Mandelmaus

Mandelmaus

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11 - 15 von 132
Mandelmaus vor 9 Jahren 23 14
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
1
Duft
Explosiv wie eine Heißklebepistole
Bisher trugen die Bond-Düfte ziemlich zur Erheiterung bei. Zum Teil sehr lustige Verrisse gibt es hier zu finden und natürlich gehen keine großen Erwartungen mit der gesamten Reihe einher. Geht dabei wohl nur darum exzessiv die Cashcow zu melken, was denn sonst.
Auf den Damenduft wurde ich vor kurzem von der eigentlich ansprechenden Kampagne aufmerksam. Und der Preis machte mich stutzig, ganz schön dreist. Innerhalb von ein paar Wochen ist dieser bereits drastisch gesunken, nicht verwunderlich.

Die Duftpyramide liest sich recht interessant, vor allem die Rosenmilch und die schwarze Vanille lockt. Klingt sehr nach Killerkombo, wenn man die Gardenie und Jasmin dazu nimmt, da könnte einiges an Potenzial vorhanden sein. Zudem gefällt mir der Flakon sehr, glänzendes Schwarz, extravagante Form, liegt schön in der Hand und der Sprühkopf lässt sich angenehm leicht durchdrücken, sprüht dabei auch noch fein.

Leider war das auch schon der positive Teil meines Kommentars, wem der Duft sehr gefällt oder ihn sich unbedingt kaufen möchte möge mir verzeihen. Und am besten nicht weiterlesen.

Der Auftakt ist von einem ordentlichen Schwall Alkohol geprägt, danach mäßig frisch, dünn fruchtig und für meinen Geschmack lieblos.
An dieser Stelle nicht wirklich schlecht oder unangenehm, sondern einfach nur banal und unspektakulär. Keine Femme fatale im Anmarsch, nichts mit rauschender Sinnlichkeit oder gar Herzklopfen.
Die Rosenmilch zeigt sich bald, in Form von künstlicher Handseife mit plastikähnlichem Rosenaroma. Und das nicht mal frisch und leicht, oder waschpulvermäßig sauber, sondern platt, muffig und kompakt. Uff, das macht keinen Spaß, der Duft klebt auf der Haut und wabert unheilvoll vor sich hin. Wirkt auf mich abgestanden und lahm, nebenbei erinnert er mich an einen anderen Duft, leider will es mir partout nicht einfallen welcher es sein könnte. Da mischt ebenfalls so eine komische Vanille im Hintergrund mit. (Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass es ein Duft von Katy Perry war, da fiel mir ebenfalls so ein abgestandener Vanillemuff auf)

Würde man den Duft zwischen den Fingerspitzen verreiben und diese auseinander ziehen, mich würde es nicht wundern, wenn er Fäden ziehen würde, ähnlich eben wie Heißkleber. Die Sillage ist im Herzen bombastisch. Meine arme Freundin beklagt sich schon heftigst, Beifahrer kann schon ganz kritisch sein, wenn man den Fahrer mit solch Duftbomben bedrängt.
Gardenie und Jasmin bilden ein starkes, voluminöses Duo, leider nicht schmeichelhaft, sondern sehr aufdringlich und penetrant, untermalt von keksiger, fasriger Vanille, zugekleistert mit Brombeersirup, mächtig chemisch, ich kann mir nicht vorstellen, dass das sehr reizvoll auf das starke Geschlecht wirkt.
Diese leicht milchige und cremige Komponente, welcher immer mal wieder im Verlauf aufblitzt, finde ich schön und äußerst feminin. Leider immer nur für Sekundenbruchteile, nach kurzem wird das luftige Intermezzo rigoros von den monströsen Blüten plattgewalzt. Pfeffer steuert wenigsten eine interessante Schärfe bei, könnte anziehend wirken in Kombination mit Vanille, leider geht diese zu wenig in Richtung Gourmand und wirkt auf mich sehr unausgereift und eindimensional.
Das Zedernholz verleiht dem Duft eine weiche, pudrige Note, minimal holzig, etwas griffig, aber da könnte man ebenfalls mehr rausholen. Moschus dient wohl am meisten als Fixateur und verhilft dem Duft nur schwach in Richtung "Verführerisch".

