14.03.2020 - 13:22 Uhr
Magineer
8 Rezensionen
Magineer
8
Heuschober statt Drogenhöhle
Wie der Name schon verrät, hat sich Mark Buxton bei "Enter the Void" vom gleichnamigen Film des französischen Regie-Enfant Terrible Gaspar Noé inspirieren lassen. Das ist in gewisser Weise etwas kontraproduktiv, denn Noé war schon immer gut darin, urbane Ist-Zustände aufzuzeigen, hat mit ländlicher Idylle nach landläufiger Interpretation in der Regel jedoch wenig am Hut. Sein Film, auf dem das Parfüm basiert, ist eine psychedelische Reise in die Abgründe menschlicher Natur, und der einzige Akzent, der im Duft an diese doch recht spektakuläre Absichtserklärung erinnert, ist der legendäre Stinktier-Akkord - den man so auch nur deswegen wahrnimmt, weil er recht prominent in der Beschreibung der Kopfnote thront.
"Enter the Void" startet als hellgrüner Heuhaufen, bei dem im Hintergrund durch eine leicht faule Note eine Vergänglichkeit suggeriert wird, die sich im Duft dann gar nicht weiter manifestiert. Stattdessen verbindet sich die süßliche Verdorbenheit mit dem frisch-fruchtigen Kick saurer Beeren (Johnannisbeere, sagt zumindest die Beschreibung) und bringt etwas Leben in den Duft. Das ist ganz nett und erinnert (wahrscheinlich nicht von ungefähr) an die Herangehensweise der Zoologist-Düfte, ohne die schon unangenehm animalische Brunst der Basisnote von "Macaque" oder den schwelgerischen Dschungel in "Elephant" im Detail einzufangen. "Enter the Void" bleibt in dieser Stoßrichtung vorsichtiger. Kompromissbereiter. Unscheinbarer. Sein Grün ist bei weitem nicht unangenehm, aber Aufsehen erregt er damit gar nicht. Das Stinktier ist schon lang verschwunden, die Johannisbeere fährt den Kick zurück, es folgt leichtes, helles Holz. Eher Gestrüpp. Selbiges bleibt dann tatsächlich auch noch enttäuschend hautnah, und es stellt sich die Frage, wen Mark Buxton damit erreichen wollte - die Grün-Fans sind nach einer Stunde raus und die, denen es nicht animalisch genug sein kann, werden weiterhin auf Victor Wongs tierische Innovationen setzen. "Enter the Void" ist Konsens. Und wer will den schon?
Bleibt immer noch der Name. Eine Fehlentscheidung. Gaspar, mit dem ich mehrfach beruflich zu tun hatte, ist privat ein recht bescheidener und ruhiger Mensch. Müsste ich ihm ein Parfüm schenken, wäre es ein Leder-Duft, und wahrscheinlich würde ich auf Christian Dior's Privee-Schmuckstück "Leather Oud" zurückgreifen. Damit würde ich mehr auf die schwül-bedrohliche Sexualität von "Irreversibel" anspielen, während ich für "Enter the Void" (den Film) eher CdG's "Concrete" aks passend empfinde - dieser frische Beton, der in meiner Nase ist, wenn sich Gaspars entfesselte Kamera durch den städtischen Zerfall verlebter Wohnsilos windet. Niemals, wirklich niemals, hätte ich geglaubt, dass man in all der wirbelnden Paranoia einen Heuhaufen finden könnte. Mark Buxton anscheinend schon.
Abschließend beurteilt ist "Enter the Void" für mich ein grüner Duft. Ich mag grüne Düfte. Sehr. Aber in diesem Bereich ist die Konkurrenz (und Vielfalt) inzwischen so groß, dass man die Zaghaftigkeit eines unentschiedenen Akkordvorstoßes wirklich nicht braucht. "Enter the Void" tut nicht weh. "Enter the Void" stink(tier)t auch nicht. "Enter the Void" bleibt hautnah, die Nase hält man trotzdem noch gern dran. "Enter the Void" ist angenehm. Wirklich. Und eine Abfüllung geht ganz bestimmt. Ein ganzer Flakon dagegen?
Nein, da gibt es Besseres.
"Enter the Void" startet als hellgrüner Heuhaufen, bei dem im Hintergrund durch eine leicht faule Note eine Vergänglichkeit suggeriert wird, die sich im Duft dann gar nicht weiter manifestiert. Stattdessen verbindet sich die süßliche Verdorbenheit mit dem frisch-fruchtigen Kick saurer Beeren (Johnannisbeere, sagt zumindest die Beschreibung) und bringt etwas Leben in den Duft. Das ist ganz nett und erinnert (wahrscheinlich nicht von ungefähr) an die Herangehensweise der Zoologist-Düfte, ohne die schon unangenehm animalische Brunst der Basisnote von "Macaque" oder den schwelgerischen Dschungel in "Elephant" im Detail einzufangen. "Enter the Void" bleibt in dieser Stoßrichtung vorsichtiger. Kompromissbereiter. Unscheinbarer. Sein Grün ist bei weitem nicht unangenehm, aber Aufsehen erregt er damit gar nicht. Das Stinktier ist schon lang verschwunden, die Johannisbeere fährt den Kick zurück, es folgt leichtes, helles Holz. Eher Gestrüpp. Selbiges bleibt dann tatsächlich auch noch enttäuschend hautnah, und es stellt sich die Frage, wen Mark Buxton damit erreichen wollte - die Grün-Fans sind nach einer Stunde raus und die, denen es nicht animalisch genug sein kann, werden weiterhin auf Victor Wongs tierische Innovationen setzen. "Enter the Void" ist Konsens. Und wer will den schon?
Bleibt immer noch der Name. Eine Fehlentscheidung. Gaspar, mit dem ich mehrfach beruflich zu tun hatte, ist privat ein recht bescheidener und ruhiger Mensch. Müsste ich ihm ein Parfüm schenken, wäre es ein Leder-Duft, und wahrscheinlich würde ich auf Christian Dior's Privee-Schmuckstück "Leather Oud" zurückgreifen. Damit würde ich mehr auf die schwül-bedrohliche Sexualität von "Irreversibel" anspielen, während ich für "Enter the Void" (den Film) eher CdG's "Concrete" aks passend empfinde - dieser frische Beton, der in meiner Nase ist, wenn sich Gaspars entfesselte Kamera durch den städtischen Zerfall verlebter Wohnsilos windet. Niemals, wirklich niemals, hätte ich geglaubt, dass man in all der wirbelnden Paranoia einen Heuhaufen finden könnte. Mark Buxton anscheinend schon.
Abschließend beurteilt ist "Enter the Void" für mich ein grüner Duft. Ich mag grüne Düfte. Sehr. Aber in diesem Bereich ist die Konkurrenz (und Vielfalt) inzwischen so groß, dass man die Zaghaftigkeit eines unentschiedenen Akkordvorstoßes wirklich nicht braucht. "Enter the Void" tut nicht weh. "Enter the Void" stink(tier)t auch nicht. "Enter the Void" bleibt hautnah, die Nase hält man trotzdem noch gern dran. "Enter the Void" ist angenehm. Wirklich. Und eine Abfüllung geht ganz bestimmt. Ein ganzer Flakon dagegen?
Nein, da gibt es Besseres.
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