Alexxx

Alexxx

Rezensionen
Filtern & sortieren
6 - 10 von 23
Alexxx vor 4 Jahren 13 1
6
Flakon
9
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Noir de Noir de Montale
Ich muss gestehen, bislang war ich nicht wirklich ein großer Fan von Montale. Da ist mir oftmals viel Lautheit in den Düften begegnet, die ich nicht so mag. Da ist ein Flakondesign, das ich nicht so mag. Und da waren bislang insgesamt vier getestete Düfte, die ich allesamt nicht so wirklich mochte. Nun ergab sich die Gelegenheit, Sensual Instinct zu testen und ich dachte mir: Komm gib denen noch mal eine Chance. Schließlich enthält die Zutatenliste Duftnoten, die ich allesamt zu schätzen weiß.

Was soll ich sagen – ich bin äußerst positiv überrascht und sogar ein wenig begeistert. Ich sprühe ihn auf und da klingt er an. Erst kurz noch diffus und dann ganz deutlich: Tom Fords "Noir de Noir". Den Klassiker aus der Private Blend Reihe halte ich für einen wunderschönen, begehrenswerten Duft, der auch in meiner Sammlung steht. Leider, leider, leider kommt er auf meiner Haut meist das entscheidende Quäntchen zu blumig-süß und mir damit eine Spur zu feminin daher, weswegen die Anlässe wirklich selten sind, an denen ich ihn trage.

Doch der Montale, wenn er auch vieles ähnlich macht wie der Tom Ford, wirkt wiederum eine Spur weniger blumig-süß. Da ist die Rose, die, wenn auch in ihrer Schönheit vorhanden, nicht zu stark im Vordergrund ist. Zusammen mit der harzig-süß fließenden Ambernote bekommt der Duft etwas ungemein Geschmeidiges, aber eben nicht zu Süßes.

Und so halte ich Sensual Instinct für die für Männer etwas einsatzfähigere Variante von Noir de Noir. Wer letzteren auch mag, sollte Sensual Instinct mal eine Chance geben. Und ihr lieben Vertreterinnen der Damenwelt solltet dies eh tun. Alles allein schon wegen der preislichen Diskrepanz beider Düfte.

Ansonsten halte ich Sensual Instinct für einen schönen, gelungenen Ausgehduft bzw. einen für primär abendlich-freizeitliche oder festliche Anlässe. Da es ihm natürlich an Leichtigkeit fehlt, ist er nicht unbedingt ein Kandidat für den Sommer, gerade tagsüber. Sillage und Haltbarkeit sind beachtlich. Auch das wiederum spricht für ihn als Ausgeh- und weniger als Büroduft. Aber ja, das ist mal ein Montale, der ein großes Like von mir bekommt.
1 Antwort
Alexxx vor 4 Jahren 6 2
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Tonkalotion mit Lavendel-Aroma
Ich mag den Duft von Lavendel. Ich mag Tom Ford. Und ich schätze die durchdesignte Eleganz vieler seiner Düfte. Die Vorfreude war groß, endlich die Zeit zu haben, Lavender Extreme mal ausgiebig zu testen. Leider wurden meine Erwartungen hier doch ganz schön unterboten.

Den Auftakt macht noch ein schöner, frischer, intensiver Lavendel, der seinem Namen Extreme zunächst durchaus alle Ehre macht. Alsbald versinkt der Lavendel leider in einem gigantischen Trog Tonkacreme. Ich hatte ein Bild vor Augen, wie man das aus der Joghurtwerbung oder von diesen Pflegecremes kennt: In Großaufnahme siehst du einen animierten Tropfen Flüssigkeit, der langsam in ein Gefäß voll cremiger Substanz hinabfällt, ganz geschmeidig darin versinkt, und am Ende wird alles noch einmal schön langsam verrührt.

So in etwa riecht das jetzt. Extrem ist dann hier leider nichts mehr – jedenfalls nicht der Lavendel. Der ist zwar noch wahrnehmbar, aber ist nunmehr völlig überstrahlt von der ungemeinen Tonkasüße. Ich habe nichts gegen Tonka, ich habe auch nichts gegen cremige Dufttypen. Aber hier frage ich mich ernsthaft, was das Ganze soll. Süß, cremig, Lavendel. That’s it. Das ist mir zu lieblich-eindimensional.

Fazit: Der hat leider wenig bis rein gar nichts des subtilen Sexappeals, wie er der DNA sonstiger Tom Fords innewohnt. Er hat eine ganz ordentliche Haltbarkeit, aber eine nicht so bemerkenswerte Sillage. Und all das bei einem handelsüblichen Preis von 276 Euro – für 50 ml wohlgemerkt.