Insgesamt wirkt der Duft auf mich chaotisch, unrund und unausgeglichen. Ein Verlauf ist zu verzeichnen, aber hier ist nichts smooth oder begehrenswert. Es baut sich keine Spannung auf, der Duft vernebelt null die Sinne und heißes Kopfkino will sich mal schon gar nicht einstellen. Nichts da mit Verführung, eher schnarchlangweilige Duftnarkose.
Allerdings wurde die Lautstärke mächtig aufgedreht, die Sillage ist einnehmend und Raum füllend, die Haltbarkeit liegt bei etwa acht Stunden, und dabei muss man nicht inflationär sprühen. Schade, Rosen mag ich mittlerweile sehr gerne, da stört mich etwaige Seifigkeit auch nicht, aber hier wird der Martini brutalst schaumig geschüttelt. Da stellt sich schon fast ein seifiger Geschmack auf der Zunge ein.
Die Blüten würden ebenfalls schöner zur Geltung kommen wenn nicht diese mehlige Vanille der Gegenpol wäre, da kann das geliebte Zedernholz und der sonst so fluffig-flauschige Moschus nichts ausrichten.

Das wichtigste an einem Parfüm oder einem Kleid sollte immer die Frau sein, die es gerade trägt. Und beides sollte unbedingt auch immer eine Hommage an die Trägerin sein, das kann ich hier nicht mit gutem Gewissen sagen. Ich finde es eher ganz schön frech, was da zusammen gepanscht wurde und für einen horrenden Preis verkauft wird, an welche Zielgruppe eigentlich?
Für ganz junge Mädchen irgendwie zu schwer, dumpf, und muffig, dezent orientalisch kommt er schon daher, aber ihm fehlt jegliches keckes, sprunghaftes, erotisches und weibliches. Für Mittzwanziger auch nicht wirklich, ich vermisse jeglichen Twist, und je älter und erfahrener man wird desto verwöhnter. Ein Rätsel, in diese Richtung verwirrt der Duft schon, leider erhöht sich dabei nicht die Drehzahl des ewig wummernden, inneren Motors.

Einfallslos und Thema verfehlt, oder meine Hautchemie will mich einfach nur zum Narren halten, auf jeden Fall werde ich mit dem Duft nicht warm, mich gruselt es auch ehrlich gesagt den Duft nochmals zu tragen.
Falls ich jemanden zu nahe getreten bin oder verletzt habe, dann tut es mir leid. Wahrnehmung ist schließlich subjektiv.

Die Lizenz zum Töten erwirbt man sich während dem Tragen auf jeden Fall, das haut den stärksten Kerl um ;)
14 Antworten
Mandelmaus vor 9 Jahren 22 10
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Erhellt den Winter und begrüßt den Frühling oder prickelnder Lockstoff
Genau vor einem Jahr machte ich Bekanntschaft mit Oriens. Die Zeit in der jede Stunde in der Sonne gefeiert wird, sich die Sitzplätze vor den Cafés in Rekordgeschwindigkeit füllen, mir morgens auf dem Weg zur Arbeit viele lächelnde Gesichter begegnen, Vogelgezwitscher läutet den Tag ein - das Frühjahr birgt seine ganz eigene Magie der sich so niemand wirklich entziehen kann. Dieser quirlige, sprudelnde und warme Eindruck spiegelt sich wunderbar in Oriens wider.

Ein herzliches Dankeschön an Confusion für den netten Soukdeal. Durch Auras amüsanten Kommentar ganz schön angefixt musste Oriens sofort bei mir einziehen, natürlich blind, ich mag Überraschungen.
Mein Flakon ist leider nicht so schön wie der oben abgebildete. Die silbernen Blätter fehlen, trotzdem eine Augenweide. Die bauchige Flasche schmiegt sich glatt in die Hand, wenn man den Flakon gegen das Licht hält und dreht funkelt er rosé, rot und golden. Hübsch anzusehen und stimmt mich neugierig auf den Inhalt.

