Hallo,
mir waren Düfte in meiner langen Berufszeit im Großraumbüro ein totales Ärgernis. Bis sich die ersten Duftschwaden im Lauf des Vormittags gelegt hatten, konnte ich die Fahrstühle im Gebäude nicht benutzen. Ich war der Schreck der Kolleginnen, die sich täglich ohne ihre Parfumwolken nackt fühlten. Meine feine Nase erschnüffelte jedes Molekül eines Duftstoffes, der menschliche Wirt wurde sofort von mir aufgefordert, mehr Rücksicht zu nehmen und ab morgen bitte diese Luftverschmutzung zu unterlassen.
Dass ich selbst keine Duftstoffe an mir mochte, versteht sich von selbst. Dabei habe ich als junge Frau durchaus Parfums getragen, aber durch die permanente Beduftung wurde es mir komplett verleidet.
Nun, seit zwei Jahren bin ich im Ruhestand und so langsam kommen auch meine überreizten Sinne wieder zur Ruhe. Und immer wieder musste ich an mein erstes, selbst gekauftes Parfum denken, das ich mir mit 14 Jahren in der örtlichen Parfümerie ausgesucht hatte: Givenchy III (1970) Eau de Parfum . Oh, wie habe ich es damals geliebt!
Vor 30 Jahren war ich mit einer Freundin im Parfummuseum in Paris und kaufte eine Kopie des Duftes. Kurz danach begann das Großraumbüro-Drama…
Jetzt wollte ich die alte Liebe wiederbeleben, und so zog Givenchy III (2007) , der Nachfolger, vor ein paar Tagen bei mir ein.
Was für eine Ernüchterung! Statt gedanklich wieder ein junges Mädchen zu werden, umwehte mich der Geruch nach alter Frau und Verfall. Mein Mann fragte zaghaft, ob ich vorhätte, jetzt öfter so zu riechen. Selbst mein unerschrockener Kater mied meine Nähe.
Voller Enttäuschung bin ich jetzt hier gelandet, um mich mit der Welt der Düfte zu versöhnen und vielleicht doch etwas zu finden, was meiner Nase, meinem Mann und meinem Kater gefällt.
So lang sollte meine kurze Vorstellung gar nicht werden, aber ich schaffe es einfach nicht, mich kurz zu fassen.
Ganz liebe Grüße