Alberich

Alberich

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6 - 10 von 29
Alberich vor 11 Jahren 14 5
10
Duft
Aus dem Land, wo die Zitronen reifen
Denkt man als durchschnittlicher Mitteleuropäer an den Süden, dann fällt einem vielleicht auch die Valensina-Werbung ein, wo Herr Dittmeyer durch die Hisperidenheine lustwandelte und uns erklärte, dass die Früchte eine Menge Zeit hätten, sich von der Sonne des Südens ausgiebig verwöhnen zu lassen. Da werde das Obst erst gepflückt, wenn das Bäumchen schon junge Blüten trüge. Das war zumindest für mich als Mensch des agrikulturellen Kulturwechsels und der wechselnden Jahreszeiten wirklich wundersam!
Inzwischen haben mir meine Aufenthalte in meinem geliebten Italien auch den ackerbaulichen Horizont erweitert und ich verstehe, dass ein Bäumchen gleichzeitig Blüten und Früchte tragen kann.
Und hierhin nun verreisen wir auf Annick Goutals Schwingen – nach Sizilien. Dorthin also, wo die im Barock so liebevoll und wertschätzend als „goldene Äpfel der Hisperiden“ bezeichneten Zitrusfrüchte heranreifen. In der Tat sind sie etwas Besonderes. Ihre hohen Ansprüche an gleichbleibende Witterungsbedingungen machen diese Pflanze zu einer echten Diva. Und das Bild passt doch wieder wunderbar nach Italien, finde ich!
Das Parfum ruft Eindrücke an einen unbeschwerten Sommer hervor. Die warme Luft umstreichelt uns und das Sonnenlicht scheint ewig zu scheinen. Unter einem Torbogen im Schatten einer römischen Ruine sitzend beiße ich in eine köstlich saftige Frucht und sie stillt meinen Durst nach kaltem Wasser an diesem heißen Sommertag.
Eau du Sud – das bedeutet spritzige Zitrusfrüchte (Zitronen, Limonen, Pampelmusen und Mandarinen) neben einem Strauß von duftigen Kräutern (Eisenkraut, Minze, Basilikum). Gestützt wird diese kantige Spritzigkeit in einem soliden Gerüst aus Vetiver und Patchouuuuli. Diese Komponenten verleihen der Zitronensäure eine herrlich frische und etwas herbe Moosigkeit – ohne dabei an einen deutschen Wald zu erinnern.
Eau du Sud war mein erster Glücksgriff in das meisterliche Duftwerk Annick Goutals. Das Haus ist ja berühmt dafür, aus ganz gewöhnlichen Ingredienzen zauberhafte Düfte werden zu lassen. Der Duft ist einwandfrei unisex, da gibt es nichts dran zu rütteln, er ist unglaublich tragbar – ganz unkonventionell und doch meisterhaft. Zur Zeit gehört er zu meinen Lieblingsdüften im Sommer.
5 Antworten
Alberich vor 11 Jahren 23 12
10
Duft
Wie ein Atemzug auf einer Waldlichtung
Was bin ich es leid, immer wieder zu lesen, das Parfüm erwecke den Anschein eines „Omaparfums“, wenn die Kommentatoren eigentlich „schick“, „elegant“ oder „erstklassig“ meinen (und schreiben sollten). Mal Hand aufs Herz, welche Nachkriegs-Oma roch den wirklich nach Arpège, Igrec (Y) oder Chanel No 5? Meine Oma (Gott hab sie seelig) und all ihre Freundinnen waren Verfechter von Nonchalence oder Tosca, oder anderer Colonjes. Diese mussten nicht schlecht sein, aber gut waren sie eben auch nicht. Vor allem, wenn wir von den o.g. wirklichen Spitzendüften sprechen. Wenn Düfte einfach nur elegant riechen, dann könnte man vielleicht von Operndüften sprechen, weil man sie da am besten ausführen kann. Ist das nicht ein Vorschlag?

Entschuldigt meinen kleinen Stimmungsausbruch, aber ich musste mir das wirklich mal von der Seele schreiben.