Die ersten Sekunden sind stark geprägt von saurer und prickelnder Johannisbeere, zum Glück mag ich es gerne sauer bei jener Beere, gleichzeitig schwingt eine süße und liebliche Frische mit, leicht wässrig, trotzdem sehr saftig und vollmundig. Das ist der Moment indem ich den Flakon sofort ansetzen und in einem Schluck austrinken könnte. Verdammt, ist das lecker!
Süß ist er, aber auf eine angenehme und belebende Art, da lähmt nichts, kein diabetisches Koma droht. Schmeichelnd süß und weich schmiegt sich der Duft an, kein grober Kristallzucker oder klebriger Sirup.
Gerade im Winter empfand ich die Kopfnote als ungemein anregend, jetzt im Frühling passt der Einstieg perfekt zum klaren und sonnigen Morgen. Zisch und Aaahh - Der Tag kann beginnen!

Der fruchtig-sprudelnde Auftakt drosselt in der Herznote leicht das Tempo und überlässt zarten, sonnigen, samtblättrigen, floralen Noten die Oberhand.
Ganz vorne dabei sinnlicher Jasmin, untermalt von eher schüchtern blinzelnder Himbeeren. Maiglöckchen sind zu meiner Freude kaum zu finden. Wie eine Wasserblume nun genau duftet weiß ich nicht, vermutlich ist sie für die elegante und dezente Frische verantwortlich.
An dieser Stelle gefällt mir der Duft am besten. Ein Wechselspiel von mädchenhaft und sinnlich, keck und elegant, frisch und warm.
Gleichzeitig sprudelnd aber auch ruhig und ladylike. Er fängt sehr schön die ersten Sonnenstrahlen und die steigende Stimmung ein, im Hintergrund dennoch eine leicht kühle und frische Note, die letzten Nachklänge des Winters sozusagen.
Eine vornehme Ruhe strahlt er aus ohne madamig zu wirken. Erhaben und in sich ruhend wie ein Segelflieger am azurblauen Himmel, den man an einem See betrachtet, das erste Eis in der Hand, Sonnenbrille wieder rausgekramt doch ist man trotzdem um die wärmende Jacke dankbar.

Je mehr sich der Duft dem Ende nährt desto mehr gewinnt er an Wärme und ja auch Sexappeal. Softe Vanille schält sich durch das beerige Gespinst, begleitet von goldenem Amber, feiner Vollmlichpraline, leicht schokoladigem Patchouli und cremigen Hölzern. Passt sich perfekt der Wetterlage an. Nachmittags immer noch schön warm, ohne Sonnenschein wird der Wind doch schnell unangenehm und sobald es dunkel wird fühlen sich die Temperaturen leider immer noch eisig an.
Genau da greift Oriens mit seiner femininen und zart ausbalancierten Gourmandnoten. Heizen dezent ein und sorgen für eine kuschelige Atmosphäre. Ein paar Beeren zum Naschen sind auch noch übrig geblieben, was will Frau mehr.

Oriens ist ein charmantes Gesamtpaket, nicht der Oberburner, aber sehr liebenswert und anschmiegsam. Passt zu jeder Jahreszeit und Anlass die Sillage ist nicht aufdringlich, versteckt sich allerdings auch nicht. Mit acht Stunden ist die Haltbarkeit nicht zu verachten. Ich weiß nicht ob es am Duft an sich liegt oder an meinem dämlichen Dauergrinsen sobald sich die Sonne zeigt und die Temperaturen steigen. Auf jeden Fall hat der Duft eine immens heftige Anziehungskraft auf das "starke" Geschlecht. Dasselbe ist mir aber bei Coco Mademoisele aufgefallen
Vielleicht ist es das ambivalente auf und ab von mädchenhaft-süß-frisch und warm-sinnlich-dezent orientalisch was so manchen Mann aus der Spur bringt. Ist ja auch egal, denn mir verschafft der Duft gute Laune und ich fühle mich sehr wohl mit ihm.

