Rosaviola

Venezia pastello lernte ich erst recht spät kennen vor einigen Jahren. Eine ehemalige Kollegin erzählte mir, dass er toll ist und sie ihn früher sehr gerne mochte.
Leider wurde er schon vor langem eingestellt und ist fast nur mehr zu überzogenen Preisen zu haben.
Da ich das "normale" Venezia in meiner Sammlung habe wollte ich diesen hier auch kennen lernen und der Flakon ist ja auch so hübsch!

Nach längerer Suche konnte ich einen 75ml Restflakon mit wenig Inhalt finden, doch der Inhalt war leider nicht mehr in Ordnung und roch gekippt-zu herb, zu kräuterig... Ich versprühte den gekippten Inhalt in der Luft und bewahre nun den wunderschönen und etwas kitschigen Flakon auf für meine geplante Flakonvitrine...
Andere Leute sammeln Porzelan, ich stelle in der geplanten Vitrine dann die schönsten Leerflakons aus.....

Noch etwas später kam ich endlich zu einem intakten 25 ml Flakon zum humanen Preis-manchmal dauert die Suche nach einem bestimmten Duft eben etwas länger. Gerade bei Vintagedüften kann das Jahre dauern. Hier muss man sich oft in Geduld üben. Ich denke mir dann oft: Wenn der Duft zu mir möchte wird er zu mir finden...

Nun endlich zum Duft selber. Venezia pastello ist ein Kind seiner Zeit. Mitte der Neunziger waren neben Aquaten auch süß-fruchtige Düfte modern.
Dennoch war ihre Süße erwachsener als die heutigen fruchtig-süßen Düfte-nicht so quitsch-süß. Und es schwang immer eine gewisse Reife mit.
Ich rieche in Venezia pastello süße Himbeeren und reifen Pfirsich raus, etwas Heliotrop, nicht übertrieben viel und etwas Blumiges. Jasmin und Rose sollen es laut Duftpyramide sein.
Nach einer gewissen Zeit vernehme ich eine leicht herb-holzige Unternote, das vom Sandelholz und von der Zeder kommen muss.
Das meinte ich auch mit der gewissen "Reife", die fruchtig-süße Düfte der Neunziger oft austrahlen.
Etwas was ich bei modernen Düften dieser Art vermisse und sie eintönig macht.
Süß ist für mich okay, solange es nicht nur dabei bleibt und zu eintönig wird.

Die Haltbarkeit liegt im oberen Mittelfeld und die Sillage im mittleren Bereich.

Nachkaufen werde ich ihn wohl eher nicht, es sei denn er läuft mir als Schnäppchen über dem Weg.
Ich bin aber froh diesen schönen alltagstauglichen Duft kennen gelernt zu haben.

Raphael 4 von 4711 Mühlens habe ich mir blind gekauft, nachdem mich Raphael 1 so überzeugt hat.
Leider habe ich den Rahael 1 nicht mehr, würde ihn aber gerne wieder in meiner Sammlung begrüßen.
Auch Raphael 4 kann sich sehen lassen. Hier bekommt man einen guten Duft für wenig Geld. Genau genommen früher-mittlerweile werden sie in der Bucht nicht mehr so günstig angeboten...aber wenn ihr irgendwo günstig etwas von Raphael 4711 findet : zugreiffen, es lohnt sich.

Raphael 4 ist ein blumig-würziger Powerduft aus den Achzigern, irgendwo zwischen Diors Poison EdT und Elizabeth Taylors Passion angesiedelt. Nicht jeder konnte sich in den Achzigern Poison leisten.
Und so brachte Raphael 4711 eine Reihe heraus mit Düften die den großen Vorbildern ähnlen und erschwinglich waren.
Raphael 4 wirkt als Duft sehr dicht und üppig, mit ebenso guter Sillage und Haltbarkeit.
unmöglich hier bei diesen dicht verwobenen Duft jede einzelne Komponente herraus zu riechen, ich bin froh, wenn ich einen Teil davon erkennen kann.
Ich kann hier Pflaumen erkennen, saftig wie auf einem Kuchen. Tuberose ist sicher auch jede Menge drinnen, nicht zu süß und Jasmin. Gewürze sind hier auch nicht zu knapp vorhanden.
Auch die Basis ist warm und üppig mit Ambra und Moschus und zeigt sich leicht pudrig.

Also insgesamt kein dezenter aber edler Duft wenn man ihn angemessen dosiert.
Ein gelungener Duft von Raphael 4711.

