat eine Oberweite. Bei meiner Frau ist da weniger. Ob die gemacht sind?“
Rohloff verdrehte die Augen. „Wen interessiert es. Sie wissen doch, unser Protagonist ist ausgefallen und die Veranstaltung steht kurz vor einem Abbruch. All das schöne Geld was wir zurück zahlen müssen. Holen Sie mir den hemmungslosen Dicken mal, so schamlos wie der ist, gewinnen wir den für das Musical.“
Gesagt, getan. Wolle wehrte sich zwar als die Security ihn abführte, wobei seine Lederhose riss und jeder seine Wäsche Batch 1980 sah, es nützte nur nichts. Angekommen, sprachen Rohloff und Meier mit Wolle Wollny.
„Wie ist ihr Name?“
„Äh, Wolle. Aber für Sie auch die Sexmachine aus Herne.“ - „das glaube ich sofort wegen der Oberw...“ - „Meier!“
Meier fuhr erschrocken zusammen.
„Hören Sie, wir brauchen einen neuen Sänger für das Musical. Sie sind doch Metalfan und bekommen das playbacktechnisch hin?“
„Hä?“
„...wieviel wollen Sie für einen Bühnenauftritt?“
„So leicht bin ich nicht zu haben...“
„Einen Kasten Bier?“
„einen GANZEN Kasten???....halt die Klappe Wolle, Pokerface...naja, nur ein Kasten also?“
„Ja....“
„Plus Leergut?“
„Ok, von mir aus.“
„Ha! Dann bin ich dabei!“
Der Einlass ging nun weiter und alle nahmen Platz, es ging los, vorher sprühte Wolle sich mit Silphium von Stora Skuggan ein, es klang nach einer skandinavischen Black Metal-Band mit einem modernen Albumtitel, so, als wären sie zurück gewesen. Wie Wolle nun auf der Bühne. Denn da war er schon mal und füllte Hallen. Für einen Tag. Eine Turnhalle. Damals, in der vierten Klasse als er den König der Tiger von Borneo mimte. Doch das war eine andere Geschichte. So startete Wolle seine Performance auf der Bühne und nahm wann immer es für ihn Sinn ergab, Änderungen vor:
„Nothing to prove
Just a drunken rock'n roll freak
You call your metal black
It's just alcoholfree and weak
We're too old
Too cold“
Wolle gab alles, bemerkte auch nicht, dass sein Mikrofon aus war und wollte sich in die Menge schmeißen, stolperte aber und riss den Gitarristen um. Dennoch hörte man ihn gut denn er plärrte voller Inbrunst. Die ersten Zuschauer murrten ob der offensichtlichen nicht live-gespielten respektive schlechten Musik. Weiter ging’s doch zunächst entfaltete sich der Duft:
Man bemerkte an Wolle den Ingwergeruch welcher durch die Zistrose süßlich und sanft rauchig wurde. Unter Silphium-Akkord konnte er sich nichts vorstellen. Damit wird er kaum alleine sein bei einer Pflanze, welche vermutlich bereits in der Antike ausgestorben war. Sukzessive legt sich das süßliche Element und es bleibt ein minimal scharfer, dafür sehr klarer Ingwer.
Nächster Song:
„Lass mich die Pferdestärken trunken reiten übers Kinn nach Iserlohn
Wieder in die Brauerei des Löwen wo ich einst zuhause war
Zwischen deinen Beinen, such den Kasten vom letzten Jahr(-Markt)
Doch es ist kein Bier mehr da“
Wolle gab alles, ließ hier sogar einen Basic Instinct-Gedächtnismoment folgen samt leerem Bierkasten, denn den von Rohloff hatte er bereits geleert. Das Gros der Zuschauer wendete sich leicht angewidert ab.
Silphium hingegen wandelte sich indem der Duft breiter und tiefer wurde. Der Ingwer dominierte klar, scharrte aber begleitende olfaktorische Noten um sich. Zimt ist wahrnehmbar, ist mir persönlich in Kombination mit dem Ingwer etwas zu gefällig. Der Tabak sorgt für dunklere Momente, welche charakterstark daherkommen. Bereits hier umhüllte der Weihrauch den Ingwer, noch etwas schwach.
Jetzt war Zeit für Lemmy welchen Wolle aufgrund seines Alkoholkonsums wahrlich anhimmelte:
„I am the AA, you don't want to visit me.
I am a drunkard, no way you can change me.
I am the heavy pub debt, no way you can pay me.