Oriens ist wie eine spritziger Hugo den man alleine mit Sonnenbrille, Top und Winterboots in der Nachmittagssonne auf dem heimischen Balkon genießt. Oder wie lange man es eben schafft allein zu sein...
10 Antworten
Mandelmaus vor 9 Jahren 23 14
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Offene Grenzen, fließende Übergänge und perfekte Symbiose
Ich bin eine Muglerette mit Leib und Seele. Es nahm seinen Anfang mit Angel, Alien, diversen limitierten Sonderedititionen, aber irgendwie fiel mir erst vor kurzem ein den männlichen Part zu testen.
Ist denke es ist jedem bekannt, dass der Duft entweder extrem gut oder total Banane ankommt. Ich möchte mich auch gar nicht groß und breit über den Duft auslassen denn das haben einige hier schon großartig getan.

Die Aufmachung gefällt mir schon mal ziemlich. Bisher hatte ich nur den gummierten Flakon in der Hand, hat was, bisschen abartig, etwas fetisch aber stilvoll.

So schlimm finde ich die Kopfnote nicht. Keine Fäkalien, Urin oder whatever. Etwas kräuterig-minziges zeigt sich, welches völlig unerwartet im ganzen Verlauf immer mal wieder aufflackert.
So direkt im Herzen entdecke ich kaum einen Unterschied zum Damenduft. Gourmand wie es sein soll. Vollmundig, leidenschaftlich, süß und berauschend. Es klebt, aber es nervt nicht. Es ist reizvoll, heißer raunend, ruppig, schmeichelnd und entfaltet einen immensen Sog.
Ab und an bin ich am zweifeln, soll ein Mann so riechen? Will er das überhaupt? Darf er das? Denn etwa dreißig Minuten nach den auftragen riecht er exakt wie Angel liquer de parfum creation 2013. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, ich würde es nicht glauben. Einen würdigen Nachfolger habe ich schon mal gefunden wenn der Schatz aufgebracht ist.

Zu meiner Freude wandelt sich der Duft doch noch. Ich meine sogar Leder zu riechen, angeraut und recht griffig, viel Patchouli, dunkler und würziger Honig wie ich ihn von Back to Black kenne. Dunkler und starker Kaffee, fast schon ein zähflüssiger Sirup, der Nektar aller Kaffeemaschinen sozusagen.
Ja er ist gleißend und dunkel gleichzeitig. Eine Naturgewalt. Erinnert mich an langsam erkaltende Lavaströme. An der Oberfläche hart und dunkel, schroff und abstoßend. An der Basis höllisch heiß und verzehrend, strahlend, schmelzend. Träge fließt sie dahin mit dem sicheren Wissen, dass sowieso alles von ihr verbrannt und plattgewalzt wird. Keine Eile ist geboten denn Konkurrenz gibt's nicht.

Obwohl da einiges aufeinander trifft sticht nichts unangenehm heraus. Meisterlich zusammengeführt was Gourmand-Liebhaber schätzen. Wer lieber klassische Agrumen-Nuancen bevorzugt wird eventuell die Nase angewidert abwenden, mir gefällt der extrovertierte Salonlöwe. Muss wirklich interessant sein wenn man als Paar den Duft trägt, eben beide die dementsprechende Variante. Ich wüsste nicht wo ich aufhöre zu duften und der andere beginnt. Die Ähnlichkeit ist frappierend. Nur empfinde ich A*Men im Drydown dreckig, rauchig, etwas ledrig, weniger schokoladig, sehr kaffeelastig. Das Amber-Karamell-Honig-Vanille-Patchouli-Grundgerüst empfinde ich als dasselbe. Jasmin mag sich an mir nicht so wirklich herausschälen, überhaupt drängt sich nichts blumiges in den Vordergrund. Es ist eher eine rumgetränkte, likörartige, fruchtig-blumige Süße wie man sie von Pfeifentabak oder einem guten Cognac kennt.

Sillage und Haltbarkeit sind muglertypisch deswegen empfiehlt sich vorsichtiges sprühen. Maximum drei mal zum Clubbing, für tagsüber einmal in die Luft sprühen und das Teufelsgebräu auf sich rieseln lassen. Reicht bei weitem. Eher ein Duft für kalte Temperaturen, für Stunden die man mit möglichst wenig oder gar keiner Kleidung verbringt bestens geeignet. Männer! Tragt den Duft :D
Und auch Frauen. In jedem Alter, mich ärgert es dass ich ihn nicht früher kennengelernt habe.

