Adan

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16 - 20 von 52
Adan vor 10 Jahren 15 1
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Hybridcologne
Das Motto von Etat Libre d'Orange zu "Cologne" lautete: "Now we give you nice."

Cologne, a nice scent.

Ja. Neroli-Wässerchen sind i.d.R. nett, aber nie so übergeil, dass ich mir eins kaufen würde. Auch Chanel's Eau de Cologne habe ich irgendwann nach mehreren Badegängen (ja, Badegängen) wieder abgegeben.
Zwischendrin überlegte ich mir, ob ich Neroli Portofino von Tom Ford vielleicht doch noch 'ne Chance geben sollte, aber letztendlich ist es wieder das gleiche, nur etwas besser fixiert mit anderen Moschuskörpern.

Doch das Cologne von ELdO ist doch mal etwas innovatives, es ist klassisch und modern gleichzeitig, denn was mich zu Beginn trifft ist ein Hybrid aus dem typischen Neroli-Wasser (Chanel's EdC, 4711, Neroli Portofino, Grand Neroli, ... , Neroli Bianca usw.) und diesem sauber saftig-zitrischen Auftakt wie man ihn aus Mugler Cologne kennt.

Und das ganze ist mit 'ner ordentlichen Dosis von Weichspülermoschus (a la Serge Lutens' "Clair Du Musc" zum Beispiel) fixiert und untermauert.

Unter'm Strich ist es wirklich ein absolut solide konstruiertes Cologne, welches es schafft durch diesen modernen, richtung Mugler Cologne gehenden Twist nicht zu langweilig oder zu funktional (Weichspüler, Händedesinfektion) zu riechen.

Wäre momentan mein Favorit unter allen Colognes.
1 Antwort
Adan vor 10 Jahren 46 7
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Fishing for compliments?
Die Marketing-Strategie, das Finale der Nasomatto-Linie als schlampige Arbeit abzutun, obwohl Allessandro Gualtieri - wie auch in der Doku über ihn gezeigt - sehr viel Zeit und Energie investiert hat, ist für mich irgendwo zwischen dumm und genial einzuordnen, denn wie riecht denn bitte eine Blamage? Kann man eine peinliche Situation oder einen Gesichtsverlust olfaktorisch überhaupt darstellen?

Nunja, aber mal zum Duft selbst: Blamage startet für mich irgendwie fruchtig-blumig, ein bisschen gummibeerartig würde ich sogar sagen. Das scheint am Zusammenspiel von Tuberose und Methylpampelmousse zu liegen. Scheinbar ist auch einer der Akkorde von Lancome's "Tresor" entlehnt und Philipp Kraft's Review verrät es: der "Grojsman-Akkord" in der Herznote, bestehend aus Iso-E Super, Hedione und Isoraldeine.

Dieser Start ist recht untypsich, wenn man die anderen holzigen Nasomattos gewohnt ist, aber die Wandlung ist dafür phänomenal, denn sobald dieser fruchtig-florale Auftakt vorbei ist, riecht man sehr viel Sandelholz. Hin und wieder dachte ich mir "Ah, Pardon!". Allerdings ist der Sandelholz-Akkord in Pardon mit Kakao und Karamell versüßt während er hier durch Amber in eine maskulinere Richtung gedrückt wird, ganz entfernt wurde ich an Paco Rabanne's Black XS oder Byredo's Oud Immortel erinnert. Man nehme einen nicht-süßen Sandelholzakkord und paart ihn mit einem Hauch Oud Immortel von Byredo, das ist so ungefähr der Dufteindruck, den ich beim Tragen nach einer halben Stunde bekomme.

Irgendwo zwischendrin habe ich auch kurz den Eindruck gehabt, Paralellen zwischen Dries Van Noten und Blamage zu riechen, aber das liegt wohl einfach sehr offensichtlich am Sandelholz.