I am the thirst and I know you can't take me.“
Nur mit vereinten Kräften konnte die Security Wolle dazu bewegen, seine Hosen anzulassen, der oberkörperfreie Anblick setzte den meisten schon zu. Wolle war mittlerweile so angeheitert, dass die Öffnung der Bierflasche nicht immer die Öffnung des Mundes traf. Leider auf dem Videowürfel zu bewundern gewesen.
Wolle schnüffelte noch mal an sich: Die Myrrhe wirkte würzig-warm, konterkarierte irgendwo die Wirkung des Weihrauchs, wirkte auch balsamisch-süß und fügte sich so nahtlos in das Duftschema ein. Der Ingwer wurde leicht zeitversetzt gediegener, was ihm zu mehr Eleganz verhalf.
Dann ging es auch schon weiter:
„Bloodshot eyes - metal skin
Serpents tongue - dagger claws
Dragon wings - crooked horns
BEER“
Wolle war so fertig, bis auf das letzte Wort, was ihn an Trinkhörner erinnerte, war er nicht mehr in der Lage, Liedtexte zu ändern. Silphium war dann auch fertig was das Thema Wandlung angeht. Diese Kreation verharrte nun unverändert auf der Haut; herber wurde es nicht mehr. Dies hätte man anhand der Pyramide meinen können.
So ging das Musical zuende, Wolle ließ sich feiern jedenfalls dachte er das, die Menge warf bereits Bierbecher und unter gellendem Pfeifen wurde er von der Bühne gezerrt. Seine Frau sammelte ihn mit einer Schubkarre ein und dann ging es heimwärts. Diesen Geburtstag würde sie wahrscheinlich nicht so schnell vergessen.
Silphium erinnert mich an The Tycoon, was am Ingwer in Kombination mit dem Weihrauch liegt. Mir persönlich ist das balsamische Element in Silphium zu viel. Allgemein ist Ingwer in Düften schön wahrzunehmen, tragen ist immer etwas anderes. Das war Kommentar Nummer 200.
Hier handelte es sich allerdings um ein echtes Musical. Dachte Ilse. Am Vormittag vor der Veranstaltung bemerkte sie dann, dass es um ein Metal-Musical ging. Wolle sah also aus wie immer; aufgedunsen, torkelnder Gang, Lederkutte und Lemmy-Shirt. Naja, dachte sich Ilse, immerhin fällt er da nicht negativ auf. Nicht extrem negativ.
Kaum angekommen, staute es sich ewig am Einlass. Die Gäste wurden unruhig, es gab etwas Tumult und Wolle schwang sich zum Rädelsführer der streitlustigen Meute auf. Er zog sein Shirt aus, wedelte damit und gröhlte undefinierbare Sätze. Dabei bekleckerte er seinen freien Bierbauch mit eben Bier.
„Sehen Sie diesen Fettwanst dort, Meier?“
„Aber hallo. Der hat eine Oberweite. Bei meiner Frau ist da weniger. Ob die gemacht sind?“
Rohloff verdrehte die Augen. „Wen interessiert es. Sie wissen doch, unser Protagonist ist ausgefallen und die Veranstaltung steht kurz vor einem Abbruch. All das schöne Geld was wir zurück zahlen müssen. Holen Sie mir den hemmungslosen Dicken mal, so schamlos wie der ist, gewinnen wir den für das Musical.“
Gesagt, getan. Wolle wehrte sich zwar als die Security ihn abführte, wobei seine Lederhose riss und jeder seine Wäsche Batch 1980 sah, es nützte nur nichts. Angekommen, sprachen Rohloff und Meier mit Wolle Wollny.
„Wie ist ihr Name?“
„Äh, Wolle. Aber für Sie auch die Sexmachine aus Herne.“ - „das glaube ich sofort wegen der Oberw...“ - „Meier!“
Meier fuhr erschrocken zusammen.