Es hat ein wenig gedauert, mehrmals musste ich ihn testen und war am schwanken. Nicht für jedermann. Man muss ein bisschen verrückt sein um ihn zu lieben.
Wie heißt es so schön: die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.
14 Antworten
Mandelmaus vor 9 Jahren 25 12
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Strange, I have seen this face before oder bitterdunkles Fruchtgummi für Erwachsene
An diesen Duft kam ich durch die liebe Veri, ein herzliches Dankeschön an dich.
Einige Kommentare sind hier sehr interessant zu lesen. Allen voran die beerige Fruchnote gepaart mit Hölzern, klingt ungemein verlockend. Ob der jetzt sinnlicher, verführerischer oder was auch immer ist als die Urversion ist mir ziemlich egal; kann man meines Erachtens sowieso nicht pauschal sehen.
Manchmal finde ich persönlich quitschsauberes total anziehend und dann wieder was total würziges und latent animalisches. Je nach Gusto, und das macht es letztendlich auch immer wieder so spannend.

Etwa anderthalb Jahre befindet sich der schöne Flakon in meiner Sammlung und erinnert mich an eine gute Veränderung in meinem Leben. Ich trage ihn gerne abends für mich, immer wieder bin ich fasziniert von dieser ultradunkelvioletten, triefenden, harzigen Beerennote. Woher kommt die nur?

Der Einstieg bizzelt, zischt und prickelt. Quitscht sogar etwas, so glatt und sauber wie er ist. Mutet leicht synthetisch-seifig an, aber das stört mich nicht.
Frische Bergamotte also im surrenden Intro, aber bereits hier kündigt sich ein dunkler, floraler Schleier an. Changierende, satte Lilatöne von flieder bis schwarzviolett in einem sanften und samtigen Verlauf. Trotzdem knallt der Duft ordentlich rein und steigt zu Kopf wie köstlicher Champagner, der eigentlich erfrischen soll, im Endeffekt den Gemütszustand rigoros auf den Kopf stellt.

Die saftige und sündige Beerennote lässt nicht lange auf sich warten. Wie dicker, dunkler und berauschender Sirup ergießt sie sich gnadenlos in den sprudelnden Auftakt des Parfums, nimmt ihm die anfängliche Frische und Unbeschwertheit. Wie feinster Portwein, tintenschwarz und gehaltvoll dringt die säuselnde Süße in die Gehirnwindungen bis die Synapsen klatschen.
Anfangs erinnern mich die herbfruchtigen und süßfrischen Beerenaromen stark an Gucci Eau de Parfum II, aber wirklich nur kurz, denn bei Gucci bleibt es ätherisch-köstlich und fragil.
Ganz anders das purpurne Elixier. Das muss die Tuberose sein die den Duft so gewaltig zusammenballt und auftürmt ähnlich wie die imposanten Ambosswolken kurz vor einem schweren Sommergewitter.
Gut möglich, dass diese gehaltvolle und dichte Note Kopfschmerzen auslösen kann. Mir gefällt das, ich mag es aber auch gerne mal narkotisierend.
Diese dunkle und "abendliche" Beere im schweren Blütengewand erinnert mich zudem an dunkles Weingummi, riecht ein bisschen essbar und synthetisch, aber irgendwie auch total interessant und anziehend. Wie eine Fährte die immer wieder zu wittern ist und man muss unbedingt die Quelle des Wohlgeruchs finden.

Im weiteren Verlauf scheint sich der Duft immer harmonischer zu bewegen. Atmung und Herzschlag haben sich einigermaßen wieder normalisiert, die Pupillen sind trotzdem noch geweitet, denn nun verspricht der Duft eine schmelzende und anschmiegsamge Weichheit die ein ernstes Suchtpotenzial birgt.
Immer noch dunkelviolett und beerig-saftig, gleichzeitig geschmeidig-pudrig und süß, von einer zähen und femininen Sorte, immer wieder bricht dunkles Patchouli und würziges Vetiver durch die schillernde, lila Wasseroberfläche, vergleichbar mit schattenhaften Wesen, biegsam und kraftvoll.
Diese überraschenden Unterbrechung bringen eine leicht unheilvolle Spannung ins Geschehen und sorgen dafür dass der Duft vorangetrieben wird und nicht langweilig stagniert.
So oszilliert der Duft mal träge, dann wieder mitreißend verführerische zwischen herbfruchtig, voluminös-süß, spröde hölzern, geschmeidig pudrig, verwirrend rauchig, lärmend harzig, gurrend geschmeidig und betörend orientalisch.
Nicht ganz leicht zu fassen, aber genau das finde ich so reizvoll.

