Peanut

Peanut

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6 - 10 von 218
Peanut vor 11 Jahren 35 18
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Selbstbräuner-Desaster
Verrutschte Waschbäraugen, asymmetrische Rougebalken, Lippenstift auf den Zähnen: Peinliche Beautypannen gehören zur Jugend definitiv dazu. Eine weibliche Pubertät ohne entsetzliche Ausrutscher der bunten Art ist so schnarchig wie Diddlmaus-Tagebücher mit Vorhängeschloss.

Wenn ich mir „Jannat Baby Eau Fraiche“ aufsprühe, sehe ich mich als Vierzehn- oder Fünfzehnjährige, wie ich mich quietschfidel und hoffnungsvoll in ein ganz besonders blamables Beauty-Fettnäpfchen setze. Es ist Frühsommer, irgendwann mitten in den Neunzigern. Ich, Hauttyp 2 und für meine Begriffe viel zu käsig für die Jahreszeit, schlage alle Warnungen der unkenden Freundinnen in den Wind und schmiere, was das Zeug hält. Die Betacarotinkapseln haben nichts gebracht, zentnerweise Möhren auch nicht, auf die Sonnenbank darf ich unter Androhung seelischer und körperlicher Grausamkeit nicht. Die Bräune aus der Flasche soll es also richten.

Der Duft des Selbstbräuners ist wie ein Versprechen: Ein wenig wie cremige Sonnenmilch, Kokosnusssöl, sommerliche Lindenblüte, das Ganze garniert mit einer sexy-kosmetischen Plastiknote. Hach, ich schnüffele, creme und sehe mich schon Baywatch-like den Strand rauf und runter jumpen, während die anderen mitteleuropäischen Blassnasen vor Neid noch blasser werden.

Selbstbräunergeschädigte werden wohl ahnen, dass ich wenige Stunden später mitnichten einen goldbraunen Beach-Body spazieren führte, sondern orange-gestreift wie ein Verkehrshütchen im abgedunkelten Zimmer saß und wünschte, mich mal eben häuten zu können. Mein Gesicht glühte heiß und pochend, man sah es aber nicht—die Schamesröte war wegpigmentiert. Die Handflächen dunkelten minütlich nach, der Spiegel offenbarte die ganze blutgefrierende Wahrheit: In Kombination mit den hellgrauen Augen und den (damals noch) strohblonden Haaren ergab die aufgecremte Extrembräune einen Look wie frisch aus „Das Dorf der Verdammten“.

Immerhin roch ich gut. Denn: So sehr sich mein Selbstbräuner im Hinblick auf die optischen Resultate als Flop entpuppte, bescherte er mir dufttechnisch eine faszinierende Erfahrung. Es war einer dieser Selbstbräuner, die nicht nach verbranntem Chemielabor müffelten, sondern diese bestimmte, babyduftähnliche Sonnenmilchnote hatten.

So wiederum duftet „Jannat Baby Eau Fraiche“: Die Frangipaniblume wirkt hier eher wie mild-süßliche Lindenblüte, die Nerolinote gaukelt (wie schon in manch anderen Düften) Sonnenlotion vor, die Tonkabohne scheint mit den anderen Basis-Duftnoten so etwas wie mild-milchige Kokosnuss zu ergeben. Alles in allem: 90ies-Selbstbräuner reloaded.

Ganz ohne die Gefahr des bösen Verkehrshütchen-Looks, aber fast genauso lange haltbar wie die sharonfruchtfarbenen Handflächen.

(Hasi, woher wusstest Du…?)

Edit: Ich habe mittlerweile einen Vergleich zum normalen "Jannat" ziehen können -- da ist kein Unterschied. Für mich sind die Düfte identisch, auch in der Intensität: Beide hauen ganz schön rein!
18 Antworten
Peanut vor 11 Jahren 31 13
10
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
10
Duft
Hallo Autofahrer!
Parkplätze (in Städten) sind Mangelware, Parksünden nunmehr noch teurer, die Jagd nach der Parklücke von Jahr zu Jahr gefühlt verzweifelter. Du drehst deine Runden, parkst deine hochglanzpolierte Keksdose völlig entnervt einfach mal irgendwo. Im Sommer bevorzugt unfreiwillig und versehentlich unter einer stattlichen blühenden Linde.

