27.02.2018 - 06:30 Uhr
Seerose
682 Rezensionen
Seerose
Top Rezension
Hochzeit im Hochsommer
Ist ein Zufall, dass ich den letzten Duft der Parfümserie "Wheel of the Year" von "Wonderchest Perfums" NY, der für das Hochsommerfest "Lammas" steht, an einen eisig kalten Februartag (in der Nacht waren es -17° auf unserer Terrasse jetzt um 11 Uhr noch - 7°) bei strahlendem Sonnenschein und glitzerndem Schnee kommentiere? Und dass ich es in der bisher kältesten Nacht dieses Winters über viele Stunden im Test hatte?
Die Naturdüfte von "Wonderchest Perfums", NY, aus der Serie "Wheel of the Year" sollen jeweils eines der altirischen Feste widerspiegeln. Frau Brodskayas Düfte sind aus natürlichen Ölen und Essenzen hergestellt. Ist Alkohol in den Düften, so ist nur rein aus Getreiden destillierter verwendet worden. Die Parfüms muten einerseits traditionell an und doch sind sie angenehm, natürlich und meines Erachtens dennoch apart, teilweise sehr schön mit interessanten Verläufen. Vor allem sind sie für Naturdüfte sehr haltbar, sechs bis zwölf Stunden sind bei mir gegeben. Es ist unbedingt erforderlich, dass man Geduld hat und auch bei weniger differenzierten Düften den Verlauf abwartet.
Beim Fest "Lammas" geht es um das altirische vorchristliche Fest im Hochsommer, der Beginn der Ernte: Laut Wikipedia wurde es unter anderem auch "Lughnasadh" genannt. Es war ein ausgelassenes fröhliches Fest mit Kraftspielen, Potlachs, also üppigen Festschmäusen.
Aber auch Prozessionen zu Gräbern mit Zeremonien an diesen Stätten wurden begangen.
Aber das Wichtigste waren Verlobungen, Eheschließungen, sowie die sehr modern anmutend die Ehe- und Probeehenauflösugen.
Denn, so wird in Wikipedia beschrieben, wurden dort Ehen auf Probe geschlossen für ein Jahr und einen Tag. Kündigte im folgenden Mai noch kein Nachwuchs an oder - ziemlich wahrscheinlich - wenn man sich "umorientiert" hatte, wurde während dieses Festes die Probeehe wieder aufgelöst. Dazu gab es Musik, Tanz und bestimmt flossen Ströme von Bier und Met.
Wenn ich nun dazu den Duft "Lammas" beurteile, dann ist er für mich in dieser Duftreihe der gelungenste Duft. Ich finde ihn edel zurückhaltend, nicht überbordend von Blütendüften.
Keineswegs ist es ein innovatives Parfüm, sondern es erinnert mich an einige andere Düfte, im mittleren Preisegment bis hin zu "Soulle Ámbar" von Floris.
Wie alle Düfte von Frau Brodskaya, ist auch "Lammas" erdgebunden, holzig, herb-grün, kühl-moosig, mit einer bestimmten bitteren Melancholie durchzogen. Blumen spielen keine wichtige Rolle. Im Hochsommer sind ist das Getreide auf Felder reif zur Ernte, jedenfalls früher war das so. Die Erde staubig und trocken, die meisten Blumen sind verblüht, die zweite Heumahd hat stattgefunden. Diese Zeit hat nicht mehr die üppigen und lieblichen Blumendüfte, sondern am Abend duftet es nach Heu, nach Staub, die Grillen zirpen. Das hellgrüne Laub der Laubbäume des Mais und Frühsommers ist dicht, dunkelgrün-grau geworden, die ersten unreifen Früchte wirken manchmal wie bereits welke Blätter, Birken haben vereinzelt schon gelbe Blätter.
In diese Zeit fiel also das Fest "Lammas" oder "Lughnasadh“.
Hochzeit, Kraftspiele, Hitze, Staub, Orgien, Tanz und Ausgelassenheit einerseits, andererseits die Zeremonien an den Gräbern zeigen, wie alle Feste immer den Anfang, den Abschluss bzw. Höhepunkt einer Periode und die Zukunft und Vorbereitung auf die nächste Zeit, immer auch mit Wehmut und Abschied vermischt.
Ich rieche nach dem Auftragen einen dunkelgrünen herben Duft von Blättern, fast unangenehm meine ich einige Minuten Efeu wahr zu nehmen. Aber dann steigt auch hier wieder eine angenehme milde Eichenmoosnote auf. Ich, die ich sonst Eichenmoos nicht ausstehen kann, mag es in den Wonderchest Düften als versöhnlich weiche Moosnote. Zudem rieche ich aromatisch reife säuerliche Beeren, etwa schwarze Johannisbeeren, saure unreife Weintrauben, saure Frühäpfel.