Am meisten trage ich den Duft im Herbst und Winter, eher abends zum kuscheln auf dem Sofa oder zum Weggehen. Ähnlichkeiten zum Alien oder Saab finde ich eher weniger. Alle drei besitzen einen herrischen und dominanten Charakter, der Yves Rocher agiert für meinen Geschmack allerdings subtiler.

Die Haltbarkeit ist mit mindestens acht Stunden sehr gut. Anfangs empfinde ich die Sillage als recht stark, nur langsam geht ihr die Puste aus, der bezirzenden Monsterbeere.
Für junge Mädchen vielleicht nicht die erste Wahl, er bringt eine gewisse Schwere und Opulenz mit sich, auf zu schmalen Schultern eventuell fehl am Platz.

Mit gefällt die purpurne Variante besser, da sie diesen schön verwirrenden Fruchttwist mit sich bringt und in Vetiver und Patchouli einen starken und interessanten Gegenpol findet. Es ist kein nervtötendes Tauziehen, eher ein dunkler Tanz voller Dynamik. So wie der Song von Grace Jones aus meiner Überschrift.
Hypnotisieren wiegt sie sich voran, die ungewöhnliche und charismatische Stimme, der einlullende und gleichzeitig treibende Rhythmus. Kam mir irgendwie sofort in den Sinn.

Ein olfaktorischer Tango, gekrönt von dunklen, knatschigen Weingummi getränkt mit illegalen Substanzen. Klingt komisch, sollte man aber unbedingt mal versuchen ; -)
12 Antworten
Mandelmaus vor 9 Jahren 25 12
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Der gedankenverlorene Taugtraum des Gänseblümchens Daisy
Seit letzten August fällt mir die Probe immer mal wieder in die Hände. Des öfteren getragen, aber da war nie genug Substanz da um einen Kommentar zu schreiben.
Irgendwie fand ich Daisy und ihre ganzen Flanker nie wirklich ansprechend. Die Flakons aus dem Hause sind alle ziemlich niedlich und liebevoll gestaltet, aber leider sehen sie deswegen auch nach Spielzeug aus. Etwas zu süß und naiv für meinen Geschmack. Letztendlich zählt der Inhalt, wenn der Flakon nicht unbedingt lockt dann kann das Innenleben noch so grandios sein.

Diesen Flakon fand ich sofort schön. Ziemlich mädchenhaft ist er, hält sich für meinen Geschmack dennoch in Grenzen. Mein erster Marc Jacobs den ich testen werde und zu meiner Freude von Alberto Morillas. Sehr oft gefallen mir seine frischen und schwerelosen Kreationen, hoffentlich auch hier.

Der Stoff aus dem die Träume sind - hier ist es erfrischendes Brombeereis, nur saftige Früchte wurden verwendet. Keine Spur von herben oder sauren Nuancen. Belebend und fröhlich, minimal zitrisch, süß-beerig und etwas cremig. Die Birne zeigt sich nicht besonders dominant, knackig und frisch ist die Kopfnote trotzdem.

Daisy ist in der Tat eine Träumerin. Gedankenlos möchte ich fast sagen, denn sie wirkt etwas schlicht, aber auf eine liebenswerte und herzliche Art.
Am liebsten tollt sie den ganzen Tag über saftige grüne Wiesen, entspannt sich gerne im leicht feuchten Gras und beobachtet das Treiben der fluffigen Wölkchen am makellos blauen Himmel.
Eigentlich ist es noch viel zu kühl und zu frisch morgens, obwohl die Sonne scheint und es verspricht ein wunderbar sonniger Tag zu werden. Trotzdem flitzt sie im weisen Leinenkleid umher, flachsblondes Haar fällt auf ihre schon fast mageren Schultern, lebhaft und verschmitzt blitzen die hellblauen Augen aus ihrem schmalen Gesicht, immer ein Lächeln auf den sinnlich geschwungenen Lippen.

