29.03.2025 - 09:31 Uhr

Axiomatic
149 Rezensionen

Axiomatic
Top Rezension
37
Jemand wird vermisst
Ein halbes Jahrhundert ist es her, dass eine aromatische Unterstützung den Alltag etlicher Männer begleiten sollte.
Trotz einer turbulenten Firmengeschichte - Hersteller und Produktionsstandorte kamen und gingen - blieb der vorliegende Duft beständig und beharrlich, behielt seine Eigenständigkeit und erfreut zum Glück nachkommende Generationen.
Selbst der Flakon erfuhr über die Jahrzehnte hinweg nur geringfügige Veränderungen und trägt stolz die Formensprache von 1975.
Dass der Geburtsort in Clifton, New Jersey lag und die heutige Fabrik in den englischen Midlands zu finden ist, zeugt von der Beliebtheit des Duftes in der angelsächsischen Welt, aber auch jenseits davon.
Die treue Kundschaft sicherte das Überleben dieser markanten Komposition über all die Jahre.
Was für eine Achterbahnfahrt durchlebte das Patent des Wässerchens!
Es gleicht schon fast einem Wunder, dass der Duft heute noch annähernd so wie früher riecht und im gleichen Flakon angeboten wird.
Und er wurde geschichtlich ironisch „englisch“. Beweist das Königreich mehr Fingerspitzengefühl in Sachen Tradition als die Republik jenseits der Pfütze?
Zisch!
Boy, der Auftakt ist erstaunlich dunkel. Die Bergamotte wird augenblicklich vom strengen Rosenholz in die Schranken verwiesen.
Das Holz kommandiert Haltung.
Der Filmtitel wird sofort erklärt, keine unnötigen Umwege nehmen bitte.
Und das ist auch gut so, denn so gedeihen die mediterranen Kräuter besser, schenken dem Träger die Kraft der sengenden Sonne.
Zu jener Zeit konnte man noch Rosmarin naturgetreuer wiedergeben.
Der Salbei ist etwas reservierter, aber verdammt nochmal burschikos lauernd.
Es folgt der erste Akt des Verwirrspiels.
Lavendel suggeriert klassisch mit der Rosengeranie ein herb frisches Fougère.
Gepflegt, beruhigend, sympathisch.
Der zweite Akt klang schon in der Ouvertüre an, ein aromatisches Chypre.
Mit dem Eichenmoos wird jene Atmosphäre des östlichen Mittelmeers eingefangen, seifig, dunkelgrün, reichhaltig.
Was man alles der kargen Landschaft abgewinnen konnte!
Nur die Kiefern spenden etwas Schatten im Duftverlauf, laden zum Ausruhen ein.
Ein leichter Rauch weht von der Ferne her.
Der dritte Akt wäre das Auffinden schöner Gewürze auf den Handelswegen mit dem Orient.
Warmer Zimt an fast herb fruchtiger Gewürznelke werden präzise zum Verfeinern eingesetzt.
Nur so, das sie die anderen Komponenten unterstützen.
Der vierte Akt ist die markante Befreiung der 1970er mit Moschus.
Diese Komponente wird ganz nach angelsächsischen Geschmack kräftig und selbstsicher einhüllen.
Und so wird sich der Duft einpendeln: aromatisch grün, warm holzig, weich würzig, männlich moschuslastig.
Seine Zitate jener Düfte, Equipage Eau de Toilette , Paco Rabanne pour Homme Eau de Toilette und das etwas ältere Tabac Original Eau de Cologne ergeben das charakteristische Lebensgefühl der 1970er.
Und Mandate schaffte sogar die Weichen für den leicht orientalischen Azzaro pour Homme Eau de Toilette zu legen.
Das schöne Gefühl beim Tragen des Duftes ist, dass er trotz der Komponenten nie überfordert. Auch wird die Umgebung nicht mit einer übersteuerten Granate belästigt.
Das machte jene Düfte damals aus. Was wir heute als Beastmode titulieren, begann erst eine Dekade später.
Damals in den 1970er trugen Männer eher Stoffhosen mit enger Taille und Schlag, ebenso enge Hemden mit ungewöhnlichen Mustern.
Dreiteiler waren weit verbreitet, doch konnte man auch auf die Weste verzichten.
Heute wird jene Mode nur zu gerne lächerlich übertrieben gedacht, als hätten alle gleichgeschaltet John Travolta imitieren wollen.
Weit gefehlt!
Man übersieht gerne, dass etliche dieser Männer mit beiden Beinen im Leben standen, fürsorgliche Väter waren, sich um die Zukunft ihrer Familien Gedanken machten.
Andere begannen sich der überkommenen gesellschaftlichen Enge zu entledigen, da ihr Lebensweg ein anderer war.
Es geschah eher unspektakuär.
Leichtfertig hedonistisch laut sollte es erst ab den 1980ern werden.
Ironischerweise wurde der Duft in den USA während der 1980er am stärksten beworben, als würde man jemanden von früher vermissen.
Zurecht!
Ein ewiges Warten auf den erhofften Anruf, das „Missing You“ von John Waite im Hintergrund laufend, besser konnte der Werbeclip nicht sein.
Vielleicht erinnert sich ja jemand an jenen Träger von Mandate.
Er, dessen größtes Glück das Wohlergehen seiner Nachkommen war.
Der vorliegende Duft zaubert nämlich Schönes.
Er erzählt von einer selbstsicheren und dennoch wohligen Aura, stets gepflegt aber recht krautig sexy.
Etwas, was vererbt und neue Generationen beglücken darf.