Weiterhin scheint Alessandro Gualtieri in seinen letzten Kreationen eine Affinität zu Sandelholz entwickelt zu haben, denn sein Bergamask von Orto Parisi ist ebenfalls eine Sandelholz-Bombe, doch Blamage und Bergamask haben eine völlig unterschiedliche Qualität, da der Sandelholz-Akkord bei beiden Parfums mit unterschiedlichen Komponenten konstruiert wurde:

Bergamask: Javanol, Ebanol & Polysantol
Blamage: Bacdanol, Sandacore, Sandela & Sandelholz Öl

Weiterhin findet man in Blamage unterschwellig (weil mit dem Sandelholz synergierend) auch Patchouli. Und eben diese Sandelholz-Patchouli Combo ist in Pardon ebenfalls vorhanden und etwas kakao-lastiger gestaltet.

Blamage ist irgendwie ein olfaktorischer Flickenteppich, aber es ist alles meisterhaft zusammengesetzt. Einzig schade ist, dass die Kopfnote nicht so lange hält, die macht das ganze doch sehr spektakulär, was übrig bleibt ist "nur" grundsolide.

Ich selbst bin mit Blamage recht trigger-happy, 1 zur Brust und 2 an beide Pulspunkte am Hals, also 3 Spritzer insgesamt. Ich hab aber dadurch gemerkt, dass man Blamage in Zeitlupe ablaufen lassen kann, wenn man ihn auf Textil trägt. Auf meinem Pulli hat sich dieser fruchtig-florale Akkord nämlich sehr lange gehalten.

Ich finde, Blamage kennt kein Geschlecht und die Typfrage wie im Post vorher impliziert ist nicht wirklich gegeben, Blamage ist - so finde ich - sehr einfach und im Alltag tragbar. Die fruchtig-floralen Komponenten hellen den Duft so weit auf, dass er perfekt in den Frühling und gut in den Sommer passt und durch diese knackige Sandelholz-Patchouli-Amber Combo auch sehr gut im Herbst und im Winter performt.

Für mich ist Blamage sehr angenehm, weil er auch olfaktorisch das wiedergibt, was er ist: ein feierlicher und bodenständger Abschluss der Nasomatto Linie, das Verlassen einer großen Bühne, mit Ehre und aufrechtem Gang, ohne großen Knall. Und man will nurnoch sagen: Danke für Nasomatto, Alex!
7 Antworten
Adan vor 10 Jahren 28 11
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Ellenbogen-Parfum
Ist schon öfter vorgekommen, dass ich meine Parfumkommentare nochmal neu verfasst habe, weil ich mittlerweile mehr über das Parfum weiß.

Eigentlich bedarf es nur einer kleinen Korrektur, denn Duro enthält eigentlich garkein Oud, wie anfangs angenommen (oder wie es einem die Duftpyramide hier suggerieren mag).

Duro ist nachwievor eine Holz-Keule, balsamisch-medizinisch mit Gewürzen. Und unter all dem begraben liegt eine leicht karamellartige Süße, etwas Richtung A*Men gehend. Und das alles auf ziemlich hoher Lautstärke.

Gleichzeitig hat Duro etwas trockenes, mineralisches an sich. Und nachdem ich Philipp Krafts GC-MS Analyse von Duro gelesen habe, dachte ich mir "Ja klar, ist eigentlich offensichtlich, wie kann man das nur überriechen?!". Denn Duro ist ein Rekordhalterparfum: 25.36% Cashmeran, die polycyclische Moschusverbindung, die irgendwie mineralisch riecht. Wie ein feuchter Keller mit leichtem Schimmelbefall oder eine Tropfsteinhöhle.

Die Idee hinter Duro ist "Kashmir-Holz". Ist wohl eine Erfindung der Marketingabteilungen, weils besser klingt als "syntehtische, polycyclische Moschusverbindung". Dementsprechend ist es auch fraglich, ob der Name "Duro" nicht irgendwie im Kontrast zum Konzept des Parfums darstellt, sollte "Kashmir-Holz" doch eigentlich etwas geschmeidiges sein.

Wie dem auch sei, Duro ist gerade durch diese extreme Dosis Cashmeran so unglaublich ausdauernd und laut. Weiterhin nehme ich an, dass es auch daran liegt, weshalb Duro allgemein so gut ankommt, obwohl es als holziges Parfum doch recht außergewöhnlich riecht. Cashmeran findet man nämlich auch in Thierry Mugler's Alien, dem beim Frauen allgegenwärtigen Parfum. Vielleicht ist genau deswegen Duro einer der Düfte, für den ich die bisher meisten Komplimente bekommen habe, einfach weil dort unterbewusst ein Wiedererkennungswert vorliegt, so offensichtlich, dass man den Wald vor Bäumen nicht sieht.

