Santalum

Santalum

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6 - 10 von 13
Santalum vor 9 Jahren 9
Nächster Halt Gefliester Boden
Die Überschrift ist geklaut.
Sie ist der Titel eines Albums, der von mir sehr geschätzten Band Pascow.
Musikalisch manchmal eine Axt im Walde und mit einem Sänger, der stimmlich polarisiert; textlich aber oft so sehr nah dran an mir, bei mir, daß es kalt den Rücken und warm die Wangen hinabläuft.
Emotionale, schmerzhafte Geborgenheit. Paradox klingend, aber für mich sehr kathartisch.
Einen Überschwang an Gefühl zulassen, um danach eine Weile nichts mehr zu fühlen.
Sich freimachen, leer machen, ein anschließend still daliegendes System versuchen zu ordnen.

Lalique White ist meine persönliche Ausnüchterungszelle.
Ein Duft, der nichts von mir preisgibt. Nichts transportiert aus meinem Inneren.
Glücklicherweise ist er komplett durchkommentiert und -analysiert hier; ich muss wohl nicht mehr auf den Duft an sich eingehen und kann frei assoziieren.
Er verströmt eine Aura, die auf mich so glatt wirkt - ich kann mich perfekt hinter ihr verstecken und mich abgrenzen, weil diese Aura mir so gar nicht entspricht.
Es gibt viele Düfte, die nicht tragbar sind, weil sie mich verkleiden, ich mir fehl in ihnen vorkomme, mich selbst nicht erkenne.
Weiß ist anders. Weiß ist eine Tarnkappe.
Neutrale Außenwirkung. Höflich, nicht herzlich.
Nicht direkt abweisend, aber keinesfalls einladend.
Ein weiß getünchter Zweckbau, versteckt im Gewerbegebiet.
Im Inneren bis zur Decke gekachelt und dampfgestrahlt. Reinweißes Neonlicht bis in den letzten Winkel. Nüchternes Mobiliar aus gebürstetem Titan.
Es ist still hier. Eine absolute Stille, die in den Ohren dröhnt.
Aufgeräumt. Alles unmißverständlich an seinem Platz.
Kühl obendrein. Dabei aber nicht kalt.
Die Bodenfliesen fühlen sich gut an auf der nackten Haut.
Ebenso die metallisch seidigen Oberflächen. Der Tisch. Die Pritsche.

Oft komme ich nicht hierher.
Es ist gut, um diesen Ort zu wissen, aber auch nur, um ihn schnell wieder zu verlassen.
9 Antworten
Santalum vor 9 Jahren 6
1
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Alles auf Grün ?
Moos.
Blasse kühle Flechte im Dämmerdunkel.
Knarzendgrüne Frische.

Zitrusfrüchte.
Überreif und saftstrotzend.
Süßes Sauer. Ätherisches Kitzeln.

Lavendel.
Warme sonnensatte Blüten.
Betörend, verführend
Violettes Leuchten.

Ambra.
Fundamental stützend.
Warm.
Ausdauernd.

Gleichzeitig und genau in dieser Abfolge.
Vermischt, verwoben, flimmernd.
Mehr kann ich nicht erspüren.
Mehr will ich auch nicht.
Doch.
Mehr. Genau davon.




P.S.
Ausbruch im ersten Überschwang.
Sicher kein hilfreicher Kommentar.
Aufrichtigen Dank an Mokka, die mir diesen Duft unaufgefordert unter die Nase hielt.
Erst "Wilde" nun dies - bin ich doch ein Grüner ?
Verwirrt.
Und, liebe Kinder, bitte nicht nachmachen.
Ich habe kaum Erfahrung mit dieser Klasse von Düften, vielleicht ist es ja doch nur mediokre Seife.
6 Antworten
Santalum vor 9 Jahren 3
-Der Geruch von Sex-
Ein bildzeitungshafter Aufhänger, der wie beim großen Vorbild die Wahrheit natürlich höchstens näherungsweise streift.
Schürzenjäger auf der Suche nach dem der holden Weiblichkeit Sinne ultimativ und endgültig verwirrenden Tropfen muss ich an dieser Stelle leider auch enttäuschen.
Hier sinken infolge eher wenige Schlüpper zu Boden.