Was ich von Igrec (Y) erwartet habe? Nachdem ich mich hier ein bisschen umgeschaut habe, hatte ich eine Vorstellung von einem grünen Chypre, dezent blumig, moosig-frisch und erquickend. Die meisten Vorkommentatoren hatten mich wirklich neugierig gemacht.

Was ich bei meinem ersten Sprüher auf der Haut hatte, war Eichenmoos von der kribbeligsten Sorte. Als würde ich ein Glas frisch eingeschenkten Sodawassers zum Mund führen und die Bläschen kribbelten in der Nase. Übersetzt heißt das, hier handelt es sich um einen sehr erfrischenden aber etwas lauten Auftakt. Vielleicht war ich auch einfach zu früh mit der Nase am Handgelenk?! Schließlich muss man ja dem Ethanol auch ein wenig Zeit geben, flügge zu werden. Ich übte mich also in Geduld – das ist ja ab und zu gar nicht schlecht – und wurde dafür auch belohnt.

Das Y „Why“ in der Form des „Warum“ wich also von meiner Stirn, als ich den immer gefälliger werdenden Blütenakkord auf der Waldlichtung wahrnahm. Wie Lichtstrahlen durch die Baumkronen fallen und die feuchte Blumen- und Mooslandschaft in ein hellgrünes Licht versetzen, so wird der Duft weicher, zarter, heller und klarer. Jasmin und Gardenien erkenne ich immer leicht heraus, weil sie mir so vertraut sind. Eine Hyazinthe erkenne ich auch. Die anderen Schönheiten Tuberose, Rose und Ylang-Ylang, kann ich hier gar nicht herausriechen.

Dieser Chypre ist wirklich etwas ganz Besonderes. Nicht nur, dass meine Kolleg/inn/en die Tage gar nicht erwarten können, an denen ich diesen Duft auflege – nein, der Chypre nimmt einem nicht den Atem, sondern er ist wie ein Atemzug frischer Waldluft.

Ich bin wirklich urlaubsreif, Leute! Ich muss nun mal eine Runde durch den Park drehen. Zum Glück scheint die Sonne heute ganz sommerlich...
12 Antworten
Alberich vor 11 Jahren 10 1
10
Duft
Ein smaragdgrüner und kristallklarer Chypre
Als Elfenkönig Alberich bin ich wie gewohnt auf der Suche nach smaragdgrünen Schätzen aus dem Reich der Düfte. Und schon eine ganze Weile habe ich nach einem kristallklaren und leichten Chypre „gefahndet“ – und ich wurde fündig: Bereits im Flakon blitzt es wie Sonnenlicht, das durch maigrün belaubte Bäume fließt. Dieser erste Eindruck war ein Versprechen, dass es in der Nase einzulösen galt.

Gleich nach dem Aufsprühen werde ich Zeuge einer Galbanum-Salve, ein wenig explosiver noch durch den verdunstenden Alkohol. Dieser erste, herrlich hellgrüne Akkord hält eine ganze Weile an. Zum Duftherz hin wird Balmain de Balmain angewärmt durch eine für mich sehr interessante Vetiver-Note, die, Oberon sei’s gedankt, weder erdig noch zu würzig, sondern einfach moosig ist. Eine schwarze Johannisbeere kann ich nirgends erschnuppern. Dieser Nischenduft – wenn es denn einer ist – hat auf jeden Fall in meinem Parfüm-Fundus eine Lücke geschlossen, nämlich die zwischen dem kräftigeren Scherrer 1, dem Vintage-Smaragd-Juwel Weil de Weil (ohh, hier muss ich auch noch einen Kommentar schreiben!) und dem Waldwässerchen Acqua di Selva.

