Meggi

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Meggi vor 11 Jahren 21 7
5
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
6
Duft
Nicht objektiv...
...und sogar ohne jeden entsprechenden Versuch ist dieser Kommentar. Es handelt sich eher um eine kleine Geschichte.

Als Eltern einer acht-(aber fast schon neun!!!)-jährigen Tochter, deren Hormone sich hier und da bereits in nicht mehr ignorierbarer Form vorpubertär bemerkbar machen, hatten wir ein zweifellos gängiges Problem: Schminke und Parfüm sollten ran. Nicht für so ein spielerisches Geschmiere, wie es Mädchen praktisch ab dem Baby-Alter gerne mal veranstalten. Nein, ganz wie bei Mama, aber bitte mit eigenen Sachen. Und stets führte der Weg zum - Zeitschriftenregal.

Während meiner Kindheit lag da jeden Samstag das neue YPS mit Gimmick. Und Ende. Damit wurden in erster Linie Jungs verarscht und das auch nur einmal die Woche. Mittlerweile leert (gefühlt) täglich jemand einen Container voller Papier mit Plastikfolie und Billig-Spielzeug in die Auslage und die einseitig geschlechtsspezifische Verarschung ist ebenfalls Geschichte. Der Plastik-Plunder ist schlimm genug, liegt aber bei Einhaltung gewisser zeitlicher Mindest-Abstände gerade noch im elterlichen Toleranzbereich. Mit zunehmendem Alter des Nachwuchses kontert man dann ohnehin immer erfolgreicher mit "Bist Du dafür nicht schon zu groß? Und denk’ mal an den vielen Abfall...".

Doch - um wieder den Bogen zum Thema zu schlagen - dieser als Kinder-Kosmetik getarnte Sondermüll, mit dem die Zielgruppe Mädchen vor die Kimme gezerrt wird, hat eine deutlich längere Halbwertszeit des Haben-Wollens. Und so was schmiert oder sprüht sich unsere Tochter weder ins Gesicht noch sonst irgendwo hin. Basta. Was aber tun? Ablenken funktioniert nicht mehr. Einfach verbieten mag man auch nicht, schließlich ist sie irgendwie schon groß, soll selbstständig sein, über ihr Taschengeld allein bestimmen undsoweiter.

Unser Ausweg: Die Flucht nach vorne! Eine Alternative musste her, dann halt spendiert von uns. Also hinein ins Fachgeschäft und das Kind in preislich vertretbarem Rahmen was Vernünftiges aussuchen lassen. Beim Parfüm wurde es eben Aloha Tiaré. Das gefiel ihr und war gerade im Angebot. Damit läuft sie nun herum, atemberaubend.....überdosiert.

Zumeist ganz "junge Dame" - selbstbewusster Gang, sorgfältig gekleidet, ein Täschchen an der Seite. Doch plötzlich ist da wieder das kleine Mädchen, das im Schweinsgalopp vielleicht zu irgendeiner Auslage mit Mini-Kuscheltieren hüpft, weil der in besagter Tasche unter fragwürdigen Bedingungen gehaltene Streichelzoo ganz dringend noch den x-ten neuen Mitbewohner braucht. Und immer zieht sie wie eine Schleppe diesen Mehr-als-nur-ein-Hauch von Sommer und Sonne hinter sich her. Dann blicken sich die Eltern an, schmunzeln und können gar nicht anders, als den Geruch zu mögen.

Solches als Papa zu erleben, prägt mein ganz persönliches Bild von Aloha Tiaré: Ein sympathischer Duft für Mädchen und sehr junge Frauen. Die zahlreichen, selbstverständlich jung gebliebenen übrigen Nutzerinnen (und vor allem Kommentatorinnen!) mögen mir das bitte nachsehen.
7 Antworten
Meggi vor 11 Jahren 9 3
7.5
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Sillage
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Haltbarkeit
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Duft
Noblesse á la Geranium macrorrhizum?
Beim Schnuppern am Röhrchen drängt sich mir im ersten Augenblick durch die Kombination von Hesperidien und Pfeffer ein Vergleich mit White von Lalique auf. Allerdings auch nur im ersten Augenblick. Denn während White praktisch aus dem Gefäß hüpft, um seine Frische und Reinheit zu präsentieren, bleibt Whitehall zurückhaltender. Zwar ebenfalls zitrisch und pfeffrig, jedoch weniger fruchtig-saftig. Vor allem aber mischt sich bereits ein Hauch von etwas Bitterem hinein, das mir nicht nur aus der Bergamotte zu stammen scheint. Doch dazu kommen wir gleich noch.