Also nee, der wird Tom Ford nicht gerecht, der wird dem Preis nicht gerecht. Dafür, dass du am Ende so riechst, als hättest du dich mit einer ziemlich süßen Tonka-Lavendel-Lotion eingecremt. Zweifelsohne der teuersten, die du auf dem Markt bekommen kannst.


2 Antworten
Alexxx vor 4 Jahren 22 8
9
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Layton und Coldplay – ein Vergleich
Es scheiden sich ja gerne die Geister, wenn etwas, das den schönen Künsten entstammt, die Massen allzu sehr begeistert. Dann kann, dann muss ja irgendwas nicht stimmen. Denn Kunst, das meinen wir ja gerne, darf nicht zu gefällig sein. Sie braucht Störer, Dinge, die anecken. Sie braucht Idealismus, sie braucht Haltung und dadurch auch bedingt Abgrenzung. Das schließt es sozusagen aus, dass ein kommerziell ungemein erfolgreiches Massenphänomen die Chance hat, zugleich als etwas Außergewöhnliches gewürdigt zu werden. Wenn das alle gut finden, dann muss was faul sein im Staate Dänemark. Dann kann ich mich doch nicht zu so etwas bekennen. Dann bin ich ja nicht mehr eigenständig. Das ist wohl ein Dilemma.

Ich wage daher hier einmal einen eher ungewöhnlichen Vergleich: mit Layton, dem olfaktorischen Crowdpleaser schlechthin aus dem Hause Marly – und der britischen Rockgruppe Coldplay. Ich sage es gleich vorweg, ich nehme Chartmusik praktisch überhaupt nicht mehr wahr, sie interessiert mich nicht, sie lässt mich überwiegend emotional kalt und das schon seit geraumer Zeit. Mein Musikgeschmack ist zwar recht breit aufgestellt, aber ich liebe am meisten die Alternative-Genres rund um Indie-Rock und Indie-Pop und weitere alternative Spielarten. Ich liebe auch Singer-Songwriter-Musik, klassische Musik und Jazz. Grundsätzlich alles, das mich träumen lässt oder mich emotional berührt, weil es mich in gute Stimmung versetzt. Meist aber, weil es tief, anders, besonders ist und mich irgendwo erreicht. In der Regel ist das Musik, die mit Idealismus entsteht und nicht in erster Linie auf Verkaufszahlen schielt. Aber nicht nur.

Die Gruppe Coldplay, die sich in kleinen Clubs und Sälen hochspielte mit ihrem stets etwas melancholischen Einschlag um die Stimme des Frontmanns Chris Martin, entwickelte sich rasch raus aus ihrer Nische und spätestens mit dem Song „Clocks“ zu einer äußerst massentauglichen und erfolgreichen Band mit etlichen Charthits. Erfolgreich auch, und vor allem auch deswegen, weil ihr musikalisches Repertoire dann doch von eingängigen, einprägsamen Riffs und Texten geprägt ist, was gerne auch als Stadionrock bezeichnet wird. Und – das ist jetzt das eigentliche Problem – sie das unter Kennern und Connaisseurs viel Ansehen gekostet hat. Ja, abgesehen von den eigenen Fans, begegnet man Coldplay deswegen snobistisch. Was ich verstehen kann. Aber sie machen eben auch verdammt viel Spaß.

Und da komme ich jetzt zu Layton (Falls ihr also bis hierhin durchgehalten habt – chapeau und ich fühle mich geehrt). Denn mit Layton ist es ähnlich. Er ist so etwas wie eingefangener Stadionrock. Das sind Gute-Laune-Vibes, das ist Mitgrölen und Stimmung. Und ja, das ist sehr viel Show und Effekt für die Masse.

Schon beim Aufsprühen, also dem Moment, wenn Layton auf die Bühne kommt, jubelt die Menge. Ganz prägnant schwingt der Apfel seine Akkorde. Süßlich, würzig und warm auf der einen Seite. Aber gerade zu Beginn eben auch etwas säuerlicher und mit einer gewissen Gewürzfrische. Die Menge klatscht und singt – und Layton spielt und spielt. Es wird im weiteren Verlauf dabei süßlicher, es gibt blumige Akkorde und schließlich sind es die Vanillebeats, die der Menge einheizen. Sie wärmen die Stimmung weiter, wärmen die Haut. Und das Publikum ruft Da capo und Layton schmettert ihm eines ums andere. Er spielt nun schon neun Stunden – oder so. Langsam schwinden der Menge die Kräfte. Layton aber kann immer noch. Nach mehr als 14 Stunden haben sich die Kehlen heiser gesungen. Langsam geht die digitale Pyroshow auf der Bühne aus und es wird dunkel im Stadion. Micdrop.

