Alliage

Alliage

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11 - 15 von 20
Alliage vor 1 Jahr 12 7
8
Flakon
7
Haltbarkeit
10
Duft
Tante Trudi … oder einfach mal die Klappe halten

Meine Tante Trudi meinte schon immer, eine große Dame zu sein. Sie war ein Kriegskind/Jugendliche aus ärmlichen Verhältnissen. Sie hatte viel Tragisches erlebt. Den Krieg, ihre früh verstorbene Mutter und schnell ersetzte kaltherzige Stiefmutter … Immer gut frisiert, immer gut gekleidet, die Wohnung wie eine Puppenstube (unangemeldet brauchte man keineswegs bei ihr antanzen). Große Klappe – hinter der sie ihr möglicherweise großes Herz versteckte. Sie nahm mich als Kind nie in den Arm (als Erwachsene ebensowenig), sondern reckte mir zur Begrüßung und zum Abschied stets distanziert ihre Wange entgegen und verströmte immer den seifig-feinen Duft der Sauberfrau. Dem Weißwein zugetan wurde die Klappe bei Familienfeiern größer und größer – regelrecht verletzend. Bei einem Besuch gab es für mich als Kind – bezeichnenderweise – immer eine Zartbitterschokolade (iiiiihhhh) mit einem 5 DM-Schein verpackt in einer Serviette.
Madame Rochas lässt mich durch diese Assoziationen regelmäßig strammstehen. Orangenblüte, Geißblatt und Neroli lassen den Duft seifig eröffnen. Rose-, Ylang und Iris tragen blumig/pudrig selbstbewusst durch den Lauf, bis dann der holzig warme – etwas distanzierte – Ausgang das Schlusslicht bildet. Der Duft ist für mich ein chypre-feiner Blumenduft, der mit seiner Seifigkeit und seinem holzig-warmen Ausklang ein Sinnbild ist für die Sauberfrau mit tiefer Vergangenheit. Etwas Wärme strahlt er dennoch letztenendes aus. Das kalte Herz, welches sich nicht wirklich wieder aufwärmen lässt …
Trotz aller Widersprüche liebe ich diesen Duft – und vielleicht im tiefsten Inneren auch Tante Trudi ...
7 Antworten
Alliage vor 1 Jahr 15 11
9
Flakon
5
Haltbarkeit
9
Duft
Pink Grapefruit in grünem Mantel

Roma – ti voglio bene - Roma war schon im Erscheinungsjahr der gefühlte Signatur-Duft einer ganzen Generation … ach, was rede ich … generationenübergreifend. Er passte in jedes Alter, in jede Jahreszeit, zu jeder Gelegenheit. Aber iiiiiiiiirgendwie hab ich den Duft – so vom Marketing her – bis heute nicht so wirklich verstanden: Italien – versteinerte Säulen – Romantik – Marmor als Verpackung …Ich verbinde Italien eher mit Kräutern, die man schön in Düften platzieren kann: Rosmarin, Basilikum – in Verbindung mit den wunderbaren italienischen Zitronen.
Für mich war Roma von Anfang an rassig, fröhlich, spritzig, cool. Ich sehe mich in Spanien oder auch in Südamerika. Mit einem Cocktail – dominiert von Grapefruit-Saft und Minze. Viel Eis und gute Laune. Die Lässigkeit von Tobago oder Jamaika.
Die Johannisbeeren (Johannisbeeren??????), die Nelken und die Maiglöckchen rieche ich bis heute nicht raus (gut so). Roma ist für mich eine Explosion an grapefruit-bitterer Fruchtigkeit mit dem Extra-Kick Minze als Erfrischer – Rose/Jasmin gibt etwas Blümeligkeit und dann beruhigt es sich und es wird zum Schluss noch warm vanillig-moschussig. Animalik kann ich nicht mehr erkennen.
Die Farbe des Duftes stimmt – wie die Faust aufs Auge. Der total unpassende – aber dennoch wunderschöne!!! - Flakon müsste meinem gusto nach irgendwie fröhlicher sein, statt so trostlos versteinert und die Verpackung bräuchte noch etwas Grün statt Marmor. Er könnte auch Tobago oder Jamaika heißen. Dann wäre ich d’accordo.
Die Laura hat anscheinend alles richtig gemacht – auch wenn ich meckere. Der Duft bleibt für mich dennoch unvergleichlich einzigartig wunderschön.
11 Antworten
Alliage vor 1 Jahr 12 5
9
Flakon
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
"Der tut nix" ...
„Ja wo isser denn“ ? „Ja komm wacker“ … mit gefletschten Zähnen rennt Coriandre auf dich zu. Er hält Abstand. Aggressiv hechelt er dir seine Aldehyde und Koriander entgegen. Gar nicht so lieb, wie er ausschaut, so in seinem smaragd-grünen Mäntelchen. Du bist verunsichert von seinem forschen Auftreten, doch lässt dir nichts anmerken. Du darfst jetzt keine Angst zeigen – sei offen. Abwarten ist die Devise. Mit angelegten Ohren hält er weiterhin Abstand. Er beäugt dich und traut sich langsam näher an dich heran. Sein frisch-gewaschenes Fell verströmt diese zunächst widersprüchliche, angenehm freundliche blumige Aura. Iris, Rose, Jasmin ... und etwas Exotik. Du erahnst den Frühling, obwohl es tiefster Winter ist. "Werden wir noch Freunde"? Zumindest etwas Respekt könnte man doch erwarten. Sein wohlig blumig duftendes Fell lässt dich entspannen und standhaft bleiben. Coriandre nähert sich weiter an dich heran. Jetzt erreicht dich auch der moosig-erdige Duft - der von den Pfoten her auszugehen scheint - welcher vermuten lässt, welchen Weg er schon zurückgelegt hat in dieser tollen Natur. Nun wird auch er etwas entspannter. Du reichst ihm deine Hand und er belohnt diese Geste mit Freundlichkeit. Seine doch vorhandene Animalik und altersbedingte Holzigkeit wedelt er dir nun freundlich und zugewandt entgegen. „Der tut nix“ ruft Herrchen von ganz fern …
5 Antworten
Alliage vor 1 Jahr 11 4
9
Flakon
8
Haltbarkeit
10
Duft
Jenseits von Afrika – ein Spaziergang durch die Westruper Heide