Vor allem nehme ich pudrig-erdig-staubiges und sommeraromatisches Heu, sowie den Duft von trockenen Gräsern, in lichten Mischwäldern und herb-bittere Kräuter an Feldrainen wahr.
Es ist Buchweizen genannt. Und genau, das ist es, was ich wahrnehme: Ich liebe den Duft von blühendem Buchweizen und dann den der reifen Buchweizenfrüchte im heißen Sommer in den Mooren, den ich schwer beschreiben kann. Auch die aromatische Staubigkeit von frisch gemahlenem Buchweizenmehl ist für mich faszinierend schön, die in "Lammas" eingearbeitet ist.
- Auf der Stelle sehne ich mich nach dem heißen Sommergeruch im offenen Moor unter brennender Sonne. Die Eichen verströmen dann zudem ihren bitter-dunkelgrünen Geruch, wenn man Schatten darunter sucht, dort duftet es auch nach Moos. Auch das ist hier gemeint. In Irland und Schottland gibt und gab es viele Moore und Hochmoore, in Russland, von wo Frau Brodskaya stammt, auch. -
Darunter nehme ich eine leichte Cremigkeit wahr die sich allmählich zu einer kaum blumigen Ambranote entwickelt. Das muss Ambrette sein, gemeinsam mit sehr zurückhaltend verwendeten Blumen. die ich nur wenig als blumige Cremigkeit wahrnehme. Wenn, dann hat die Ambrette mit der oben erwähnten Herbheit, der Buchweizennote eine Ambranote entwickelt, die mich zunächst sehr an das von mir sehr geschätzte "Ambre Gris, Balmain" erinnert. Ich nehme das als sehr überraschend und apart wahr. Später wird es mit dem Eichenmoosduft, wie oben erwähnt, etwas milder und lieblicher.
Wenn ich die Düfte nicht im Rahmen des Naturduftprojektes hätte weiter schicken müssen, "Lammas" hätte ich behalten, ebenso wie "Litha" denn fröhlichen Frühsommerduft.
Glücklicherweise hat auch "Lammas" bei mir eine sehr gute Haltbarkeit, ich konnte den balsamisch-cremigen Ambraduft gepaart mit pudrigem Getreideduft, geradezu altmodischen Moosnoten noch entfernt grüner Herbheit bis zum nächsten Vormittag auf meiner Haut wahrnehmen.
Meine Erachtens ist "Lammas" ein sehr gelungener Duft.
Die Naturdüfte von "Wonderchest Perfums", NY, aus der Serie "Wheel of the Year" sollen jeweils eines der altirischen Feste widerspiegeln. Frau Brodskayas Düfte sind aus natürlichen Ölen und Essenzen hergestellt. Ist Alkohol in den Düften, so ist nur rein aus Getreiden destillierter verwendet worden. Die Parfüms muten einerseits traditionell an und doch sind sie angenehm, natürlich und meines Erachtens dennoch apart, teilweise sehr schön mit interessanten Verläufen. Vor allem sind sie für Naturdüfte sehr haltbar, sechs bis zwölf Stunden sind bei mir gegeben. Es ist unbedingt erforderlich, dass man Geduld hat und auch bei weniger differenzierten Düften den Verlauf abwartet.
Beim Fest "Lammas" geht es um das altirische vorchristliche Fest im Hochsommer, der Beginn der Ernte: Laut Wikipedia wurde es unter anderem auch "Lughnasadh" genannt. Es war ein ausgelassenes fröhliches Fest mit Kraftspielen, Potlachs, also üppigen Festschmäusen.
Aber auch Prozessionen zu Gräbern mit Zeremonien an diesen Stätten wurden begangen.
Aber das Wichtigste waren Verlobungen, Eheschließungen, sowie die sehr modern anmutend die Ehe- und Probeehenauflösugen.
Denn, so wird in Wikipedia beschrieben, wurden dort Ehen auf Probe geschlossen für ein Jahr und einen Tag. Kündigte im folgenden Mai noch kein Nachwuchs an oder - ziemlich wahrscheinlich - wenn man sich "umorientiert" hatte, wurde während dieses Festes die Probeehe wieder aufgelöst. Dazu gab es Musik, Tanz und bestimmt flossen Ströme von Bier und Met.
Wenn ich nun dazu den Duft "Lammas" beurteile, dann ist er für mich in dieser Duftreihe der gelungenste Duft. Ich finde ihn edel zurückhaltend, nicht überbordend von Blütendüften.