Nein, Layton ist kein Duft wie ein Jazzkonzert. Wo du an deinem Wein nippst, während du bei geschlossenen Augen einem Bass- oder Saxofonsolo lauschst. Er ist Stadionrock. Laut und ein bisschen vordergründig. Melodisch manchmal so simpel wie ein Kinderlied, aber gerade das macht so wahnsinnig viel Laune, selbst wenn wir erwachsen sind. Layton ist großartiger, ungemein gut gemachter Stadionrock. Und er brennt eine ordentliche Show ab, du kriegst was für dein Geld: Sillage und Haltbarkeit sind wirklich top.

Ist Layton deswegen korrumpiert? Ist Layton deswegen langweilig? Ist Layton deswegen uninspiriert? Das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, aber nicht nur. Ich finde es snobistisch, Layton als Crowpleaser abzutun, dem es an Eigenständigkeit fehlt. Ja, er hat dieses extreme Erfolgsgen. Aber die DNA dieses Duftes hat auf jeden Fall etwas Eigenständiges, das ich so auch nicht kenne. Und er hält sehr lange durch.

Fazit: ich finde, der steht zurecht schon so lange und weit oben in den Parfumo-Charts. Ein sympathischer Popstar, der was auf dem Kasten hat. Einer, dem die Herzen des Publikums zufliegen. Einer, den du eigentlich das ganze Jahr auf deiner Playlist haben kannst. Ja, er ist Mainstream, aber er ist verdammt guter Mainstream.

PS: Wer mich nach meinen Lieblingsbands fragen würde, bekäme die Antwort: Joy Division, The Cure, Timber Timbre. Ich mag es eine kleine Spur dunkler, aber mir macht Stadionrock auch großen Spaß.
8 Antworten
Alexxx vor 4 Jahren 10 5
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
5.5
Duft
Vom Sitzen in der Tinte
Zugegeben. Die Menscheitsgeschichte, wie wir sie kennen, sähe ohne Tinte komplett anders aus. Und nicht wenige Meisterwerke von Menschenhand wurden mit ihrer Hilfe erschaffen. Denken wir an den jungen Shakespeare, wie er etwa um 1595 herum Romeo und Julia geschrieben haben wird. Denken wir an den jungen Goethe, wie er die Leiden des jungen Werthers verfasste und damit einen der erfolgreichsten Romane der Literaturgeschichte. Denken wir an die vielen, vielen Jahrhunderte Geschichte, Literatur, aber auch Korrespondenz des täglichen Lebens, die ohne Tinte so nicht möglich gewesen wären. Tinte war immer ein wichtiges Mittel, um Worte, Gedanken, Visionen, Revolutionen, aber auch nackte Zahlen, Urkunden, Paragraphen, Todesurteile und dergleichen zu Papier zu bringen. Und sogar in unsere Gegenwart reicht sie rein, begleitet uns noch in Form von Tintenstrahldruckern und ist präsenter, als man glauben möchte. Ja, Tinte war und ist wichtig. So richtig angenehm war sie dabei jedoch nie.

Schon im 14. Jahrhundert machte sich die Redensart breit, in der Tinte zu stecken. Was so viel bedeutet, wie ganz schön in der Klemme zu sitzen oder etwa auch: jetzt ganz schön gelitten zu haben. Oder auch: den Zonk bzw. die Arschkarte gezogen zu haben. Jedem, dessen Herz für Sprache und Literatur so heftig schlägt wie meines, kann ich nur das schöne Wörterbuch der sprichwörtlichen Redensarten von Lutz Röhrich empfehlen, da kann man allerlei Schätzchen zutage fördern, alles etymologisch zum Teil sehr amüsant belegt. Röhrich schreibt über die Redensart: Tinte als dunkle, schmutzige Flüssigkeit steht (…) parallel mit den gleichbedeutenden Worten "Brühe", "Patsche", "Sauce" usw.

Kurz gesagt, die Konnotationen von Tinte sind nicht unbedingt die schönsten. Auch ich verbinde mit Tinte in erster Linie an mir zu Geburtstagen geschenkte, ewig in meinem Mäppchen bzw. Rucksack auslaufende Parkinson- bzw. Montblanc-Füller, mit denen ich als Schüler so lang rumhantierte, bis ich irgendwann zum Kuli griff. Wenn auch längst nicht so stilvoll, war es doch wesentlich cooler und brachte einen entscheidenden Vorteil: Ich konnte damit auch viel schneller schreiben.