Sein Auftrag ist die Balance zwischen Strenge und Liebe zu wahren.
Und es gelingt ihm heute weiterhin.
Auf weitere fünfzig Jahre!
Trotz einer turbulenten Firmengeschichte - Hersteller und Produktionsstandorte kamen und gingen - blieb der vorliegende Duft beständig und beharrlich, behielt seine Eigenständigkeit und erfreut zum Glück nachkommende Generationen.
Selbst der Flakon erfuhr über die Jahrzehnte hinweg nur geringfügige Veränderungen und trägt stolz die Formensprache von 1975.
Dass der Geburtsort in Clifton, New Jersey lag und die heutige Fabrik in den englischen Midlands zu finden ist, zeugt von der Beliebtheit des Duftes in der angelsächsischen Welt, aber auch jenseits davon.
Die treue Kundschaft sicherte das Überleben dieser markanten Komposition über all die Jahre.
Was für eine Achterbahnfahrt durchlebte das Patent des Wässerchens!
Es gleicht schon fast einem Wunder, dass der Duft heute noch annähernd so wie früher riecht und im gleichen Flakon angeboten wird.
Und er wurde geschichtlich ironisch „englisch“. Beweist das Königreich mehr Fingerspitzengefühl in Sachen Tradition als die Republik jenseits der Pfütze?
Zisch!
Boy, der Auftakt ist erstaunlich dunkel. Die Bergamotte wird augenblicklich vom strengen Rosenholz in die Schranken verwiesen.
Das Holz kommandiert Haltung.
Der Filmtitel wird sofort erklärt, keine unnötigen Umwege nehmen bitte.
Und das ist auch gut so, denn so gedeihen die mediterranen Kräuter besser, schenken dem Träger die Kraft der sengenden Sonne.
Zu jener Zeit konnte man noch Rosmarin naturgetreuer wiedergeben.
Der Salbei ist etwas reservierter, aber verdammt nochmal burschikos lauernd.
Es folgt der erste Akt des Verwirrspiels.
Lavendel suggeriert klassisch mit der Rosengeranie ein herb frisches Fougère.
Gepflegt, beruhigend, sympathisch.
Der zweite Akt klang schon in der Ouvertüre an, ein aromatisches Chypre.
Mit dem Eichenmoos wird jene Atmosphäre des östlichen Mittelmeers eingefangen, seifig, dunkelgrün, reichhaltig.
Was man alles der kargen Landschaft abgewinnen konnte!
Nur die Kiefern spenden etwas Schatten im Duftverlauf, laden zum Ausruhen ein.
Ein leichter Rauch weht von der Ferne her.
Der dritte Akt wäre das Auffinden schöner Gewürze auf den Handelswegen mit dem Orient.
Warmer Zimt an fast herb fruchtiger Gewürznelke werden präzise zum Verfeinern eingesetzt.
Nur so, das sie die anderen Komponenten unterstützen.
Der vierte Akt ist die markante Befreiung der 1970er mit Moschus.
Diese Komponente wird ganz nach angelsächsischen Geschmack kräftig und selbstsicher einhüllen.
Und so wird sich der Duft einpendeln: aromatisch grün, warm holzig, weich würzig, männlich moschuslastig.
Seine Zitate jener Düfte, Equipage Eau de Toilette , Paco Rabanne pour Homme Eau de Toilette und das etwas ältere Tabac Original Eau de Cologne ergeben das charakteristische Lebensgefühl der 1970er.
Und Mandate schaffte sogar die Weichen für den leicht orientalischen Azzaro pour Homme Eau de Toilette zu legen.
Das schöne Gefühl beim Tragen des Duftes ist, dass er trotz der Komponenten nie überfordert. Auch wird die Umgebung nicht mit einer übersteuerten Granate belästigt.
Das machte jene Düfte damals aus. Was wir heute als Beastmode titulieren, begann erst eine Dekade später.
Damals in den 1970er trugen Männer eher Stoffhosen mit enger Taille und Schlag, ebenso enge Hemden mit ungewöhnlichen Mustern.
Dreiteiler waren weit verbreitet, doch konnte man auch auf die Weste verzichten.
Heute wird jene Mode nur zu gerne lächerlich übertrieben gedacht, als hätten alle gleichgeschaltet John Travolta imitieren wollen.
Weit gefehlt!
Man übersieht gerne, dass etliche dieser Männer mit beiden Beinen im Leben standen, fürsorgliche Väter waren, sich um die Zukunft ihrer Familien Gedanken machten.
Andere begannen sich der überkommenen gesellschaftlichen Enge zu entledigen, da ihr Lebensweg ein anderer war.
Es geschah eher unspektakuär.
Leichtfertig hedonistisch laut sollte es erst ab den 1980ern werden.
Ironischerweise wurde der Duft in den USA während der 1980er am stärksten beworben, als würde man jemanden von früher vermissen.
Zurecht!
Ein ewiges Warten auf den erhofften Anruf, das „Missing You“ von John Waite im Hintergrund laufend, besser konnte der Werbeclip nicht sein.
Vielleicht erinnert sich ja jemand an jenen Träger von Mandate.
Er, dessen größtes Glück das Wohlergehen seiner Nachkommen war.
Der vorliegende Duft zaubert nämlich Schönes.
Er erzählt von einer selbstsicheren und dennoch wohligen Aura, stets gepflegt aber recht krautig sexy.
Etwas, was vererbt und neue Generationen beglücken darf.
Sein Auftrag ist die Balance zwischen Strenge und Liebe zu wahren.
Und es gelingt ihm heute weiterhin.
Auf weitere fünfzig Jahre!
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