Tatsächlich hätte ich den Text auch mit „Ein Hauch von McCarthy“ oder „Three-piece suit & Pencil skirt“ überschreiben können.
Gewählt habe ich den Titel, weil ich letzthin mit großem Vergnügen die Serie ‚Masters of Sex‘ angeschaut habe, die in den Fünfziger Jahren der USA spielt.
Eine stockkonservative und in Konventionen erstarrte Ära, geprägt von hysterischem Anti-Liberalismus. Gefangen in rigider Sexualmoral und einem archaischen Verständnis von Geschlechterrollen.
Eine Zeit, in der ein Großteil der Männer sich niemals parfümiert hätte und höchstens einen Hauch von After Shave und Brillantine verströmte.
So gesehen war es vielleicht ein geradezu avantgardistisches Statement, sich überhaupt zu beduften und Elizabeth Ardens Sandalwood eine gewagte Kreation.
Für heutige Nasen indes wirkt es ungeheuer altbacken.
Oder aber – positiv gewendet – klassisch.
Vielleicht liege ich darum gar nicht so falsch, wenn ich mir Dr. William Masters – so wie er in der Serie dargestellt wird – mit diesem Duft vorstelle.
Fortschrittlich einerseits, was seine Forschung auf dem Gebiet der Sexualität betrifft und seine mitunter originellen Ideen, andererseits aber doch ein Kind seiner Zeit, das seiner Selbstbefangenheit und dem allgemeinen Wertekorsett eben doch nicht entschlüpfen kann.

Mich würde interessieren, wie es in der originalen Formulierung roch, oder ob die Komposition den Lauf der Zeiten unbeschadet überstanden hat.
Es wird als Cologne bezeichnet und dementsprechend stellt es sich in Haltbarkeit und Sillage auch dar. Ein starker Auftakt, der rasch verblasst und bloß einen zarten körpernahen Hauch hinterlässt.
Klassisch sagte ich eben ? Ja. Fougère.
Und weit weniger komplex, als es die vielen Duftnoten vermuten lassen würden.

Starker Lavendel im Auftakt, begleitet von zitrischem Beiwerk sowie leichter Salbeiwürze.
Ganz schnell weicher werdend und viel Holz offenbarend – dominant ist das namensgebende Sandelholz, ziemlich trocken und leicht – aber auch Patchouli. Dezent, wärmend, schokoladig.
Die Basis ist eichenmoosig und von leichter Süße, die das lang vernehmbare Sandelholz wunderschön umrahmt.

Als kompletter Blindkauf gestartet, weil es erstens Sandalwood im Namen trägt, was bei mir so gut wie immer verfängt, und es zudem äußerst billig zu haben ist – die aktuellen Marktpreise unterschreiten die von durchschnittlichen Drogeriewässerchen - hat es sich mittlerweile bei mir zu einem Alltagsduft gemausert, den ich gern als konservativen Kontrapunkt zu den bei mir im Arbeitsumfeld grassierenden Duftmoden setze.

Mich schaudert es, wenn ich an die piefigen 50er denke, aber mit diesem Duft vor Ort könnte ich mir schon eine Zeitreise vorstellen und mich eventuell als Schreibkraft am Institut von Johnson & Masters verdingen.
Vor allem, wenn die reale Virginia E. Johnson auch hier von der bezaubernden Lizzy Caplan gespielt wird.
Womit ich am Ende dann doch wieder bei der Überschrift gelandet wäre.
3 Antworten
Santalum vor 9 Jahren 6
Olde English oder Bella Italia ?
Da hier wohl noch keine I Coloniali Produkte besprochen wurden und mir die Marke bloß aufgrund der hochgelobten Mango Rasierseife bekannt ist, die ich leider noch nie probiert habe, zu Anfang eine nicht ganz so ergiebige Spurensuche. Über weitere Informationen würde ich mich freuen.

Der Flakon ist italienisch beschriftet:
James & Edward Atkinsons – Profumieri in Londra dal 1799.
Und das Wässerchen ist Made in Italy von Morris in Parma.

Ich fand einen Artikel von 2002 aus dem Handelsblatt zur Übernahme Atkinsons‘ durch Wella.
Demnach war I Coloniali damals eine Tochter der Firma Atkinsons, beide jedoch in Händen von Lever Faberge.