Parfum de Peau von Montana habe ich mir vor zirka 6 Jahren gekauft.
Ich hatte das Glück einen ziemlich alten Vintage-Flakon finden zu können. Es handelt sich um einen 50 ml Splash/Schüttflakon und dürfte aus den Neunzigern oder späten Achzigern stammen. Batchode konnte ich keinen finden.
Die Box ist ebenfalls noch tadelos erhalten und ein Beipackzettel befindet sich im Karton, so wie es früher üblich war. Darauf werden dazu gehörige Pflegeprodukte beworben wie ein Körperschaum, Feuchtigkeitsemulsion, Körpercreme, Duschgel, Seife usw. , auch ein Extrait gab es davon und ein EdT light.
Parfum de Peau wird darin als würzig-aromatischer Chypre bezeichnet.

Wer steckt hinter den Namen Claude Montana?
Claude Montana , geb 1949 ist ein französicher Modedesigner, dessen Markenzeichen in den Achzigern ausladende Schulterpolster, schmale Tailien und Lederhosen waren. Selber ein offen bekennenter Homosexueller, heiratete er 1993 seine Muse, das gleichaltrige Model Wallis Franken. Sie kannten sich schon seit 1977 und sie lief damals schon für seine Shows. Wallis spielte 1990 in Madonnas erotischen Videoclip "Justify my love" mit. Sie ist die Jamie Lee Curtis ähnelnde Dame mit Hosenträgern und Schirmmütze, die ca. auf Minute 3.10 Madonnas Toyboy Tony Ward an sich heranreisst. Wallis hatte einen Hang zu selbstzerstörerischen Beziehungen und war besessen von ihrer aussichtslosen eher einseitigen Liebe zu Claude Montana und so endete auch diese Ehe tragisch. Sie stürzte sich 1996 aus dem Fenster ihres Hotelzimmers in Paris.

Zurück zum Duft Parfum de Peau. Der Duft kam 1986 in Mitten der Achzigerjahre herraus. Entsprechend undezend ist der Duft.
Gleich zu Beginn behaupten sich die Tagetes, gefolgt von Orangenblüten, schwarzen Johannesbeeren und Leder.
Das Leder, das in den Basisnoten beschrieben wird setzt sich bei mir gleich zu Beginn durch. Tagetes werden auch Stinkerchen genannt und haben eine leicht zibetartige etwas urinöse Note. Das lässt den Duft animalisch und unartig wirken. Das Leder tut sei übriges dazu.
Es dauert eine Zeit bis sich der Duft etwas beruhigt, dann wird er etwas zahmer und zeigt sein blumiges Herz.
Es fällt mir schwer hier die einzelnen Blumenkomponenten herraus zu riechen, Narcisse kann ich am ehesten identifizieren. Jasmin und Rose sollen sich auch darunter befinden.
Die Basisnoten sind traumhaft schön. Ich vernehme warmen weichen Amber und ein fruchtiges Gemisch. Etwas Eichenmoos dürfte auch mit von der Partie sein.
Die Basisnoten kann ich nach 20 Stunden noch hautnah auf meiner Haut riechen.
Tja , in den Achzigern hat man noch richtig viel Haltbarkeit für sein Geld bekommen.
Mit der Dosierung sollte man eher vorsichtig umgehen.
Mit Maß und Ziel aufgetragen ein absolut traumhafter Duft, den ich immer wieder gerne mal trage.
Der spiralartig gedrehte Flakon soll laut Karton eine Frau in Bewegung darstellen.
Ich werde meinen Flakon wie einen Schatz hüten.

Heute möchte ich mal etwas über Coco Mademoiselle EdP von Chanel schreiben.
Coco Mademoiselle war nicht mein erster Duft von Chanel, das war natürlich N°5, als EdP.
Irgendwann kam auch mal Coco Mademoiselle als Blindkauf dazu in einem fast vollem 35ml Edp-Flakon.
Das EdT davon kenne ich noch nicht.

Mit Coco Mademoiselle hat Chanel versucht einen modernen Duft für junge Damen zu kreiren um auch jüngere Klientel anzusprechen. Bei jungen Damen sind N°5 oder N°19 ja nicht gerade beliebt, da gehört schon eine gewisse Reife dazu um diese Düfte schätzen zu lernen. Als ich N° 5 in meine Sammlung holte war ich 37 und N°19 kam noch etwas später.
Schließlich durfte auch Coco Mademoiselle bei mir einziehen.
Die Mademoiselle ist ein fröhlicher und junger Duft. Aber natürlich dürfen auch "ältere" Fräuleins diesen Duft tragen. Ich halte nicht viel von Altersbeschränkungen von Düften. Alt-jung-männlich-weiblich-jeder soll tragen was einem gefällt und zwar für sich selber. Ein Duft soll meine Nase erfreuen und zu meinem Wohlbefinden beitragen und nicht etwa jemand anderen. Das musste mal gesagt werden, da viele Düfte tragen um andere zu beeindrucken.