Gemessen daran, dass Duro so unglaiblich viel Cashmeran enthält und ich es trotzdem nicht wirklich wahrgenommen habe, finde ich es beeindruckend, dass diese hohe Dosis so gut maskiert werden konnte.
Ein ähnliches Konzept findet sich nebenbei auch in Black Afgano, welchen Philip Kraft als "Black-Version" von Duro bezeichnet, da hier ebenfalls viel Cashmeran enthalten ist. Aber hierzu muss ich noch weiter recherchieren.

Jedenfalls ist es nicht verwunderlich, dass manche Leute wegen der vergeblichen Suche nach Oud enttäuscht sind - aber das liegt einzig allein am Marketing der Parfum-Webseiten, Allessandro Gualtieri veröffentlich bewusst keine Duftpyramiden Dadurch "behauptet" er auch nicht, dass irgendwas in seinen Parfum enthalten sein soll, was ich ganz gut finde bei all den anderen High-End labeln, in denen angeblich die teuersten Sachen wie Mysore-Sandelholzöl oder Oud aus Laos enthalten sein sollen (was meines Wissens nach bisher von Kraft nur für die 3 Ouds aus der Oud-Mood Serie von MFK bestätigt werden konnte).

Mein Rating ändert sich dadurch nicht, aber es ist schön, wenn das Parfum faktisch etwas Besonderes ansich hat, nämlich den High-Score was Cashmeran angeht.

Und naja, vielleicht hilft diese Erkenntnis anderen, dieses Parfum anders zu interpretieren.
11 Antworten
Adan vor 10 Jahren 46 3
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Die Meinung ändert sich mit dem Wissensstand
So, gerade mal die Halbzeitpause nutzen, um meine Lobeshymne für Bergamask runterzuschreiben.

Doch zunächst mal muss ich auf Erik Kormanns "September" anspielen, ein Duft mit viel alpha-Sinensal (ein Aldehyd aus der Schale von Orangen, das wie Orangensaft riecht) und Javanol (laut Philipp Krafts GC-MS Daten 10% Javanol und 14% Polysantol).
Erik Kormann zeige mir Javanol (welches ziemlich authentisch nach Sandelholz riecht) und erklärte mir, dass es kaum möglich war, den Gehalt an Javanol weiter hochzuschrauben, ohne den Duft völlig aus der Balance zu bringen.
Jedenfalls ist der September von Erik Kormann eine sehr solide und schöne Komposition, zu er es mit "Borobudur" nochmal einen Remix gibt (diesmal wohl mit süßen Facetten, zumindest ist Ethylvanillin drin und ähnliches).

Dann habe ich auf Philipp Kraft's Facebook-Seite zu seinem Buch "Scent & Chemistry" seinen Review zu Orto Parisi's Bergamask gelesen.

Laut den GC-MS Daten enthält Bergamask 36% Javanol, 10% Ebanol und 3% Polysantol, womit Bergamask zu 49% aus Sandelholz-Komponenten besteht. Die restlichen Bestandteile scheinen aus Orangen- und Mandarinen-Öl sowie Moschus-Körpern zu bestehen.

Da ich September von Erik Kormann schon sehr mochte, habe ich mich bei Bergamask sofort verliebt, nach 30 Minuten ist Bergamask eine absolute Sandelholz-Atombombe mit gelegentlichen Zitrus-Brisen. Es scheint mir, als würde Pfeffer beim Übergang des Schwerpunkts von Zitrus zu Sandelholz zu assistieren.

Die Qualität ist - wie ich's von Nasomatto kenne - sehr gut, der Duft ist überaus langanhaltend und stets präsent (was nicht überraschend ist, da die Geruchsschwelle von Javanol recht niedrig ist, 0.02ng/l Luft).

Ein wunderbares Parfum und da ich den Geruch von Sandelholz liebe (und es auch ursprünglich etwas typisch asiatisches ist), finde ich den Duft nicht nur von der Komposition sehr schön, sondern auch an mir selbst recht authentisch.