Auf der Haut bleibt von einer Verwandtschaft der beiden Weißen nicht mehr viel übrig. Und bereits nach kurzer Zeit biegt der Londoner (mit Migrationshintergrund) dann in eine komplett andere Richtung ab.

Zunächst meldet sich jedoch im Auftakt direkt der Pfeffer neben den Zitrusfrüchten zu Wort. Eine Unterscheidung zwischen Kopf- und Herznote gelingt mir erst im Nachhinein, wenn erkennbar wird, wer sich zuerst in den Orbit verflüchtigt. Und da hat Whitehall – jedenfalls in meiner Nase - eine Überraschung parat. Na so was... Da hält sich doch wer nicht an die amtlich verkündete Pyramide und dann weicht auch noch wer vom Duftbaustein-Lexikon ab.

Denn nicht nur die üblichen Verdächtigen, sondern auch der Pfeffer machen schnell Platz für etwas Trocken-Krautiges. Das sogenannte Geranium? Schon das Vetiver? Scheint mir außerordentlich herb, regelrecht bitter. Ob wir es hier womöglich gar mit „echtem” Geranium, also Storchschnabel, zu tun haben? Ich bin direkt ab in den Garten, habe ein Blatt Balkan-Storchschnabel (wer es genau wissen will: eben Geranium macrorrhizum ‘Spessart’) zerrieben und - siehe da! - es zwackt tatsächlich ganz ähnlich im Zinken.

Das wäre schon originell, denn die ätherischen Öle dieser Pflanze...äh...riechen etwas streng. Auf Deutsch gesagt: Der Saft der Blätter - und erst recht der Wurzeln - stinkt ganz erbärmlich. Diese Staude gärtnerisch zu bearbeiten ist wirklich eine Strafe. Gewissermaßen ein olfaktorischer Platz zwei hinter seinem wilden Verwandten Ruprechtskraut, welches nicht zufällig auch Stinkender Storchschnabel genannt wird. Wie lautet eigentlich das Pflanzen-Äquivalent zu animalisch?

Aber natürlich riecht im Parfüm nichts übel, im Gegenteil. Das Spröde und Bittere ist nie so aggressiv wie in natura, sondern wird gerade hinreichend gebändigt von den immer mal wieder aus dem Orbit grüßenden anderen Bestandteilen der beiden ersten Noten. Bereits nach zwei Stunden ist der extravagante Storch dann ohnehin weitergeflogen und nur noch aus der Ferne zu erkennen. Schade. Whitehall bleibt gleichwohl noch einige Stunden herb, wenn auch jetzt auf eine dezentere Art mit einem gelegentlichen Anklang von Zitrus und Pfeffer. Eine Ahnung von balsamischer Süße und Aktentaschen-Leder aus der Basis gesellt sich dazu, erarbeitet sich im weiteren Verlauf zunächst die Gleichberechtigung und gewinnt nach etwa sechs Stunden in dann doch recht konventioneller Weise die Oberhand.

Man kommt nicht umhin, das Klischee vom distinguierten Engländer zu strapazieren, es passt einfach zu gut. Der Duft ist nicht laut, aber deutlich. Zurückhaltend, aber präsent. Und gerade ausgefallen genug, nicht beliebig zu werden - alles einmal abgesehen vom Dernière. Gewiss zu jedem Anlass und mit seiner unaufdringlichen Sillage auch in jedem Büro zu gebrauchen. Leider lässt die Haltbarkeit etwas zu wünschen übrig. Persönlich hätte ich zudem gern etwas mehr Zeit mit der kräftig-herben Herznote verbracht. Und das nicht zum Zweck einer gärtnerischen Desensibilisierung!

Fazit: Ein insgesamt vornehmer, gentleman-mäßiger Duft, der sich aber vor allem mit seiner originellen Geranium-Idee (wenn es denn eine war...) gerne etwas ausdauernder zeigen dürfte. Da muss der Gentleman wohl mittags in seinem Club noch einmal nachlegen.

Einen Test lohnt Whitehall allemal.

PS: Würde mich echt mal interessieren, was andere zur Geranium-Hypothese meinen. Staudengärtner vor!
3 Antworten
Meggi vor 11 Jahren 3
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
Wie die Mousse vom Griechen
Endymion habe ich in den vergangenen Wochen das eine oder andere Mal probiert. Vom Auftakt bin ich stets recht angetan gewesen. Fruchtige, süßliche Noten, ein blumig-krautiger Hauch und recht schnell der Kaffee in einem - wie ich finde - schönen Ebenmaß. Beinahe schon androgyn, was angesichts der Namensgebung durchaus beabsichtigt gewesen sein dürfte. Nur leider ist das viel zu schnell vorbei.