Wella wurde dann in 2003 von Procter & Gamble geschluckt und ich kann mich dunkel erinnern, daß damals gar von einem Ende der I Coloniali Produkte die Rede war. Der ein oder andere wird sicher noch heute von den gebunkerten Seifenvorräten zehren.

Auf den aktuellen Produktbildern der I Coloniali Webseite ist von der Firma Atkinsons keine Rede mehr und die Serie 'Men‘s Skin Treatment' , der dieses EdT entstammt, ist gar nicht mehr aufgeführt.
I Coloniali indes stammt laut Impressum noch immer von Morris Profumi.

Die weitere Recherche nach Morris Profumi - übrigens auch als Hersteller bei Parfumo verzeichnet - führte mich zu einer Gruppe namens Perfume Holding, die in 2010 gegründet wurde. Hier werden I Coloniali und Atkinsons als Einzelmarken geführt.
Neben anderen zum Teil recht illustren Namen: Ferrari, John Galliano, La Perla, Sergio Tacchini, Iceberg, Liu Jo und Profumi di Firenze.

So weit, so gut.
Will hier niemanden mit Betriebswirtschaft langweilen, von der ich ohnehin nichts verstehe.

Zum Duftverlauf:
Zitrisch-würzig-hölzern.
Und obwohl ich weder über ein großes Duftgedächtnis noch eine beeindruckende Sammlung verfüge, kann ich deutliche Ähnlichkeit zu zwei weiteren Düften feststellen.
"Lalique White" sowie "Dunhill Edition"

Den Lalique nehme ich als sehr hart wahr.
Assoziationen von weißen Kacheln und blankgeputzten Seziertischen unter Neonlicht.
Im Gegensatz dazu ist der I Coloniali viel runder und weicher.
Bergamotte dominiert, aber die Mandarine ist sehr deutlich erkennbar und versüßt den Auftakt.
Der Unterschied zu Dunhill ist die ein wenig verzögert einsetzende Würze.
Im Gegensatz zum Dunhillschen Muskat, der direkt von Beginn an dominiert, schleicht sich hier die würzige Koriander Note etwas dezenter ein.

Insgesamt liegt I Coloniali näher am Dunhill Duft, da die Herznote bei beiden eine Blumigkeit entwickelt, die dem Lalique fast völlig abgeht.
Wobei ich jeden der drei Düfte auf seine eigene Weise wirklich gern mag.

In der I Coloniali Herznote macht sich neben der Blumigkeit schnell der Ingwer deutlich bemerkbar. Allerdings nicht als frischer Ingwer.
Es fasziniert mich und ich habe zunächst ein wenig ungläubig geschnuppert, aber die Kombination aller Duftzutaten ergibt für mich im Beginn der Herznote kurzzeitig den Eindruck von Gari - eingelegtem Ingwer, wie er in der japanischen Küche gern zum Einsatz kommt.
Ich hielt es erst für einen Trugschluss, oder eine Laune meiner Hautchemie, aber der Eindruck war auch auf Fremdhaut reproduzierbar.
Ich mag diesen Geruch – die leichte Säure gezuckerten Essigs mit der ätherischen Frische von Ingwer, ein absoluter Appetitanreger.
Vermutlich rührt dieser Eindruck vom eingesetzten Piment, der so eine beinah fleischige Herzhaftigkeit verströmt, und den ausklingenden Zitrusnoten.
Es hält indes nicht lang an und im Verlauf setzen sich mehr die Blüten durch, die in eine sehr sanfte Basis überleiten.
Hier ist meine Nase am Ende und ich kann beim besten Willen keine Note prominent herausriechen ohne auf das Duftnotenverzeichnis zu schielen.
Es bleibt lediglich ein leicht holziger Geruch, der einen im besten Sinne frischgewaschenen Eindruck macht und ein wenig warm ist.
Leises Blütenaroma und eine ungewisse grüne Note auf einem weichen Bett.
Ich würde es nicht beschwören wollen und wahrscheinlich riecht sie gar nicht so, aber wenn ich die Augen schließe habe ich eine blasse lindgrüne Seife von Fa vor Augen, die ich als Kind immer mit in die Badewanne nahm.