Der Duft eignet sich gleichsam für Herren und Damen, wie ich finde. Er agiert so dezent im Hintergrund, dass man tatsächlich sprichwörtlich von einer Duft-Aura sprechen kann. Die Ausdauer des Balmains hat meine Erwartungen kühn übertroffen. Nach sechs Stunden lächelt er immer noch heiter und irgendwie frisch an meinem Handgelenk. Aber wer von euch Duftnasen auch gern mal öfter nachlegt, dem seien hier keine Grenzen gesetzt. Überdosierungen sind, meiner Meinung nach, nicht möglich. Also sprüht reichlich, seid verschwenderisch! Noch ist er ja auf dem Markt. Und ich hoffe, das bleibt noch laaaange so.
1 Antwort
Alberich vor 11 Jahren 6 2
7
Duft
Ein italienischer Auswanderer
Ich bin zur Zeit so angespitzt auf der Suche nach einem Ersatz für Geoffrey Beenes Bowling Green. Das Fläschchen geht zur Neige und, ja, meine Parfumo-Näschen, wir können eben auch keine Düfte festhalten. Und horrende Summen lege ich auch nicht auf den Tisch, nur um verstaubte Restbestände vom andern Ende der Welt anschippern zu lassen.

So die Suche brachte mich zu Friends. Die Italiener haben mich ja ab und an schon mal rumgekriegt. Die Duft-Pyramide sah soweit verlockend aus... ja da ist Pelargonie drin, Petigrain und eine schöne grüne Bergamotte und noch grünere Mandarinen.

Und werden wir zwei Freunde?

Der Duft startet zitrisch, sehr zitrisch... ein Eistee in dieser Konzentration von Zitrone würde den Zahnschmelz in Nullkommanichts wegspühlen. Aber zum Glück habe ich ihn doch auf den Handrücken gesprüht und da fand ich den Duft wirklich angenehm. Allerdings passiert nun nicht mehr viel - nix mit Pelargonien auf dem Balkon. Leider liegt mein Balkon nicht in Florida, wohin dieser Duft zweifelsohne gehört - ans Meer, in den Sommer, in die USA.

Insgesamt ist der Duft ganz schön, ganz okay, eben. Allerdings fehlt mir die Spannung im Duftverlauf. Die Haltbarkeit ist gar nicht schlecht für einen Hisperiden.

Meine Suche geht weiter. Und wer eine Spur, einen Hinweis oder auch nur einen Geheimtipp hat: Bitte melden!
2 Antworten
Alberich vor 11 Jahren 8 2
10
Duft
Diesen Italiener scheinen alle zu wollen
Für meinen 20. Kommentar – das ist ja durchaus ein kleines persönliches Highlight – habe ich mal wieder tief in meiner Duft-Schatztruhe gekramt. In die Hände fiel mir der dunkle italienische Versace-Kracher.

Wieder einmal aufgesprüht trägt er mich sofort zurück in die ersten Jahre des neuen Milleniums. Eigentlich waren wir damals gerade mal Anfang zwanzig noch viel zu jung für solche kapriziösen Düfte, aber schließlich wollten wir erwachsene Männer sein, die man nicht mehr niedlich sondern sexy nennt. Versus ist für ganze Kerle, für tolle Hechte und … ja auch, für Herzensbrecher. Und wie macht er das?

Los geht’s mit einer herrlichen, wohlig-warmen, leicht zitrischen Lavendel-Nelken-Note, Hölzer und Vanille gesellen sich bald hinzu. Der Vanille-Akkord ist unglaublich gut, vielleicht durch den hell-grünen Jasmin und der Amber-Moschusbasis perfekt gerahmt.

Er ist der perfekte Duft für die Jungs in Lederjacken – wild und sexy, das Abenteuer in den Augen blitzend und bereit zum „Pferde-Stehlen“. Der Duft funktioniert zu jeder Jahreszeit. In Diskotheken genauso wie an einem gemütlichen Winterabend auf dem Sofa. Die Haltbarkeit ist mit runden sechs Stunden für ein Eau de Toilette durchaus gut. Auf der Wäsche getragen vernimmt man ihn auch am nächsten Morgen noch.

Diese Duftbeziehung könnte ein Leben lang halten. Aber das sind große Worte, vielleicht zu große... zumindest wird Versaces Versus in den Olymp der Düfte aufgenommen werden. Aufgrund der Tatsache, dass er so einzigartig ist, verbindet man automatisch schöne Erinnerungen mit ihm.

So, nun stecke ich ihn mal schnell wieder zurück in die Kiste der Erinnerungen. Bis bald, du Demian der Duftwelt!
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