Keineswegs ist es ein innovatives Parfüm, sondern es erinnert mich an einige andere Düfte, im mittleren Preisegment bis hin zu "Soulle Ámbar" von Floris.
Wie alle Düfte von Frau Brodskaya, ist auch "Lammas" erdgebunden, holzig, herb-grün, kühl-moosig, mit einer bestimmten bitteren Melancholie durchzogen. Blumen spielen keine wichtige Rolle. Im Hochsommer sind ist das Getreide auf Felder reif zur Ernte, jedenfalls früher war das so. Die Erde staubig und trocken, die meisten Blumen sind verblüht, die zweite Heumahd hat stattgefunden. Diese Zeit hat nicht mehr die üppigen und lieblichen Blumendüfte, sondern am Abend duftet es nach Heu, nach Staub, die Grillen zirpen. Das hellgrüne Laub der Laubbäume des Mais und Frühsommers ist dicht, dunkelgrün-grau geworden, die ersten unreifen Früchte wirken manchmal wie bereits welke Blätter, Birken haben vereinzelt schon gelbe Blätter.
In diese Zeit fiel also das Fest "Lammas" oder "Lughnasadh“.
Hochzeit, Kraftspiele, Hitze, Staub, Orgien, Tanz und Ausgelassenheit einerseits, andererseits die Zeremonien an den Gräbern zeigen, wie alle Feste immer den Anfang, den Abschluss bzw. Höhepunkt einer Periode und die Zukunft und Vorbereitung auf die nächste Zeit, immer auch mit Wehmut und Abschied vermischt.
Ich rieche nach dem Auftragen einen dunkelgrünen herben Duft von Blättern, fast unangenehm meine ich einige Minuten Efeu wahr zu nehmen. Aber dann steigt auch hier wieder eine angenehme milde Eichenmoosnote auf. Ich, die ich sonst Eichenmoos nicht ausstehen kann, mag es in den Wonderchest Düften als versöhnlich weiche Moosnote. Zudem rieche ich aromatisch reife säuerliche Beeren, etwa schwarze Johannisbeeren, saure unreife Weintrauben, saure Frühäpfel.
Vor allem nehme ich pudrig-erdig-staubiges und sommeraromatisches Heu, sowie den Duft von trockenen Gräsern, in lichten Mischwäldern und herb-bittere Kräuter an Feldrainen wahr.
Es ist Buchweizen genannt. Und genau, das ist es, was ich wahrnehme: Ich liebe den Duft von blühendem Buchweizen und dann den der reifen Buchweizenfrüchte im heißen Sommer in den Mooren, den ich schwer beschreiben kann. Auch die aromatische Staubigkeit von frisch gemahlenem Buchweizenmehl ist für mich faszinierend schön, die in "Lammas" eingearbeitet ist.
- Auf der Stelle sehne ich mich nach dem heißen Sommergeruch im offenen Moor unter brennender Sonne. Die Eichen verströmen dann zudem ihren bitter-dunkelgrünen Geruch, wenn man Schatten darunter sucht, dort duftet es auch nach Moos. Auch das ist hier gemeint. In Irland und Schottland gibt und gab es viele Moore und Hochmoore, in Russland, von wo Frau Brodskaya stammt, auch. -
Darunter nehme ich eine leichte Cremigkeit wahr die sich allmählich zu einer kaum blumigen Ambranote entwickelt. Das muss Ambrette sein, gemeinsam mit sehr zurückhaltend verwendeten Blumen. die ich nur wenig als blumige Cremigkeit wahrnehme. Wenn, dann hat die Ambrette mit der oben erwähnten Herbheit, der Buchweizennote eine Ambranote entwickelt, die mich zunächst sehr an das von mir sehr geschätzte "Ambre Gris, Balmain" erinnert. Ich nehme das als sehr überraschend und apart wahr. Später wird es mit dem Eichenmoosduft, wie oben erwähnt, etwas milder und lieblicher.
Wenn ich die Düfte nicht im Rahmen des Naturduftprojektes hätte weiter schicken müssen, "Lammas" hätte ich behalten, ebenso wie "Litha" denn fröhlichen Frühsommerduft.
Glücklicherweise hat auch "Lammas" bei mir eine sehr gute Haltbarkeit, ich konnte den balsamisch-cremigen Ambraduft gepaart mit pudrigem Getreideduft, geradezu altmodischen Moosnoten noch entfernt grüner Herbheit bis zum nächsten Vormittag auf meiner Haut wahrnehmen.
Meine Erachtens ist "Lammas" ein sehr gelungener Duft.
5 Antworten
Yatagan
Seerose
Schnuppi42
Jennytammy
Bellemorte