Innerhalb kürzester Zeit ist das Auto über und über mit „Linden-Honig“: Zäh, klebrig, tödlich für den Lack. Du siehst das Elend, dein Blutdruck steigt. Du fluchst, wünschst der Linde alle Borkenkäfer der Welt an den Hals, dein Tag ist gelaufen.

Hier sage ich: Relax, lieber Autofahrer! Mach deine blutunterlaufenen, zuckenden Augen und deine motzende Klappe zu und deine Nase auf. Was riechst du? Den Duft des Hochsommers, stimmt´s? Einen sonnigen Blütenduft, irgendwo zwischen mildem Grün, pulsierenden Sonnenstrahlen und einem Hauch von Honig: Der gelbe, milde, positive Duft der Lindenblüte. Der wahrscheinlich entspannteste Duft der Natur!

Die D´Orsay-Lindenblüte ist so positiv und entspannt wie das hochsommerliche Vorbild aus der Natur—und gar nicht klebrig. Im Vergleich zu anderen monothematischen Lindenblütendüften ist dieser „Tilleul“ unglaublich changierend, die einzelnen Facetten der Lindenblüte differenzierend mit einer beeindruckenden Sensibilität. Hier liegt der Fokus weder auf der honigartigen Süße, noch auf dem mildgrünen Charakter der Lindenblüte, noch auf der pudrigen Milde. Hier wechselt sich alles ständig ab und verläuft trotzdem parallel. Ein Traum von einem Lindenblüten-Solo!

Wer „Tilleul“ noch nicht kennt, sollte spätestens irgendwann im Juni/Juli eine Nase nehmen: Es lohnt sich. Auch für denjenigen, der mit der Linde auf dem Kriegsfuß steht: Es könnte der Beginn einer neuen, wunderbar entspannten Beziehung werden.

Übrigens: Ich habe gar kein Auto.

Danke an Linden-Hasi!
13 Antworten
Peanut vor 11 Jahren 30 13
10
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Premium-Komplettfutter für Saubären
Ja, hier kommt wieder mal eine unverbindliche Kaufempfehlung für Saubären: Ich kann einfach nicht anders, wenn mich doch die hier beheimateten Artgenossen (diesmal: Lobelia) mit ständig neuen Produktproben beliefern.

Ich kann Euch aber versprechen, dass dieses Zeug nicht weniger als restlos alle Träume und Gelüste eines hungrigen Saubären erfüllt—in Premium-Qualität. Denn: Dies ist nicht einfach wieder nur artgerechtes Saubären-Futter, sondern Premium-Komplettfutter.

Überrascht mich nicht, um ehrlich zu sein, denn („Lenor“-)Iris, (Sauber-)Rose und vor allem (Seifen-)White Musk gehören standardmäßig zum inneren Kreis der üblichen Verdächtigen, was die „Frisch-gewaschen-und-sauber-gepflegt“-Abteilung angeht. An sich also nicht weiter auffällig und auch keine Garantie für ausgesprochene Raffinesse: Mustergültig sauber eben, könnte man meinen.

Aaaaber: Offenbar stammen diese typischen Saubärenfutter-Ingredienzien nicht aus konventionellem Anbau, sondern kommen aus handverlesener High-End-Fünf-Sterne-Produktion von freilaufenden (Duftstoff-)Bauern. Dies würde zumindest die unendliche Feinheit der Komposition erklären.

Gleichzeitig scheint ein wunderbarer, wohlüberlegter Schuss Benzoe (ist deutlich auszumachen!) ganz wesentlich zu der Qualität des Duftes beizutragen: Wieder bin ich überrascht, denn bislang störte mich Benzoe eher. Mittlerweile stelle ich immer wieder fest, dass Benzoe (wenn denn passend eingearbeitet) wahre kleine Wunder bewirken kann. Tja, es ist wohl mit dem der Schmelzkäseecke in dem Fünf-Sterne-Cremesüppchen: Man traut es ihr nicht zu, aber sie macht den begeisternden Unterschied.