Genug um den heißen Brei herum geredet, zurück zu Coco Mademoiselle:
Der Duft beginnt mit etwas Bergamotte und süßen Mandarinen. Orangenblüten geben etwas Pudrigkeit dazu.
Bald zeigt sich das blumige Herz mit süßen Jasmin und betörenden Ylang-Ylang, Rose nehme ich hier weniger wahr.
Die Basis zeigt sich gefällig mit weißen Moschus und etwas Vanille. Patchouli ist hier nur dezent vorhanden. Ich rieche hier aber immer noch zart Mandarine raus. Das gefällt mir ganz gut, dass sich die Mandarine hier als so langlebig erweist.
Der Duft ist blumig und süß, aber nicht zu süß und wirkt niemals billig. Ein edler Chanel für die junge Dame mit Klasse sozusagen.

Mein Flakon hat eine Rechtecksform mit goldenen Hals und weißen Verschluss. Die Aufschrift des Namens ist auf geeisten Hintergrund auf dem sonst durchsichtigen Flakon mit aprikotfarbener Flüssigkeit.
Mit Coco Mademoiselle ist es Chanel gut gelungen einen Duft für die jüngere Käuferschicht (und auch nicht so junge) zu erschaffen, um so auf dem Markt zu bleiben.

Von Clandestine von Guy Laroche habe ich mal einen 100ml -Flakon, der noch zirka 40 ml Restinhalt EdT enthält erstanden. Der Flakon hat noch ein ziemlich dickes Röhrchen, so wie es schon lange nicht mehr üblich ist. Je neuer der Duft, desto dünner das Röhrchen. Mit der Zeit wurden nicht nur die Düfte wurden ausgedünnt, auch deren Zerstäuberröhrchen im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich schätze das Alter des Flakons auf min. 25 Jahre oder älter. Ich habe ja einige solcher Urgesteine zuhause und fast alle sind sie noch intakt.
Bei diesen Flakon funktioniert der Sprüher nicht mehr so gut, oft muss man ein paar mal raufdrücken, aber dann geht es wieder.

Guy Laroche (1921-1989) war ein französicher Modedesigner, einer seiner Kundinnen war Sophia Loren. Er brachte in seiner Schaffenszeit neben Clandestine einige großartige Düfte raus wie Fidji (1966), J`ai Ose (1977), oder für die Herren Drakkar (1972), von den es auch einige Versionen gibt. 1986 kam Clandestine raus und dürfte wohl der letzte große Duft aus dem Hause Guy Laroche gewesen sein.

Was soll ich sagen, dieser Duft ist eine Bombe. Gleich zu Beginn vernimmt man Aldehyde mit vielen saftigen, erntereifen Früchten. Aprikosen und Pflaumen rieche ich hier vorwiegend, Ananas nicht so sehr. Auch etwas Bergamotte lässt sich blicken. Zibet zeigt sich hier bei mir schon in der Kopfnote. Miau! Schon die Kopfnoten zeigen sich mit gewaltiger Sillage, so wie es in Achzigern üblich war.
Nach einigen Stunden wenn sich der Duft beruhigt hat kann man in den Herznoten auch einige Blumen erkennen.
Rosen, pudrige Iris, auch Jasmin und etwas Honig. Die Blumen sind dicht miteinander verwoben und nicht alle Blüten lassen sich so leicht heraus erkennen. Sehr angenehm und harmonisch wirkt hier das Ganze.
Die Basis ist ebenfalls warm und tierisch mit Patchouli, Vanille, Amber, Moschus und noch mehr Zibet. Also Zibet bleibt in dieser Vintage-Version von Anfang bis zum Ende tonangebend. So was sollte man schon mögen. Vielleicht wurde es später ein wenig gedimmt.
Ich muss wahrscheinlich nicht noch dazu sagen, dass man den Duft sehr sparsam verwenden sollte.
Sonst erweckt man noch den Eindruck einer rolligen Berglöwin.
Die Haltbarkeit ist wie für die Achziger üblich mindestens 12 Stunden.

Der Flakon sieht nach Achzigern aus, kantig mit zackigen Muster im Glas. Die Farbe des Parfums selber ist ein dunkles goldgelb-bersteinfarben trifft es am besten. Wahrscheinlich ist der Duft schon ein wenig gereift.
Es gab auch eine EdP und eine Extrait-Version davon.
Ich habe sogar noch einen Reserveflakon davon. Ich trage ihn nicht oft, aber wenn mit Genuss.