Mein Sohn hat sich neulich eine Mousse au Chocolat als Nachtisch beim Griechen (sic!) bestellt. (Seufz… Na ja, lass ihn, es ist seine Einschulungsfeier...). Die Portion war derart wohlgemeint üppig, dass nicht nur dem Sohnemann nach anfänglicher Begeisterung schnell schlecht wurde - das war vorauszusehen gewesen - sondern dem Papa gleich noch hinterher.

Daran hat mich Endymion gestern erinnert. Nach viel zu kurzer Zeit schien mir das einfach nur noch süß. Schon edel, aber trotzdem einfach nur süß. Da war kaum Ausgleichendes mehr, man hätte sich etwas mehr vom Leder oder von den anderen herben und würzigen Zutaten gewünscht, welche die Pyramide für die Basis verspricht. So war es schlichtweg des Guten zuviel. Ein Humpen Trockenbeeren-Auslese (ohne Glykol, versteht sich!). Wenigstens blieb die Sillage eher zurückhaltend.

Oder, um im Bild zu bleiben: Bei einer Überdosis Nachtisch tut ja ein Kaffee immer ganz gut. Der war hier leider im Wesentlichen schon eine Note vorher durch. Und hatte außerdem auch bereits Karamell im Gepäck gehabt.

Es gibt zweifellos so Tage, an denen man derlei gut vertragen kann. Doch selbst an denen sollte man wohl besser sparsam dosieren. Daher bin ich mit meinem großzügig bemessenen Pröbchen vorläufig ausreichend bedient.

Fazit: Ein gelungener Auftakt, der eine ordentliche Bewertung verdient. Danach ein Overkill an Edel-Süße und damit insgesamt durchwachsen.
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Meggi vor 11 Jahren 19 9
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Sillage
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Haltbarkeit
10
Duft
Provokante Würze
Auf geht’s, ich versuche mich mal an meinem ersten Kommentar:

Um Touaregh bin ich eine Weile herumgeschlichen. So einige Male habe ich es in der Parfümerie ausprobiert. Denn gefällig ist dieser Duft nicht und schon gar nicht unmittelbar nach dem Aufsprühen. Den musste ich mir erst erarbeiten.

Ich nehme sofort viel Muskatnuss wahr. Gleich zu Beginn in einer Intensität (vielleicht auch wegen der Minze?), die schon als provozierend bezeichnet werden kann. Danach, zwar zügig, aber zunächst dezent, kommt Lorbeer durch. Rose und Frucht - warme und süße Frucht, vor allem Dattel - gesellen sich dazu. Sie möchten die Würze von Muskat und Lorbeer allerdings nicht einfangen oder gar bändigen, sondern sie runden ihre Spitze nur gerade so eben ab.

Über den weiteren Verlauf bleibt bei mir das Gewürz dann auch sehr lange im Vordergrund. Aber die anderen Noten gewinnen zunehmend an Gewicht, vor allem das Holz. Es besteht gleichwohl zumindest in den ersten Stunden kein Zweifel, wer in der Mixtur das Sagen hat. In seiner Zusammenstellung mit der Muskatnuss im Mittelpunkt scheint mir Touaregh vielleicht vergleichbar mit einem Strauß, wie er rund um eine Amaryllis gebunden wird.

Im Ausklang - der bei mir so nach etwa vier bis fünf Stunden einsetzt - werden die Gewürze dann etwas altersmilde und lassen auch mal die Kollegen mit in die erste Reihe.

Bemerkenswert finde ich die Deutlichkeit, mit der dieser Duft in Erinnerung bleibt. Bereits nach dem ersten Testen war mir auch mehrere Tage (und Duschen!) später noch gelegentlich unvermittelt wieder diese warm-würzige, provokant-muskatige Note präsent, die so gar nicht eingängig-harmlos sein will. Und da musste ich dann irgendwann einfach zulangen.

Mit seiner Ausdruckskraft und Originalität ist Touaregh auch kein Duft für jeden Tag und Anlass. Eher nichts für Banktresen oder Anwaltskanzlei etwa. Aber anderswo zum Beispiel jetzt genau richtig: Etwas durchwachsene Tage, die sich nicht entscheiden können, ob sie spätsommerlich oder frühherbstlich sind. Da hilft Touaregh zumindest innerlich der Sonne ein wenig auf die Sprünge. Und das fast einen ganzen Arbeitstag lang. Andere mögen vielleicht schon Assoziationen zur Weihnachtsbäckerei entwickeln. Damit warte ich persönlich allerdings gern noch ein wenig.

Fazit: Ein toller, markant-origineller Duft, der selbstbewusst die Auseinandersetzung sucht.
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