Für mich das absolute Highlight aus der Orto Parisi Serie.
3 Antworten
Adan vor 10 Jahren 20 6
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Self-explanatory, just here to spread the story.
Tuscan Leather ist wohl unter den exklusiveren Düften das größte Hype-Monster überhaupt. Welches Label hat von Jay-Z einen Song gewidmet bekommen? Tom Ford. Nach welchem Parfum wurde ein Hip-Hop Song von Drake benannt? Tom Ford Tuscan Leather.
Und achja, alle Klamotten, die Daniel Craig in Skyfall an hatte, waren von Tom Ford.

Weiterhin kursieren auf mittlerweile allen Blogs Gerüchte, dass Tuscan Leather zum Teil wie Kokain riechen soll. Mangels eigener Erfahrung mit Kokain bleibt das für mich ein Postulat.

Wenn man einen Ausflug in den Sekundärmetabolismus von Pflanzen macht findet man vielleicht sogar die Ursache dieser Interpretation:

Wildleder hat seinen Geruch zum Teil auch den Gerbstoffen zu verdanken, mit denen das Leder behandelt wurde, sogenannte Tannine. Diese schmecken bitter und stumpfen die Zunge an, scheinen einem die Mundschleimhaut zusammenzuziehen.

Kokain ist - wie die Tannine auch - ebenfalls ein Sekundärmetabolit aus Pflanzen, gehört allerdings zur Familie der Tropan-Alkaloide. Kokain soll ebenfalls bitter und stumpf schmecken und ähnliche adstringierende Eigenschaften haben. Vielleicht ist es also alles einfach nur eine riesige Fehlinterpretation des "Gerbstoff-Akkords"? Ich weiß es nicht.

Was man allerdings nicht ganz von der Hand weisen kann ist, dass Tuscan Leather durch diesen recht authentischen Wildledergeruch auch irgendwie mit Geld assoziiert wird, weil teilweise ein Neuwagen mit Lederausstattung so riecht oder dieser Geruch unterschwellig auch in jedem Lederwaren- und Luxusgeschäft in der Luft liegt.

Ich versuche nun an dieser Stelle den Ringschluss meines Kommentars, unterstützt mit einem weiteren Ausflug in die Welt der Wissenschaft:

Es wurde nämloch in einer Studie beobachtet, dass Geld die gleichen Hirnareale wie Kokain ansteuert (Lea & Webley, 2009, "Money as tool, money as drug: the biological psychology of a strong incentive.", Behav Brain Sci. 2006 Apr;29(2):161-76; discussion 176-209.).
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Kokain einen also reich und erfolgreich fühlen lässt. Und das tut Tuscan Leather für mich ebenfalls. Ohne dabei mein Hirn kaputt zu machen. Hoffentlich. Ist also hier die Paralelle zu Kokain zu suchen? Das überlasse ich dem Leser.

Die Frage ist hier natürlich: "Warum will man das als Parfum tragen?!" Tragbarer wird Tuscan Leather mit der Zeit durch die Himbeere, Jasmin und Ambra. Himbeere und Jasmin verleihen Tuscan Leather mit der Zeit etwas süßlich-florales während Ambra eine gewisse "Softness" und Süße einschleust (zumindest würde ich das dem Ambra zuscheiben). Diese Elemente kontrastieren den ruppigen Auftakt von Tuscan Leather auch sehr gut.

Ich würde ja als Schlusswort gerne sagen, dass Tuscan Leather - wenn man den ganzen Hype weglässt - ein grundsolider Unisex-Lederduft mit guter Performance ist (solide Sillage, stets präsent aber nie aufdringlich und sehr lange Haltbarkeit).
Allerdings lässt er sich zu diesem Punkt wohl nicht mehr von seinem Hype loslösen, nicht nur weil es da Drake's Song und den Kokain-Mythos gibt, sondern weil Tuscan Leather verhältnismäßig oft kopiert wurde, entweder komplett (Rasasi's "La Yuqawam pour Homme", Parfums de Marly's "Godolphin") oder partiell (Clive Christian's "C for Men", Dueto "Golden Boy", Byredo's "Black Saffron").

Imitation, the sincerest form of flattery - Tuscan Leather selbst ist ein Symbol des Erfolgs. Bravo!
6 Antworten
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