Wer bei dem Titel schon wegdöst - bitte zum letzten Absatz runterscrollen ...

„Fahren wir heute nach Afrika?“ Ich wusste, dass ich die Bagage hiermit zu einem Spaziergang motivieren kann. JAAA! Es geht in die Westruper Heide. Ein Naturschutzgebiet in Haltern am See. Ich habe sie „Afrika“ getauft, weil sie mich an eine weitläufige afrikanische Savanne erinnert. Sandboden – teils moosbewachsen, es gibt riesige Wacholderbüsche und Kiefern, umsäumt von Buchen und Eichen. Es grasen weder Zebras noch Elefanten oder Büffel – aber mit etwas Glück kann man schon mal eine Heidschnuckenherde/Schafsherde beobachten, die es sich in der Heide gemütlich macht. Im Sommer blüht das Heidekraut in kräftigem Lila – gleich einem riesigen Lavendelfeld. Einfach unbeschreiblich schöne Natur. Es ist friedlich, weitläufig … die Kinder können rennen, soweit die Füße tragen - auf skurril verwachsene Bäume klettern. Die riesigen Wacholderbüsche bilden zum Teil mystisch anmutende Höhlen, in die man sich verkriechen kann. Die Erwachsenen stibitzen derweil hier und da ein paar Wacholderbeeren aus den stacheligen Büschen und quetschen sie zwischen den Fingern – "Es duftet nach Gin" – ist die einstimmige Assoziation. Wohlig und natürlich.
Nach dem ausgedehnten Spaziergang geht es zum „Jupp unner de Böcken“. Ein großes Holz-Blockhaus inmitten von Buchen. Die Gastronomie findet auch im Winter größtenteils draußen statt. Liebevoll dekorierte rustikale Holztische und Bänke laden ein zum Verweilen neben schönen offenen Feuerstellen. Wir pellen uns ein paar großzügig bereitgestellte Mandarinen und haben noch immer den Duft der gequetschten Wacholderbeeren an den Fingern. Die Bedienung huscht schüchtern durch die Reihen - duftet dezent blumig nach Geißblatt - oder ist es Mimose? - und etwas deutlicher nach Lavendel. Der Herr am Nebentisch wirkt etwas distanziert … sein erdiger Patchouli-Duft vermischt sich gut mit dem Moos aus der Heide, welches er gut sichtbar noch unter den Schuhen mit sich trägt.

Ein Tag neigt sich dem Ende ... es war ein schöner Tag ... und es wird noch viele schöne Tage geben in der Westruper Heide.

Ich hoffe ich konnte euch mitnehmen auf einen Spaziergang voller Natur, Wohlbefinden und Ausgelassenheit.

Zusammengefasst ist der Duft Gin-lavendelig. Für mich sehr natürlich. Die Mandarine gibt etwas Spritzigkeit und macht den Duft sofort leicht und fröhlich. Blumige Noten bringen minimal Süße - bevor es doch an erdig-moosiger Basis gewinnt. Aquatik habe ich mir hier irgendwie einreden lassen und rieche sie jetzt - aber bei der Note befinde ich mich kurzzeitig in den tiefenentspannten Niederlanden mit den Füßen in der Nordsee.

Wieder ein wunderbarer Duft des Hauses Molinard.
4 Antworten
Alliage vor 1 Jahr 27 13
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
ER sucht dich …
Mitsouko ist ein melancholischer und dunkler Duft, der seine Träger*innen sucht. Er sucht Geborgenheit und Liebe, Zuneigung und Verständnis. Er denkt, er sei schwach und ist doch so inspirierend und stark. Er ist die Mutter, die sich immer Sorgen macht und an sich zweifelt – der Partner, der immer meint, zu wenig Liebe geben zu können, der Arbeiter, auf den man immer zählen kann und der doch bei jedem so seltenen Krankenschein ein schlechtes Gewissen hat – ach, ich liebe ihn. In seiner Verletzlichkeit.
Der Duft ist eigentlich von vorne bis hinten dunkel. Die zitrische und heitere Jasmin/Rosen-Kopfnote verfliegt so schnell – Sorgen machen sich breit – der Kuller-Pfirsich gibt etwas Trost ... albern und beschwipst – Gewürze schaffen eine friedliche und doch trügerische Atmosphäre – Moos und Vetiver geben maskuline Stärke – die Stärke, nach der er sich sehnt - die ihm wohlwollend unter die Arme greift …
Mitsouko ist nicht für „Jedermann“ geschaffen. Er ist stark und fühlt sich doch so schwach. Nur, wer ihn liebt, erkennt seinen wahren Charakter. Nur Freunde werden ihn verstehen … Ich liebe und verstehe ihn ... Wir sind Freunde fürs Leben ...
13 Antworten
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