Alles in allem bin ich positiv überrascht von diesem angelsächsischen Italo-Bastard.
Kein Meilenstein, aber höchst angenehm und solide.
Kein Dauerläufer – die deutliche Wahrnehmbarkeit liegt bei mir bei drei bis vier Stunden – aber danach verbleibt noch die saubere Seifigkeit auf der Haut.
Kein Geniestreich, aber ein recht preisgünstiges Wässerchen, das ich im hoffentlich bald kommenden Frühling großzügig versprühen werde.
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Santalum vor 9 Jahren 4
Wässerchen für nach der Rasur (Teil Eins)
-Gin Tonic aus der Waldorfschule-

Ursprünglich nur als Mitleidskommentar gedacht, weil das Weleda Rasierwasser so einsam und schlecht bewertet dasteht, fiel mir generell auf, daß Rasierwässer kaum bis gar nicht rezensiert werden.
Mal abgesehen von so Gassenhauern wie Tabac Original oder Old Spice sowie kultigen Klassikern à la Alt Innsbruck und Pitralon.
Da ich aber ein täglicher Rasierwasser Nutzer bin und gern diverse probiere, will ich in loser Folge das eine oder andere würdigen.

Zu Beginn also Weleda, weil ich es erst kürzlich aufbrauchte und es mir noch recht präsent ist.

Das Unternehmen:
In den frühen Zwanzigern des letzten Jahrhunderts unter anderem von Rudolf Steiner mitbegründet.
Auf anthroposophischen Prinzipien basierende Produktion von Arzneimitteln und Naturkosmetika.
Man kann sicher geteilter Meinung darüber sein.
Positiv finde ich jedenfalls, daß die Rohstoffe wohl soweit irgend möglich aus biologischem Anbau bzw. zertifizierten Wildsammlungen stammen.

Das Rasierwasser:
Da es hier vorrangig um Düfte geht, lasse ich eine detaillierte Beurteilung der Wirkung weg.
Nur soweit: der Alkohol brennt auf der Haut, so wie ich es von einem Rasierwasser erwarte, es erscheint mir indes längst nicht so scharf wie manch andere.
Die adstringierende Wirkung ist hervorragend.

Der Duft:
Neben den oben aufgeführten Duftnoten Myrrhe und Hamamelis, verrät die Deklaration der Inhaltsstoffe noch Limonene, Geraniol, Citral sowie Linalool.
Insgesamt stellt der Duft sich trocken blumig und leicht zitrisch dar.
Meine erster Gedanke war: Gin Tonic.
Vielleicht nicht die beste Wahl an einem verkaterten Morgen, weil in dem Falle latent Übelkeit erregend, aber prinzipiell ein Aroma, das mir eigentlich eher angenehm ist.
Dabei allerdings dumpf und wurzelig, tatsächlich mehr an ein Tonikum erinnernd als an einen schmückenden Duft und mit einer fuselig alkoholischen Note, die nicht bloß aus dem vorhandenen Alkohol resultiert, sondern aus dem Dufteindruck.

Bei der Beurteilung der Haltbarkeit eines Rasierwassers bin ich zwiegespalten.
Ich nutze Parfum und mag es nicht, wenn Düfte kollidieren.
Andererseits; wenn mir der Geruch gefällt, dann kann ich mich auch bloß mit einem Rasierwasser schmücken, falls es nicht sogar Teil einer Duft-Linie ist, oder aber mit einem etwaigen Eau de Toilette harmoniert.
Old Spice und Lagerfeld Classic wäre für mich so eine Kombination.

Im diesem Falle ist es mir allerdings recht, daß das Aroma rasch verfliegt - nach vielleicht dreißig Minuten ist es aus mit dem Gin-Fähnchen.
Eine Nase voll davon am frühen Morgen ist in Ordnung, allerdings ist es kein Geruch, den ich den ganzen Tag um mich haben wollen würde und auch keiner, den ich meinen Mitmenschen offensiv präsentieren könnte.

Sillage ist ein wenig stärker ausgeprägt.
Eine Duftschleppe ist wahrnehmbar und das Aroma des Wässerchens hängt nach der Rasur deutlich erkennbar in meinem Bad.

Insgesamt kein Rasierwasser, dem ich einen Stammplatz bei mir zugestehen würde, dafür ist es mir zu wenig als nasenschmeichelnder Duft konzipiert und mehr wie die Medizin, die helfen soll statt gut zu schmecken.
4 Antworten
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