ABER – all dessen ungeachtet öffnete ich, es war im Jahr 2010, ein mit Encre Noire beschriftetes Gläschen Tinte. Und ich geriet – natürlich – sofort in selbige. Ein intensiver, tiefdunkler Vetivernebel zog schlagartig auf, der nach der ganzen morbiden Finsternis der Erde roch. Etwa so, als wären Heerscharen von Orks dem Erdreich emporgestiegen. Und doch, von dieser Bedrohung einmal abgesehen, blieb mir zu konstatieren: Ein ähnlicher Duft wie Tinte war hier getroffen.

Eine weitere Entwicklung, abgesehen von der Vetiverpenetranz, blieb leider nicht zu verzeichnen. Ob nun mit oder ohne Assoziationen, die mich zurück an die Schulbank versetzten, musste ich leider registrieren, dass ich ziemliche Kopfschmerzen bekam. Ein paar Tage später gab ich der Tinte noch mal eine zweite Chance, doch erneut: Vetiverhammer = Kopfschmerzen.

Ansonsten bilden der gewählte Name des Dufts, sein Flakon und nicht zuletzt dessen Inhalt ein stimmiges Vermarktungskonzept. Eines, das zu einem, für Nischenverhältnisse, attraktivem Preis zu haben ist. Wer bei diesem Vetivertrip seinen Spaß hat, dem sei er von Herzen gegönnt. Allen anderen wünsche ich, dass sie einen Weg aus der Tinte finden mögen. Vielleicht hilft ja das gute alte Löschpapier?
5 Antworten
Alexxx vor 4 Jahren 18 8
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
6.5
Duft
They tried to make me go to Rehab – and I said no, no, no
Amy Winehouse möge es mir aus den himmlischen Sphären heraus verzeihen, dass ihr großartiger Song als Headline meines schnöden Kommentars herhalten muss. Aber ich bin nun mal ein Freund davon, Dinge möglichst auf den Punkt zu bringen und viel verknappte Wahrheit steckt für mich in dieser, ihrer Zeile.

Initios "Rehab" wird im Netz ja ziemlich gehhypt. An einem Hype ist ja auch grundsätzlich nichts verkehrt und das ebenfalls von Initio stammende "Oud for Greatness" halte ich für einen wirklich grandiosen Duft. Auch die Zutatenliste von "Rehab" klang vielversprechend, die Voraussetzungen waren also gut und ich hätte mich da gerne der Masse angeschlossen, muss aber leider sagen: nein. Beziehungsweise no, no, no.

Mich erinnert Initio an ehemalige Nachbarn. Genauer gesagt, an deren Hund. Sie hatten einen dieser kleinen Kläffer, die einfach alles auf der Welt anbellen: vorbeifahrende Busse, Fahrradfahrer, Fußgänger, Straßenlaternen, die Sonne, den Mond, den Himmel, Feinstaub. Meine durchaus tierlieben Charakterzüge wurden dabei stark auf die Probe gestellt – durch dieses ewige, laute, penetrante, nicht enden wollende Gekläffe. Und so geht es mir auch mit Rehab:

Er eröffnet laut, ähnlich süßgewürzt krachend wie Spicebomb Extreme. Wird dann zwar viel weicher und cremiger, hat aber dennoch auf meiner Haut stets eine Unruhe. Der verläuft nicht, der pocht irgendwie die ganze Zeit. Und weil der am Flakon tatsächlich sehr lecker duftet, habe ich mir diesen Drydown auf meiner Haut drei Mal gegeben. Das dritte Mal, bei ziemlicher Hitze, kam ich noch am ehesten mit ihm klar. Da kam dann ein bisschen Erinnerung an den feinen Pfeifentabak von Tom Fords "Tobacco Vanille" auf ...

Aber unterm Strich hat Initio für mich etwas penetrant Nerviges. Ich würde das als eine synthetische Süße beschreiben wollen. Und dieser kläffend-süße Duftakkord bereitet mir mit der Zeit Kopfschmerzen. Sicher auch bedingt durch zwei äußerst positive Eigenschaften von Rehab: Die Sillage ist sehr stark, die Haltbarkeit ziemlich gut. Schade, aber es gibt sie nun mal, die Dinge, die nicht gut miteinander zusammen gehen.

Bei dem kleinen Kläffer bin ich standhaft geblieben. Bei Rehab musste eine radilake Lösung her: Raus aus der Wohnung mit dir, Bello.

8 Antworten
6 - 10 von 23