Wie auch immer: Das Resultat ist nicht nur erste Sahne, sondern auch noch so herrlich komplett. Hier bekommt der gemeine Saubär zarteste weiße Seifenflöckchen (besonders am Anfang der Duftentwicklung), einen himmlischen Hauch frischer Wäsche (hier am ehesten ägyptische Baumwolle!) und einen Schuss federleichte Cremigkeit: Wie frisch gepflegt.

Wem da das Wasser im Mund nicht zusammenläuft, der ist eindeutig kein Saubär.
13 Antworten
Peanut vor 11 Jahren 10 6
2.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
Salatgurken bestehen zu 95,23% aus Wasser
Aquaten bestehen wiederum (zumindest nach meinem bescheidenen Kenntnisstand) zu etwa 40% aus Salatgurke, zu 40% aus Wasserliliengewächsen, zu 10% aus Melone und zu 10% aus sonstigen Duftnoten.

Wenn man Pech hat, erwischt man einen Aquaten, der nur aus Salatgurke besteht. Oder aber einen, wo unter „Sonstige“ ganz viel Reinigungsmittel Sorte „Meeresbrise“ zu finden ist. Noch schlimmer: Manche Aquaten haben einen so hohen Anteil an süßer Melone, dass man von ihnen Durst bekommt.

„Pure Lightness“ ist an sich ein netter, recht ausgewogener Aquate. Gar nicht so übel, wie man meinen könnte. Gurkig, ja, aber ganz angenehm. Ohne Zusatz von Meister Proper. Mit nur sanfter floraler Note von blumigen Landratten (ganz deutlich Veilchen und Magnolie, Jasmin und Rose rieche ich nicht raus).

Dafür ist der süßliche Melonenanteil für meinen Geschmack etwas zu hoch gekurbelt, als dass ich „Pure Lightness“ als wirklich leicht und erfrischend empfinden könnte. Hätte man stattdessen ein wenig Zitrus beigemengt oder als Gegenpol eingebaut, hätte ich mich mit „Pure Lightness“ eventuell anfreunden können. So muss ich leider sagen: Die Melone wiegt zu schwer und zieht alle „Lightness“ runter!
6 Antworten
Peanut vor 11 Jahren 22 5
2.5
Flakon
10
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Banausenliebe
Noch vor einiger Zeit dachte ich, Montale wäre für mich untragbar. Vanille hatte ich mir schon länger abgewöhnt. Dunkel-warme Hölzer sind mein persönliches Grauen. Ylang-Ylang weckt meinen Fluchtinstinkt.

„Vanilla Extasy“ strotzt vor Montalinade, ist erwartungsgemäß ausgesprochen vanillig, aber auch dunkelholzig (mit leicht malziger Tabaknote) und obendrauf mit dem typischen Kratzen von Ylang-Ylang. Und trotzdem macht meine Nase Freudensprünge, wenn ich mir „Vanilla Extasy“ aufsprühe. Ich sehe helle Sonnenstrahlen auf rosenholzfarbenem Kaschmirpullover, ich sehe Haut, ich sehe Weichheit. Von Fluchtreflex keine Spur. Unnötig zu sagen, dass ich mich wundern muss.

Ist „Vanilla Extasy“ für Warmduschernasen wie mich etwa deshalb so angenehm, weil hell-cremiges Benzoe-Harz mit von der Partie ist? Weil Amber hier besonders gekonnt den Duft warmer Haut imitiert? Durchaus möglich.

Ich vermute hinter meiner Begeisterung allerdings etwas ganz, ganz Entsetzliches: Entsetzlich zumindest für die Liebhaber des Duftes. Ich denke nämlich, dass es in erster Linie die köstliche, leicht blumig-synthetische Haarspraynote ist, die mich hier so euphorisch werden lässt. Nicht Drei-Wetter-Taft, sondern eher ein Hauch Haarspraywölkchen in Salonqualität. Ein ausgesprochener Banausen-Grund für meine Begeisterung, das sehe ich ein.

Und nun zündet Eure Fackeln an und jagt mich aus dem Nasendorf.

Ich hoffe aber, dass der eine oder andere Kosmetikduft-Fan (also ein Banausen-Artgenosse) schnell noch mit einem Veto um die Ecke kommt.
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