„Hören Sie, wir brauchen einen neuen Sänger für das Musical. Sie sind doch Metalfan und bekommen das playbacktechnisch hin?“
„Hä?“
„...wieviel wollen Sie für einen Bühnenauftritt?“
„So leicht bin ich nicht zu haben...“
„Einen Kasten Bier?“
„einen GANZEN Kasten???....halt die Klappe Wolle, Pokerface...naja, nur ein Kasten also?“
„Ja....“
„Plus Leergut?“
„Ok, von mir aus.“
„Ha! Dann bin ich dabei!“
Der Einlass ging nun weiter und alle nahmen Platz, es ging los, vorher sprühte Wolle sich mit Silphium von Stora Skuggan ein, es klang nach einer skandinavischen Black Metal-Band mit einem modernen Albumtitel, so, als wären sie zurück gewesen. Wie Wolle nun auf der Bühne. Denn da war er schon mal und füllte Hallen. Für einen Tag. Eine Turnhalle. Damals, in der vierten Klasse als er den König der Tiger von Borneo mimte. Doch das war eine andere Geschichte. So startete Wolle seine Performance auf der Bühne und nahm wann immer es für ihn Sinn ergab, Änderungen vor:
„Nothing to prove
Just a drunken rock'n roll freak
You call your metal black
It's just alcoholfree and weak
We're too old
Too cold“
Wolle gab alles, bemerkte auch nicht, dass sein Mikrofon aus war und wollte sich in die Menge schmeißen, stolperte aber und riss den Gitarristen um. Dennoch hörte man ihn gut denn er plärrte voller Inbrunst. Die ersten Zuschauer murrten ob der offensichtlichen nicht live-gespielten respektive schlechten Musik. Weiter ging’s doch zunächst entfaltete sich der Duft:
Man bemerkte an Wolle den Ingwergeruch welcher durch die Zistrose süßlich und sanft rauchig wurde. Unter Silphium-Akkord konnte er sich nichts vorstellen. Damit wird er kaum alleine sein bei einer Pflanze, welche vermutlich bereits in der Antike ausgestorben war. Sukzessive legt sich das süßliche Element und es bleibt ein minimal scharfer, dafür sehr klarer Ingwer.
Nächster Song:
„Lass mich die Pferdestärken trunken reiten übers Kinn nach Iserlohn
Wieder in die Brauerei des Löwen wo ich einst zuhause war
Zwischen deinen Beinen, such den Kasten vom letzten Jahr(-Markt)
Doch es ist kein Bier mehr da“
Wolle gab alles, ließ hier sogar einen Basic Instinct-Gedächtnismoment folgen samt leerem Bierkasten, denn den von Rohloff hatte er bereits geleert. Das Gros der Zuschauer wendete sich leicht angewidert ab.
Silphium hingegen wandelte sich indem der Duft breiter und tiefer wurde. Der Ingwer dominierte klar, scharrte aber begleitende olfaktorische Noten um sich. Zimt ist wahrnehmbar, ist mir persönlich in Kombination mit dem Ingwer etwas zu gefällig. Der Tabak sorgt für dunklere Momente, welche charakterstark daherkommen. Bereits hier umhüllte der Weihrauch den Ingwer, noch etwas schwach.
Jetzt war Zeit für Lemmy welchen Wolle aufgrund seines Alkoholkonsums wahrlich anhimmelte:
„I am the AA, you don't want to visit me.
I am a drunkard, no way you can change me.
I am the heavy pub debt, no way you can pay me.
I am the thirst and I know you can't take me.“
Nur mit vereinten Kräften konnte die Security Wolle dazu bewegen, seine Hosen anzulassen, der oberkörperfreie Anblick setzte den meisten schon zu. Wolle war mittlerweile so angeheitert, dass die Öffnung der Bierflasche nicht immer die Öffnung des Mundes traf. Leider auf dem Videowürfel zu bewundern gewesen.
Wolle schnüffelte noch mal an sich: Die Myrrhe wirkte würzig-warm, konterkarierte irgendwo die Wirkung des Weihrauchs, wirkte auch balsamisch-süß und fügte sich so nahtlos in das Duftschema ein. Der Ingwer wurde leicht zeitversetzt gediegener, was ihm zu mehr Eleganz verhalf.
Dann ging es auch schon weiter:
„Bloodshot eyes - metal skin
Serpents tongue - dagger claws
Dragon wings - crooked horns
BEER“
Wolle war so fertig, bis auf das letzte Wort, was ihn an Trinkhörner erinnerte, war er nicht mehr in der Lage, Liedtexte zu ändern. Silphium war dann auch fertig was das Thema Wandlung angeht. Diese Kreation verharrte nun unverändert auf der Haut; herber wurde es nicht mehr. Dies hätte man anhand der Pyramide meinen können.
So ging das Musical zuende, Wolle ließ sich feiern jedenfalls dachte er das, die Menge warf bereits Bierbecher und unter gellendem Pfeifen wurde er von der Bühne gezerrt. Seine Frau sammelte ihn mit einer Schubkarre ein und dann ging es heimwärts. Diesen Geburtstag würde sie wahrscheinlich nicht so schnell vergessen.
Silphium erinnert mich an The Tycoon, was am Ingwer in Kombination mit dem Weihrauch liegt. Mir persönlich ist das balsamische Element in Silphium zu viel. Allgemein ist Ingwer in Düften schön wahrzunehmen, tragen ist immer etwas anderes. Das war Kommentar Nummer 200.
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