Und sie hat eine vVorliebe für Blumen, vor allem Jasmin. Gerade erst frisch und zaghaft erblüht, sanft duftend und zart. Immer wieder erzähle ich ihr wie schön und wohlriechend Blauregen sei, wie er die Backsteinmauern ihres kleinen Hauses verzieren könnte, doch sie rümpft nur die Nase und nimmt einen großen Schluck Litschisaft, ihr Lieblingsgetränk. Warum sie den so gerne trinkt werde ich wohl nie verstehen. Ich finde ihn so dünn und wässrig, schmeckt künstlich, dann doch lieber die ganze Frucht. Sie will mir auch nicht glauben, dass es eine prima Zutat wäre für einen tropischen Cocktail, mit Kokosmilch und Sahne. Sie bleibt lieber beim Saft, auch wenn ich ihr verspreche dass sie definitiv was verpasst.
Nein, Blauregen ist nicht ihre Pflanze, macht bestimmt viel Arbeit wenn er das ganze Haus schmücken soll. Daisy hat es gerne unkompliziert und spontan. Festlegen ist nicht ihr Ding, da ist sie viel zu gedankenverloren und verträumt.
Am liebsten faullenzt sie im hohen Gras, malt für ihr Leben gerne, meistens Wolken und Schmetterlinge. Mit beneidenswerter Leichtigkeit bannt sie die Motive auf Papier, zwischendurch sieht man sie auf ihren duftenden Holzstiften kauen, spielt nachdenklich mit ihren langen Locken die stets so schön frisch gewaschen und sauber duften. Tagein und tagaus dasselbe, ihr wird es nie langweilig. Manche mögen ihr Leben öde finden, sie genießt das sorglose Leben ohne große Höhen und Tiefen.

Die Haltbarkeit ist erstaunlich gut, denn über zwölf Stunden haftet das Parfum obwohl ich nicht großzügig gesprüht habe. Die Sillage ist eher durchschnittlich, dennoch gut wahrnehmbar und der Duft wurde schon einige male gelobt. Ein schöner Allrounder, vielleicht auch zum Weggehen, mir gefällt sein reines und unverbrauchtes Wesen. Im Frühling und Sommer wird er wohl mehr glänzen, erfrischend und belebend ist er unbedingt.

Bis jetzt gefallen mir viele Kreationen von Herrn Morillas, Daisy Dream erinnert mich stark an Omnia Coral der sich schon in meiner Sammlung befindet und somit erübrigt sich ein Kauf.
Schade, dass Blauregen und Kokoswasser kaum bzw gar nicht wahrzunehmen sind. Hätte mich ziemlich gefreut, dafür ist die geeiste Brombeere, leicht pudriger und süßer Jasmin, weicher Wattemoschus und cremige Hölzer die gesamte Zeit präsent. Viele Veränderungen oder Komplexität finde ich nicht, recht linear und nur wenig beweglich, dafür leicht zu mögen und vitalisierend.

Daisy mag nicht meine beste Freundin sein, trotzdem verbringe ich liebend gerne viel Zeit mit ihr. Ihre Sorglosigkeit steckt an und nimmt dem stressigen Alltag seine Härte. Sie entschleunigt mich und lädt mich zum Kind-sein ein, zum innehalten und den Moment genießen. Sei es nun auf grünen Wiesen, in der Stadt oder in den eigenen vier Wänden.
Es muss nicht immer alles hochkompliziert und durchdacht sein, Schönheit findet sich auch in einfachen Dingen, man muss sich nur die Zeit zum Beobachten nehmen.

Wie heißt es so schön, im Nichtstun ist alles getan. Klingt zuerst ziemlich doof, und im Nichtstun muss ich mich auf jeden Fall üben.
Am besten geht das an sonnigen Tagen, welche hoffentlich bald wieder zu genießen sind. Vielleicht sogar mit Daisy Dream.
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