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Top Rezension
Aphrodisiakum
Zehn Jahre ist es her, doch die Szene steht mir so klar vor Augen, als sei es erst gestern gewesen.
Gerade hatte ich meine damalige Stammparfümerie betreten und sah meine Freundin, die Inhaberin, vor ein paar Kartons mit offenbar soeben hereingekommenen neuen Produkten knien, unter der Nase einen Teststreifen und augenscheinlich in heller Aufregung.
"Das mußt Du probieren – unfaßbar!" war ihre Begrüßung, bevor sie einen eher unscheinbaren, rechteckigen Flacon aus braunem Glas zückte, von dem ich mir eigentlich nicht vorstellen konnte, daß sein Inhalt meine sonst so unerschütterliche, mit allen Duftwassern gewaschene Freundin derart aus dem Konzept bringen sollte.
Ein Sprüher, ein Atemzug – ich nahm eine Packung aus dem Karton und stellte sie auf die Verkaufstheke, ohne mich um Namen, Hersteller, Preis oder sonstige Unwichtigkeiten zu kümmern.
"Wahnsinn!" dachte ich.
Und dann dachte ich lange Zeit nicht mehr viel, zu sehr war ich damit beschäftigt, jedes Duftmolekül von M7 in mich hineinzusaugen.
Dunkel, mysteriös und würzig stieg mir eine Mixtur in die Nase, die sich mit nichts vergleichen ließ, was ich bis dahin geschnuppert hatte.
Harzige und warme Noten werden von Anbeginn an durchzogen von strengen, kühlen Schlieren, tiefschwarz und trocken und doch anschmiegsam wie dichtester Samt.
Wärme, Hitze fast breitet sich aus, trockenfruchtige Anklänge verbinden sich mit dem Holz und lassen es leuchten.
Eine unglaubliche Präsenz, körperlich, sinnlich, hocherotisch – ich fürchte mich davor, diesen Duft an einem Mann wahrzunehmen, könnte er mich doch jede Erziehung vergessen und stattdessen in uralte archaische Verhaltensmuster fallen lassen.
Ein Aphrodisiakum – und dazu brauchte es ganz gewiß nicht jenes durchaus knackigen Kerlchens, das in der Werbung blank zog.
Das konnte Saint-Laurent im Jahre 1971 besser, nebenbei bemerkt.
Zehn Jahre und zahllose Dufterfahrungen später: Noch immer gehört jene Flasche M7 zu meiner Sammlung, noch immer schwelge ich in jedem Dufthauch, der von meiner besprühten Haut aufsteigt.
Heute weiß ich, daß Oud einen guten Teil des Reizes ausmacht, der von dieser Kreation ausgeht – von Adlerholz hatte im Jahr 2002 vermutlich noch kaum jemand gehört, von einem Hype war man noch weit entfernt.
Und vielleicht war genau dies einer der Gründe, weshalb sich M7 nie so gut verkauft hat wie andere, ganz sicher nicht bessere Düfte – vermutlich war er seiner Zeit zu weit voraus.
Gerade hatte ich meine damalige Stammparfümerie betreten und sah meine Freundin, die Inhaberin, vor ein paar Kartons mit offenbar soeben hereingekommenen neuen Produkten knien, unter der Nase einen Teststreifen und augenscheinlich in heller Aufregung.
"Das mußt Du probieren – unfaßbar!" war ihre Begrüßung, bevor sie einen eher unscheinbaren, rechteckigen Flacon aus braunem Glas zückte, von dem ich mir eigentlich nicht vorstellen konnte, daß sein Inhalt meine sonst so unerschütterliche, mit allen Duftwassern gewaschene Freundin derart aus dem Konzept bringen sollte.
Ein Sprüher, ein Atemzug – ich nahm eine Packung aus dem Karton und stellte sie auf die Verkaufstheke, ohne mich um Namen, Hersteller, Preis oder sonstige Unwichtigkeiten zu kümmern.
"Wahnsinn!" dachte ich.
Und dann dachte ich lange Zeit nicht mehr viel, zu sehr war ich damit beschäftigt, jedes Duftmolekül von M7 in mich hineinzusaugen.
Dunkel, mysteriös und würzig stieg mir eine Mixtur in die Nase, die sich mit nichts vergleichen ließ, was ich bis dahin geschnuppert hatte.
Harzige und warme Noten werden von Anbeginn an durchzogen von strengen, kühlen Schlieren, tiefschwarz und trocken und doch anschmiegsam wie dichtester Samt.
Wärme, Hitze fast breitet sich aus, trockenfruchtige Anklänge verbinden sich mit dem Holz und lassen es leuchten.
Eine unglaubliche Präsenz, körperlich, sinnlich, hocherotisch – ich fürchte mich davor, diesen Duft an einem Mann wahrzunehmen, könnte er mich doch jede Erziehung vergessen und stattdessen in uralte archaische Verhaltensmuster fallen lassen.
Ein Aphrodisiakum – und dazu brauchte es ganz gewiß nicht jenes durchaus knackigen Kerlchens, das in der Werbung blank zog.
Das konnte Saint-Laurent im Jahre 1971 besser, nebenbei bemerkt.
Zehn Jahre und zahllose Dufterfahrungen später: Noch immer gehört jene Flasche M7 zu meiner Sammlung, noch immer schwelge ich in jedem Dufthauch, der von meiner besprühten Haut aufsteigt.
Heute weiß ich, daß Oud einen guten Teil des Reizes ausmacht, der von dieser Kreation ausgeht – von Adlerholz hatte im Jahr 2002 vermutlich noch kaum jemand gehört, von einem Hype war man noch weit entfernt.
Und vielleicht war genau dies einer der Gründe, weshalb sich M7 nie so gut verkauft hat wie andere, ganz sicher nicht bessere Düfte – vermutlich war er seiner Zeit zu weit voraus.
12 Antworten


Und die plörrigen und nichtssagenden Düfte bleiben...
Toller, neugierig machender Kommentar!